Ab welcher Distanz ist es ein Sprung für dich? Ich finde, wenn man zB mit 5 5 eine Terz spielt, kann man auch schon Sprung dazu sagen. Klein, blind machbar, aber trotzdem ein Sprung.
Lieber Flieger,
oft ist es die Denk- oder Hörweise, die Probleme schafft. Wenn du "Sprung" denkst, wirst du auch "Sprung" spielen. Und das impliziert eine ungünstige Bewegungsweise, denn man "springt" anders als man beispielsweise "gleitet".
Um es zu verdeutlichen: denk mal nicht von den Fingern, sondern vom Körper aus! Wenn du am Frühstückstisch sitzt und erst zum Salzstreuer, kurz danach zum Messer greifst und nebenher dir mit der anderen Hand die Kaffeekanne schnappst - denkst du an Sprünge?
Nein, weil du vom Körper aus denkst. Du sitzt stabil und deine Arme bewegen sich mal hier-, mal dorthin in fließenden Bewegungen. Du kommst nicht auf die Idee, dort Sprünge zu sehen und zu empfinden.
Jetzt das aufs Klavier übertragen: wenn du vom Körper aus denkst, ist eine Terz mit 5-5 eine Minibewegung, keinesfalls ein Sprung. Der Arm gleitet einfach ein kleines bisschen nach rechts oder links.
Ein großer Fehler ist es, Distanzen von den Fingern/Fingerkuppen zu denken! Dann ist eine Quinte schon fast ein unüberwindliches Hindernis. So viele Zentimeter! Der Arm hingegen sieht das als kleine Distanz. Ach, nur ein bisschen nach da... . Für die Spieltechnik und damit auch für den Klang und die Umsetzung aufs Instrument ist das ein Riesenunterschied.
Also: möglichst wenig in Sprüngen denken, vom Körper aus denken, der
Arm (!!!) führt! Eher gleitend denken in fließenden Bewegungen. Auch das Blickmanagement ist wichtig, wo schaue ich hin? Das "blinde" Spiel schärft den kinästhetischen und Hör-Sinn und schaltet den meist dominanten Sehsinn aus zugunsten der anderen Sinne, also auch zu empfehlen. Hilfreich kann es auch sein, staccato-Passagen mal legato zu spielen, oder eine Hand legato, die andere staccato, in Akkorden zu üben u.v.a..
Richtige Sprünge gibt es gar nicht so oft (s. @rolfs Definition), z.B. auch bei Asturias. Vielleicht ist auch hilfreich, wenn du vom Gehen aufs Klavierspielen schließt: Gehen empfindest du auch nicht als Sprung, obwohl die Fußsohlen dabei 1m weit auseinander sind und sich eine Fußsohle dabei vom Boden löst. Bei Sprung denke ich eher an Weitsprung und das ist eine ganz andere Bewegung.
Liebe Grüße
chiarina