Aufnehmen, jetzt mal richtig

Erstmal vielen Dank an @Peter für die Antwort.

Die Aufnahmen von Peter mit dem Oktava gefallen mir ganz gut, hat aber jemand einen Vergleich mit dem Neumann KM 184? Hört man hier einen Unterschied, oder gibt man nur mehr Geld aus?

Das eigentliche Anliegen meiner Frage ist folgendes:

Ich möchte gerne zu einer Videoaufnahme einen vernünftigen Ton haben. Bisher habe ich dazu die OKM II Pop AV genutzt, die direkt an die Videokamera angeschlossen werden können (alles mit Mini-Klinke). Für normale Lautstärkepegel klappt das auch ausgezeichnet, Klavieraufnahmen sind allerdings übersteuert. Von OKM gibt es dann noch die Ausführung "R", diese sind dann um 20 dB unempfindlicher als die "Klassik"-Ausführung, allerdings kommt dann am Recorder nichts mehr an, oder man muss so sehr verstärken, dass die Aufnahme rauscht.
Der Videorecorder (Panasonic HDC-SD909) hat leider keinen Line-in Eingang, sondern nur einen Mikrofoneingang, so dass also nur steckergespeiste Mikrofone genutzt werden können.

Hat Jemand eine Idee, wie man ein vernünftiges Mikrofonsignal in die Kamera bekommt? Oder bleibt nur der Umweg, über das Videoschnittprogramm eine zweite, extern aufgenommene Audiospur einzufügen? Die muss dann natürlich synchronisiert werden.

Gruß,
Tastensucher

Noch als Nachtrag:

Ich habe mir etliche Beiträge durchgelesen, am besten trifft der Beitrag von @jensen1 vom 05.02.2012 mein Anliegen. Zwischenzeitlich sind aber 4 Jahre vergangen. Vielleicht gibt es da doch schon etwas.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erstmal vielen Dank an @Peter für die Antwort.

Die Aufnahmen von Peter mit dem Oktava gefallen mir ganz gut, hat aber jemand einen Vergleich mit dem Neumann KM 184? Hört man hier einen Unterschied, oder gibt man nur mehr Geld aus?
Meiner Meinung nach reichen die Oktava (oder andere in dieser Preisklasse) vollkommen aus, um gescheit aufzunehmen. Der Unterschied zu höherpreisigen Mikros* ist marginal und kommt erst in Verbindung mit anderen Faktoren wie z.B. Raumakustik richtig zur Geltung. Generell finde ich eine gute Position der Mikros und auch die Anzahl viel wichtiger als die Mikros selbst.

Und wie Jensen (habe mir den Beitrag auch noch mal durchgelesen) auch geschrieben hat, ist die nachträglich Synchronisation eigentlich nicht viel Arbeit. Ich würde bei Instrumentaufnahmen Audio und Video immer trennen.

"Stationäre" Idee:
Mikros über Audiointerface aufnehmen und das Signal (z.B. Monitorsignal) per Line-in in die Kamera leiten (wenn vorhanden). Mit einem mobilen Rekorder sollte das auch gehen, wenn ein entsprechender Ausgang vorhanden ist. Dann wäre das Ganze mobil. Ob Zoom-Rekorder/Co so was haben, weiß ich nicht.

Bitte mal @Marlene um Aufnahmebeispiele. Sie hat solche 1000-€-Neumänner, nutzt mobile Rekorder und hat schon reichlich getestet.
 
Wenn Marlene sich für die Neumänner entschieden hat, hat das auch nachvollziehbare Gründe. Sie selbst hat einen Unterschied festgestellt, und außerdem ist bei ihr neben den konzerterfahrenen Spieler/innen und dem Spitzen-Instrument das Mikrofon schwächste Glied. Das ist ja nicht bei jedem, der zu Haus aufnehmen möchte so.

Gruß
Manfred
 
Wenn Marlene sich für die Neumänner entschieden hat, hat das auch nachvollziehbare Gründe.
Diese lagen aber in erster Linie nicht an der Klang-Qualität der Oktavas sondern an zu schweren Klammern, Misstrauen gegenüber den Dingern und einem Super-Angebot für gebrauchte Neumänner. ;-)

Es gibt auf YT ausreichend Aufnahmebeispiele für alle möglichen Mikros/Setups. Da kann man gut selbst entscheiden, ob man überhaupt Unterschiede hört und wenn ja welche und wodurch die überhaupt entstehen.
 
"Stationäre" Idee:
Mikros über Audiointerface aufnehmen und das Signal (z.B. Monitorsignal) per Line-in in die Kamera leiten (wenn vorhanden). Mit einem mobilen Rekorder sollte das auch gehen, wenn ein entsprechender Ausgang vorhanden ist. Dann wäre das Ganze mobil. Ob Zoom-Rekorder/Co so was haben, weiß ich nicht.
Das kann man getrost vergessen, Videokameras bzw. Fotoapparate haben nur einen Mikrofoneingang, dort das Ausgangssignal eines Audiorecorders einzuspeisen, führt nicht zum Erfolg.

Du schreibst, dass neben der Positionierung auch die Anzahl der Mikrofone von Bedeutung ist. Bisher habe ich immer nur stereo (also zwei Mikrofone in stereo-Anordnung) aufgenommen. Was würde Deiner Meinung nach den Ton verbessern? Die meisten Beispiele beschränken sich auch immer auf zwei Mikrofone.



http://www.soundcheck.de/8366.0.htm...]=8346&cHash=96538cd80edf9db3df57fb5e40381a07
 
Videokameras bzw. Fotoapparate haben nur einen Mikrofoneingang
Ok, das wusste ich nicht. Dann war das eine sch... Idee. :-)

Was würde Deiner Meinung nach den Ton verbessern?
Pauschal kann man das gar nicht sagen, weil jeder Raum und jedes Instrument verschieden sind.

Ein Beispiel bei mir:
Ich habe mit dem Handy das Videosignal aufgenommen, mit den Oktavas nahe an den Saiten / Hammerköpfen das Audiosignal, also mit wenig oder gar keinem Raumklang. Das Audiosignal des Handys (Sony Xperia Z3) ist aber für so ein kleines Teil auch recht gut. also habe ich dieses Signal ebenfalls minimal beigemischt. So wurde die Aufnahme viel identischer im Bezug auf den Klang vor Ort. So eine Lösung finde ich besser als nachträglich künstlichen Hall zu erzeugen.
Man könnte also z.B. 6 Mikros nehmen:
2 Direkt über den Saiten, 2 ca. einen bis Meter weit weg, 2 am Ende des Raumes. Diese drei Stereosignale mischt man dann am Ende so zusammen, dass das Ergebnis ähnlich wie in dem Raum selbst klingt.

Auch dafür gibt es Besipiele auf YT



In einem Video, was ich leider nicht finde, wird sehe gut an einem praktischen Beispiel erklärt, wie der Tontechniker die Mikros und deren Position an den Raum (Flügel in einem Wohnzimmer) anpasst. Am Ende hat er 6 oder 7 Mikros verwendet.
Seine wichtigste Aussage: Das ist in jedem Raum und bei jedem Instrument völlig verschieden. Es gibt nicht DAS Mikro und nicht DIE richtige Positionierung.
Auch kommt es darauf an, wie die Aufnahme überhaupt klingen soll. Ich z.B. will den Raumhall bei mir nicht oder nur marginal mit aufnehmen, weil es zu sehr hallt. Marlene dagegen nimmt mehr Raum mit auf, weil ihr Raum auch völlig anders beschaffen ist. Sehr gut finde ich auch die Aufnahmen von Joh. Er positioniert wieder völlig anders. Klaviermacher stellt in manchen seiner Aufnahmen einfach die Mikros unter den Flügel und richtet sie auf den Reso mit gutem Ergebnis. Bei mir klappt das nicht so gut (eine meiner Einspielungen ist so gemacht). Andere Beispiele für verschiedene Aufnahmen findest Du im "Workshop Vorspielen und aufnehmen".
Lotusblume richtet ein einziges Stereomikro entsprechend dem Raus aus (sie macht verschiedene Testaufnahmen (Mobilrecorder) und entscheidet sich dann für eine Position). Auch das zeigt sehr gute Ergebnisse.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dank an @Peter für die umfassende Antwort.

Da gibt es erstmal einiges zu lesen und zu hören. Die Aufnahmebeispiele von Marlene habe ich mir zum Teil schon angehört, und komme für mich zu der Erkenntnis, es muss nicht alles "High End" sein. Für mein Spielniveau würde wahrscheinlich ein Diktiergerät ausreichen und an meine Ohren gelangen Töne aus einem RFT-Lautsprecher (aber die besten, die es damals gab :super:). Ich probiere erstmal weiter mit den OKM und werde noch ein paar Aufnahmepositionen ausprobieren. Anregungen habe ich ja nun erhalten.

Die Ausstattung des Raumes spielt ja auch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Hörbeispiele hier:

http://hofa-akustik.de/hoerbeispiele/

Gruß,
Tastensucher
 
Wie verhält sich eigentlich das Thema "Raumakustik" zum Thema Aufnahme? Bei uns ist es so, dass wir einen 180er Flügel in einem 19qm-Wohnzimmer haben und keine Probleme mit der Raumakustik, kein Klirren oder ähnliches. Natürlich ist es aber auch so, dass der Raum für die optimale Klangentfaltung unterdimensioniert ist. Ich spiele mit dem Gedanken, zu "Dokumentationszwecken" ein bisschen in Aufnahmetechnik zu investieren - vermutlich aus der Produktkategorie "mittlere Qualität" - aber bin mir unsicher, ob da etwas gutes bei herauskommen kann bei den Standortbedingungen.

Ist die Aufnahmequalität sehr stark abhängig von der Raumakustik oder wird das Problem dadurch abgemildert, dass die Mikrofone ohnehin sehr nah am Flügel positioniert werden?
 
Wie verhält sich eigentlich das Thema "Raumakustik" zum Thema Aufnahme? Bei uns ist es so, dass wir einen 180er Flügel in einem 19qm-Wohnzimmer haben und keine Probleme mit der Raumakustik, kein Klirren oder ähnliches. Natürlich ist es aber auch so, dass der Raum für die optimale Klangentfaltung unterdimensioniert ist. Ich spiele mit dem Gedanken, zu "Dokumentationszwecken" ein bisschen in Aufnahmetechnik zu investieren - vermutlich aus der Produktkategorie "mittlere Qualität" - aber bin mir unsicher, ob da etwas gutes bei herauskommen kann bei den Standortbedingungen.

Ist die Aufnahmequalität sehr stark abhängig von der Raumakustik oder wird das Problem dadurch abgemildert, dass die Mikrofone ohnehin sehr nah am Flügel positioniert werden?
ich habe ähnliche Verhältnisse. Hast Du schon mal versucht, die Tür weit geöffnet zu lassen und die Vorhänge vollständig zu zu ziehen? Das hat bei mir eine deutliche Verbesserung der Raumakustik gebracht.
Natürlich wird der Einfluss des Raumes umso geringer, je näher das Mikrofon am Flügel steht. Allerdings klingt das ganze dann irgendwie unnatürlich.
 
ich habe ähnliche Verhältnisse. Hast Du schon mal versucht, die Tür weit geöffnet zu lassen und die Vorhänge vollständig zu zu ziehen? Das hat bei mir eine deutliche Verbesserung der Raumakustik gebracht.
Natürlich wird der Einfluss des Raumes umso geringer, je näher das Mikrofon am Flügel steht. Allerdings klingt das ganze dann irgendwie unnatürlich.

Wir haben nur dünne Schiebegardinen, da ist vermutlich kein allzu großer Effekt zu erwarten, aber ich versuche es mal. Für den Spieler ist die Akustik auch sehr angenehm, aber wenn er offen gespielt wird - was bei Aufnahmen ja eigentlich immer der Fall ist? -, dann ist der Schalldruck für den Zuhörer natürlich schon beträchtlich bei der kleinen Ausbreitungsfläche.. und ich spiele noch lange nichts im fff ;-)

Früher hatte ich ein einfaches Klavier in einem noch kleineren Raum und habe das mit einem einfachen Zoom-Handrekorder aufgenommen. Das Resultat war annehmbar zur Überprüfung des eigenen Spiels, aber hat schon geklirrt in den höheren Lagen. Wenn ich meinen Flügel aufnehmen würde, hätte ich schon höhere Erwartungen und einfach auf gut Glück zu bestellen und bei Nicht-Gefallen alles auf Basis des Rückgaberechts zurückzuschicken widerstrebt meinem Anstandsgefühl.
 

Eine grundsätzliche Vorgehensweise bei der Flügelaufnahme ist folgende:

(Wirklich stark verkürzt. Zu dem Thema sind ganze Studienarbeiten, Abhandlungen, Wettbewerbe von Tontechnikern, etc. gemacht worden)

Zunächst wird unterschieden zwischen einer Flügelaufnahme und einer Flügelabnahme. Eine Abnahme ist immer dann der Fall, wenn das Signal verstärkt werden soll, z.B. durch eine PA-Anlage auf der Bühne bei einem Live-Konzert.

Das Vorgehen bei der Mikrofonierung einer Aufnahme eines Flügels wird durch folgende Faktoren maßgeblich bestimmt:

1.) Raumakustik
2.) Repertoire (also eher Klassik oder Jazz, Pop, Rock)
3.) Das Instrument selber mit seinen Eigenschaften
4.) Solo oder Teil einer Gruppe/Ensemble
5.) Ziel der Aufnahme ( gute Ortbarkeit, Stereobild, Räumlichkeit, etc.)

zu 1.) Ist die Raumakustik schlecht muss man mit den Mikrofonen näher ans Instrument. (< 0,5m bis ins Instrument hinein). Ist die Raumakustik gut kann man weiter weg und die Mikros höher aufstellen. ( ab 1m bis 3m und auf ca. 1,60 bis 2,50 in der Höhe). Zu den Maßen gibt es eine Faustformel in der die Raumgröße und Nachhallzeit eingeht. Der Hallradius ergibt sich aus 0,057 x Wurzel (Raumvolumen/Nachhallzeit). Weitere Faustformeln zur Abschätzung der Nachhallzeit kann man googeln.
Der Hallradius ist nützlich, da er den Anhaltspunkt angibt ab dem der Diffusschall gegenüber dem Direktschall überwiegt.

2.) Jazz, Pop, Rock werden meistens sehr direkt am Instrument aufgenommen, da man den percussiven, direkten Klang wünscht. Bei Klassik ist eher gewünscht den Raumklang mehr einzubeziehen und es etwas weicher einzufangen. In der Klassik sollte der Flügel nicht als Punktschallquelle durch eine sehr nahe Mikrofonierung aufgenommen werden. Natürlich nur dann, wenn nicht andere Faktoren das zunichte machen. Es wird ein schlechteres Ergebnis bringen eine miserable Raumakustik einzufangen, als notgedrungen doch sehr nah zu mikrofonieren, und ggfs. in der Nachbearbeitung ein wenig Reverb hinzuzufügen. Hier hilft Erfahrung. Bitte in der Nachbearbeitung keine Kompressoren nutzen. Klaviersignale vertragen meistens keine Kompressoren und es kommt Klangsuppe heraus. In der Nachbearbeitung eines Klaviersignals sind EQs, Reverb und das Verschieben der Stereobasis erlaubt. Alles andere macht mehr kaputt als das es hilft.

3.) Flügel haben ihr Eigenleben. Einen Steinway D kann man sehr gut als Tail-End im Studio aufnehmen. D.h. ich kann ans Ende des Flügels die Mikros aufstellen, und in Längsrichtung ins Instrument zeigen lassen. Bei einem Yamaha würde ich das nicht machen. Hier heißt es ausprobieren. Eine einfache Methode ist während jemand spielt langsam um das Instrument zu laufen (auch mal in die Knie gehen) und zuhören. Dort wo es sich gut anhört und den eigenen Geschmack trifft, ist wahrscheinlich ein Sweet-Spot. Also warum nicht genau dort die Mikros aufstellen.

4.) Ist es ein Solo-Konzert, so steht der Flügel im Zentrum des Geschehens. Das muss sich in der Aufnahme wiederfinden. Das ist aber recht einfach. Schwierig ist es einen Flügel in ein Ensemble zu integrieren. Er darf meistens nicht zu stark dominieren, aber doch präsent sein. Hier gilt es per Pegelmischung und Panning (also Positionierung der Flügelsignale in die Stereomischung) das Instrument abzubilden. Hier gilt es ausprobieren. Am besten offline zuhause am Rechner und nicht vor Ort.

5.) Mikrofonaufstellung: der absolute Allrounder ist die AB Mikrofonierung. Egal ob nah beieinander oder weit entfernt. Egal ob AB direkt über den Saiten oder AB in 1 bis 2 Meter Entfernung und im Abstand zueinander von 20 bis 50cm. Bei Aufstellung im Instrument gibt es eine Faustregel. Die beiden Mikros sollten mindestens 3 mal so weit voneinander entfernt sein, wie der Abstand des Mikros von den Saiten ist. Dabei eins in Richtung des Diskant, das andere hin zu den Basssaiten. Beachte: nicht die Saiten klingen, sondern der Resonanzboden, daher kann es sinnvoll sein mal ein Mikro direkt auf ein Schallloch zu richten. Ansonsten Kopf unter den Deckel stecken und mit den Ohren den Sweet-Spot suchen.

Eine andere Form ist die XY-Mikrofonierung. Kann man bei Jazz sehr gut direkt auf die Saiten in der Nähe der Hämmer anwenden. Ergibt eine gute Stereoabbildung mit einem sehr direktem Klangbild. XY außerhalb des Flügels ergibt auch eine gute Räumlichkeit und der Einbezug der Raumakustik ist grösser als bei AB, bei gleicher Entfernung zum Flügel.

Ist die Raumakustik hervorragend, es sind keine störenden Umgebungsgeräusche vorhanden und evtl. noch dazu ein kleines Ensemble dabei, dann ist ORTF eine gute Wahl. Bei guten äußeren Bedingungen ist ORTF so was von einfach anzuwenden und ergibt sehr gute Ergebnisse.

Noch ein Tipp: Das Phänomen Signalauslöschungen durch Phasenverschiebungen kann ärgerlich sein, wenn man das Problem erst nach der Aufnahme erkennt. Das bedeutet, wenn man mit 2 Mikrofonen aufnimmt, kann es sein, das ein und der selbe Ton von beiden Mikros so phasenverschoben aufgenommen wird, das plötzlich ein Ton leiser als die anderen sind. Kritisch durch die längere Wellenlänge ist der Bass. Falls die Aufnahme zu wenig Bass hat, könnte es an der Phasenauslöschung liegen. Ein Mikro um wenige Zentimeter verschieben kann das Problem lösen. Hier kann eine Probeaufnahme mit einer sauber, sehr gleichmässig gespielten chromatischen Tonleiter Probleme aufdecken. Merkt man es erst nach der Aufnahme, so kann man versuchen in einem Audiobearbeitungsprogramm einen Kanal zu invertieren, also die Phase um 180 Grad zu drehen. Wenn man Glück hat ist der Bass plötzlich wieder in seiner erwarteten Lautstärke da. Die gewollte Phasenumkehr ist für höhere Frequenzen unkritisch und wird nicht wahrgenommen.

Tipp Nr. 2: Bei einem Flügel bitte nie Mikrofone direkt auf den geöffneten Deckel richten, sondern immer auf die Saiten zielen. Auf der sicheren Seite ist man, wenn die Mikrofone höher als die obere Kante des Deckel stehen und die Längsachse der Mikrofone parallel zum Deckel liegt (salopp ausgedrückt: die Mikros stehen genauso schräg wie der Deckel). Der sogenannte Kammfiltereffekt kann die ganze Aufnahme unsauber klingen lassen. Auch hier hat man mit Überlagerungen von Direktschall und Reflexionen vom Deckel zu tun, die einem die Aufnahme sehr verunstalten kann.

Tipp Nr. 3: Den Aufnahmepegel eher konservativ wählen. Die lautesten Spitzen sollten noch genügend Abstand zur 0dB Grenze haben. Über 0 dB wird das Signal unwiederbringlich durch das Übersteuern zerstört. In der alten analogen Rundfunktechnik gab es die Vorgabe -9 dBFS nicht zu überschreiten. Hier die Regel anzuwenden höherer Pegel nutzt mehr Signal/Rauschabstand, birgt die Gefahr, das ein fff vielleicht doch durchs Clipping zerstört wird. Wir befinden uns heute halt in der Digitaltechnik, das bedeutet: Clipping -> kaputt. Früher in der Analogtechnik war es etwas unkritischer, da es kein hart einsetzendes Clipping gab, sondern ein weich einsetzendes Übersteuern, das etwas härter klang.
Auspegeln ist Gefühlssache. Ich lasse lieber etwas mehr Luft nach oben (Headroom) als zu wenig. Wenn ich in der Nachbearbeitung doch noch die Höhen oder den Bass im EQ anheben will brauche ich den Headroom sowieso, so spare ich mir das Runterrechnen im Pegel um mir künstlich einen Headroom zu erzeugen.
Zum Aussteuern gerne mal ordentlich in die Akkorde greifen (Bass und die oberen Lagen) und dabei Pedal treten und den Pegel bei der lautesten Stelle die man spielen wird bei ca. -6 dB ungefähr auspegeln.

Alle Ausführungen sind meine Ansichten, Erfahrungen und stellen nicht das Maß aller Dinge dar.

Grüße
Dirk
 
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Tolle Einführung, Dankeschön!
 
Auch von mir besten Dank an @sail67, in dem Beitrag steckt "ne Menge drin".
 
Absolut!
Stellt sich in meinem Fall nur die Frage, ob sich "gute" Technik lohnt wie im Eingangsbeitrag dieses Themas aufgeführt oder ob wegen des kleinen Raums auch beispielsweise ein Zoom H4 reichen würde. Ich muss gestehen, dass ich bisher nicht alle 29 Seiten durchgelesen habe, hat schon jemand eine vergleichbare Aufnahmesituation gehabt?
 
@Wiedereinsteiger123 Ein H4n reicht als Aufnahmegerät allemal. Die Kapseln, insbesondere die XY Kapsel ist ok. Es ist eine Frage des Anspruchs und der Flexibilität. Das H4n auf ein Stativ schrauben und die Kapseln von schräg oben in den Flügel richten bringt sicherlich brauchbare, gut anhörbare Ergenisse. Wenn man AB aufstellen will, dann ein Paar Oktavas, 2 Stative und 2 XLR Kabel dazu und Du bist richtig flexibel.
Bitte nicht zu sehr auf das Equipment schauen. Ohne Erfahrung, probieren und hören was man aufnimmt wird man mit einem 3.000Euro Equipment schlechtere Aufnahmen produzieren, als mit Bedacht und viel Geduld mit einem 600Euro Equipment.
 
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Jeder Tontechniker wird bestätigen, dass ein Flügel mit das Schwerste ist gut aufzunehmen. Diese Dynamik und Tonumfang und die große akustische Abstrahlfläche ist nicht in simple Aufnahmeregeln zu pressen. Eine Violine, Posaune, Cello, selbst ein Drumset ist einfacher aufzunehmen als ein Flügel.
Daher ist der Einfluss des Wie größer als das Womit, bezogen auf die Ausrüstung.
Meine Message ist: ich gebe einem mein Equipment der noch nie aufgenommen hat und ich nehme ein H4n, mit 2 Oktavas. Ich vermute ich werde ein besseres Ergebnis erzielen. Ich möchte wirklich nicht überheblich rüberkommen, aber möchte zeigen, dass ein tolles, teures Equipment nicht dafür sorgt, dass die Aufnahmen gut werden.
Wenn ich eine Tonspur für ein Video machen will, braucht man keine Neumann Mikrofone. Die Abhörsituation über Ferseher oder einer Soundbar wird null Unterschied zu einem Oktava oder Rode hervorbringen. Wenn ich feinste Transienten eines Flügels einfangen will brauche ich auch eine sehr gute HiFi-Kette zum Hören.
 
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Beim Probieren habe ich festgestellt, dass es einen recht großen Unterschied macht, ob ich einen Recorder, in dem Fall Olympus LS 10 nutze, oder direkt mit einem Audio-Inteface (Focusrite scarlett 2i4) arbeite. In beiden Fällen habe ich OKM-Mikrofone benutzt und mit den gleichen Werten (48 khz., 24 bit) aufgenommen. Die mit dem Focusrite aufgenommenen Dateien klingen viel voller, die mit dem Olympus dagegen sehr flach. Was macht den Unterschied aus?
 
Die einfachste Möglichkeit für den privaten Heimanwender einen Flügel ordentlich aufzunehmen, ist ein Digi mit USB-to-Device-Anschluß (oder ein virtuelles Piano im PC).

Wie viele Nachteile die Dinger sonst auch haben, was die Spielbarkeit angeht: Beim Produzieren gut anhörbarer Instant-Aufnahmen für Tontechnik-Laien sind sie konkurrenzlos. Ein Knopfdruck genügt.
 

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