Die Grundlagen sind alle pillepalle, aber weit kommt man damit halt nicht.
der erste Halbsatz ist ungefähr richtig (wenn an einfach und übersichtlich statt pillepalle einsetzt)
der zweite Halbsatz ist komplett falsch!
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Anton Bruckner, ein Sinfoniker der Spätromantik, der sich in der komplexen und vieldeutigen Tristanharmonik bestens auskannte und bewegte, lehrte u.a. musikalische Grundlagen (vierstimmiger Satz, Kontrrapunkt) und empfahl, sich mit reinen Dreiklängen (ganz was elementares!) zu befassen
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Skalen, Intervalle, Kadenzen, Tonartenverwandtschaften (Quintenzirkel), Terzenschichten, Vorhalte - das sind Basics, Grundlagen, elementare Bauklötze gewissermaßen: also das Material. Niemand käme auf den Gedanken, dass Öl, Mehl, Eier, Milch, Feuerstelle und Pfanne schon
der Pfannkuchen ist - das sind nur seine Bestandteile, und die richtige Mischung (Rezeptur) wird dann erst, wenn man ihn brät, zum Pfannkuchen. Was du gerade machs,t ist in diesem Beispiel "buhu, das ist unlogisch, dass Öl, Mehl, Eier und Milch irgendwann schmecken" ;)
Aber: genauso wie in den Bestandteilen des Pfannkuchens schon Hinweise zur Zubereitung stecken (man kommt schnell darauf, dass mittels in die Pfanne beißen, Öl ins Feuer schütten, trockenes Mehl trinken und Eier an die Wand schmeißen nichts zufriedenstellendes entsteht) so stecken in den musikalischen Basics schon ihre immanenten Grundregeln drin (man kommt schnell darauf, dass die Subdominante von C-Dur irgendwie Kacke klingt, wenn ihr die Dominante von H-Dur direkt folgt und man obendrein wahllos irgendwelche Basstöne dazu paukt)
Denn in den einfachen Kadenzen findet sich schon der Zusammenhang dieser elementaren Harmoniefolge: die Leittönigket (in C-Dur: beim Schritt T-S findet sich leittönig e-f, beim Schritt D-T findet sich leittönig h-c -- hinzu kommt in diesem Fall, dass C als T wahrgenommen werden muss, weil dieser Akkord Anfang und Ende der zufriedenstellend und nicht kakophonisch klingenden Akkordfolge ist. Die Kadenzen zeigen also die Verbindungen und Spannungsverhältnisse der elementaren Grundakkorde.
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kein Koch verzichtet auf Gewürze :) d.h. der Pfannkuchenteig braucht u.a. Salz, Pfeffer, Muskat um feiner zu schmecken; mit anderen Worten: nur die Grundbausteine des Pfannkuchens ergeben selbst bei richtiger Rezeptur/Mischung und Zubereitung eine doch arg schlichte Mahlzeit, die obendrein leicht vermurkst werden kann. Bzgl. des sich aneignens der musikal. Grundlagen
muss also darauf bestanden werden, dass das elementare Zeugs nicht nur oft gespielt wird, sondern auch mit anständigem Klang und sinnvollem Tempo! Musik bewegt sich nicht nur auf unterschiedlichen Tonhöhen, sondern eben auch in der Zeit! ...der Anfängerkoch wird lange nur verbrannten Krempel produzieren, wenn er den Teig viel zu langsam in die heisse Pfanne tropfen lässt ;) aber er lernt den Umgang peu a peu - durchs tun. Nun ist es ja nicht so, dass jeder Anfängerkoch das Pfannkuchenrezept ganz alleine neu erfinden muss: er kann bei Mutti zuschauen, er kann Kochsendungen und -bücher konsultieren.
Wenn du, wovon ich ausgehe, die elementare Kadenz von Des-Dur spielen kannst, dann mach das und vergleich das mit dem Thema des Variationensatzes der Appassionata! UI wow so n Hammerstück :D (oder ähnlich "buhu, der Lafer wirft den Pfannkuchen cool in die Höhe, statt ihn mit dem Pfannwender zu wenden") Das Thema ist nichts anderes als eine Kadenz -
aber wir können da die Gewürze des verfeinerten Rezepts entdecken: die Subdominante erscheint mal als reiner Dreiklang, mal hat sie eine hinzugefügte (gleichsam ne Prise Salz) große Sexte; die Dominante kriegt einen Quartvorhalt und eine Septime (ne Prise Pfeffer) und
boah der Gag da taucht mal sowas wie A-Dur mit Septime auf (der Profi-Trick mit Muskat)
und da sieht man: es gibt nicht nur die einfache Terzverwandschaft wie Des-Dur / b-Moll, sondern eben auch die Großterzverwandschaft (deshalb klingen Des-Dur und A-Dur nicht falsch nacheinander! Also lernt man an diesem Rezept, dass und welche Gewürze man einsetzen kann. Und hinzu kommt: es klingt super, denn es ist fantastisch gesetzt, melodiös und expressiv -
das kann jeder hören, der die Basiskadenz und eben Beethovens verfeinert gewürzte Variante oder Ausarbeitung vergleicht
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ist klar geworden, dass Skalen, Intervalle, Kadenzen (auch erweiterte), Terzverwandschaften (Quintenzirkel d-F-a-
C-e-G UND f-As-
c-Es-g-B), Terzschichtung und Vorhalte ein Basismaterial sind, mit welchem sich JEDE Melodie begleiten lässt und mit denen sich endlos improvisieren lässt?
Ich geh mal davon aus.
Zurück zum Koch: es wäre ja langweilig, wenn es immer nur Pfannkuchen gäbe (selbst wenn sie lecker sind) - ein guter Koch variiert die Pfannkuchen (mal gefüllte, mal überbackene usw usw) d.h.
er kann noch was dazu tun. Genauso ist es mit der Tonika-Skale und ihrer Kadenz: sie hat ja nur sieben Töne, und mit denen lässt sich nicht endlos viel anstellen (ich kenne kein längeres Klavierwerk, das nur und ausschließlich auf weissen Tasten, also in C-Dur bleibt.
Also muss man gelegentlich zur Abwechslung ANDERE Töne als nur die leitereigenen einsetzen Die erweiterte Kadenz mit ihrer zwischendominantischen Wendung in die Tonikaparallele ist eine solche Möglichkeit: sie verwendet den Leitton gis als Terz der Zwischendominante, die eben nach a-Moll führt. Schaut man sich "kling Glöckchen klingelingeling" im Weihnachtsliederbuch an, dann sieht man, dass die Durmelodie mal auf der vierten Stufe ein # kriegt - da entdeckt man dann die Doppeldominante (hier D-Dur, was nach G-Dur führt) und man erkennt, dass die Doppeldominante nichts anderes als Sp bzw. der Dreiklang der II Stufe mit erhöhter Terz ist.
...das mag genügen (doppelter Quintenzirkel, Mollparallelen, Modulation (Tonartwechsel) duch Zwischendominanten - es entspricht quasi verschiedenen Pfannkuchenvarianten plus nem leckeren Salat als Beilage
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jetzt hieraus zu deinem Moll Problem:
a) geht es nicht darum, trocken ohne Klang (und damit ohne Wirkung, ohne erleben und wahrnehmen) Intervalle abzuzählen und ihnen eine mathematische Logik aufzupfropfen
b) melodisches und harmonisches Moll findest du im "armen Waisenkind" von Schumann - dort kannst du erkennen, dass die erhöhte 6. Stufe genau da auftaucht, wo sich die Melodie mehr in der Dominante (E-Dur) bewegt, und das aufwärts (es klingt dann kurzzeitig wie E-Dur (e-gis - e-fis-a - e-gis-h) und umso trauriger ist, wenn gleich danach das c und das f (6. stufe) klarmachen, dass wir doch in a-Moll sind
und da nicht rauskommen --- das z.B. ist
eine kompositorische Möglichkeit, beide Moll Skalen zu verwenden, ohne dass es wahllos erscheint
c) Moll Skalen bieten also per se mehr Möglichkeiten - und das ist nicht unlogisch