Wie umgehen "mit dem Klavier von Oma" - Steingräber & Söhne, BJ. 1930, vermutlich Modell 130

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Tirintin

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Hallo... ins Forum :)

Das Klavier stammt aus dem Nachlass meiner Grossmutter. Ich würde Euch bitten, dazu eine Meinung abzugeben. Der Text, der jetzt kommt, ist in ähnlicher Form hier wohl schon öfters deponiert worden ... ;)

Bzgl. der Technik, wortreichen Beschreibung des Klangs eines Klaviers bin ich Novize. In den letzten Tagen habe ich viel gelesen, ein wenig Youtube ... . Berufsausbildung Elektroniker, Erfahrung mit Holz, kleine Synthesizersammlung, das sind meine Ansatzpunkte.

Marke Steingräber und Söhne, laut den Abmessungen (Höhe 130 x Tiefe 68 x Länge 147,5cm) sollte es sich um ein Modell 130 handeln, Baujahr 1930 (Fabrikationsnummer 23768). Die letzte Stimmung ist wohl 10 Jahre her, es stand immer ebenerdig an einer Zwischenwand, relativ kühl aber temperaturbeständig, es gibt seit 5 Jahren eine Luftzirkulationsanlage, d. h. die Luftfeuchte ist konstant, direkte Sonneneinstrahlungist kaum vorhanden. Die Funktion aller Tasten und beider Pedale ist gegeben. Verstimmt, aber es hält sich noch im Rahmen. Punktuelle Anzeichen von Schimmelbildung, aber lokal begrenzt. Im unteren Bereich hat sich Staubgesammelt und die Saiten haben Flugrost gefangen. Resonanzboden und der Gussrahmen zeigen keine Anzeichen von Schäden oder Rissen. Kratzer und Absplitterungen im Lack aussen, die Tasten sind teils vergilbt. Hämmer,Filze und andere Textilien sind bis auf normale Alterserserscheinungen nirgends übermässig zerschlissen, als dass ein sofortiger Austausch notwendig schiene. Bis ins letzte Detail kann ich das alles, auch bzgl. der Auswirkungen auf den Klang natürlich gerade nicht beantworten. Auch die Abfolge, also daß ich vor dem Hinzuziehen eines Fachmanns, hier einen Post verfasse, wird wohl im Moment Fragen offenlassen.

Anfangs war ich recht erschlagen von den Namen und Traditionen. Laut meinem Wissen waren meine Urgrosseltern die Erstkäufer und haben es ihrer Tochter als Schulungsklavier geschenkt, als sie selbst noch ein Kind war. Meine Grossmutter hat ihr ganzes Leben darauf gespielt. Onkel und Tanten haben darauf gelernt und bei uns Enkeln war es dann eher der Flohwalzer bei Besuch... . Der Klang hat die ganze Familie begleitet. Im Moment wundere ich mich gerade, daß sie mich als 7jährigen überhaupt an dem Instrument herumklimpern haben lassen, zumindest der Typus, hat aktuell einen Stellenwert und ich höre denselben Klangcharakter heraus. Allerdings wurden wohl früher viel grössere Stückzahlen gebaut. Es kann also gut sein, daß ich im Moment einen Namen und ein Modell subjektiv für mich überbewerte. Es stand wegen verschiedener Umstände die letzten 6 Jahre unbespielt an seinem Platz.

In der ländlichen Gegend, in der ich wohne, gibt es vergleichsweise wenig fachkundige Leute, aber der selbstständige Klavierstimmer, der es vor 10 Jahren als Letzter gestimmt hat, verfügt laut seiner Website über jahrzehntelange Erfahrung, u. a. auch im Klavierbau und in Zusammenarbeit mit Konzertpianisten. Deshalb hätte ich auch keine Bedenken, ihm die Aufgabe anzuvertrauen. Allerdings hat er eine Anfahrtszeitvon mehr als einer Stunde. Eine Musiklehrerin aus meinem Bekanntenkreis hat mir einen Lehrerkollegen empfohlen um eine Zweitmeinung zu haben.

Wie schätzt Ihr das Klavier anhand meiner knappen Infos ein? Welche Informationen fehlen? Welche Arbeiten und Ausgaben werden wahrscheinlich auf uns zukommen? Die Stimmung des Klaviers würde meine Mutter bezahlen, aber alles was weit darüber hinausgeht, könnten vorerst für Diskussionen oder Verzögerungen sorgen. Im Moment geht es darum, die Funktion gut zu erhalten und das Instrument bespielbar zumachen. Es hat für alle einen emotionalen Stellenwert, deswegen kommt kein Verkauf in Frage. Es ist noch nicht abgeklärt, bei welchem Teil unserer Familie das Instrument in Zukunft langfristig stehen wird. Persönlich würd ich es gern für mich behalten, weil von elektronischen Klängen recht gesättigt, aber hier sind die Wände dünn und mein aktuelles Klavierspiel zu schlecht, als dass die anderen Hausbewohner mich dann immer freundlich grüssen werden. Die äusseren Lackfehler und die gelblichen Tasten sind mir fürs erste mal unwichtig.

Was kann ich selbst tun? Ich traue mir noch zu, nach gewisser Lektüre, die ich gefunden habe, an bestimmten Stellen den Staub und eingefressenen Dreck vorsichtig zu entfernen, vor allem im unteren Bereich.

Dank
 

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Stimmen lassen und mit dem Klavierbauer sprechen ob weitere Arbeiten nötig oder sinnvoll sind. Auch wenn es nicht verkauft werden soll sollte man durchaus über den "Wert" eines solchen Familienstücks informiert sein - diesen schätze ich 3-stellig .
 
Ok. Das hilft mir weiter. Mercy
 
Wenn es dir „zu laut“ ist: man kann für relativ geringe Mittel je nachdem auch einen Moderator einbauen lassen (Klavierbauer fragen). Damit wird es gedämpft und du kannst trotzdem üben.
 
Schönes Instrument! Und die Historie mit der emotionalen Famillien Komponente macht es in jedem Fall erhaltenswert. Was man auf den Bildern vom Innenleben erkennen kann sieht es auch nicht so aus, als wenn gleich eine Generalreparatur erforderlich wäre um darauf vernünftig zu spielen.

Nach der Stimmung durch einen Fachmann solltest du mehr wissen, denn für einen Profi geht diese Einschätzung bei einer Stimmung eigentlich nebenbei (er spielt, hört und stimmt ja jede einzelne Taste/Saite)

Wenn du Lust hast selbst einige Dinge an dem Schätzchen durchzuführen ohne grossen Invest, lese gerne mal durch meinen "Kriebel-Thread", die Arbeiten dürften ziemlich identisch sein.
 
Danke für Eure Antworten. Ich werde dann den Klavierstimmer zu Rate ziehen. Meine Grosseltern waren zeitlebens kulturell engagierte, gepflegte Leute, deswegen hoffe ich, dass sich das auch im Material bewahrt hat. Über einen Moderator habe ich gestern noch gelesen. Das wäre eine gute, einfache Zwischenlösung, persönlich mag ichs lieber ausdrucksstärker, aber Nils Frahm höre ich gern und vor Jahren hab ich Chilli Gonzalez mal live gesehen, der war dort aber weniger moderat. Allerdings sind das keine Anfänger, die ihre Technik sauber halten müssen und ich hier ein bisschen ironisch ;). Aber ich habe im Hinterkopf, daß es da Möglichkeiten gibt.
Der Grundklang von Steingräber gefällt mir sehr und ich hätte nach Vergleich wahrscheinlich ähnlich gewählt. Wenn sich die Ausgaben in vernünftigen Grenzen halten und keine bösen Überraschungen passieren, gibt es zumindest einen schönen Start. Zum Do-it-yourself fehlt mir im Moment das komplette Basiswissen, das würde ich mir in Ruhe erarbeiten wollen, es sind da noch zuviele Variablen über Zustand/Standort, und mir fehlt auch gerade etwas die Zeit dafür. Deshalb stimme ich vorerst auch keine Bassaiten selbst und ende als Karteileiche, sondern rufe wie anfangs geschrieben den Klavierstimmer an ... :). Der hat zu dem Instrument zumindest eine neutrale Haltung ...
 
Hallo... ins Forum :)

Das Klavier stammt aus dem Nachlass meiner Grossmutter. Ich würde Euch bitten, dazu eine Meinung abzugeben. Der Text, der jetzt kommt, ist in ähnlicher Form hier wohl schon öfters deponiert worden ... ;)

Bzgl. der Technik, wortreichen Beschreibung des Klangs eines Klaviers bin ich Novize. In den letzten Tagen habe ich viel gelesen, ein wenig Youtube ... . Berufsausbildung Elektroniker, Erfahrung mit Holz, kleine Synthesizersammlung, das sind meine Ansatzpunkte.

Marke Steingräber und Söhne, laut den Abmessungen (Höhe 130 x Tiefe 68 x Länge 147,5cm) sollte es sich um ein Modell 130 handeln, Baujahr 1930 (Fabrikationsnummer 23768). Die letzte Stimmung ist wohl 10 Jahre her, es stand immer ebenerdig an einer Zwischenwand, relativ kühl aber temperaturbeständig, es gibt seit 5 Jahren eine Luftzirkulationsanlage, d. h. die Luftfeuchte ist konstant, direkte Sonneneinstrahlungist kaum vorhanden. Die Funktion aller Tasten und beider Pedale ist gegeben. Verstimmt, aber es hält sich noch im Rahmen. Punktuelle Anzeichen von Schimmelbildung, aber lokal begrenzt. Im unteren Bereich hat sich Staubgesammelt und die Saiten haben Flugrost gefangen. Resonanzboden und der Gussrahmen zeigen keine Anzeichen von Schäden oder Rissen. Kratzer und Absplitterungen im Lack aussen, die Tasten sind teils vergilbt. Hämmer,Filze und andere Textilien sind bis auf normale Alterserserscheinungen nirgends übermässig zerschlissen, als dass ein sofortiger Austausch notwendig schiene. Bis ins letzte Detail kann ich das alles, auch bzgl. der Auswirkungen auf den Klang natürlich gerade nicht beantworten. Auch die Abfolge, also daß ich vor dem Hinzuziehen eines Fachmanns, hier einen Post verfasse, wird wohl im Moment Fragen offenlassen.

Anfangs war ich recht erschlagen von den Namen und Traditionen. Laut meinem Wissen waren meine Urgrosseltern die Erstkäufer und haben es ihrer Tochter als Schulungsklavier geschenkt, als sie selbst noch ein Kind war. Meine Grossmutter hat ihr ganzes Leben darauf gespielt. Onkel und Tanten haben darauf gelernt und bei uns Enkeln war es dann eher der Flohwalzer bei Besuch... . Der Klang hat die ganze Familie begleitet. Im Moment wundere ich mich gerade, daß sie mich als 7jährigen überhaupt an dem Instrument herumklimpern haben lassen, zumindest der Typus, hat aktuell einen Stellenwert und ich höre denselben Klangcharakter heraus. Allerdings wurden wohl früher viel grössere Stückzahlen gebaut. Es kann also gut sein, daß ich im Moment einen Namen und ein Modell subjektiv für mich überbewerte. Es stand wegen verschiedener Umstände die letzten 6 Jahre unbespielt an seinem Platz.

In der ländlichen Gegend, in der ich wohne, gibt es vergleichsweise wenig fachkundige Leute, aber der selbstständige Klavierstimmer, der es vor 10 Jahren als Letzter gestimmt hat, verfügt laut seiner Website über jahrzehntelange Erfahrung, u. a. auch im Klavierbau und in Zusammenarbeit mit Konzertpianisten. Deshalb hätte ich auch keine Bedenken, ihm die Aufgabe anzuvertrauen. Allerdings hat er eine Anfahrtszeitvon mehr als einer Stunde. Eine Musiklehrerin aus meinem Bekanntenkreis hat mir einen Lehrerkollegen empfohlen um eine Zweitmeinung zu haben.

Wie schätzt Ihr das Klavier anhand meiner knappen Infos ein? Welche Informationen fehlen? Welche Arbeiten und Ausgaben werden wahrscheinlich auf uns zukommen? Die Stimmung des Klaviers würde meine Mutter bezahlen, aber alles was weit darüber hinausgeht, könnten vorerst für Diskussionen oder Verzögerungen sorgen. Im Moment geht es darum, die Funktion gut zu erhalten und das Instrument bespielbar zumachen. Es hat für alle einen emotionalen Stellenwert, deswegen kommt kein Verkauf in Frage. Es ist noch nicht abgeklärt, bei welchem Teil unserer Familie das Instrument in Zukunft langfristig stehen wird. Persönlich würd ich es gern für mich behalten, weil von elektronischen Klängen recht gesättigt, aber hier sind die Wände dünn und mein aktuelles Klavierspiel zu schlecht, als dass die anderen Hausbewohner mich dann immer freundlich grüssen werden. Die äusseren Lackfehler und die gelblichen Tasten sind mir fürs erste mal unwichtig.

Was kann ich selbst tun? Ich traue mir noch zu, nach gewisser Lektüre, die ich gefunden habe, an bestimmten Stellen den Staub und eingefressenen Dreck vorsichtig zu entfernen, vor allem im unteren Bereich.

Dank
 
Also Steingräber & Söhne ist eine äusserst solide Marke. Und die Bilder sehen für das Alter des Instruments sehr ordentlich aus. Muss natürlich ein Fachmann vor Ort beurteilen. Ich glaube aber, es lohnt sich, da etwas zu investieren. Den Wert schätze ich deutlich höher als dreistellig ein. Moderator: shit! Sehr dumpfer Klang, als hättest du Watte in die Ohren gestopft. Da ist jedes Digi besser.
Also: behalten und restaurieren lassen!
 
Also Steingräber & Söhne ist eine äusserst solide Marke
Heute!!!!

Und die Bilder sehen für das Alter des Instruments sehr ordentlich aus.
Außen würde ich eher das Gegenteil behaupten - alleine eine fachmännische Restaurierung der Optik dürfte (selbst in PL) 3-5k verschlingen. Das hat natürlich nichts mit der inneren Qualität zu tun, sehr wohl aber mit der Wertbestimmung.
Aber sowas von ;-)
 
Was habt ihr gegen Moderator? Ich find es eine super Sache, klar eine Notlösung, aber ganz gut wenn mal noch spät spielen will oder was nerviges übt und viele Fehler macht, um nicht allen so dominant auf den Keks zu gehen 😅
 

Spät spielen ist auch mit Moderator nicht drin. Das hört man trotzdem.
Dafür lernst du dir falsche Dynamik an.
Wenn du viele Fehler machst, übst du falsch.
 
Der Klavierstimmer war heute da. Zum ersten Mal, er wird das Klavier jetzt schrittweise hochstimmen. Er findet, es ist in einem sehr guten Zustand. Die Filze sind für Anfänger locker ausreichend, die Mechanik zwar nicht über alle Tasten gleichmässig, aber für meine Ansprüche ebenso im Rahmen. Die Klaviatur sehr eben und ohne Fehler. Beim Stimmen hatte er keine Probleme. Vor ca. 30-40 Jahren wurden wohl neue Saiten aufgezogen. Er meint: ein sehr gutes Klavier. Uns freuts ... . Ein grosser Teil der Kratzer, vor allem vorne auf der Tastenklappe stammt wohl vom letzten Umzug. Dieser wurde privat durchgeführt. Die Optik hat aber so für das alte Mädel ihren eigenen Charme.
 
Hatte gestern gerade wieder ein Steingräber aus den 1920iger Jahren - waren auch damals schon recht ordentliche Instrumente.
Ja, aber dazwischen gab es eventuell einen Durchhänger. Laut Wikipedia:
In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Firma Möbel und Radiogehäuse her, womit sie 38 Personen beschäftigen konnte und zu 40 % ausgelastet war. Die kontinuierliche Produktion von Flügeln war von 1940 an unterbrochen und wurde erst 1972 unter der Leitung von Heinrich und Magdalene Schmidt wiederaufgenommen.
Udo Schmidt-Steingraeber übernahm infolge des Todes seines Vaters das Unternehmen im Jahre 1980.[10] Im Zuge seiner Firmenleitung erfolgten umfassende Innovationen und Erneuerungen der Marke.


Da kann es schon passieren, dass auch Mittelmäßiges produziert wird. Ich weiß es nicht, ich habe mit Steingraebern aus der Zeit keine Erfahrung. Aber ein gutes Klavier aus 1920 und ein gutes aus 2000 sind noch keine Garantie für alles dazwischen.
Bei 1930 wäre ich aber eher optimistisch, weil das noch vor dem 2. WK ist.
 
Wie so dann nicht einfach hochziehen, stimmen und nach ein paar Wochen gegebenenfalls noch mal nachstimmen?

Angst vor reißenden Saiten wäre hier unbegründet.
Ja, in einem Monat nochmal ... . Du musst davon ausgehen, daß ich zu dem Thema ein Greenhorn bin. Habe dann versucht, aus dem Gespräch mit dem Klavierstimmer so viel als möglich mitzunehmen. Wir haben wohl von 2 bis 3 Stimmungen gesprochen. Mein "schrittweises hochstimmen" ist insofern wohl sprachlich nicht korrekt, möglich dass sich zwischen der Entscheidung zwischen einmalig und harmonisch bei 435 Hz stimmen oder öfters hin zu 440 Hz ... Gedanken, wie sich der Resonanzboden verhält etc. meine eigene Interpretation miteingeschlichen hat. Bei wievielen Hz mein a gerade liegt, oder inwiefern man sich dem über mehrere Stimmungen bei einem älteren Instrument genau nähert, weiss ich ... nicht ;) ... und habe auch nicht danach gefragt
 

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