Fingersätze in gedruckten Noten

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Alter Tastendrücker

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Man kann in Bezug auf FS in Noten verschiedene Ansichten vertreten. Ich würde mich freuen, wenn hier Mal diese auf verschiedene Threads verteilte Diskussion geführt werden könnte.
Ich stelle mal drei Positionen zur Debatte:

In Urtext Ausgaben haben FS, die nicht nachweislich vom Komponisten stammen nichts verloren!

Fingersätze in Ausgaben sparen Zeit und erleichtern das Erlernen.

Fingersätze zu suchen ist eine gute Übung, FS belasten die Übersichtlichkeit des Notenbildes und allgemein gültige FS gibt es sowieso nicht. Keine FS in Noten, egal ob Urtext oder nicht. Einzige Ausnahme: Gekennzeichnete Interpretationsausgaben von Pianisten (Busoni, Schnabel, ....)
 
Laienhafte Fragen zu "gekennzeichnete Insterpretationsausgabe": Sind nicht alle Ausgaben, die nicht in die Kategorie Urtext fallen und zumindest die Angabe einer Herausgeberschaft aufweisen, Interpretationsausgaben? Und stammen allfällige Fingersätze nicht von Pianisten? Geht es dabei um den Status des Pianisten? Wenn namhafte Pianisten Fingersätze für eine Neuausgabe erarbeitet haben, ist das dann auch schon eine Interpretationsausgabe?

Liebe Grüße
Gernot
 
Fingersätze in Ausgaben sparen Zeit und erleichtern das Erlernen.
Diese Position ist passend für Anfänger , mäßig Fortgeschrittene und Leute, die sich nicht lange mit dem Suchen nach Fingersätzen aufhalten wollen bzw. denen einfach das "Grund-Repertoire" an Fingersätzen zu gängigen Figuren in der Klavierliteratur fehlt.

Die gesteigerte Position ist, sich aus verschiedenen Ausgaben die für sich und das Werk geeignetesten FS zu suchen.

Die Kür dann, bei Missfallen aller verfügbaren Fingersätze sich selber welche zu machen.

Das ist passend für mich :-D
 
Für mich sind Noten ganz ohne Fingersätze wenig nützlich - warum?

Für das Primavista-Spiel bieten Fingersätze immerhin eine erste und rasche Orientierung.

Für das Spielen/Üben sonst geben sie eine Basis, die man akzeptieren oder verwerfen kann. Ich kann dann einfach ausprobieren, wie der eine oder andere Fingersatz klingt. (Manchmal habe ich in meinem geerbten Notenberg auch zwei Ausgaben, dann kann ich vergleichen.) Da ich sehr kleine Hände mit kurzen Fingern habe (eigentlich für's Klavier völlig ungeeignet), muss ich sowieso manches anders machen. Insofern habe ich die Ehrfurcht vor vorgeschlagenen Fingersätzen sowieso schnell verloren. Manches besprechen wir im Unterricht, manches probiere ich zu Hause aus, und gelegentlich dauert es eine ganze Weile, bis ich mich - auch nach Beratung mit meiner KL - festlege.

Bei Noten ganz ohne FS müsste ich einfach mehr Zeit investieren.
 
FS belasten die Übersichtlichkeit des Notenbildes
Nein, sondern sie erhöhen den Informationsgehalt der Noten. Sie können sogar durchgestrichen und durch eigene hier und da alternativ ergänzt (!) werden.

Ein Vom-Notenblattspielender wird sich auch mit anderen Informationen leicht tun und eigene bzgl. der Ausführung hinzufügen (wie auch Lehrer es gerne tun).

Mich hat immer besonders gefreut eine (gemeinfreie) vollgekritzelte Ausgabe im Netz zu finden:-D
 
Zuletzt bearbeitet:
gekennzeichnete Insterpretationsausgabe": Sind nicht alle Ausgaben, die nicht in die Kategorie Urtext fallen und zumindest die Angabe einer

Schwieriges Thema: Die Beethoven Sonaten Ausgabe vom Claudio Arrau ist einerseits eine Interpretationsausgaben (FS und Hinweise) aber verirrt sich zugleich als Urtext. Wie immer in solchen Fällen gibt es so ziemlich jede Variante!
 
Man kann in Bezug auf FS in Noten verschiedene Ansichten vertreten. Ich würde mich freuen, wenn hier Mal diese auf verschiedene Threads verteilte Diskussion geführt werden könnte.
Ich stelle mal drei Positionen zur Debatte:

In Urtext Ausgaben haben FS, die nicht nachweislich vom Komponisten stammen nichts verloren!

Fingersätze in Ausgaben sparen Zeit und erleichtern das Erlernen.

Fingersätze zu suchen ist eine gute Übung, FS belasten die Übersichtlichkeit des Notenbildes und allgemein gültige FS gibt es sowieso nicht. Keine FS in Noten, egal ob Urtext oder nicht. Einzige Ausnahme: Gekennzeichnete Interpretationsausgaben von Pianisten (Busoni, Schnabel, ....)
Wie lautet dazu nun deine Frage?
 
Meine Augen sind mittlerweile soweit geschwächt, dass ich eingedruckte Fingersätze problemlos ignorieren kann. Ich mache mir fast durchweg meine eigenen Fingersätze, die ergeben sich beim Üben meist automatisch. Die eingedruckten ziehe ich dann zu Rate, wenn ich intuitiv keinen funktionierenden selber zu Stande bringe. Meist komme ich dann auf einen für mich noch besseren, den schreib ich dann mit Bleistift in die Noten, deutlich größer als die gedruckten.

Grüße
Manfred
 

Ich bin ja noch ziemlicher Anfänger (und werde es wohl immer bleiben). Mir helfen die vorgeschlagenen Fingersätze definitiv, auch wenn ich teilweise dann doch davon abweiche.

In letzter Zeit benutze ich viel die Henle Library App für das iPad. Da kann man bei den meisten Noten die Fingersätze ein und ausschalten und teilweise auch zwischen mehreren wählen und natürlich auch eigene in die Noten einfügen.
 
[3.Position]
Fingersätze zu suchen ist eine gute Übung, FS belasten die Übersichtlichkeit des Notenbildes und allgemein gültige FS gibt es sowieso nicht. Keine FS in Noten, egal ob Urtext oder nicht. Einzige Ausnahme: Gekennzeichnete Interpretationsausgaben von Pianisten (Busoni, Schnabel, ....)
...Fingersätze in gedruckten Noten sind der Erzfeind des kreativen Klavierenthusiasten, schlimmer aber als diese arrogante Bevormundung des Enthusiasten (als könne er keine paar Noten fingern) sind Fingersätze in Manuskripten/Autographen! Ja, da beginnt die Einschränkung der kreativen Freiheit schon bevor das Machwerk Druckerschwärze verbraucht... Entsetzlich! Hier ein abscheuliches Exempel:
Fingersätze 01.png
...hier sollte der Enthusiast, wenn überhaupt, die linke Hand beachten, denn diese ist frei von eingrenzenden Fingervorschriften...
;-)
 
Für das Primavista-Spiel bieten Fingersätze immerhin eine erste und rasche Orientierung.

Das gilt im Normalfall allerdings nicht für den fortgeschrittenen Primavista Spieler. Für diesen sind Fingersätze tendenziell störende Zusatzinformationen, sofern die gedruckten nicht mit den eigenen automatisierten Fingersätzen übereinstimmen.
 
Das gilt im Normalfall allerdings nicht für den fortgeschrittenen Primavista Spieler. Für diesen sind Fingersätze tendenziell störende Zusatzinformationen, sofern die gedruckten nicht mit den eigenen automatisierten Fingersätzen übereinstimmen.

Das gilt wohl nur für Pseudofortgeschrittene. Echten Fortschritt bedeutet solche Fingersätze ignorieren zu können ;-)
 
Ich kann mich erinnern, dass ich mit einem lachenden und einen weinenden Auge zugesehen habe, wie mein KL die ersten Takte meiner Komposition mit geeigneten Fingersätzen versieht. Hab nichts anderes gewünscht, aber Akkordsymbole und Fingersätze, meh, auch nicht so das Wahre ... Zu dumm, dass man in Musescore meines Wissens nicht für einen Ausdruck oder eine Ansicht entscheiden kann, ob man Akkordsymbole oder Fingersätze oder weder noch über den Noten haben möchte.

Auch überlegt, ob ich nicht alternative, tabellarische Notationen versuchen sollte: Als Spalten TaktNr., ZZ./Pos., L: 5, 4, 3, 2, 1, R: 1, 2, 3, 4, 5 – und dann halt die Notennamen unter dem entsprechenden Finger, wenn die entsprechende Taste anzuschlagen ist, "|" wenn sie zu halten und "^" wenn sie loszulassen ist.
Aber auch wenn das sich gut für die Spielart des iterativen Einprägens und der anschließenden Umsetzung auf den Tasten eignen könnte, die Verbindung zwischen echten Noten und Bewegungsabläufen, für das "Prima vista"-Spiel vermutlich unerlässlich, krieg ich so in hundert Jahren nicht hin. Und mein KL lehnt so eine schülereigene Schnapsidee auch ab, wetten.
 
Fingersatz für PV-Pianisten? Wenn ich Akkorde automatisiert und prima vista greifen kann, dann habe ich auch den Fingersatz drauf. Weiteres ergibt sich aus dem Vorauslesen, wenn Bindungen und Phrasierungen bestimmte Fingersätze erzwingen und andere ausschließen.

Wenn über der Note schon eine Nummer steht, nehme ich die Hilfe gerne an, aber in fortgeschrittener Klavierliteratur halte ich das für überflüssig. Denn der Fingersatz ergibt sich mehr oder weniger zwingend aus der musikalischen Aufgabe und den mechanischen Grenzen des Pianisten. Wer einen "Fingersatz" sucht, setzt sich mit dem Werk auseinander.
 

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