Anfängerfragen, traut Euch!

  • Ersteller des Themas violetta
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Wie ist das bei Euch, wenn ihr ein Stück anfangt, und irgendwann merkt, viel zu schwer und das beiseite legt. Fangt ihr das später wieder an, wenn man Fortschritte gemacht hat (geht ja als Anfänger noch halbwegs zügig). Oder ist der Frust so groß, dass das für ewig begraben wird?

Das ist mir ehrlich gesagt noch nie passiert. Wofür hat man eine professionelle Begleitung an der Seite, wenn nicht auch zur Beratung?

Schülerchen nennt Wunschstück Z. Es gibt mehrere Varianten der Reaktion:

  • "Ja gern, machen wir, ich freue mich schon darauf."
  • "Können wir gern machen. Zur CD-Reife wirst Du es mit dem Stück nicht bringen, aber man kann Vieles dabei lernen."
  • "Ich schlage vor, wir nehmen zuerst X und Y. Da wird das vorbereitet, was Du bei Z können musst."
  • "Das ist schwer. Da musst Du richtig ranklotzen, sonst wird das gar nix. Es gibt da einige Tücken. Ich zeig Dir gern, wie man die sich erarbeitet."

Oder aber:
  • "Darüber reden wir gern zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal."

Welche der Reaktionsvarianten zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie die Lehrkraft die Schülerin oder den Schüler einschätzt

  • Ist das jemand, der sich bislang mit Freude, Akribie und mit dem Messer zwischen den Zähnen durch jede Herausforderung erfolgreich durchgekämpft hat und nicht locker lässt, ehe das für ihn Optimale erreicht ist?
  • Ist er von seinen zeitlichen / intellektuellen Kapazitäten in der Lage, das Stück in einer für alle Beteiligten erträglichen Frist zu erlernen?
  • Oder hat man bislang die Erfahrung gemacht, dass kleine Fortschritte extrem lange dauern?
  • Oder ist das jemand, der sich entmutigen lässt und schon öfter zwischendrin das Handtuch geschmissen hat?
  • Oder gar jemand, der sowieso eher oberflächlich bei der Sache ist und vor allem den schnellen "Spaß" sucht?

Aufgeben halte ich persönlich für das reine Psycho-Gift. Es etabliert den Misserfolg als Erfahrungsoption. Was man anpackt, muss man zu Ende führen. Natürlich auf dem Niveau, das zum gegebenen Zeitpunkt erreichbar ist, aber das muss ausgeschöpft werden.

Ob man das jeweilige Stück später noch mal ausgräbt und auf einem mittlerweile erzielten höheren Niveau abermals erarbeitet? Logo, wenn einem das Stück etwas bedeutet.

Der zeitliche Abstand sollte m. E. beträchtlich sein, sonst studiert man unwillentlich das gleiche niedrige Niveau und die alten Unzulänglichkeiten erneut ein.
 
Wieso "fertiggestellt"? Hat Mozart die nicht schon komponiert und du eine andere @Stilblüte? Wozu ist das gut? Weils dir besser gefällt?

und die ist von Brendel und nicht von Mozart?
Es gibt nicht zu jedem Konzert eine Kadenz von Mozart. Dass die als fester Bestandteil dazukomponiert wird, ist eigentlich erst ab Beethoven der Fall, und selbst da noch spielen hin und wieder Pianisten ihre eigene. Bei Rachmaninov würde sich das aber kaum einer mehr trauen. Die ursprüngliche Funktion, spontan die Improvisationsfähigkeit zu demonstrieren wich einem längeren Soloteil, der fester Bestandteil geworden ist (manchmal aber auch entfällt, zb bei Chopin, wo das Klavier sowieso ständig stark im Vordergrund steht).
 
@Barratt
danke für den Input. Ich hab vor einiger Zeit ein extrem schwieriges Stück nur mal erwähnt, weil ich es schön fand. Schön aber zu schwer wo der KL sinngemäß nur meinte, ja, warum nicht, machen wir mal. Den türkischen Marsch von Beethoven. Ein hammerhartes Stück, einen Schwierigkeitsgrad hab ich da nicht gefunden, aber er hat mich ziemlich überfordert. Ich hab die ersten 1 1/2 Seiten gespielt, aber irgendwann war klar, dass ich das nie auf einem Niveau spielen werde, dass mich auch nur halbwegs zufrieden stellt. Ich hab's dann abgebrochen.

Seitdem habe ich Zweifel, ob der KL bei Stücken, die ich vorschlage jemals nein sagen würde. Das was er vorschlägt passt vom Niveau gut.
 
@Ralph_hh
vielleicht wollte er Dich ja auch einfach nur etwas „erden“..
:schweigen:;-)
 
Aufgeben halte ich persönlich für das reine Psycho-Gift. Es etabliert den Misserfolg als Erfahrungsoption.

Naja, zum Lernen gehört auch seine Grenzen zu kennen. Aufgeben würde ich das auch nicht nennen und als Misserfolg ordne ich das auch nicht ein . Es hat mir meine Grenzen aufgezeigt -> also was gelernt. Die Grenzen verschieben sich ja jeden Tag ein Stück nach oben. :super:

Was man anpackt, muss man zu Ende führen. Natürlich auf dem Niveau, das zum gegebenen Zeitpunkt erreichbar ist, aber das muss ausgeschöpft werden.

Ich habe für mich die Erfahrung gemacht: Manchmal ist es besser einen Schritt zurückzugehen um danach 2 Schritte nach vorne zu machen. (aber diesen Spruch kennst du sicherlich!?)
 
Analog zu dem Witz, daß bei Alzheimer eine einzige Zeitung nötig ist, weil die ja jeden Tag neu ist, nehme ich mir mein Stück vor und es ist nichts hängen geblieben. Jeden Tag wie neu.
Da wird meine Geduld (und@Stlblüte sei vorgewarnt) die meiner KL arg auf die Probe gestellt.
 
Wieso "fertiggestellt"? Hat Mozart die nicht schon komponiert und du eine andere @Stilblüte? Wozu ist das gut? Weils dir besser gefällt?



und die ist von Brendel und nicht von Mozart?
Ich finde es immer gut, wenn ein "klassischer" ( keine Ahnung, warum ich das Wort nicht mag) Musiker eine eigene Kadenz in ein Instrumentalkonzert einbringt. Das bringt nochmals kreativen Input ins außenrum rein interpretatorische Geschehen und kann nebenbei zeigen, inwieweit sich der Spieler die Sprache des Komponisten anverwandelt hat, wenn er nicht gerade einen Stilbruch komponieren will.
Friedrich Gulda ist auf volles Risiko gegangen und hat Kadenzen improvisiert. Kam vermutlich daher, weil er viel schmutzige Musik ( Vulgo: Jazz) ausimprovisiert hat und vor der Klassik nicht mehr Halt machen wollte.
 
Wieso "fertiggestellt"? Hat Mozart die nicht schon komponiert und du eine andere @Stilblüte? Wozu ist das gut? Weils dir besser gefällt??

"Als Kadenz im Instrumentalkonzert wird eine musikalische Improvisation eines Solisten, üblicherweise am Ende des Kopfsatzes eines Instrumentalkonzertes, bezeichnet."
https://de.wikipedia.org/wiki/Kadenz_(Instrumentalkonzert)

Hätte man googlen können ... :-)

Eine der Nischen der klassischen Musik, wo man improvisieren darf. Es sei denn, man ist Kirchenmusiker oder spielt 'Neue Musik', da gibt es das regelmäßig.

Grüße
Häretiker
 

"
Hätte man googlen können ...
Eine der Nischen der klassischen Musik, wo man improvisieren darf. Es sei denn, man ist Kirchenmusiker oder spielt 'Neue Musik', da gibt es das regelmäßig.

Habe gegoogelt! Kapieren tu ich es noch immer nicht.:dizzy:

Es gibt nicht zu jedem Konzert eine Kadenz von Mozart. Dass die als fester Bestandteil dazukomponiert wird, ist eigentlich erst ab Beethoven der Fall, und selbst da noch spielen hin und wieder Pianisten ihre eigene.

Sorry wenn ich blöd frage: Aber wenn es nicht zu jedem Konzert eine Kadenz gibt, oder man das improvisieren darf, was steht denn anstelle der Kadenz in den Noten? „Üblicherweise am Ende“. Also ein Ende am Ende? :dizzy: :konfus::denken:
 
Habe gegoogelt! Kapieren tu ich es noch immer nicht.:dizzy:

"musikalische Improvisation eines Solisten"
Weißt Du, was eine Improvisation ist?

Sorry wenn ich blöd frage: Aber wenn es nicht zu jedem Konzert eine Kadenz gibt, oder man das improvisieren darf, was steht denn anstelle der Kadenz in den Noten? „Üblicherweise am Ende“. Also ein Ende am Ende? :dizzy: :konfus::denken:

Bei Wiki steht genau dafür ein Notenbeispiel:
'cadenza ad libitum' und eine Fermate.

In der angelsächsischen Version
https://en.wikipedia.org/wiki/Cadenza
stehen noch weitere Notenbeispiele.

Und, BTW: Es gibt auch bisweilen mehrere ausgeschriebene Solokadenzen (für die 'Improvisationsfernen'), die irgendjemand vorher dorten gespielt hat.


Wenn der Solist dann fertig ist und das Orchester hat noch ein paar Takte zu spielen, dann müssen sich Dirigent und Solist verständigen, wann es weiter geht, z.B. per Blickkontakt oder 'langer hoher Ton = Ende der Kadenz' oder so.


Ist aber beim Jazz ja auch nicht anders. Mal verinbart man 'Solo 3 Chorusse 1. Alt', mal ist das Solo 'offen' und man gibt ein Zeichen ('cue'), um z.B. anzudeuten: Hey, das ist die letzte Runde, jetzt kommen die Backgrounds dazu und dann weiter in der Form.

Habe mal eine Gospelworkshop mitgemacht, da gab es dann vom Dirigenten Zeichen für 'Kopf' oder 'Bridge'. Da konnte selbst die Form noch im Konzert modifiziert werden, je nach Stimmung der Leute. Ob man noch 'ne Schleife dreaht, weil die Leute ausrasten oder ob es schnell nachhause bringen, weil die Leute auf die Bierpause warten.


Grüße
Häretiker
 
Habe gegoogelt! Kapieren tu ich es noch immer nicht.

(...) improvisieren darf, was steht denn anstelle der Kadenz in den Noten?

@Mozart4ever, ich denke, Du hast eine Denkblockade. Wenn Du es – nachdem es @Häretiker erneut erklärt hat - (noch) immer nicht verstehen solltest, dann lasse doch vielleicht einfach alle Dich verwirrenden Erklärungen erstmal weg und richte Dein Augenmerk auf dieses Notenbeispiel:


und diese Aussage:

Zitat von Wikipedia:
Die Kadenz gibt dem Solisten die Möglichkeit, seine Virtuosität auf dem Instrument zu entfalten.
 
Ich freu mich im Moment einfach nur darüber, dass ich jetzt meine ersten kleinen klassischen Stücke - M. Clementi, Sonatine in C-Dur Op. 36 Nr. 1 und Menuett in G-Dur BWV Anh. 116 aus dem Notenbüchlein von Anna Magdalena Bach - lernen darf. Klingt zwar noch holperig, aber gaaanz langsam wird es besser :-)
 
Was denn, alle auf einmal? Die drei Sätze der Sonatine hab ich gerade fertig, das Menuett ist schon etwas her. Alles sehr schöne Stücke! Viel Spass damit.
Wie lange spielst Du schon?
 
Was denn, alle auf einmal? Die drei Sätze der Sonatine hab ich gerade fertig, das Menuett ist schon etwas her. Alles sehr schöne Stücke! Viel Spass damit.
Wie lange spielst Du schon?

Danke Dir! Nein, nicht alle drei, nur Nr. 1, also den ersten Satz der Sonatine. Mit allen drei Sätzen wäre ich garantiert total überfordert, ich habe doch erst im Januar angefangen, Klavier spielen zu lernen... Und das war/ist nun mein Einstieg in die Klassik. Ich muss sagen, beide Stücke gefallen mir sehr gut und ich freue mich auf weitere!
 
Hallo,

ich habe erst vor einigen Tagen im Selbststudium angefangen Keyboard zu spielen bzw. zu lernen. Nachdem ich mir mittels Apps/Buch/Online-Lektionen ein paar Grundlagen angeeignet habe konnte ich am Wochenende meine ersten zwei "Song-Schnipsel" (natürlich in sehr sehr einfachem Arrangement mittels flowkey) lernen. Dabei tat sich mir schnell ein Störfaktor/Frage auf:
Zwar habe ich die beiden Lieder durch das Lesen eines Notenblattes gelernt, aber so oft wiederholt und geübt, dass ich letztlich gar nicht mehr wegen der Noten im Blatt die entsprechenden Tasten anschlage sondern weil ich genau weiß, welche Taste wann und wo gedrückt werden muss. Ist das Normal bzw. im Sinne des Spielens? Eigentlich wollte ich schon gern vom Blatt spielen und nicht "bloß" solange üben/wiederholen bis ich etwas auswendig kann. Ich habe halt die Befürchtung, dass hier was falsch läuft und ich mir eine Unsitte angewöhne. ^_^'
Oder ist es gar so, dass ich das eigene Gehirn unterschätze und durch wiederholtes Spielen unterbewusst doch abgespeichert wird, dass diese Note eben jener "Buchstabe" ist und dieser wiederum sich genau dort auf der Tastatur befindet?

PS: Sorry falls meine Frage etwas verwirrend ist. Ich hoffe mein "Problem" ist halbwegs verständlich. ^^'
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist das Normal bzw. im Sinne des Spielens?

Dass das Stück auswendig spielbar ist? Doch, das ist nicht nur normal, sondern erwünscht. Wenn Du es auswendig kannst, solltest Du Dich der Musik widmen, statt Dich an optischen Reizen (Noten/ Flowkey) zu orientieren. Lass also alles Optische weg und kümmere Dich nur darum, die Musik zu gestalten (hören statt "lesen").
 

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