Der Junge Pianist - Eine Klavierschule?

@cwtoons Was ist passiert, was ist denn mit Dir auf einmal los ? Gehackter Account? :-)
 
Auch wenn ich mich mit dieser Frage jetzt bloß stelle: sind diese Übungen also als völlig sinnfrei für die Fingerbeweglichkeit im Allgemeinen zu bewerten?

Der Irrtum liegt schon darin anzunehmen, dass ein isoliertes Training der Fingerbeweglichkeit etwas bringt.

Es geht um Koordination.
Da sind das Gehirn und das Rückenmark wichtiger, als ein paar Muskeln und Sehnen.
 
Sehr gut, freut mich zu hören.

Dennoch werden wir auf ewige Zeiten mit schlechten Klavierlehrern leben müssen. Davon geht die Welt nicht unter. Es wird trotzdem immer wieder neue, perfekte Einspielungen vom WTK von neuen grandiosen Spielern geben.

Wir leben auch mit schlechten Ärzten, schlechten Kfz-Schlossern, schlechten Müllmännern und schlechten Diätassistentinnen. Die sind viel wichtiger als desinteressierte Klavierlehrer. Wenn ich aber zunächst jeden Arzt bis zum Beweis des Gegenteiles verdächtige, ein KD (Kackdoktor) zu sein, wird das Leben wenig freudvoll.

CW
Das ist richtig, lieber cwtoons! Trotzdem kann ich @hasenbein und @Stilblüte gut verstehen. Ich bin vor allem unglücklich über die im Vergleich zu früher große Menge an wenig klangschönem Klavierspiel bei Kindern und Jugendlichen ohne Verständnis von dem, was Musik ausmacht. Das liegt leider sehr oft an den schlechten Bedingungen von 25 - 30 Minuten-Stunden, wenigem Üben (Ganztagsschule, digitale Medien ...) etc.. Der Unterricht beschränkt sich dann oft auf die Korrektur falscher Noten und "Tastendrücken" ist dann das Ergebnis.

Ein Grund, warum ich den Wettbewerb mache... . Es gibt auch anderes!

Liebe Grüße

chiarina
 
Der Ton ist der Auftrag eines jeden Lehrers!
Wir dürfen uns nie vor den Karren der Schnellen und Lauten spannen lassen.
 
Zu Hanon: Ein oder zwei Übungen sehr konzentriert mit gutem Klang gespielt, nicht länger als 3 Minuten, können sehr hilfreich sein.
Und Achtung ... sogar das Metronom darf dabei manchmal zum Einsatz kommen.
(So, jetzt erwartet mich wahrscheinlich die Steinigung durch die Dogmatiker).
 
Wobei genau helfen sie denn? Und warum kann man dasselbe nicht auch mit Musik erreichen?
In der Anfängerausbildung zB. die typischen Abfolgen 123454321, 132435534231 etc. portato, staccato, legato, cresc., decresc. in unterschiedlichen Tempi. Für Anfänger gar nicht leicht, wenn es technisch gesund und musikalisch gespielt werden soll. Das dauert ein bisschen, bis es nach Musik klingt. (Damit ist der zweite Teil deiner Frage beantwortet?). Und dazu noch ein bisschen Feuchtwanger.
 
In der Anfängerausbildung zB. die typischen Abfolgen 123454321, 132435534231
Und warum sind die typisch? Wo kommen die denn in der (Anfänger-) Literatur vor?

Man kann einen Erstklässler damit beschäftigen, Buchstabenkombinationen wie „grybsfipl“ in Schönschrift ins Heft zu schreiben. Er lernt dabei genau das - nämlich „grybsfipl“ zu schreiben. Für das eigentliche Ziel, den verständigen Umgang mit geschriebener Sprache, ist der Nutzen eher begrenzt. Würde man die Zeit nicht besser ausfüllen, indem man ihm kleine Sätze diktiert, deren Sinn er erfassen kann?
 
Zuletzt bearbeitet:

In der Anfängerausbildung zB. die typischen Abfolgen 123454321, 132435534231 etc. portato, staccato, legato, cresc., decresc. in unterschiedlichen Tempi. Für Anfänger gar nicht leicht, wenn es technisch gesund und musikalisch gespielt werden soll. Das dauert ein bisschen, bis es nach Musik klingt.
Was soll daran Musik (oder besser musikalisch) sein?
 
Mich wundert es immer wieder, dass es auch in neueren (scheinbar moderneren) Klavierschulen (auch für Kinder) tatsächlich noch immer „reine Fingerübungen“ , wie z. B. „Fingersport“ (oder wie auch immer benannt) gibt…
 
Mich wundert es immer wieder, dass es auch in neueren (scheinbar moderneren) Klavierschulen (auch für Kinder) tatsächlich noch immer „reine Fingerübungen“ , wie z. B. „Fingersport“ (oder wie auch immer benannt) gibt…
Vielleicht hat es doch seine Berechtigung. Früher konnten Kinder selbstverständlich mit Schere, Messer und Gabel umgehen. Eine Schleife oder einen Knoten binden gehörte zu den “manuellen Grundkenntnissen“. Ich erlebe in meinem Umfeld immer mehr Kinder, die motorisch regelrecht gehandicapt (anders begabt) sind. Da kann es durchaus sinnvoll sein, sich ausschließlich auf Bewegungsabläufe zu fokussieren.
 
Aber in deinem Beispiel,@Cheval blanc, ist es doch auch so, dass wir diese Fertigkeiten in einen "natürlichen", sinnvollen Kontext einbinden, also dort, wo man die Fähigkeit später auch konkret braucht (Messer und Gabel beim Essen, Schleife mit einem Schuh). Zumindest kann ich mich nicht erinnern, meine Kinder mit speziellen Übungen hierzu bedacht zu haben.
Wenn nun grundsätzlich motorische Probleme vorliegen, ist das sicher anders.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich bin kein Verfechter von Finger- und Technikübungen, es stünde mir ja auch gar nicht zu, aber mich wundern die Gegenbeispiele.
Man kann einen Erstklässler damit beschäftigen, Buchstabenkombinationen wie „grybsfipl“ in Schönschrift ins Heft zu schreiben.

Es ist doch genau das, was man in der ersten Klasse macht. Buchstaben einzeln malen. Langsam und deutlich. Wie die temporären Versuche es anders zu machen ausgegangen sind ist hier bestimmt hinlänglich bekannt. Sowie Schwimmer (das Beispiel kam auch) genau das machen, einzelne Bewegungsabläufe trainieren. Brett in die Hand und nur die Beine zum Beispiel. Kein Schwimmer der gut ist macht das nicht so. Tänzer machen das, Kung Fu Kämpfer machen das. (Formen, ganz wichtig dort)
Oder das Beispiel mit dem Sprechen von einzelnen Lauten. Theaterschauspieler machen das. Sprecher, Sänger.

Wie geschrieben, mag sein, dass es beim Klavier anders ist, ich traue da eurer Erfahrung mehr zu als meinem Unwissen. Und das die Klavierpädagogig heute viel weiter ist als früher ist bestimmt auch richtig. Mein schlichtes Ohr ist zufrieden mit wenig und kommt mit veralteten Musikern zurecht.
 
Tonschöne Übungen haben absolut ihren Sinn. Man setzt sich an´s Klavier, legt die Hände an die Tasten und spürt, was sie tun, wie sie reagieren.
Das kann man absolut abseits der Literatur machen und da können "Fingerübungen" ein gutes Knetmaterial sein. Bläser üben gerne zu Beginn ihrer Übungsrunde lange Töne, Streicher ebenfalls. Reduzierte Übungen helfen unbedingt, sich über bestimmte Dinge klar zu werden. Das kann auch mal die Abfolge 4-5 mit einer Taste Zwischenraum sein.
Ich lege meinen Eleven immer nah, Einspielübungen auf improvisativer Basis selbst zu erfinden. Aber auch dafür braucht es Anleitung.
Triller z.B. lernt man nur durch Trillern, durch die Lupe aufsetzen und der Sache auf den Grund gehen.
Das kommt dann der Literatur zugute.
Nocheinmal: Wenn jemand Hanon mit bewusstem Ohr und schönem Klangsinn musiziert, dann ist das völlig ok.
Das Problem liegt wie bei allem in der Einseitigkeit. Die gilt es, zu vermeiden.
 
Tonschöne Übungen haben absolut ihren Sinn. Man setzt sich an´s Klavier, legt die Hände an die Tasten und spürt, was sie tun, wie sie reagieren.
Das kann man absolut abseits der Literatur machen und da können "Fingerübungen" ein gutes Knetmaterial sein. Bläser üben gerne zu Beginn ihrer Übungsrunde lange Töne, Streicher ebenfalls. Reduzierte Übungen helfen unbedingt, sich über bestimmte Dinge klar zu werden. Das kann auch mal die Abfolge 4-5 mit einer Taste Zwischenraum sein.
Ich lege meinen Eleven immer nah, Einspielübungen auf improvisativer Basis selbst zu erfinden. Aber auch dafür braucht es Anleitung.
Triller z.B. lernt man nur durch Trillern, durch die Lupe aufsetzen und der Sache auf den Grund gehen.
Das kommt dann der Literatur zugute.
Nocheinmal: Wenn jemand Hanon mit bewusstem Ohr und schönem Klangsinn musiziert, dann ist das völlig ok.
Das Problem liegt wie bei allem in der Einseitigkeit. Die gilt es, zu vermeiden.
Liebe Tastatula,

die Gefahr ist bei Hanon aber sehr (!) viel größer, dass es ins Mechanistische geht. Übungen sind auch für mich wichtig, aber dann lieber, wie du auch schreibst, aus Stücken kleine Übungen erfinden, die dem Problem auf den Grund gehen und sofort ins Stück integriert werden und so mit einem musikalischen Gedanken verknüpft sind. Oder zu einem bestimmten Problem oder Idee eine Übung erfinden.

Das Gedankengut ist auch heute noch sehr mechanistisch geprägt, wie wir aus zahlreichen Beiträgen auch hier im Forum erkennen. Das Audiomotorische ist auch heute noch leider wenig vorhanden. Deshalb statt Hanon lieber das Sätzchenspiel lehren und lernen (aus Bausteinen eine Übung kreieren und sie begleiten u.ä., so wie es auch Czerny gemacht hat, der seine "Sätzchen" nur dem Verleger zuliebe aufgeschrieben hat).

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich habe den Eindruck, daß es sich hier um verhärtete Fronten handelt: Je vehementer Hanon verdammt wird, desto mehr legen sich die Befürworter ins Zeug. So wichtig es ist, das Gehör als wichtigstes Kontrollorgan anzuerkennen, so kann es doch gelegentlich von Nutzen sein, sich auf die motorischen Aspekte zu fokussieren. Das eine sollte das andere nicht ausschließen. Das Gehör mag ja eine klare Vorstellung davon haben, wie ein schöner Triller klingen sollte. Wenn die Motorik nicht stimmt, hilft auch die beste Vorstellung nichts. Sehr aufschlußreich in dieser Hinsicht ist das Buch von Martin Gellrich „Üben mit Lis(z)t“ (leider nur noch antiquarisch erhältlich).
 

Soso.

Selbst die so isoliert und rein technisch wirkenden Übungen an der Stange beim Ballett, werden nicht einfach nur technisch absolviert.

Die müssen immer mit der gleichen tänzerischen Energie und Ausdruck ausgeführt werden, wie man sie später in der Mitte braucht. Nicht klangschön, aber bewegungsschön.
Nur so, trainiert man die Muskeln, die man später braucht, und nicht nur die, die für die Stange reichen.
 

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