Es gibt im Gehirn einen Trichter, durch den muss alles durch, was neu gelernt wird.
Das kann man sich durchaus bildlich vorstellen.
Wenn ich ein Stück übe muss ich zwanghaft nach ca 10-15 min aufstehen und mir z. B. Wasser holen, oder einen Kaffee. Kurz aufstehen, was holen, durchatmen, weitermachen.
Du scheinst ein gesundes Gespür für die Kapazität Deines Hippocampus zu haben!
De facto kommt es nicht in erster Linie auf "Konzentration" an (im Sinne von Fokussierung - die muss sowieso gegeben sein, sonst lernt man gar nix), auch nicht auf das Bewusstsein, das sich hin und wieder bei anspruchsvollen, aber routinierten Tätigkeiten (Autofahren) im Sinne von:
Wenn Konzentration deutlich mehr ist, als entspannt (aber konzentriert...natürlich) einer handwerklichen, fliegerischen oder verwaltungstechnischen Tätigkeit nachzugehen, dann kann man dennoch deutlich mehr als 20 Minuten schaffen und manche (wenn auch wenige, meist jüngere) Menschen schaffen das stundenlang.
einschalten muss, um unroutinierte Ereignisse zu bewältigen, im Sinne von:
neue nicht alltägliche Situation tritt ein bzw. wie Peter schreibt nicht gelerntes taucht auf
Auch hat es nichts mit existenzialer Höchstkonzentration zu tun, im Sinne von:
Also wenn wir Konzentration so definieren, dass man sich permanent total außerhalb seiner Komfortzone bewegen muss, dann ist diese Konzentrations-Definition für mich sinnfrei. OK, dann sind 3 Minuten natürlich auch arg hochgegriffen.
(diese Fähigkeit hat man, um sich ggf. aus einer lebensbedrohlichen Situation zu retten)
Lernstoff muss abgespeichert werden. Je fremder der Lernstoff ist, desto häufiger muss unterbrochen werden, damit das Material durch den Trichter flutscht und vom Arbeitsspeicher auf die Festplatte gerät.
Beispiel:
Gegeben seien zwei fiktive Personen A und B unter identischen Bedingungen. Beide Personen beherrschen gleichermaßen überdurchschnittlich gut Latein, Französisch, Italienisch und Spanisch, haben Routine im Erlernen von Fremdsprachen und sind in der Lage und willens, hochkonzentriert zu arbeiten und sich auf eine Aufgabe kompromisslos zu fokussieren.
Person A bekommt den Auftrag, 50 Vokabeln Portugiesisch zu lernen.
Person B bekommt den Auftrag, 50 Vokabeln Mandarin zu erlernen.
Frage: Wer von beiden schafft es schneller?
Die Antwort ist banal.
Warum aber ist Person A schneller? - Weil A auf vorhandenes Wissen aufbauen kann. A muss gar nicht 50 Vokabeln lernen, sondern nur die spezifischen linguistischen Mechanismen durchschauen, die das Portugiesische mit den (aus den anderen romanischen Sprachen bekannten) Wortstämmen anstellt. B hingegen muss das komplette Lernmaterial durch ihren Hippocampus prügeln. Soll möglichst viel wirklich hängenbleiben, muss sie Pausen machen, damit der Trichter nicht verstopft (um in der Metapher zu bleiben).
Bei der Fragestellung, warum sind Pausen beim Lernen erforderlich, muss man immer schauen, wie fremd der zu erlernende Stoff ist - ob das wirklich original alles bewusst durchs Hirn muss (Notenerkennen, Klangvorstellung, Taktmaß, Klangrealisierung auf den richtigen Tasten und sicher noch einiges mehr) oder, gegensätzliches Beispiel, verfügt der Übende über jahrelange internalisierte Erfahrung im Erkennen von Notenkomplexen, kennt das Stück vom Hören in und auswendig, hat bereits Dutzende Stücke des Komponisten erfolgreich erarbeitet und so weiter.
Die Konzentrationfähigkeit im Alltag ist grosso modo abhängig von der intrinsischen Motivation - jeder gesunde Mensch kann sich konzentrieren, umso länger, je mehr Abläufe bereits sicher beherrscht werden. Die Fähigkeit zu den erwähnten 3 (?) Minuten Höchstleistung sind ein buchstäblich not-wendiges evolutionäres Relikt, aber auch hierbei erzielt das Individuum umso mehr Erfolg, je mehr es auf bereits Internalisiertes zurückgreifen kann.