Anfängerfragen, traut Euch!

  • Ersteller des Themas violetta
  • Erstellungsdatum

„Anschlagsschönheit“ ist ein problematischer Begriff.
Ich habe ihn eben zum ersten mal gelesen ... und meine Assoziation ging erstmal in Richtung Terrorismus. Allerdings ist der Futurismus ja eigentlich tot ... und das wären die einzigen, denen ich zutrauen würde, ästhetische Massstäbe an Terroranschläge anzulegen.

Natürlich kann ich mir darunter was vorstellen (sogar im Bezug auf Klavier oder andere Instrumente, die man anschlägt) und ich glaube, dass das auch in jeden Unterricht hineingehört.
Ich würde mich aber der Meinung anschließen, dass das doch eher was für den fortgeschrittenen Schüler ist ... gerade beim Klavier. Bei Instrumenten, wo der Klangerzeuger direkt angeschlagen wird (Gitarre, Schlagzeug) ist das schon für den Anfänger wichtig ... aber beim Klavier ist es kein direkter Anschlag am Tonerzeuger. An einem Klavier KANN man einen ton nicht derartig falsch anschlagen, dass es so grauslig klingt wie auf einer Gitarre oder einer Trommel. Die Spielmechanik sorgt recht zuverlässig dafür, dass der Anschlag "sauber" ist.
An diesem Instrument wird das also erst viel später wichtig ... bei der Gitarre achtet man vom ersten Ton an auf die Anschlagstechnik des Schülers.

Aber ganz ehrlich ... der Begriff ist mir neu, und wahrscheinlich sollte ich mich erstmal einlesen ... in die Nesseln setzen kann ich mich danach ja immer noch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo ich den Begriff her habe, weiß ich nicht mehr. Ich verwende ihn allerdings schon lange. Wahrscheinlich aus einer Rezension. Nicht ganz das gleiche ist ''Anschlagskultur''. Von einem schönen Anschlag spricht auch Lhevinne in seinem Buch (so würde ich das übersetzen) und empfiehlt zum Erzielen einen bestimmten Winkel des Fingers zur Tastenoberfläche irgendwo auf den ersten Seiten. Irgendwann spielt das beim Spielen kaum noch eine Rolle, da man über das Gehör die Anschlagswirkung und Klangfärbung kontrolliert. Das aus nur wenigen Noten bestehende Prélude von Ravel beispielsweise kann man durch einen ungeschickten Anschlag vollends über den Haufen spielen. Da wird jeder einzelne Ton zu einer Art Persönlichkeit. Jetzt fange ich auch schon das Dozieren an...
 
Ich habe vor ca. 5 Jahren, mit 55 wieder angefangen Klavier zu spielen, glücklicherweise habe ich nicht ganz alles vergessen was ich mal gelernt habe. Bis im Februar dieses Jahres nahm ich Unterricht und dann ist leider mein Klavierlehrer in Pension gegangen .

Ich habe mich im Unterricht mehr und mehr auf Boogies und Blues konzentriert nicht zuletzt auch weil mein Klavierlehrer aus dieser Ecke kam. Nun bin ich alleine unterwegs und pflege mein kleines Repertoire an Stücken, habe auch das eine oder anderer dazugelernt. Nun habe ich jedoch wieder jemanden ins Auge gefasst um wieder Unterricht zu nehmen. Die höheren Weihen der Klavierkunst werde ich wohl nicht mehr erreichen, etwas dazu lernen möchte ich trotzdem noch, und ganz aufzuhören kann ich mir schon gar nicht vorstellen
 
Das macht echt Mut. Meine Befürchtung war eher, dass es nach drei, fünf oder auch x Jahren keinen Spaß mehr macht, weil man nicht mehr vorankommt oder der Übeaufwand zu groß wird, oder, oder...
Es klang irgendwie so, als müsste man sich an Erwachsene Anfänger nicht gewöhnen, weil die eh schnell wieder aufhören. Ich hab nur nicht so richtig verstanden, woran das liegen könnte und ob es einen kritischen Lernpunkt oder so gibt.
 
Hallo Hekse,
ich frage mich beim Thema erwachsene Spätanfänger immer, ob wir rein prozentual tatsächlich häufiger aufhören als Kinder. Gefühlt gibt es doch auch bei den Kindern jede Menge Abbrecher nach kurzer Zeit. Wie viele Kinder, die mit Klavierunterricht anfangen, halten zum Beispiel länger als drei Jahre durch?

Ich spiele als absoluter Spätanfänger - ohne jegliche instrumentale oder anderweitige musikalische Vorerfahrung – seit 2 1/2 Jahren. Bis jetzt ohne Gedanken daran aufzuhören. Ich darf mich nur nicht mit anderen vergleichen. Das finde ich immer frustrierend.

Viele Grüße
Maryllis
 
Ich habe vor sechs Jahren mit 46 das Klavierspielen begonnen. Ich schwanke seit ca. zwei Jahren eigentlich immer mal zwischen "Ich beende den Unterricht" und "Ich räum die Wohung um, plündere meine Reserven und kauf' mir einen Flügel".

Das liegt aber nicht am Spaß am Klavierspiel, sondern an der Zeit, die es beansprucht. Ich komme leider nicht mal mehr täglich zum üben und wenn, dann selten für länger als 30-60 Minuten. Das sind natürlich keine guten Voraussetzungen für ordentliche Fortschritte.

Aber so ist es nun mal. Und ich werde immer besser darin, Dinge anzunehmen, wie sie sind. Und da mein Klavierlehrer bisher nicht genervt von mir wirkt, ich in jeder Stunde Spaß habe und das Gefühl, wieder etwas über Musik gelernt zu haben, und darüber hinaus die Zeit, die ich mit dem Üben und Spielen verbringe, komplett "meine Zeit" ist, in der ich auch gar keine geistigen Kapazitäten frei habe, um über irgendwas anderes nachzudenken, werde ich wohl dabei bleiben.

So, und jetzt muss ich mal wieder das Wohnzimmer vermessen. :-D
 
Schwierig beim erfassen von persönlichen Erfahrungen zum Thema "aufhören" hier ist sicher die Tatsache, dass sich hier hauptsächlich diejenigen melden können die nicht aufgehört haben. Die anderen sind, mit großer Wahrscheinlichkeit, hier nicht mehr aktiv.
Allerdings glaube ich, dass Erwachsene einfach eine bessere Selbsteinschätzung haben und vielleicht eine "Durststrecke" besser durchstehen können als Kinder weil sie es schon öfter mal durchgemacht haben?
 
Allerdings glaube ich, dass Erwachsene einfach eine bessere Selbsteinschätzung haben und vielleicht eine "Durststrecke" besser durchstehen können als Kinder weil sie es schon öfter mal durchgemacht haben?
Häufig ist das Gegenteil der Fall. Erwachsene zeigen im vergleich zu Kindern oft eine geringere Frustrationstoleranz, weil sie ganz klare Ziele vor Augen haben und es ihnen oft nicht schnell genug gehen kann, dieses Ziel zu erreichen. Außerdem sind sie es hinsichtlich ihrer beruflichen Qualifikation oft gewohnt, erfolgreich zu sein und kommen dann mit Rückschlägen bei einem Hobby nicht gut klar.

Kinder dagegen vergleichen sich nicht so häufig mit sich selbst in anderen Bereichen oder mit anderen Klavierspielern und gehen deshalb in der Regel unbeirrter ihren Weg.

Die Klippen der Pubertät sind ein anderes Thema.
 
Kinder dagegen vergleichen sich nicht so häufig mit sich selbst in anderen Bereichen oder mit anderen Klavierspielern und gehen deshalb in der Regel unbeirrter ihren Weg.
Und bei Erwachsenen gibt es keine Mama, die auch bockloses Üben einfordert, weil oft die Lust aufs Spielen erst kommt, wenn man schon dransitzt. (Im Ausreden für mich selbst erfinden bin ich fast so gut wie mein Sohn, nur betrifft es bei mir momentan eher die Steuererklärung als das Klavier)
Kann allerdings auch ein Vorteil sein, ich genieße es jetzt schon dass Instrument nur für mich zu lernen.
 

Häufig ist das Gegenteil der Fall. Erwachsene zeigen im vergleich zu Kindern oft eine geringere Frustrationstoleranz, weil sie ganz klare Ziele vor Augen haben und es ihnen oft nicht schnell genug gehen kann, dieses Ziel zu erreichen. Außerdem sind sie es hinsichtlich ihrer beruflichen Qualifikation oft gewohnt, erfolgreich zu sein und kommen dann mit Rückschlägen bei einem Hobby nicht gut klar.

Kinder dagegen vergleichen sich nicht so häufig mit sich selbst in anderen Bereichen oder mit anderen Klavierspielern und gehen deshalb in der Regel unbeirrter ihren Weg.
Sicher nicht allgemeingültig... Während meine Frustrationstoleranz im Alter von 49 nahezu unendlich ist, gibt speziell mein Sohn bei so ziemlich allem extrem schnell auf, wenn sich nicht im Nullkommanix Fortschritte einstellen. So hat er die e-Gitarre nach wenigen Monaten an den Nagel gehängt, obwohl es anfangs ein großes Ziel war, Klavier will er nicht lernen, obwohl er eigentlich sehr musikalisch ist, sein Rhythmusgefühl ist genial! Ich selber habe zwar das Ziel vor Augen, mal Klavier spielen zu können, weiß aber, dass ich als Spätanfänger (Spiele seit nunmehr 4 Jahren) und berufstätiger Familienvater mit begrenzter Zeit keine Wunder erwarten kann, und das ist ok so.
 
Berichte uns mal, ob das wiederholte Messen zu einer bleibenden Veränderung der Größe führt...
Das wird nicht klappen, solange man das Maßband nicht zwischendurch kürzt (natürlich mittendrin ... zum Beispiel cm nr. 86 rausschnippeln).
... obwohl er eigentlich sehr musikalisch ist, sein Rhythmusgefühl ist genial!
Warte mal, bis er ein paar Peers hat, die ihm das gleiche Urteil geben. Wenn er Talent hat, dann wird das nicht ausbleiben.

Ich bin von meinem eigenen Können meist nicht halb so überzeugt gewesen, wie meine Mitmenschen. Der Unterschied zwischen Eltern, Familienmitgliedern und Peers ist, dass einem die Meinung Letzterer gerade "an den Klippen der Pubertät" doch um einiges wichtiger ist.
 
In der nächsten Woche habe ich nach vielen Jahren mein erste KS-Vorspiel (live). Das Vorspiel wurde recht kurzfristig organisiert und ich freude mich darauf. Ich werde von Chopin den Walzer Nr. 19 a-Moll (op. posth.) spielen (mit Notentext, da aufgrund der Kurzfristigkeit auswendiges Spiel nicht mehr realisierbar ist.)
Zu Hause klappt das Stück oft fehlerfrei, aber am unbekannten Flügel (da sehen auch die Tasten ganz anders aus ;-)), mit Publikum und die Noten stehen ganz woanders als auf dem Klavier zuhause ... schleichen sich Patzer ein. Heute hatte ich das erste und einzige Mal die Gelegenheit, den Flügel anzutesten.

Habt ihr Übetipps für mich für die letzte Woche, um besser mit der ungewohnten Situation klarzukommen?

 
@Piasson
Nutze jede Gelegenheit, um Menschen in deinem Umfeld das Stück vorzuspielen. Nichts trainiert für die Vorspielsituation so gut wie Vorspielen. Und als Ergänzung ist auch das Aufnehmen deines eigenen Spiels sinnvoll, weil es deine Konzentrationsfähigkeit und das Fokussieren fordert - am besten einmal täglich.
Alles Gute fürs Vorspiel!
 
Danke @Demian . Das Aufnehmen habe ich schon begonnen (mit "Kaltstart", d. h. ich habe mich vorher nicht "eingespielt"). Aber das kann ich ja tatsächlich auch zwischendurch immer mal wieder einschieben. Da die Menschen um mich herum ja wissen, wie ich spiele, wäre es vielleicht eine Idee, mal einen Walzer bei offenem Fenster - also vor unbekanntem Publikum - zu spielen ... und das muss sich dann auch gut anhören, damit keine Beschwerden kommen.
 
@Piassion
Ich würde an deiner Stelle ganz „offiziell“ die Leute bitten, sich im Klavierzimmer zu setzen und dir zuzuhören. Das ist etwas ganz Anderes als wenn das Zuhören nebenbei und ohne Aufforderung passiert.

Die Idee mit dem offenen Fenster finde ich gut.
 
ich würde versuchen möglichst vielzählige Störfaktoren einzubauen. Lass jemanden Klatschen/Geräusche machen während du spielst, besteh im Umkehrschluss mal auf absolute Ruche, wenn dir jemand zuhört (Auch das kann fies sein, durch die Anspannung im Raum). Versuche an verschiedensten Instrumenten deiner Nähe zu spielen, alles - vom Digi bis Flügel, gestimmt/ungestimmt usw., Verschiedene Tageszeiten machen oft auch schon einen Unterschied. Kurz und gut, schaffe dir persönliche Stolpersteine!
 
Eure Tipps, mit Publikum, selbst eingebauten Störungen/Irritationen und zu unterschiedlichen Tageszeiten zu spielen, finde ich gut und werde ich umsetzen. Mir ist noch eingefallen, dass ich ja auch das Maskentragen beim Spielen einbauen muss, so wie in der Vorspielsituation.
 
Mir ist noch eingefallen, dass ich ja auch das Maskentragen beim Spielen einbauen muss, so wie in der Vorspielsituation.
Üben mit ffp2 - Vorspiel mit OP-Maske?

Eventuell solltest du auch eines der Vorspiele mit Störungen mitschneiden.
Ich hatte einmal ein Konzert mit meiner Bossa-Band, bei dem es viele Störungen gab.
Seit ich diese Aufnahme gehört habe, habe ich das Gefühl, es könnte nebenan Krieg herschen ... diese Band würde "lata d'Agua", "Vá morar com o diabo". oder "Disrithmia" (und viele mehr) trotzdem sauber durchziehen.

Diese Aufnahme hat mir ein unglaubliches Gefühl der Sicherheit gegeben, denn ich hätte nie gedacht, dass wir ein so hohes Level an Störung einfach überspielen könnten (es war ein Kneipenkonzert).
 
Zuletzt bearbeitet:

Zurück
Top Bottom