Ich habe mir gerade nochmal die Photos etwas vergrößert angeschaut, es wird mit Sicherheit auch noch die eine oder andere Saite reißen, so korrosiert wie die sind.
Klar, mit dem CA-Kleber rund um den Wirbel einträufeln ist sicher eine Möglichkeit die Wirbel erst einmal etwas fester zu kriegen, und für Laien auch recht gut realisierbar (sofern sie das Klavier behutsam auf den Rücken gelegt bekommen - aber daran denken, daß man es auch wieder aufstellen will :D ), nur dann reißen beim Stimmen auch noch etliche Saiten, und das nächste Problem geht los - beim Einziehen der neuen Saite muß ja der Wirbel erst mal etwas rausgedreht werden...und schon ist er wieder trotz Kleber lose.
Besser gleich das ganze rostige G´lump raus, und neue Wirbel und Saiten rauf. Für die Laien die Vorgehensweise:
den alten Wirbel mittels Bezieherkrücke so weit nach links rausdrehen, bis zwischen Saitenring und Wirbel Luft ist, dann mittels Schraubendreher den umgebogenen Haken aus dem Wirbel herausziehen. Den Saitenring nun von der übrigen Saite abzwacken und vom Wirbel mittels kleiner Zange herunterziehen. Nun den leeren Wirbel herausdrehen. Dem langen Ende der abgezwackten Saite folgen - hat sie Einzelaufhängung, die Öse vorsichtig vom Plattenstift abziehen und das alte Saitenende wegwerfen. Sehr oft führt die Saite jedoch über den Plattenstift zum nächsten Wirbel - mit diesem verfahren wir wie mit dem ersten.
Wenn wir nun alles richtig gemacht haben, fehlt uns nun im Instrument ein bzw. zwei Wirbel und Seite(n)
Nun holen wir die weg geworfene Saite wieder aus dem Müll, und messen mit Hilfe einer Mikrometerschraube deren Dicke. Nun nehmen wir eine Rolle neuen Saitendraht der selbigen Dicke, zwacken die Zusammenhaltdrähte durch, und versuchen nun das entstandene Saitenknäulgebilde zu entwirren. Sollte sich die Geduld dabei als schlechter Partner erweisen, messen wir die Länge vom Wirbelloch bis zum Anhängestift, multiplizieren im Falle einer Nichteinzelaufhängung dieses Maß mit zwei, addieren 20cm hinzu und rufen den nächstgelegenen Klavierbauer an, ob er denn eine Saite mit diesen Maßen verkaufen könne, bei Bejahung dieser Frage machen wir uns nun auf den Weg um diese Saite zu beschaffen (sollte es an passenden Wirbeln mangeln, könnt man diese auf diesem Weg gleich mit beschaffen).
Zurück zum Instrument, stecken wir nun den Wirbel in die Bezieherkrücke, fädeln das Saitenende erst einmal unter dem Druckstab (oder der Agraffe) dann in das Loch des Wirbels, und drehen den Wirbel nun mit der gestrafften Saite nach rechts bis 2,5 bis 3 Ringe entstanden sind. Nun führen wir diesen Wirbel in das entsprechende Wirbelloch des Stimmstockes, und geben den Wirbel erst einmal einen kleinen Bums damit er drinnen sitzt, nehmen anschließend daß Setzeisen, welches wir auf den Kopf des Wirbels setzen, und schlagen ihn nun mit einen schweren Hammer mit möglichst wenig Schlägen so weit hinein bis noch etwas vom Gewinde aus dem Stimmstock ragt.
(Wenn wir jetzt eine Einzelaufhängung haben, fällt uns in diesem Augenblick ein, daß wir vergaßen die Öse für die Aufhängung zu drehen, und machen erst einmal ein dummes Gesicht. Anschließend tun wir dies, was wir schon zu vor hätten machen sollen, wir drehen uns eine Öse, nur diesmal in der Hinsicht daß wir die Saite einmal fest um den Anhängestift biegen, und um diese Biegung mittels eines passenden Stiftes eine Öse drehen, so 3-4 Wicklungen dürften reichen. Nun führen wir die Saite über die Stegstifte, und versuchen sie am Plattenstift auf zu hängen. Da die Saite nun offensichtlich zu kurz geraten ist, wickeln wir am Wirbel ein Stück ab, bis sie sich aufhängen läßt. Die Ösennase sollte dabei an der Gußplatte anliegen. Haben wir keine Einzelaufängung, überlesen wir den eingeklammerten Text.)
Nun ziehen wir die übrige Saite um den Plattenstift, nehmen das obere Saitenende in die Hand, und zwar mit dem letzten Finger dort wo das andere Wirbelloch im Stimmstock ist, am 2. Finger der Hand zwacken wir dann den Rest der Saite ab, und verfahren genau so wie zu Anfang mit dem ersten Wirbel. Nun spannen wir die Saiten etwas, und merken daß es nicht klingt, weil wir vergaßen die Saite auf dem Steg durch die Stegstifte zu führen (diese Art von Vergesslichkeit sollte im Sonderfall von Stegagraffen vermieden werden), dieses holen wir nun nach.
Nun nehmen wir einen Ringheber mit welchen wir fest die Saitenringe um den Wirbel zusammenfügen, und drehen die Saite auf Spannung, anschließend nehmen wir einen Ringdichter, und klopfen von vorn die Ringe zusammen. Die Wirbel nun noch ein wenig tiefer schlagen, daß die Schräge der Saiten bis zum Druckstab begradigt ist, und noch einmal die Ringe dichten.
Wenn wir vergaßen vor dem Beziehen die Mechanik raus zu nehmen, machen wir im nächsten Kapitel weiter mit "Reparatur der Mechanik"
Viele Grüße
Styx