Aufnahme-Abgeschnittenes Hammerklavier um 1827 anbauen

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Klingt "historisch". :-)
 
Ich finde das ganz toll, was Du da machst. Und vielleicht klang es genau so, wenn Chopin damals gespielt hat? Ich finde, der Klang pasßt gut zu der Musik, vielleicht besser als undere sterilen Steinways.
 
@Styx: findest Du der Flügel ist verstimmt??? Nur weil er andere Obertöne hat als moderne Instrumente?
 
Ich finde es sehr interessant, dass diese Flügel schon viel moderner klingt, als die Pianofortes zu Mozarts Zeiten (vgl. z.B. hier: ), aber doch noch deutlich anders als der moderne Flügel. Was gleich auffällt ist das schnellere Ausklingen der Töne - das erlaubt einen ganz anderen Pedalgebrauch als heute, und erklärt schön die Probleme, die man mit historischen Pedalanweisungen hat.
 
Dass der Flügel noch nicht ganz rein in der Stimmung ist, liegt daran, dass er ja frisch besaitet worden ist. Das braucht ne Weile bis sich das alles setzt.
Ich finde den Übergang zwischen Bass und Mittellage irgendwie dumpf oder liegt das an der Aufnahme?

Aber sonst ein wirklich überzeugendes akustisches Ergebnis der Restauration! :super:
 
Ich finde es sehr interessant, dass diese Flügel schon viel moderner klingt, als die Pianofortes zu Mozarts Zeiten, aber doch noch deutlich anders als der moderne Flügel. Was gleich auffällt ist das schnellere Ausklingen der Töne - das erlaubt einen ganz anderen Pedalgebrauch als heute, und erklärt schön die Probleme, die man mit historischen Pedalanweisungen hat.
Die Instrumente klangen mindestens bis ins 19. Jahrhundert hinein meines Wissens insgesamt sehr unterschiedlich. Es hing von der Größe und den verwendeten Materialien genauso ab wie von den Hämmern, der Art der Besaitung und so weiter. Es wurde viel experimentiert, und das kann man hören. Zu Mozarts Zeiten war das Hammerklavier noch neueste Technologie. :-)

Auch wenn es "nur" eine Simulation ist, kann ich den Neugierigen z.B. den Download der Pianoeq-Demoversion empfehlen: die Kremsegg-Instrumente sollten dabei sein und decken den Bereich des ausgehenden 18. Jahrhunderts bis zum späten 19. Jahrhundert ab (1795 bis 1899) und klingen teilweise wirklich sehr unterschiedlich. Wer mindestens die Stage-Version sein Eigen nennt, kann auch die KIViR-Instrumente nutzen; hier finden sich Cembalos aus dem 17. Jahrhundert sowie u.a. die virtuelle Nachbildung eines Walter-Hammerflügels aus den 1780er Jahren (um genau zu sein, handelt es sich wohl tatsächlich um Mozarts alten Flügel).
 
Wunderschöne Klaviermusik aus der Frühzeit. Dies typisch "klöckerige" der frühen Hämmer/Saiten ... Herrlich. Danke für dieses Video.

Man erinnere sich, dass in der Zeit von 1790 bis ca. 1875 alle zehn Jahre recht grundlegende Veränderungen der Klaviere stattfanden:

1- Zuerst das Abstützen, die Klammern
2- Streben über dem Hammerschacht
3- Erweitern der Tonskala
4- Veränderungen der Hammerwerkstoffe: weg vom Leder, hin erst zu bis zu sieben oder gar neun Lagen auf den Hammerkernen, von innen hart nach außen weich bis fluffig, dann hin zum Filz
5- Immer neueres Saitenmaterial: zuerst Darm, dann Drähte, dann anderer Stahl (Bessemer), Überspinnung
6- Dreifach-Besaiten

... - mit immer höheren Zugspannungen auf der Saitenanlage. Logische Folge, den Saitenzug in Metall aufzufangen. Holzrahmen => Klammern => Streben => Anhangplatten ==> Vollgussrahmen.

Wer die Entwicklung der Hammerklaviere mal tutti completti sehen, nein hören möchte, muss entweder in ein gut ausgestattetes, d.h. mit spielbaren Instrumenten ausgerüstetes Museum gehen. Wo man ihn - selten, selten... - auch noch zum Spielen heranlässt an die alten Schätzelken.. Wie mir mal vor 20 Jahren in Münchens Dt. Museum gelungen - ein unvergesslicher Nachmittag. Oder er sollte sich mal z.B. in Enschede mit Edwin Beunk verabreden. Er hat mit seiner kleinen Mannschaft zur Ausrüstung von Konzerten historischer Klaviermusik in Benelux und Norddeutschland (Konzert-Gestellung) ca. 20 spielbereite Hammerklaviere von ca. 1780 bis 1880 verfügbar. Ungemein beeindruckend war mal, seine zwei Pleyel-Konzertflügel von 1829 und 1842 direkt nacheinander zu spielen. Welch ein Unterschied schon in nur 13 Jahren .... zu Lebzeiten Chopins.

Von 1842 (Chopins Flügel) bis 1875 (C.F. Theo Steinways Vollpanzer-Neunfüßer S & S Centennial), in diesen nur gut 30 Jahren hat sich wohl eine ganze Instrumenten-Welt komplett gedreht. Die moderneren Konzertklaviere sind mit den Hammerklavieren der Zeit davor kaum noch zu vergleichen.

Man beginnt dann auch zu verstehen, warum sich Hammerklavier-Experten wie Gerd Hecher, Melvyn Tan und immer mehr Pianisten besonders auf die alten Klaviere konzentrieren.
 
Museum: ich habe fest auf meiner Liste einen Besuch im Schloss Kremsegg. ;-)
 
Museum: ich habe fest auf meiner Liste einen Besuch im Schloss Kremsegg. ;-)
Wir bräuchten eine Liste der instruktiven Klaviermuseen ....

Wo ich schon war:

- München, dt. Museum,

- Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe, Sammlung Beurmann, u.v.a. mit einem 2,20m-Parlor Grand von Steinway von 1871, reguläre 85 Tasten, restauriert und Leihgabe von Max Matthias, ehem. Hamburger Werksleiter von Steinway

- Seesen am Harz, Heimatmuseum, Elisabeth-Saal, Stiftung von William Steinway zur Ehren seiner zweiten Frau Elisabeth Ranft Steinway, Stiftung an seine Heimatstadt, mit einem 1864er Steinway 2,20m-Parlor Grand mit 85 Tasten A-A, der auch mal in HH beheimatet war

- Brüssel, Musikinstrumenten-Museum auf dem Königshügel in dem alten Englischen Kaufhaus, dto. mit einem 1864er 2,20m-Parlor Grand von 1864, interessanterweise aber hat dies Teil schon irreguläre 88 Tasten A-C ... was sonst nur die Konzerter hatten ab 1863. Ein für mich noch ungelöstes Rätsel: ob das Instrument mal ein Experimentalflügel war. Man beachte: noch in der Ägide Henry jr. gebaut, Henry und Charles lebten noch, und Theo war noch in Braunschweig ...

- Bergheim-Ahe, Haus Eller, Sammlung Christoph Dohr, mit einem Wanda-Landowska-16-Fuß-Cembalo aus den 1920er Jahren, gebaut nach Plänen/Überlegungen aus dem 17. Jahrhundert, Vollguss-Rahmen.. und mit einem Broadwood-Konzertflügel sowie ca. 50 weiteren Tasteninstrumenten, v.a. Tafelklaviere

- Germanisches Museum Nürnberg, nebeneinander dort Konzertflügel aus den 1840ern von Erard und Pleyel

- Speyer, Wilhelmsbau des Technik-Museums, mit einem falsch datierten S&S-Konzertflügel mit Welte-Vorsetzer. Flügel. Das zeitgleich mit den Centennial-Konzertern parallel gebaute, "einfachere" Modell. Der letzte Steinway-Konzertflügel mit offenem Stimmstock; sie datieren in Speyer den Flügel auf 1869, ich weiß jedoch, dass das Instrument erst 1878 gebaut wurde.

- irgendwelche dänischen Schlösser auf Seeland, Langeland usw., wo so einige Grafen sich einen Spass daraus machten, Musikinstrumente zu sammeln.


Wo ich noch nicht war, aber gerne mal hin will:

- Berlin, Musikinstrumentenmuseum

- Leipzig, Historische Sammlung der Universität von Musikinstrumenten mit einem der drei überlebt habenden Christofori-Flügel

- London, Royal Albert Museum, das muss eines der best ausgestatteten Musikinstrumentenmuseen der Welt sein, die Sammlung soll riesig sein

- Rom, noch ein Christofori-Flügel

- Metropolitan Museum, New York, der älteste Christofori

- Steinway Hall, New York, 57th Street, die noch in diesem Jahr mietweise von Steinway benutzt werden darf, aber irgendwann im nächsten Jahr macht sie wohl dicht - wenn es dem neuen Steinway-Eigner John Paulson nicht gelingt, die Bude noch wieder zurückzukaufen, wie schon einmal zuvor gelungen war. NB Paulson hatte am Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes ca. 3,7 Milliarden USD verdient . ... Also, wenn wer an der Börse z.B. seine Altersversorgung bei Lehman Bros. verzockespielt hat: Geld ist bekanntermaßen nie weg. Das hat dann nur ein anderer: John Paulson hat es jetzt.

- der "Kraton" von Medan, Sumatra, Indonesien. Der Königspalast. Einer der letzten Rajas von Sumatra dort, Sultan, islamischer Herrscher, vor der Zeit der niederländischen Kolonialverwaltung, hatte zum Ende des 19. Jahrhunderts als Hobby, Musikinstrumente zu sammeln, insbesondere automatisch spielende.

- Smithsonian Institute, u.v.a. haben sie in ihren Beständen die #1199, einen 2,42m langen Konzertflügel von 1857, einer der extrem wenigen noch existierenden gerade besaiteten Steinway-Flügel, zur Zeit jedoch eingelagert, d.h. nicht ausgestellt. Einer der ältesten Flügel von Steinway überhaupt - da sie die ersten Flügel erst 1856 bauten.

- Universität von San José, in der Musikabteilung #33.610, der zweitälteste Vollpanzer-Konzerter der Welt, mit neuem Resonanzboden nach Restaurierung in Queens New York.

- Loma Linda, Greater Los Angeles Area östlich Richtung Las Vegas und Reno, Museum von Bill Shull, der aufzeigt, wie die Genealogie der Steinway-Flügel sich von den Instrumenten von Erard herleiten lässt,

- Steinway-Museum - noch zu errichten ;-) .... Wenn's geht, lieber in Hamburg statt in New York. Oder man schüttet den großen Kübel voller US-Börsen-Zockerei-Kleingeld in Seesen aus, erweitert den dortigen Elisabeth-Saal (mit einer zehn Meter langen Klaviersaite) um das Achtfache und macht das Firmenmuseum dort: das hätte für mich den Charme, dass der Weg noch etwas näher als nach Hamburg wäre ... ;-)
 

Gefällt mir! (die Aufnehme) Hat was vom Lautenzug, und die schnell verklingenden Töne haben auch ihren Reiz.
Grüße von der Drahtkommode - derzeit in Österreich :bye:
 

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