Alle Tonleitern im C-Dur Fingersatz?

  • Ersteller des Themas Florentine
  • Erstellungsdatum

Und bei der elliptischen Bewegung des Handgelenks kann ich das fast ! ohne Rotation des Unterarms. aber ich hielte es für einen Fehler, diese Schwung- und Kraftquelle auszuschalten.
Man kann diese elliptischen Schwünge fast ohne Rotation aber auch mit starker Beteiligung der Rotation spielen. Es kommt hier auf das an, was man an Klang produzieren will.

d.

Nur für den Fall dass es übersehen wurde. Ich habe auch hieer klar gesagt, dass der angestrebte Klang alles andere bestimmt.

die elliptischen Schwünge kommen aus einem komplexen Apparat, der auch noch in den Beinen seinen Widerhall findet, und ganz kalr auch vom Schultergelenk und dem Drehgelenk des Ellbogens her.

Und mir ist es auch fast zuviel jetzt um diese Rotation. Ich wollte doch nur sagen, dass sie immer dabei ist, von fast garnicht bis sehr stark im Anteil an der Bewegung. Der Vergleich mit dem Salz in der Küche ist gut. Von einer Prise bis ordentlich gesalzen gibt es da auch alle Zwischenstufen. Aber Salz gehört in die Küche .

Ich habe mal Rolfs bemerkenswerten Fingersatz in der a moll Etude durchprobiert und gebe zu, dass mir links die Variante mit 54321 32 54321 deshalb nicht gut gelingt, weil ich denn 5. nicht so sicher treffe. Deshalb bleibe ich lieber bei meinem gewohnten also beide Daumen jeweils auf a und auf e- dass geht auch echt schnell und fliegt dahin und wenn ich mich genau beobachte rotiert mein Unterarmm in einer aber kaum zu sehenden Wellenlinie.
Ich kann diese Leiter auch spiele, in dem ich die rotation bewusst unterdrücke aber dann habe ich das Gefühl nicht derart sicher in den Tasten zu stehen. Ich bevorzuge immer Fingersätze und Bewegungen, die einen sehr eengen Tastenkontakt erlauben.

Ich glaube, dass durch die Rotation die Finger in optimaler Position und winkel die Tasten touchieren.
 
Ich aber wollte die ganze Zeit darauf hinaus, was man Schülern beibringt, die dabei sind, sich überhaupt erst die Grundlagen des Tonleiterspiels zu erarbeiten!

Denn darum ging es ja in diesem Thread zunächst: Florentine, eine Anfängerin, hat eine Frage gestellt, und ich habe sie zu beantworten versucht und dazu zusätzliche Gedanken geäußert.

Ich meine, wenn man am Anfang erstmal viel Wert auf Freiheit aller Bewegungsmöglichkeiten legt, so daß keinerlei Verkrampfungen oder "Sperrungen" entstehen, dann ist es doch später auch leichter, die in der Virtuosenliteratur vorkommenden Anforderungen zu meistern, wo dann speziellere, "straffere" / "eingeschränktere" Bewegungsbilder zum Einsatz kommen, wie Du, Rolf, sie schilderst.

hallo Hasenbein,

ich habe es schon mehrfach in diesem Faden mitgeteilt: wir tuten in vielem ins selbe Horn!

Gerade deswegen hat mich Dein etwas naßforscher Stil ein wenig irritiert und zu zwei etwas herben Antworten animiert - jetzt verzeihen wir uns gegenseitig und der Käs ist gegessen :) . Es freut mich sehr, wie Du in Deinem letzten Beitrag (aus dem ich oben zitiere) reagierst!!!

Ich meine:
für einen Anfänger/Einsteiger gibt es zwei anfängliche Fragen bei den Tonleitern:
a) welche Fingerfolge
b) wie mach ich´s am geschicktsten.

a) wird eigentlich erst dann interessant, wenn beide Hände gleichzeitig eine Tonleiter spielen - hier halte ich "Daumen gleichzeitig" (wie in H-Dur) für die einfachste und paktikabelste Variante. Irgendwann später wird man das auch versetzt tun müssen, denn nicht alle zweihändigen Skalen in Terz- oder Sextabstand ermöglichen das.

b) ist weitaus schwieriger zu erklären:
da gibt es natürlich die Rotationsschwünge des Unterarms. Wie ich schon geschrieben hatte, ist das erstaunliche hierbei, dass diese nach innen (zum Daumen hin) bei fast allen automatisch funktionieren (ist wie ungeduldiges Fingertrommeln auf dem Tisch), aber nach außen will´s nicht ebenso leicht funktionieren. Da wäre für diese Bewegungsform ein erster Ansatz zum lernen, nämlich alles vorwärts und rückwärts ausführen zu können.
danach aber wird´s prekär: denn dann muss man ja Schwungbewegungen von 1-2-3 und 1-2-3-4 Fingern aneinander hängen - da kommt dann eine weitere Bewegungsdimension hinzu: die gleichmäßige Armführung nach rechts oder nach links, je nachdem, ob man auf- oder abwärts spielt.
...und da häufen sich die Fehlerquellen... :) ... unerschöpflich ist die Kreativität, ungünstige bis hinderliche Bewegungen zu finden... da brauchen beide, Lehrer wie Schüler sehr sehr viel Geduld...
schön ist, wenn sich allmählich alle Bewegungsrichtungen und -impulse orientiert am gewünschten Klang einstellen - aber das kann dauern, bis es so weit ist.

Tonleitern etc. halte ich erst dann für sinnvoll machbar, wenn ein paar motorische Grundlagen schon geschaffen sind (ich zähle das nicht alles auf, stellvertretend nenne ich nur "kein nutzlos anstrengender Druck auf den Tastenboden")

Eine greuliche Unsitte fast aller Anfänger ist, entweder zum Daumenunter- oder Übersatz hin das Handgelenk zu verdrehen, oder eine ruckartige Bewegung zu machen - - um da Abhilfe zu schaffen, halte ich es für richtig, so früh wie möglich zur gleichmäßigen Armführung anzuleiten. Diese ist ja den impliziten Rotationsimpulsen etc. nicht im Weg.

Jede Starrheit gilt es zu vermeiden - alles sollte gelockert und geschmeidig in Bewegung sein: es sind ja sehr komplexe zusammengesetzte Bewegungen.

Radikal falsche Bewegungsweisen sollte man meiner Ansicht nach nicht tolerieren.

Was mir noch einfällt:
Es ist die "Profi-Perspektive", welche (freilich richtig!!) erklärt, dass der Klang der entscheidende Motor für das Bewegen ist - nichts anderes besagt ja das berühmte Bonmot von Franz Liszt:
und da hat er absolut recht. Nur muss man einschränken: das geht erst bei denen, deren Wahrnehmung schon für diese Klangdifferenzierung geschult ist. Und das ist sie bei Anfängern noch nicht!

...da haben alle Lehrer sehr viel zu tun: Klangwahrnehmung, Klangempfindung und Bewegung müssen geschult, entwickelt und auf die richtigen Bahnen gelenkt werden - - - ich wünsche jedem, dafür Lehrer zu finden, die das mit Geduld aber auch mit Genauigkeit in lockerer Atmosphäre machen!!!

zu op.10 Nr.9 noch:
selbstredend brauchen die Figuren der linken Hand Rotationsschwünge, denn allein mit "Fingeraktivität" lässt sich das weder schön noch schnell spielen. Allerdings gibt es die Gefahr, dass man infolge einer zu starken Rotation mit den Außenfingern zu laut wird (zu viel Schwung). Ich zeige meinen Studenten, wie sie hier die Bewegung optimieren können, um leise genug bleiben zu können: die Rotation dreht sich nicht über den mittleren Finger (4. oder 3. Finger), sondern wird verringert - das Handgelenk schwingt in einer Art flaches u (ist irgendwie schlecht zu beschreiben). Auf jeden Fall findet kaum eine auf und ab Bewegung des Handgelenks statt. Wesentlich ist ja auch im Unterschied zu op.28,24, dass der mittlere Ton der Begleitung keine liegende Stütze ist. Leise wird es, wenn der Arm relativ flach nach links und rechts schwingt und die Rotation möglichst minimiert wird.

Gruß, Rolf
 
skurriler (?) a-Moll Fingersatz

Ich habe mal Rolfs bemerkenswerten Fingersatz in der a moll Etude durchprobiert und gebe zu, dass mir links die Variante mit 54321 32 54321 deshalb nicht gut gelingt, weil ich denn 5. nicht so sicher treffe. Deshalb bleibe ich lieber bei meinem gewohnten also beide Daumen jeweils auf a und auf e- dass geht auch echt schnell und fliegt dahin und wenn ich mich genau beobachte rotiert mein Unterarmm in einer aber kaum zu sehenden Wellenlinie.
Ich kann diese Leiter auch spiele, in dem ich die rotation bewusst unterdrücke aber dann habe ich das Gefühl nicht derart sicher in den Tasten zu stehen. Ich bevorzuge immer Fingersätze und Bewegungen, die einen sehr eengen Tastenkontakt erlauben.

Ich glaube, dass durch die Rotation die Finger in optimaler Position und winkel die Tasten touchieren.

hallo klavigen,

ich weiss, dass man gerne über gis-a stolpert, wenn man das mit 2-5 spielt.

Es ist eine Frage der Wahrnehmung: wenn man auf diesen "skurrilen" Moment beim spielen achtet, dann klappt´s nicht.

Ich wage mal einen exotischen Vergleich:
man kann doch einen Schluck kaltes Bier trinken, und wenn man Durst hat, dann kann man auch zwei oder drei Schluck hintereinander trinken - man wird dabei nicht denken "jetzt ist Schluck 1 fertig und Schluck 2 beginnt" :)
linke Hand 5-4-3-2-1-3-2 wäre der erste Schluck (und das spielt sich doch kinderleicht!) - warum nicht automatisch zwei oder dreimal hintereinander?

Natürlich geht der "skurril" erscheinende Fingersatz gerade in a-Moll wegen der Tastenfolge - in anderen Skalen bringt das nichts.

Denkbar ist auch, rechts 1-2-3-4-5-2-3 zu nehmen, und links Daumen auf a und e - - das geht auch!

Ansonsten ist beide Daumen auf a und e völlig richtig!!

Probier doch einfach mal, wenn es Dich interessiert, nicht auf gis-a zu achten, sondern "quasi bewußtlos" 5-4-3-2-1-3-2 zu wiederholen und das als eine Bewegung aufzufassen.

Ich nehme an, dass Dir der "skurrile" Fingersatz rechts keinerlei Probleme macht - stimmt das? Wenn ja: das kann man auch von e aus mal abwärts machen, einfach so aus Jux (da hätte dann die rechte Hand das 2-5 "Problem" und es zeigt sich dann, ob es für die rechte eines ist oder nicht - wenn nicht, kann die linke das durch inverses spielen von der rechten lernen)

Aber klar: diesen Fingersatz muss niemand üben oder können - hatte ich ja schon erwähnt.

Gruß, Rolf
 
@ Rolf,

nein, inder rechten Hand geht 12345 23 bzw 12345 34 sofort im Tempo problemlos- es ist tatsächlich der Stolperer bei 2 5 - und den könnte ich auch sicher einüben, wenn ich es etwas länger relaxt machen würde-
Ich kann jetzt nur nach einigen Minuten des Probierens nicht direkt sagen, wobei ich letztendlich bleiben würde.

Aber ich nehme solche Fingersatz Vorschläge immer mit grossem Interesse an und probier sie auch aus.

In dem letzten Lauf der Ballade g-moll op. 23 gibt es den schönen g-moll Lauf im Terzabstand( bzw Dezimenabstand- dafür verwende ich den Fingersatz

beide Daumen jeweils auf a un c und dann auf e und g- Mit ein bischen rumsuchen findet man fast bei jedem ähnlichen Lauf einen Satz, der die Daumen synchron erlaubt.
 
off-topic: Dezimlauf in der g-Moll Ballade

schönen g-moll Lauf im Terzabstand( bzw Dezimenabstand

oh weh... diese Ballade wurde mir als Teststück aufgegeben, als ich 14 war: ich bekam Noten ohne Fingersätze und ich sollte versprechen, mir keine anderen Noten anzuschauen (woran ich mich gehalten hatte), und ich sollte die Ballade innerhalb von einer Woche ohne jede Hilfe ins Tempo bringen.

...hätte ich mich doch nur nicht daran gehalten: dummerweise kam ich nicht auf Deinen Fingersatz!!!... Dieser Lauf war das schlimmste!!! Alles andere ging nach vier Tagen, aber der Lauf... letztlich ging der auch, aber mit einem viel viel ungünstigeren Fingersatz: rechts von b aus 2-1-2-3-4-1-2, links von g aus 1-4-3-2-1-3-2. Ok, das hatte ich mit viel Üben hingekriegt, aber wohl gefühlt hatte ich mich damit nicht.

Hinterher bekam ich den besseren Fingersatz gezeigt - blöd daran: wenn ich das heute spiele, merke ich erst, nachdem der Lauf schon angefangen hat, dass ich doch in meinem alten Fingersatz bin... schlechte Angewohnheiten können zäh sein!

Das ist der Grund, weshalb ich diese Ballade - so sehr ich sie mag - nicht spiele: denn wenn ich das tue, dann denke ich nur in den Tönen, und dann stellt sich von alleine ein, was ich mir antrainiert hatte...

Lernt jemand die Ballade bei mir, kriegt derjenige von Anfang an den besseren Fingersatz gezeigt - das absurde dabei: ohne den Kontext des ganzen Stücks kann ich das auch mit diesem Fingersatz.

Sonderbar - aber mir war das eine Lehre: vorab noch viel genauer darüber nachzudenken, welches der beste Weg sein könnte!!!

Gruß, Rolf
 
Ich meine, wenn man am Anfang erstmal viel Wert auf Freiheit aller Bewegungsmöglichkeiten legt, so daß keinerlei Verkrampfungen oder "Sperrungen" entstehen, dann ist es doch später auch leichter, die in der Virtuosenliteratur vorkommenden Anforderungen zu meistern, wo dann speziellere, "straffere" / "eingeschränktere" Bewegungsbilder zum Einsatz kommen, wie Du, Rolf, sie schilderst.

Einem Einsteiger zu sagen, er solle eine bestimmte Bewegungsmöglichkeit lieber nicht nutzen, führt hingegen bei ihm leicht zur Verfestigung, weil er noch längst nicht so feinfühlig mit Bewegungsanweisungen umgehen kann und noch längst nicht so ein gutes Körper- und Klanggefühl hat wie ein erfahrener Pianist, der bei allen möglichen Anweisungen schon weiß, wie er sie zu deuten hat, weil er Fehldeutungen sofort am ungünstigen Körpergefühl oder schlechteren Klang erkennen würde.



Und mir ist es auch fast zuviel jetzt um diese Rotation. Ich wollte doch nur sagen, dass sie immer dabei ist, von fast garnicht bis sehr stark im Anteil an der Bewegung. Der Vergleich mit dem Salz in der Küche ist gut. Von einer Prise bis ordentlich gesalzen gibt es da auch alle Zwischenstufen. Aber Salz gehört in die Küche .



Hallo hasenbein und klavigen,

ich denke, mit diesen Statements können wir die Diskussion hier stehen lassen.

Allerdings war meiner Meinung nach von Anfang an bei allen Konsens, dass man bei Skalen, aber auch beim gesamten Klavierspiel die freie Bewegungsmöglichkeit aller Achsen und Gelenke braucht. Ich wüßte nicht, dass ich gesagt hätte "man darf nicht rotieren". Nur dass beim Skalenspiel ausgerechnet auf diese Bewegungsachse so viel Wert gelegt wurde, hat mich irritiert. (Übrigens, hasenbein, habe ich diese Bewegung nicht als für dich wichtigste, sondern nur wichtige verstanden - bitte genau lesen :D -Entschuldigung, aber das konnte ich mir gerade nicht verkneifen, bitte nicht übelnehmen ;) ).

Ich bin trotzdem der Meinung, dass nicht die Rotation, sondern die andere Bewegungsmöglichkeit des Ellenbogengelenks, also Beugung/Streckung/kreisförmige Bewegung viel, viel wichtiger für gutes Skalenspiel ist, weil die eine gute Armführung erst überhaupt möglich macht. Dazu mache ich, wie Rolf es hier auch schon vorgeschlagen hat, glissando-Übungen. Wenn man vorher dann noch einzelne Elemente wie Daumenuntersatz,-beweglichkeit, Übersatz (Armführung!) etc. gesondert geübt hat, sollte eine Tonleiter erst gar nicht zum Hindernislauf mutieren. Die Perlenkette kann kommen :D !

Ansonsten, hasenbein, finde ich deine formulierten Ansichten über Bewegung und Klang sehr schön und kann sie nur unterstützen! So läuten doch gerade die Kirchenglocken - sonntäglicher Friede sei mit euch!

Viele Grüße

chiarina
 
bzgl. der Fingersätze sehr interessant:
Gerade der Mangel an Gliederung und die längeren Wege, die die Finger beim Unter- oder Übersetzen zurückzulegen haben, scheinen mir dafür verantwortlich, dass in traditioneller Musik die Fingersätze der Untertastenskalen die am schwersten erlern- und erinnerbaren sind, denn jedes Auftreten von Obertasten bietet den Fingern eine kleine Brücke zwischen den Untertasten und stellt zugleich eine Orientierungs- und Gedächtnishilfe dar. Optisch gruppieren die Obertasten die homogene Untertastenreihe, machen deren Töne im Einzelnen überhaupt erst schnell und zuverlässig auffindbar und schufen damit eine der Grundlagen, die Tastatur aus der Mittellage heraus in Richtung Bass und Diskant bis zu ihrem heutigen Ambitus systematisch zu erweitern.

Deutlich wird an diesem Punkt, dass ein Klavierunterricht, der auf dem Dur-Moll-System gründet und mit der vermeintlich ursprünglichen und »leichten« C-Dur-Tonleiter beginnt, primär von der scheinbaren Einfachheit der Untertastenreihe ausgeht und sich am einheitlichen Weiß von Tasten und Notenbild orientiert. Der Bezug auf das optisch Stimmige ist gleichwohl nur eine Gewohnheit, die vernachlässigt, dass gerade die konkrete, physische Gestalt der Klaviatur von C-Dur technisch-praktische Schwierigkeiten aufwirft, die es vor allem den kleineren Fingern und Händen junger Spieler schwermacht. Trotz vieler Vorzeichen auf dem Papier liegt etwa die Skala in H-Dur bedeutend besser in der Hand als jene in C-Dur: Da in H-Dur sämtliche Obertasten auftreten, hat man bei der Erlernung nur an die beiden Untertasten h und e als Besonderheiten zu denken, die beide mit Daumenaufsatz nahtlos auf die zwei Obertastengruppen folgen. Dies fällt umso leichter, als der Daumen beim Skalenspiel grundsätzlich nur auf Untertasten trifft. Das zwischen diesen zwei weißen Stützen Befindliche ergibt sich gewissermaßen von selbst und ist unabhängig von linker oder rechter Hand. Bei Fis-Dur ließe sich die Abfolge der Tasten und Töne entsprechend mit Daumen auf h und eis, bei Des-Dur auf f und c erlernen. Damit stellen die Tastengattungen gerade dort, wo die Fülle der Vorzeichen zur Unübersichtlichkeit führt, eine Merkhilfe dar. Vorzeichen oder Tonarten spielen hierbei keine Rolle, denn es geht zunächst nur um die Ausführung, nicht die Aufzeichnung der Anschläge. Hans Joachim Moser empfahl daher, dass man klavierpädagogisch von der Des-Dur- und H-Dur-Tonleiter als Norm ausgehen sollte, »um das Fingersatz-Gefühl von Anfang an richtig zu erziehen.«[5b] Und Kurt Schubert schrieb in seiner von Moser initiierten und in der zweiten und dritten Auflage betreuten Technik des Klavierspiels, dass Chopin in seinem Unterricht das Tonleiterstudium bekanntlich mit den drei Tonarten Des-Dur, H-Dur und Fis-Dur begonnen habe.[5c]
die lesenswerte Quelle: http://www.herbert-henck.de/Internettexte/Klaviaturen_I/klaviaturen_i.html

Gruß, Rolf
 
Nicht mit C-Dur zu beginnen ist in der Tat sehr sinnvoll und logisch.

Gibt es eigentlich eine Klavierschule, die dies auch umsetzt?

Ich meine, am Anfang mal ein bißchen H-Dur-Tonleiter zu spielen und ein bißchen Flohwalzer ist ja ganz nett. Aber dann muß es ja irgendwie weitergehen. Und das findet in allen Klavierschulen, die ich kenne, in C-Dur statt. Also mit Stücken, die vor allem leicht lesbar (statt vor allem leicht spielbar) sind.

Schwarze-Tasten-Spiel also nur als kurzes "Prodromalstadium", um dem Schüler die Angst zu nehmen und erste Erfolgserlebnisse zu vermitteln? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Chopin so vorgegangen ist. Das wäre doch keine konsequente, aufeinander aufbauende Methodik, oder?

Der Unterricht nach einer schwarzetastenorientierten Schule müßte ja zwangsläufig so sein, daß erstmal nur der Lehrer die Noten liest und der Schüler nach Gehör / auswendig spielt... wäre ja eigentlich eine sinnvolle Sache...

LG,
Hasenbein
 
Also mit Stücken, die vor allem leicht lesbar (statt vor allem leicht spielbar) sind.

hallo,

da stellt sich andererseits die Frage, ob man lesen oder spielen lernen will.

Allerdings muss das nicht zu Polemiken führen - ich halte den verlinkten Text, den ich nur auszugsweise zitiert habe, für ziemlich sinnvoll. Und soweit es nachvollziehbar ist, hat Chopin tatsächlich mit H-Dur beginnen lassen.

Gruß, Rolf
 
Du hast mich offenbar völlig falsch verstanden (interessant, wie unterschiedlich man den gleichen Text deuten kann...).

Ich wollte mitnichten polemisch sein, sondern im Gegenteil Dir voll zustimmen und zum Ausdruck bringen, daß ich einen Ausbau der Schwarze-Tasten-Vorgehensweise für sehr sinnvoll hielte.

Und ich wollte auf den Mißstand hinweisen, daß, obwohl Chopin vor 170 Jahren bereits Anderes erkannt hatte, immer noch die Standard-Lernweise gilt, daß man vom leicht Lesbaren statt vom leicht Spielbaren ausgeht, was wie Du richtig sagst, eigentlich ja Quatsch ist, weil primär sein sollte, daß man gut spielt, nicht daß man gut liest.

Und im Zuge dessen fiel mir auf, daß es keine Klavierschule zu geben scheint, die den Schwarze-Tasten-Approach konsequent weiterführt. Bzw. wollte wissen, ob jemand vielleicht doch eine kennt.

LG,
Hasenbein
 
Du hast mich offenbar völlig falsch verstanden (interessant, wie unterschiedlich man den gleichen Text deuten kann...).

Ich wollte mitnichten polemisch sein, sondern im Gegenteil Dir voll zustimmen und zum Ausdruck bringen, daß ich einen Ausbau der Schwarze-Tasten-Vorgehensweise für sehr sinnvoll hielte.

Und ich wollte auf den Mißstand hinweisen, daß, obwohl Chopin vor 170 Jahren bereits Anderes erkannt hatte, immer noch die Standard-Lernweise gilt, daß man vom leicht Lesbaren statt vom leicht Spielbaren ausgeht, was wie Du richtig sagst, eigentlich ja Quatsch ist, weil primär sein sollte, daß man gut spielt, nicht daß man gut liest.

ach so? na, dann tuten wir ja frohgemut ins selbe Horn! leider war das nicht sogleich kenntlich:
Zitat von hasenbein:
Ich meine, am Anfang mal ein bißchen H-Dur-Tonleiter zu spielen und ein bißchen Flohwalzer ist ja ganz nett. Aber dann muß es ja irgendwie weitergehen. Und das findet in allen Klavierschulen, die ich kenne, in C-Dur statt. Also mit Stücken, die vor allem leicht lesbar (statt vor allem leicht spielbar) sind.

Schwarze-Tasten-Spiel also nur als kurzes "Prodromalstadium", um dem Schüler die Angst zu nehmen und erste Erfolgserlebnisse zu vermitteln? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Chopin so vorgegangen ist. Das wäre doch keine konsequente, aufeinander aufbauende Methodik, oder?
das war also als Zustimmung zu Chopin etc. gemeint -- ok :D

Gruß, Rolf
 

Ich nutze mal das Thema für eine eigene Frage.

Ich frage mich, wie sinnvoll es ist, alle Tonleiter so aus dem Stehgreif rauf und runter spielen zu können.
Wenn ich mir dafür also einen konkreten Fingersatz zurechtlege ist es zwar schön und gut, aber in den allerwenigsten Kompositionen die ich kenne, erscheint eine Tonleiter, die Ton für Ton nach oben/unten geht, somit ergeben sich immer neue Fingersätze.
Vor Äonen vor Jahren schrieb Rolf bereits, es gehe oft darum "Das Terrain zu ergründen". Finde ich auch wichtig und würde mich auf den von ihm geäußerten Vorschlag eingehen und einfache Melodien und Stücke einfach mal in jede Tonart transponieren. Das würde mir weit aus mehr Spaß machen, als Tonleitern zu spielen.

In der letzten Klavierstunde wollte ich mich kurz aufwärmen am Klavier und mein Lehrer meinte, ich solle doch mal einfach ein paar Tonleitern spielen. Da ich es nicht aus dem Stehgreif konnte, sondern mir erst alles zurechtgesucht habe, meinte er dass sowas nicht angehen könne, dass ich sowas nicht kann.
Jetzt hat er mir irgendeine Etüde gegeben. Alles in mir sträubt sich das zu spielen. Tonleitern die einfach nur rauf und runter gehen. mit kleinsten Sprüngen, in der Linken Hand fast immer das selbe oktaviert.

Ich habe nichts dagegen mal ein Stück zu lernen, dass nicht ganz meinem Geschmack entspricht, weil ich jemanden Begleiten muss. Aber solche Etüden haben oft etwas unfassbar seelenfressendes.
Ich nehme jetzt auch letztlich seit gut 1,5 Jahren Unterricht und bin bis heute ohne eine einzige Tonleiter geübt zu haben sehr gut mit meinen Stücken zurechtgekommen, darunter Dinge wie Anitras Tanz von Grieg, aber auch die Chopin Nocturne op.9 nr.2 und op.28 Nr.3

Ich kann einfach nicht glauben, dass die Zeit mit solch "stupiden" Übungen besser investiert sein soll, als mit der Erarbeitung neuer Stücke, oder bin ich da ganz auf dem Holzweg?

schönen Gruß, Raskolnikow
 
Vor Äonen vor Jahren schrieb Rolf bereits, es gehe oft darum "Das Terrain zu ergründen". Finde ich auch wichtig und würde mich auf den von ihm geäußerten Vorschlag eingehen und einfache Melodien und Stücke einfach mal in jede Tonart transponieren. Das würde mir weit aus mehr Spaß machen, als Tonleitern zu spielen.

hallo,

was Du mitteilst, das enthält doch die ganzen Tonleitern!

Stell dir vor, Du würdest den Klavierpart von Beethovens drittem Klavierkonzert spielen: das setzt mit melodischen c-Moll Skalen ein. Wunderbar - die kann man transponieren, genau 12 mal.

Oder Mozarts Sonate facile, erster Satz: da hat es auch Tonleitern - diese Stellen kann man auch transponieren.

Es lassen sich noch etliche Klavierstücke mit Tonleitern finden - Du könntest auch das d-Moll Menuet aus Bachs Notenbüchlein transponieren (da gibt es in beiden Händen eine Skale von der Quinte aus).

Solche Sachen helfen sehr, sich auf der Klaviatur (auf dem jeweiligen Gelände) zurecht zu finden.

Gruß, Rolf
 
Hm, nun gut. Jetzt habe ich mich ein wenig "ausgetobt".
Und vielleicht eine kleine andere Frage nebenbei.
Die Tonleitern klappen beinahe zu gut. Die Sache ist die, dass ich nicht nachdenken muss. Ich wähle automatisch einen passenden Fingersatz. Allerdings erst bei einem gemäßigten Tempo. Wenn ich im schnecklichen Zeitlupentempo Anfange komme ich ein wenig durcheinander. Sofern ich also über jeden Finger nachdenke, wo er hinkommen muss, wann die Finger beider Hände zusammentreffen etc. stockt es ein wenig.
Sofern ich die Tonleiter jedoch ein paar mal flott ohne nachzudenken praktisch gespielt habe, geht es auch im ganz langsamen Tempo.

Wäre es all zu verwerflich, den intuitiven Fingersatz (der sich übrigens mit dem von meinem Lehrer vorgeschlagenen deckt) als gegeben hinnehmen und mich freuen dass es klappt? Selbstverständlich könnte ich mich jetzt hinsetzen und mir Ton für Ton bewusst machen, welcher Finger wann an welcher Stelle kommt. Allerdings bedeutet das wiederum einen immensen Zeitaufwand und oft besteht auch die Gefahr das nachher die Übungen plötzlich stockender von statten gehen.

Ah, ich bin verwirrt, ich gehe schlafen.

gute Nacht, Raskolnikow
 

Zurück
Top Bottom