Um noch mal zum Thema zurück zu kommen:
Unterricht zu haben und dem Lehrer etwas vorzuspielen, ist ja für einen Erwachsenen meist eine sehr merkwürdige Angelegenheit.
Man muss da raus aus seiner Comfortzone.
Es ist doch auch interessant, wie sehr man wieder erinnert wird dass man den Wunsch in sich trägt, zu gefallen.
Im übertragenen Sinne natürlich möchte man, dass dem Lehrer das, was man spielt, gefällt.
Niemand ist in dieser Situation völlig cool, es sei denn, man ist daran sehr gewöhnt, man ist eine absolute Rampensau oder seiner Sache absolut sicher.
Ich erlebe es bei meinen Schülern: Manche sind völlig im Stress wenn sie vorspielen sollen, obwohl wir ja nur zu zweit sind.
Gerade erwachsene Schüler, die viel üben, geraten in Stress.
Ich kenne das von mir selbst: man ist sich der Umgebung ZU bewußt. Da ist vermeintlich die Erwartungshaltung des Lehrers/des Publikums, da ist die eigene innere Stimme, die einem sagt dass man es nicht gut kann etc.pp.
1. du musst dein Stück sehr sehr gut können. Wie man dahin kommen kann, wurde hier ausführlich besprochen, und es ist der einzige Weg, um wirklich sicher und gut vorzuspielen.
2. in der Konzentration bleiben. Sowas wie Lampenfieber ist leider auch etwas, womit manche mehr, manche weniger gesegnet sind, und das kann dazu führen, dass selbst sehr gut gelernte Musik plötzlich nicht mehr abrufbar ist und man ein Blackout bekommt. Ich habe hierzu mal ein paar Hypnosesessions gemacht da ich eine Auftrittsreihe hatte die mich unglaublich nervös gemacht hat. Das war sehr interessant, mein Lampenfieber war wie weggeblasen. (Das heißt natürlich nicht, dass das immer klappt).
3. Schon vor dem Vorspielen die Situation gedanklich durchspielen. Beim üben auch an der Vorstellung arbeiten, da würde jetzt die Lehrerin neben dir sitzen. Irgendwie den Zustand herbeirufen, der dich völlig nervös macht, und mit dieser Nervosität üben.
Ich hatte vor kurzem ein TV Team in meiner Wohnung. Ich habe es geschafft vor dem TV Team zwei Stücke spontan zu spielen, und konnte meine Aufregung gut kontrollieren, da ich diese Stücke schon oft vor Publikum gespielt habe.
20 Minuten bevor das Kamerateam da war, habe ich einfach aus Zeitvertreib ein anderes Stück gespielt, welches ich vermeintlich auswendig kann.
Da die Situation etwas aufregend war, konnte ich mich nicht mehr an das ganze Stück erinnern und bin irgendwo hängen geblieben.
Da merke ich dann, was ich noch nicht wirklich richtig gut kann. Das sind Stellen, die immer klappen, aber in solchen Ausnahmezuständen eben nicht mehr. Es ist immer sehr spannend, welcher Teil vom Gehirn dann "versagt".
Du könntest mit deiner Lehrerin vereinbaren, dass du dieses Stück von Bach gerne auf ein Vorspielniveau bringen möchtest.
Dann würdest du es ihr jedesmal (nachdem das Stück im Grunde abgeschlossen ist) am Anfang der Stunde vorspielen. Nach den gemachten Fehlern analysierst du diese Stellen, und hast in der nächsten Woche wieder eine Chance.
Du machst es so lange, bis es wirklich funktioniert