Anfängerfragen, traut Euch!

  • Ersteller des Themas violetta
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Was meinst Du mit „warme“ Mittellage?
Damit meine ich den warmen, vertrauten Klangeindruck, der entsteht, wenn ein Instrument in derselben Lage spielt, in der auch die menschliche (Sprech-) Stimme sich bewegt.

Und wie lernt man es, die Hintergründe und Zusammenhänge zu begreifen, wie etwas komponiert wurde?
Durch intensive, praktische Beschäftigung mit allen Aspekten der Musiktheorie. Praktisch bedeutet in diesem Fall, das man selbst kleine Tonsätze aller Arten schreiben oder zumindest improvisieren muss und diese sehr kritisch mit entsprechenden Meisterwerken vergleichen muss. Ob das ohne Tonsatzlehrer erfolgversprechend ist, weiß ich nicht. Eher nicht.

Vermutlich habe ich in diesem Takt schon deshalb Probleme, weil ich die Akkorde nicht als solche erkenne. Für mich sind das Intervalle, die ich zu einem Akkord zusammensetze.
Man darf nicht den Fehler machen, die Musik auf eine Abfolge von Akkorden zu reduzieren. Die Harmonielehre ist ein zwar wichtiger, aber nur sehr kleiner Teil des Theoriegebäudes.
 
Ja, so in etwa würde ich es auch machen. Nur habe ich kleinere Hände, und mein FS wäre rechts 5-2, 3-1, 5-2, 4-1 und links die 2. Quinte mit 3-1.
 
Was könnte da in meinem Kopf vorgehen in Anbetracht dieser simplen Harmonien/Akkorde? Könnte es daran liegen, dass ich das Stück (in dem Kreuz- und b-Tonarten munter wechseln) zu häufig auswendig gespielt habe und ich die Vorzeichen durcheinander bringe oder falsch "programmiert" habe?

Mick und andere haben mit ihren analytischen Betrachtungen ja völlig recht, aber ich glaube, dass man sich dieser Stelle zunächst taktil annähern kann:
die ersten vier Noten der RH sind zwei Quinten auf weißen Tasten, die mit dem Rhythmus lang-kurz-kurz-lang mit 5-2-3-1 gut in der Hand liegen Die Linke dazu mit 5-2, 3-1 gleichfalls Quinten (das wiederholte F mit 2-3 dient als Orientierung).
Danach Rechts zwei Quarten (gleicher Rhythmus) mit 5-2, 4-1, dazu die Linke mit den zusammen angeschlagenen weißen Quinten 5-2,3-1.
Diese einfachen Griffbilder verknüpfen sich mit wenig Üben mit dem Klangbild.
 
Mick und andere haben mit ihren analytischen Betrachtungen ja völlig recht, aber ich glaube, dass man sich dieser Stelle zunächst taktil annähern kann:
Nicht nur taktil, auch das bewusste Hören von Konserve und co. und mental vorgestellte mitspielen hilft. Marlene ist ja Verfechterin der selbst aus den Noten zu entwickelnden Klangvorstellung. Ich bin allerdings der Meinung, dazu sollte man das von mick eingeforderte Wissen haben, welches - behaupte ich mal - von Hobbyspielern, die nicht Halbprofis sind, einfach nicht ausreichend erworben wird.

Es bleibt ja unbenommen, nach Durchhören von verschiedenen Versionen noch eine eigene zu entwerfen.
 

Das habe ich mir durchaus bewusst gemacht, aber es hat auch nicht geholfen.

Diese einfachen Griffbilder verknüpfen sich mit wenig Üben mit dem Klangbild.

Dass es einfach ist halte ich mir jedes Mal vor Augen und daher verstehe ich nicht, warum ich mich da noch immer verhaue. Vielleicht habe ich schon bei den Trillern davor unterbewusst Sorge vor dem, was ich danach mache (B-Dur, B-Dur, B-Dur !!!) und es ist so etwas wie die sich selbst verwirklichende Prophezeiung.

Seltsamerweise habe ich mit diesen Takten

ML.png

kaum Probleme, abgesehen vom für meine Ohren „falschen“ Klang, hervorgerufen durch C-g-a-e1. Anfangs dachte ich, mich verspielt zu haben und ich bin sicher, dass meine Zuhörer das gleiche denken.

Marlene ist ja Verfechterin der selbst aus den Noten zu entwickelnden Klangvorstellung.

Diese scheint ganz gut entwickelt zu sein, denn darüber gab es bei meinen Treffen bisher keine Klagen. Eher hat mich der ein oder andere auf einen falschen Rhythmus hingewiesen (z.B. in besagtem Takt).

Ich bin allerdings der Meinung, dazu sollte man das von mick eingeforderte Wissen haben

Es wäre schön und hilfreich dieses Wissen zu haben, aber ich denke, was er fordert überfordert die meisten Amateure. Aber ich wäre überglücklich die Zusammenhänge verstehen zu können. Wenn ich Micks (und die der anderen Könner) analytischen Betrachtungen lese, bin ich immer wieder beeindruckt und freue mich darüber.

Ich hatte als Kind meiner Erinnerung nach Musikunterricht, ich glaube mich an Do, re, mi…. zu erinnern. Was ein Violinschlüssel ist wusste ich auch, aber das Symbol des Bassschlüssels war im Frühjahr 2011, als ich selber mit Keyboard spielen begonnen habe, absolutes Neuland für mich. Der Rest auch.

(…) welches - behaupte ich mal - von Hobbyspielern, die nicht Halbprofis sind, einfach nicht ausreichend erworben wird.

So ist es und seit Jahren nehme ich mir vor, tiefer in die Theorie einzusteigen. Ich bin aber nach wie vor zuversichtlich, dass ich dazu wieder Kraft finden werde (die Beschäftigung damit erfordert tatsächlich Energie), wenn hier mal alles erledigt ist und ich meine Akkus wieder aufgeladen habe.

Es bleibt ja unbenommen, nach Durchhören von verschiedenen Versionen noch eine eigene zu entwerfen.

Mein Milhaud ist tatsächlich etwas verschieden, aber den weiter oben genannten Pianisten hat er trotzdem gefallen.
:-)
 

@Marlene
Noch ein Tipp: rückwärts üben!
Fange mit der letzten Note an. Danach nimmst du die vorletzte und letzte, dann ab der drittletzten spielen usw. Und zwar mit einzelnen Händen, dann zusammen.
Oder auch auf besagte Weise je Viertel erst die linke Hand, dann die rechte Hand bei liegender linker hinterher.
Meinen Schülern sage ich auch immer: Das Gehirn lernt am besten, wenn es das Selbe immer anders „verpackt“ bekommt. Also: Sei beim Üben kreativ im Entwickeln von Varianten!
 
@Marlene
Noch ein Tipp: rückwärts üben!

Das war auch einer der sehr hilfreichen Tipp meines Ex-KL. Wenn er es mir gezeigt hat, haben sich Problemstellen schnell in Luft aufgelöst. So zu üben habe ich aber leider lange unterlassen. Es ist erstmal Gehirnjogging und verwirrt mich, weil plötzlich alles in Einzelteile zerfällt. Aber der Erfolg dieser Vorgehensweisen ist schnell wahrnehmbar. Ich muss es nur viel öfter machen (was aber sicherlich passieren wird weil die Motivation an den Tasten deutlich zugenommen hat seit ich wieder Unterricht nehme).
 
Dass es einfach ist halte ich mir jedes Mal vor Augen und daher verstehe ich nicht, warum ich mich da noch immer verhaue. (...) (B-Dur, B-Dur, B-Dur !!!)

Liebe Marlene,

wenn du dich da immer wieder "verhaust", wird die Stelle nicht sicher werden. Dein Hirn wird sozusagen "verwirrt" (mal spielst du ohne Fehler, mal mit) und weiß nicht, was es denn nun abspeichern soll bzw. speichert beides ab.

Also ist die Aufgabe so zu üben, dass du immer richtig spielst und dich nicht mehr "verhaust"! Spielst du falsch, übe sofort anders.

Ein paar Tipps:

a) um "B-Dur" abzuspeichern, spiele die vier Töne als Akkord ganz für sich allein. Dabei immer erst "da" sein (Tastenkontakt auf/mit den richtigen Tasten), also erst fühlen, dann spielen! Nach dem Anschlag halten und sofort so weit wie möglich entspannen/leicht machen). Nimm die Hände dann ganz von den Tasten und spiel den Akkord in gleicher Weise nochmals. Wiederholen... .

Während du was ganz anderes übst, spielst du zwischendurch diesen Akkord immer wieder. Wenn du gerade glücklich auf deinen schönen Platten draußen schaust und am Flügel vorbeigehst, spiele ihn wieder. So trainierst du, diesen Akkord sofort abzurufen und zwar immer richtig.

b) von diesem Akkord aus übst du "rückwärts" bzw. rückwärts additiv, wie hier schon empfohlen wurde. Du bleibst also immer auf diesem Akkord stehen. Auch das mehrmals am Tag, mehrmals während einer Übeeinheit wiederholen. Nie nur einmal spielen, denn der Ablauf muss ja erst einmal gespeichert werden.

Wähle dabei ein Tempo, in dem alles gelingt! Das kann durchaus Zeitlupe sein.

Das "Stehen bleiben" auf einer Problemstelle ist ein effektiver Übetrick, denn Hirn, Ohr und Finger bekommen mehr Zeit, sich das Richtige zu merken. Viele spielen oft weiter und das hat auch den Nachteil, das nach dem Problem die Aufmerksamkeit sofort wieder auf andere Stellen gelenkt wird und das eigentliche Problem nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die es zur Klärung benötigt.

c) von diesem Akkord aus übst du vorwärts und zwar nur so viel Töne(Akkorde, wie dir fehlerfrei gelingen. Wähle dazu das für dich momentan passende Tempo. Du kannst z.B. nur den nächsten Akkord dazu nehmen (immer noch Akkorde spielen, wie auch bereits empfohlen wurde). Auch das mehrmals am Tag, mehrmals während einer Übeeinheit etc..

Manchmal taucht das Problem auf, dass man zu ungeduldig mit sich selbst ist und zu viel auf einmal will und macht. Dabei ist es nicht verkehrt, ggf. erst einmal für ein paar Tage nur zwei Akkorde zu spielen und sich Zeit zu lassen. Wenn man auf sich hört, bekommt man mit der Zeit ein gutes Gefühl dafür, wo die eigenen Grenzen liegen und was man sich noch zumuten kann. Der Maßstab ist immer das Spiel selbst (Fehlerfreiheit, Klang) und eine gewisse Anstrengungslosigkeit, bei der man sich immer noch zuhören und auf den Körper (Gelöstheit ...) achten kann.

d) Mit diesen Tipps kann man kreativ umgehen. Z.B. Punkt a) auch mit dem dritten Akkord machen (Wechsel). Generell viel mit diesen Akkorden üben und auf Entspannung nach den Anschlägen achten - erst wenn sich da Sicherheit einstellt, ausspielen (wie notiert). Dabei die Armführung nicht vergessen.

Viel Erfolg und liebe Grüße!

chiarina
 
...ich mal wieder...
Schubert Impromptu D935/2.
hab grad damit begonnen und merke beim ersten Versuch, dass der Akkordübergang an der markierten Stelle für die Hand (meine zumindest) offenbar arg unbequem ist. Schmerzt sogar, wenn die 5 zum Db muss und 3 und 4 dazu kommen. Einfach Pedal nehmen und die beiden unteren Töne nicht nochmal anschlagen, das gilt bestimmt nicht, und bringt mir Schimpfe vom KL ein, stimmts? Anderer Fingersatz vorher? Oder irgendwie Hand entspannen, in dem sie beim Übergang weit weg genommen wird bevor der 5-Finger Akkord gespielt wird?
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Schmerzt sogar, wenn die 5 zum Db muss und 3 und 4 dazu kommen. Einfach Pedal nehmen und die beiden unteren Töne nicht nochmal anschlagen, das gilt bestimmt nicht, und bringt mir Schimpfe vom KL ein, stimmts?

Ich bin zwar auch nur Laie, aber ich wette, bei Staccato wird der KL schon schimpfen, wenn du Des und Es einfach im Pedal hältst, denn das verändert den Charakter dieser Stelle. Ich würde die beiden Töne einfach beide mit dem Daumen spielen, dann sollte die Spannung aus der Hand sein.
 
Am besten geht des und es zusammen mit dem beliebten Säbeldaumen. Aber auch ohne diese anatomische Besonderheit ist es die beste Möglichkeit!
 
"Säbeldaumen"? Werd ich gleich mal probieren, was das fürne Verrenkung gibt. Das ist jetzt aber nichf so'n Jux wie der berühmte Lufthaken am Bau, mit dem die Anfänger veräppelf werden, ja? :)
 

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