Anfängerfragen, traut Euch!

  • Ersteller des Themas violetta
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@Barratt
Ich empfinde es als ungemein spannend und herausfordernd, dass unser Leben heute in 300 Jahren die "gute alte Zeit" sein wird, und ich hoffe, dass wir es schaffen echte unverfälschte Zeitzeugnisse über die Jahrhunderte zu bewahren.

Zum Musikunterricht:
Hat die Komplexität und die Vielfalt in der Musik mit den Jahrhunderten nicht zugenommen? Wäre eine zu Bachs Zeiten gründliche musikalische Ausbildung auch heute noch gründlich oder würde sie weite Teile der Musik (Stilepochen und ihre Besonderheiten/Grundlagen) nicht abdecken?

Ich kenne es von Studiengängen, dass neue BerufsfelderForschungsgebiete (zu Recht) mit in das Regelstudium,aufgenommen werden. Das geht fast immer auf Kosten der Grundausbildung, die logischerweise schlechter wird:( Neue Entwicklungen zu ignorieren scheint mir auch keine geeignete Lösung und die Ausbildungszeit ist beschränkt...
 
Du hast nur die Hälfte gefettet. Es gab da noch "oder halt supertalentierte Musiker"
Ja und? Die supertalentierten Musiker sind zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften rar gesät! Das sagt über Gesellschaften und deren Ausbildungsweisen schlichtweg gar nichts aus.

also @Andre73 :
Noch mal ganz von vorne, damit du nicht weiterhin gleichermaßen falsch wie polemisch umherpoltern musst: (sehr vereinfacht, gerafft) im 18. und 19. Jh. spielte sich die Musikkultur (und nicht nur die allein, auch Literatur, Theater, Malerei etc) überwiegend in städtischen Zentren ab und zwar überwiegend innerhalb von zwei sozialen Schichten: dem "Bürgertum" und der herrschenden Aristokratie (wozu auch die "Geldaristokratie" und hohe Militärränge zählen). Freundlich gerechnet 80 % der Bevölkerung hatten keinen Zugang dazu - die europäischen Feudalstaaten des 18. und 19. Jhs. zeichneten sich ganz gewiß nicht durch soziale Gerechtigkeit aus. Allgemeine Schulpflicht, Sozial- und Krankenversicherung, geregelte Arbeitszeiten und -tarife, all das sind soziale Errungenschaften, die sich (sehr vereinfacht gesagt) erst sehr langsam und gegen große Widerstände im Lauf der letzten 200 Jahre entwickelten.
Natürlich kann man an historische Sozietäten als Maßstab die soziale Gerechtigkeit im Vergleich zu uns heute anlegen - aber dieser Maßstab sagt nichts über die Qualität von Ausbildungsmethoden in den verschiedenen Sozietäten aus! Ob innerhalb von Gesellschaften 100% oder nur 5% der Bevölkerung ohne nennenswerte Einbußen Zugang zu irgendeiner Ausbildung hat, sagt uns nichts über die Qualität der Ausbildung.
Was innerhalb bürgerlicher Schichten (und aufwärts) die musikalische & instrumentale Ausbildung betrifft, so war diese - wo sie stattfand - von erstaunlich hoher Qualität. Zwar wusste man weder über Harmonielehre noch über Spieltechnik(en) damals mehr als heute (auch war man pädagogisch etwas rustikaler als in unseren heutigen Streichelzeiten) - aber einerseits war das Arbeitspensum höher (u.a. weniger Ferien) und andererseits war die Unterrichtszeit (!!) deutlich höher. 12-14 Wochen unterrichtsfreie Zeit (Schulferien) gab es nicht, ebenfalls reduzierte sich der Unterricht nicht auf gerademal eine Stunde je Woche. Die Kosten für solchen Unterricht gehörten quasi ebenso zum guten Ton wie die Anschaffungskosten für "das alltägliche [Service] mit dem Zwiebelmuster" (Mann, Buddenbrooks). Heinrich Heine beklagte ironisch-satirisch die Klaviermanie des 19. Jhs., weil man in der Stadt überall das Geklimper aus den Fenstern ertragen musste - was andererseits immerhin zeigt, dass sich der Anteil des Bürgertums an der Gesamtbevölkerung seit dem 18. Jh. deutlich erhöht hatte (ein Indikator für eine relative statistische Verbesserung der Lebensumstände) Im späten 19. Jh. wurde das mächtige deutsche Kaiserreich (1871 mit Aplomb in Versailles gegründet) finanziell klamm: große Projekte wie Flottenausbau, Panzerfortifikation, nationale Riesenmonumente (Kyffhäuser) ließen sich nicht aus der Portokasse finanzieren, hinzu erwiesen sich die Kolonien als Verlustgeschäft - da kam man auf den findigen Gedanken, eine spezielle Luxussteuer einzuführen: eine Steuer auf Klaviere (!!) ... ...abgesehen davon, dass das kurios erscheint, lehrt es doch, dass man damals wie heute den Kauf eines hochwertigen Tasteninstruments nicht als völlige Selbstverständlichkeit sah.
ach ja: je besser der Unterricht, desto höher die Wahrscheinlichkeit (ja Häufigkeit) akzeptabler Ergebnisse - das musikalische und spieltechnische Niveau der "höheren Töchter" bürgerlicher Verhältnisse im 19. Jh. war höher als das Durchschnittsniveau einer heutigen Jugendmusikschule.
 
Ja und? Die supertalentierten Musiker sind zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften rar gesät! Das sagt über Gesellschaften und deren Ausbildungsweisen schlichtweg gar nichts aus.

also @Andre73 :
Noch mal ganz von vorne, damit du nicht weiterhin gleichermaßen falsch wie polemisch umherpoltern musst: (sehr vereinfacht, gerafft)

Ich sehe hier nur einen poltern.

Du schreibst ansonsten rein gar nix, was ich anders sehe.
Einige wenige damals (Talente und Reiche) hatten eine super Ausbildung. Einige wenige heute (Talente, Reich muss man nicht mehr sein, es reicht in einem reichen Land zu wohnen) haben eine super Ausbildung. Das kann man vergleichen. Nicht nur zu Schumanns Zeiten lernte man diese tollen Dinge, ein mick und ein rolf lernt das sicherlich auch heute noch.
Zusätzlich haben heute viele Leute ein Hobby, was man damit nicht vergleichen kann.

Egal, da Du grad wieder auf Aggro umschaltest, ich bin raus. Polter mit dir selbst.
 
Du schreibst ansonsten rein gar nix, was ich anders sehe.
Nein. Kann man nachlesen.
Zusätzlich haben heute viele Leute ein Hobby, was man damit nicht vergleichen kann
ein Hobby - - und was bedeutet der schon im 18. Jh. nachweisbare Ausdruck riding a hobbyhorse*) anderes, oder Steckenpferd und Liebhaberei im dt.sprachigen Raum im 19. Jh.?
...aber wie das halt so ist, der eine gibt sich mehr, der andere gibt sich weniger Mühe mit seinem ach so geliebten Hobby - das ist nun wahrlich keine Neuigkeit. Ebensowenig ist eine Neuigkeit, dass nicht jeder täglich 5 oder mehr Stunden Zeit für seine Steckenpferde hat (das war wohl auch schon immer so). Nur ändert das alles nichts daran, was eine gute instrumentale Ausbildung (die viel Zeit und Übung beansprucht) ist und was keine ist.

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*) ein berühmter Roman aus dem späten 18. Jh. befasst sich damit - welcher?
 
. Es gab da noch "oder halt supertalentierte Musiker" - oft früh als Ausnahmetalent entdeckt und entsprechend gefördert,
Naja, ganz genau genommen rekrutierten sich Musiker aus "Stadtpfeifer" Familien, oder fahrendem Volk. Und Vorläufer von Musikgenies waren deren Eltern, die oft autodidaktisch erst pädagogisch neue Welten betraten. Und Finanzierung von wahre. Genies lief nur über reiche Gönner und setzte sich oft noch fort im Berufsleben. Geschäftstüchtigkeit der Eltern (Mozart, Klara Schumann) traten noch zu pädagogischem Neuland hinzu.

Gesellschaftliche Anerkennung der Musiker selbst kam auch erst nach der musikalischen.

Im Übrigen finde ich nichts schlechtes daran, wenn die geschaffene Musikliteratur gepflegt und erhalten wird.

Das Musiker ehedem gezwungen waren nur eigenes zu spielen, hatte ja wohl auch mit dem verfügbaren Material zu tun.

Und sehr wohl gab es auch Quer"bedienung", Bachs Bearbeitungen von italienischer Musik z. B.

Dass sich der Berufsstand Instrumentalist etablieren konnte, ist der breiten Nachfrage nach Konzerten geschuldet. Und Komponisten haben es heute schwieriger, sie müssen sich abheben von bereits existierender Musik.
 
Das ist doch unbefriedigend für Akribisten wie Dich. Gerade für unsereins, die wir in dieser Hinsicht noch am Anfang stehen, ist es doch viel besser, wenn man direkt an einer Tastatur arbeitet. Die optische, haptische und akustische Gegenwart des Instruments erleichtert die Analyse ungemein.

Mir geht es um Musiktheorie, aber ich sitze am Klavier, wenn ich mich damit beschäftige. Ich lese in meiner von Dir zitierten Aussage

Es wäre ja so richtig spannend, wenn mein Enthusiasmus nicht immer wieder durch Unsicherheiten in Bezug auf das, was ich sehe oder höre (oder zu hören glaube) getrübt würde.

nirgendwo heraus, dass ich mich woanders befinde als am Instrument, wenn ich versuche ein Stücke zu verstehen/analysieren.
 
Somit wandern meine alte Unterrichtsnotizen endgültig in die Mottenkiste und werden nicht mehr ausgegraben. Man lernt nie aus!

Warum sollte man beim Versuch etwas harmonisch zu analysieren, das aus vier Tönen besteht, absichtlich Töne weglassen? Wie soll einem das die Aufgabe erleichtern? Jeder Ton schafft doch (meistens) mehr Klarheit.

Kann man auch selbst drauf kommen.
 
@Barratt
Ich empfinde es als ungemein spannend und herausfordernd, dass unser Leben heute in 300 Jahren die "gute alte Zeit" sein wird, und ich hoffe, dass wir es schaffen echte unverfälschte Zeitzeugnisse über die Jahrhunderte zu bewahren.

Hast du in letzter Zeit mal versucht Dateien von einer 30 Jahre alten Diskette zu lesen? Oder von einer nur 20 Jahre alten?

Das scheitert oft schon an einem passenden Computer, der mit der Diskette überhaupt etwas anfangen kann. Wenn das geklappt hat, braucht man nur noch ein Programm, das mit den alten Dateien etwas anfangen kann.

Von dieser "guten alten Zeit" werden kaum Kulturspuren zurückbleiben, außer AKWs, End- und Zwischenlagern und ganz vielleicht noch Werke der bildenden Kunst.
Medien (für darstellende Kunst oder Literatur) finden ja schon kaum mehr auf echten Medien statt.
 

ein berühmter Roman aus dem späten 18. Jh. befasst sich damit - welcher?

Dein Kumpel Heine schätzte ihn? Mann und Nietzsche ebenfalls?

Von dieser "guten alten Zeit" werden kaum Kulturspuren zurückbleiben

Das steht in der Tat zu befürchten. Auch "Kunst" erhält zunehmend ephemeren Charakter. Ich sag nur: Reichstagsverpackung...
Hunderte Jahre alte "Billets" kann man noch anschauen - heutzutage, SMS, Whatsapp-Nachricht oder Email - verloren und vergessen. Launige Briefe von Reisenden oder Urlaubenden - heute ist es ein Telefonat. :konfus:

@Marlene War ja nur eine Idee. :-) Bin mehr der Typ, der gern mit allen Sinnen begreift. ;-)
 
Manuelas Tip Valse Noble (Seite 157)

Ab Takt 17 linke Hand.

Was ist das?

Darf ich mir da aussuchen ob ich eine Pause oder ein a spiele? Wieso eine punktierte Halbe - da passt doch nur noch eine Viertelnote rein?:denken:
 
Hier wird eine Art Zweistimmigkeit im Bass eingeführt. Das a erklingt den ganzen Takt lang, während c und e nur auf der 2 und der 3 gespielt werden. Eine Art Zweistimmigkeit deshalb, weil es eher auf den Effekt des Pedals mit weiter klingenden Tönen hinarbeitet und nicht auf eine Gegenstimme im Sinne des Kontrapunkts.
 
Ahh, und die 1/4 Pause zeigt an das c und e erst später einsetzen. Verstanden! thx
 
So, jetzt habe ich auch mal eine totale Anfängerfrage...

Ich übe gerade das Stück River flows von Yiruma und komme gut voran, bis ich diese Stelle mal genauer geübt habe und beim G stecken geblieben bin, bzw. frage ich mich gerade, ob ich alle Noten der linken Hand eine Oktave falsch gespielt habe, weil ich irgendwie auf dasselbe G komme.

Das kann aber nicht sein, weil ich 1. mir das Originallied heranziehe und danach den Rythmus auch geübt habe und alle anderen Noten so klingen, wie sie klingen sollen.

Ich kapiers einfach nicht und hoffe auf eure Hilfe.
 

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Diese beiden Gs liegen eine Oktave auseinander.
Das obere G ist das eingestrichene G (g'), das untere G ist das kleine G (g).

Den Übergang bzw. die Mitte zwischen den Beiden Systemen bildet das eingestrichene C (c'), auf der unteren Hilfslinie im oberen Sytem, bzw. auf der oberen Hilfslinie im unteren System.
 

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