Skurrile Kleinanzeigen bei Ebay

Könnte auch sein und würde durchaus das experimentelle Designelement unterstreichen, von dem ich sprach. Die Anpassung des Plattendrucks müsste demnach unten an der Glocke stattfinden, nicht oben auf der Platte, was ich für wenig praktikabel halte. Aber vielleicht haben sie's genau deswegen geändert.

Festlegen möchte ich mich nicht, dafür sind die Bilder einfach zu schlecht.
 
Es ist kein C, sondern wurde in Katalogen noch als Style 3 bezeichnet. Er ist ca. 218cm lang, also näher am modernen B als am C und die ganze Mensur stammt noch aus den Vorgängermodellen, also den Early Parlor Grands, die bereits ab 1861 gefertigt wurden.

Steinway hat die Buchstabenbezeichung A-D zusätzlich zu den „Styles“ ab 1878 eingeführt. Erst in 1896 wurde die „Style“-Bezeichnung weggelassen. Dazwischen wurde beides auch parallel verwendet, also z.B. „Model C/Style 3“. Dieser Parlor Grand wurde also auch schon mit „C“ bezeichnet.
Wenn man also mit „C“ einfach die Zwischengröße zwischen Monitor Grand (B) und Concert Grand (D) bezeichnet, ist es ein C. Wenn man damit die Designähnlichkeit zum heutigen C meint, ist es sicher kein C.
Schon richtig, der C ab 1886 hat Mechanik, Hammergewichte und Klaviatur vom D, so dass man ein quasi gleichwertiges Spielgefühl zum D vorfindet. Der 1884 Style 3 war dagegen eher ein aufgemotzter B.

Bei diesem italienischen Exemplar ist aber wohl schon sehr viel verbastelt worden, so dass man den schwerlich noch in den Originalzustand bringen dürfte - und selbst wenn, dann ist es immer noch kein C.
An welchen Details in den Fotos kann man die potentielle „Verbastelei“ festmachen, also konkret den Verlust original-historischer Substanz?
 
Zuletzt bearbeitet:
Schon richtig, der C ab 1886 hat Mechanik, Hammergewichte und Klaviatur von D, so dass man ein quasi gleichwertiges Spielgefühl zum D vorfindet. Der 1884 Style 3 war dagegen eger ein aufgemotzter B.

Wenn das mal alles so eindeutig wäre. Die Kehl/Kirkland-Bibel vermittelt zwar diesen Eindruck, aber bei genauerer Recherche fällt z.B. auf dass der C (Old Curve) genannte und zwischen 1886 und 1895 gebaute nicht dem entspricht, was man an Instrumenten aus genau dieser Zeit findet. Genaugenommen ist mir auch nach langem Suchen kein einziger C über den Weg gelaufen, der tatsächlich drei Mittellage/Diskantfelder mit einer Front-Duplexskala und versetzten Stegstiften hat. Alle Instrumente, die man mit einer Google-Bildsuche findet haben die seit 1878 benutzte Verteilung von Bass, Mittellage und den oberen zwei Feldern mit Capo d'Astro. Die Verwirrung wird dann noch größer, wenn man einen B von 1883 mit einem B von 1885 vergleicht - der eine ist 208cm lang, der andere 211cm und die Mensuren sind komplett unterschiedlich dimensioniert.

Der Flügel sieht aus wie ein B, aber nach heutigen Maßstäben ist es keiner, er klingt komplett anders, wie ich bei diesem hier: https://www.clavio.de/threads/verkauf-steinway-b-fluegel-von-1882-in-originalzustand.26260/ feststellen konnte.

Der C und direkte Vorgänger dürften für Steinway in etwa die experimentelle Spielwiese gewesen sein, wie es das Modell IV für Bechstein bis ca. 1902 war; da gleicht auch kein Modell dem anderen.

Was den Verlust historischer Substanz an dem Instrument aus Italien angeht: neues Notenpult, Tastenklappe mit Polyesterbeschichtung und aufgeklebtem Emblem. Und die ominöse Schraube, die man auf der Website des Verkäufers klar sehen kann, ist mir auch rätselhaft. Allerdings sprechen die schmalen Hämmer durchaus dafür, dass im Innenleben noch einiges original erhalten ist. Würde mich genau diese Bauart interessieren, wäre es jedoch der Flügel in Mürzzuschlag, der ist einfach in hervorragendem Zustand und historisch korrekt restauriert.
 
Danke für die akribische Arbeit, die hier manche reinstecken! Habe in den letzten 2 Seiten echt viel noch dazugelernt.
Was mich an der italienischen Anzeige stört: der Preis für ein solch altes Schätzchen. Find ich zu niedrig. Aber liegt wohl daran, dass da wirklich viel unklar ist und Hammer nicht Original von Steinway ersetzt wurden. Die Gussplatte sieht für mich nciht falsch aus, ist definitiv ein altes Modell. Über die Sache mit der Nummer bin ich auch gestolpert. Nicht sehr vertrauenserweckend. Dazu ist der Händler kein offizieller Steinway Händler in Italien. Ehrlicherweise würde ich davon die Finger lassen. Die 20.000 kann man anders investieren.
 
Ist halt 'ne Mutter wie bei allen anderen Steinways, die eine Glocke haben. Nochmal: Das Bild ist so pixelig, dass es beides sein kann und ich wäre erst gar nicht auf die Idee gekommen, dass dass die Oberseite einer Schraube sein könnte.

Bei meinem B ist tatsächlich die Mutter oben. Beim D ist der Schraubenkopf oben und wenn man sich die Glocke selbst anschaut, dann sieht man - oh Wunder - eine Vertiefung, in die die Mutter genau hineinpasst. Ich vermute mal, dass derjenige, der in den 70ern den Boden erneuert hat, beim Zusammenbau nicht genau hingeschaut hat. Und beim letzten Ausbau der Platte dachte der Meister wohl wegen des sichtbaren Abriebs auf der Platte im Durchmesser der Schraube, dass dass so gehört.

Sachen gibt's...
 
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Die neue Methode, ein Instrument zu reparieren: Gut verhandeln!
Frage: Mit wem?
 
Ich verstehe das so: Das Instrument kann bei Kundenwunsch auch in einem schlechteren Zustand übergeben werden. 🤣

Davon abgesehen finde ich den Preis für nen Stutz doch eher schockierend.
 

Halbwegs skurril scheint immerhin, dass neben dem D, einem Bösendorfer 170 und einem Bechstein B sowie C hauptsächlich Orientteppiche verkauft werden 🤔
 
Beim 1866er D kannst Du noch mehr weinen und nicht nur da.

Es ist schlimm, dass sowas gekauft wird. Nur dadurch entsteht der Geschäftszweig und die Instrumente werden entsprechend "bearbeitet".
Da hilft nur Aufklärung.
 
@OE1FEU @NoEPiano kennt ihr den Laden bzw. die konkreten Instrumente oder warum weint ihr? Wegen der neuen Polyester Lackierung?
 
Halbwegs skurril scheint immerhin, dass neben dem D, einem Bösendorfer 170 und einem Bechstein B sowie C hauptsächlich Orientteppiche verkauft werden 🤔
Das ist ein Händler, kein Klavierbaumeister. Womit konkret er handelt, ist sekundär. Da er orientalischen Hintergrund hat, sind die Teppiche ein "Klassiker". Vor einiger Zeit hat er sein Geschäft auf Flügel erweitert.

Ich war vor ca. 2 Jahren in dem Geschäft.
Wenn ich mich richtig erinnere, werden die Instrumente in Polen hergerichtet. Alte Instrumente mit gutem Namen werden von Grund auf überarbeitet (man möchte sagen: entkernt), aufpoliert (buchstäblich) und wieder verkauft.
Ich habe damals zwei große Flügel angespielt. Die Instrumente waren jetzt nicht schlecht*. Aber es sind halt keine historischen Instrumente mehr und haben mit originalen Instrumenten aus dem jeweiligen Baujahr nicht mehr viel gemein (ich nehme an, das ist der Grund für die Tränen). Auch der Markenname ist damit eher Überbleibsel als Qualitätskriterium oder sonstige Information.

* Preis / Leistung habe ich auch nicht so schlecht gefunden. Aber in 30 Minuten kann man zB nicht beurteilen, ob da minderwertige Teile verbaut wurden, die schnell verschleißen...
 
Ich habe damals zwei große Flügel angespielt. Die Instrumente waren jetzt nicht schlecht*. Aber es sind halt keine historischen Instrumente mehr und haben mit originalen Instrumenten aus dem jeweiligen Baujahr nicht mehr viel gemein

* Preis / Leistung habe ich auch nicht so schlecht gefunden.
Wenn die Instrumente gut sind und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis, dann gibt es doch nichts zu meckern. Ob eine Polyester Lackierung solchen Instrumenten gut steht, ist Geschmackssache.

Ich kenne wohl verbastelte alte Instrumente. Aber nicht alle Generalüberholungen, die nicht von super bekannten Spitzentechnikern gemacht wurden, sind schlecht.
 
Wenn die Instrumente gut sind und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis, dann gibt es doch nichts zu meckern. Ob eine Polyester Lackierung solchen Instrumenten gut steht, ist Geschmackssache.

Ich kenne die beiden Instrumente, von denen Flieger sprach, ebenfalls, aber offenbar haben wir andere Vorstellungen von gut. Mit dem Förster konnte ich überhaupt nichts anfangen und auf den Bechstein hatte ich mich eigentlich gefreut. Das Ergebnis war dann aber sehr ernüchternd. Polyester hin oder her: Wenn man die ursprüngliche Wippenmechanik mit Hebegliedern mit Sattel und Piloten an den Tasten umbaut, dann muss man einfach die Geometrie neu berechnen. Wenn man's nicht tut, dann spielt sich das Teil halt wie Grütze, hat keine Dynamik und íst einfach nur ein Ärgernis.

Da stimmt das Preis/Leistungsverhältnis einfach überhaupt nicht.

Ich kenne wohl verbastelte alte Instrumente. Aber nicht alle Generalüberholungen, die nicht von super bekannten Spitzentechnikern gemacht wurden, sind schlecht.

Aber sind sie auch wirklich richtig gut? Der Bechstein war es jedenfalls nicht und bei dem habe ich den direkten Vergleich, denn mein Instrument ist praktisch zeitgleich gebaut worden und sind dasselbe Modell. Nur dass meiner halt eine schöne Schellackoberfläche hat, die Mechanik original geblieben ist und lediglich die Hämmer neu befilzt wurden. Von der Spielart her um Welten besser, vom Klang her auch.

Hatte seinen Preis, aber der war's wert.
 
Ich kenne die beiden Instrumente, von denen Flieger sprach, ebenfalls, aber offenbar haben wir andere Vorstellungen von gut.
Ob das jetzt die selben Instrumente waren, kann ich weder bestätigen noch verneinen, weil ich nicht mehr genau weiß, was es war. Es waren Flügel > 2m, einer könnte Förster gewesen sein. Es waren noch andere im Geschäft, ich habe nicht alle probiert. Also es müsste schon Zufall sein, dass es exakt die selben beiden Instrumente gewesen sind.
Nein, es waren keine absoluten Spitzeninstrumente. Müssen sie bei einem Preis von ~30.000 auch nicht sein. Ich habe auf diesen Instrumenten vielleicht etwas lieber gespielt als auf einem neuen Yamaha, der auch ca. 30.000 gekostet hat und den ich etwas davor angespielt hatte. Man konnte schon darauf spielen. Aber gekauft habe ich dann doch etwas anderes - unter anderem, weil ich Geld, das in die Optik geht, eher als Verschwendung ansehe.

Klar hätte man bei einer feineren Restaurierung anstatt eines quasi Neubaus (zB komplett neue Mechanik, ...) etwas anderes erreicht. Für einen anderen Preis...
In welchem Zustand die Instrumente vor der Überarbeitung waren, können wir auch nicht wissen. Vielleicht war da etwas nicht mehr zu retten.

Und ja, wie erwähnt überarbeiten sie bekannte Namen. Für den zahlt man wohl mit, auch wenn er nach der Überarbeitung keine Bedeutung mehr hat. Mein Eindruck war "solides Instrument". Gleichmäßig im Spielgefühl, ordentlich reguliert, ..., aber auf der anderen Seite auch kein "den muss ich unbedingt haben".
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Leute gibt, die damit glücklich werden. Ob das an deren mangelnden Fachkenntnissen und Spielkünsten oder an persönlichen Präferenzen liegt, sei jetzt dahingestellt.
 

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