Steinway und die Romantik

  • Ersteller des Themas Christian15
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Eignet sich ein sehr brilliant klingendes Instrument zur Romantikinterpretation?

  • Ja, auch mit einem Steinway geht das bestens

    Stimmen: 19 82,6%
  • Ja, die Brillianz beeinflusst den Ausdruckscharakter des Künstlers nicht

    Stimmen: 1 4,3%
  • Nein, da ist Steinway eher ungeeignet

    Stimmen: 2 8,7%
  • Nein, auf keinen Fall ein hart und brilliant klingendes Instrument zur Romantik

    Stimmen: 1 4,3%

  • Umfrageteilnehmer
    23
C

Christian15

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9. März 2008
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389
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Ich wollte euch fragen, wie ihr zu Steinway im Bezug zu romantischen Liedern steht? Sicher, es ist alles Geschmackssache, aber kann ein Stück von romantisch geprägten Komponisten auf einem Steinway überhaupt das Feeling vermitteln? Nicht umsonst setzt man bei Schubert/Schumann öfter Instrumente von Förster und Blüthner ein, in jedem Fall keine sehr brilliant klingenden Instrumente.
 
Hallo Christian,
das ist aber eine sehr komische Frage! Jeder Laubfrosch quakt doch anders.

LG, Sesam
 
Ich finde die Frage nicht komisch. Es geht darum, ob ein brilliant klingender Flügel nicht die eigentlich beabsichtigte Wirkung der "romantischen Komponisten" verfälscht.
 
Ich finde die Frage nicht komisch. Es geht darum, ob ein brilliant klingender Flügel nicht die eigentlich beabsichtigte Wirkung der "romantischen Komponisten" verfälscht.

Das hängt vielleicht auch davon ab, welche Klangvorstellung man mit "romantischer" Musik verbindet. Ich finde, daß ein brillanter Klang sehr gut zur Romantik paßt.

Die andere Frage ist aber, ob Steinways wirklich so brillant klingen wie ihnen immer nachgesagt wird. Bei Horowitz war eine Menge an "Tuning" nötig, bis der Flügel so brillant klang, daß Horowitz damit zufrieden war.

Im allgemeinen klingen Yamahas viel brillanter und werden aus diesem Grund auch von vielen Pianisten bevorzugt.
 
Wieso nimmst Du ausgerechnet einen Steinway als brilliantes Beispiel, Yamaha finde ich viel schlimmer.

Steinways sind glaube ich eh viel zu unterschiedlich. Yamahas klingen immer gleich schrill, aua!


Klavirus
 
Hm.. es gibt ja wirklich große Unterschiede markenintern...
Aber die Steinways sind doch recht universell.

Aber ein schöner Bechstein für Romantisches, hmh- oder ein Blüthner?

@Klavirus: nein, Veto, das stimmt nicht. Ich protestiere! Meiner klingt sehr schön!
 
@Klavirus: nein, Veto, das stimmt nicht. Ich protestiere! Meiner klingt sehr schön!

Hast Du ihn Dir zurechtintonieren lassen?
Ich kann nur von meiner Pianohaus-Probiererei ausgehen und bin immer schnell vor den Yamahas geflüchtet. Es waren allerdings durchweg Klaviere.
All ihre Vorteile wie Verarbeitung, Gleichmäßigkeit und Preis können den Klang nicht wegzaubern. Aber die asiatischen Ohren lieben das. Die Geschmäcker sind verschieden. Das war oben nur meine Meinung. :rolleyes:

Klavirus
 
Ich finde Brillianz ist sehr wichtig für romantische Musik. Nimmt man einmal
Chopin oder Schumann oder Liszt. Außerdem ist der Steinway doch nicht nur
brillanter Klang. Er hat auch seine warme Seite. Rachmaninoff könnte man gar nicht ohne Brillanz spielen oder Debussy und Ravel: Was wäre der "Gaspard"
ohne Brillianz. Die Antwort liegt doch auf der Hand, bloßes Klanggewusel.:D
 
Die Antwort liegt doch auf der Hand, bloßes Klanggewusel.:D

Das Resultat liegt meiner Meinung nach in den Händen. Der Name Horowitz ist ja schon gefallen, und nicht nur von ihm habe ich Klangfarben aller Arten, von dumpf bis scheppernd und von voll bis dünn gehört. Daß Horowitz seinen Flügel "tunen" ließ, ist doch logisch, er konnte es sich leisten und warum sollte man dann ein Instrument nicht optimal auf seine Spielweise abstimmen? Aber ich bin sicher, daß er auf jedem anderen bespielbaren Instrument den typischen Horowitz-Sound erreicht hätte, nur eben etwas "eingefärbt". Aber ich bin ziemlich sicher, daß alle großen Pianisten von Flügelherstellern lukrative Angebote erhalten und daraus wiederum schließe ich, daß die Pianisten selbst auswählen, was sie spielen. Hätte Steinway nicht tendenziell die geeigneten Instrumente gehabt, hätte sich Horowitz sicherlich anders entschieden.

Interessanterweise habe ich festgestellt, daß in diversen Pianohäusern Hamburgs eher Instrumente mit leicht verschwommener Klang (nicht so negativ gemeint, wie es klingt, mir fällt nur kein passenderer Ausdruck ein) als "romantisch" bezeichnet werden, was meiner Vorstellung etwas widerspricht. Mit Steinway, Blüthner und Yamaha ab ca. 1,80m hätte ich klanglich jedenfalls grundsätzlich keine Probleme (gelten in Hamburg alle nicht als romantisch), ganz egal, welche Musik ich gerade spiele. Zu Bösendorfer kann ich nichts sagen, ich habe noch nie einen gespielt.

Im Übrigen habe ich den Eindruck, daß Steinway klanglich als elegant gilt, und das erinnert doch auch an Chopin, oder nicht?
 
Interessant wäre doch auch, wie der Pianist den Klang eines Flügels beeinflussen kann. Um "das" romantische Feeling rüberzubringen braucht es nicht nur einen romantischen Flügel. Brillanz oder Nicht-Brillanz ist m. E. erst in zweiter Linie eine Frage des Instruments, vielmehr geht es um die Fähigkeit des Pianisten, eine Klangwelt zu erzeugen. Was ich mit romantischer Musik verbinde, das ist vor allem nicht ein Klang, sondern unendlich viele Klangfarben. Um die dann auszugestalten, wenn man es denn kann, halte ich einen Flügel, der in seiner "Grundtönigkeit" keinen hervorstechenden Charakter hat für geeigneter, als ein Instrument, dessen Klangeigenschaften sich aufdrängen. Vielleicht gilt in dieser Hinsicht Steinway als "universell" und wird von vielen Pianisten bevorzugt.
Aber reizvoll wäre es allemal: für jeden Musikstil ein eigener Flügel im Haus, äh Schloss.

LG, Sesam
 
Ihr habt Recht. Ich habe mich doch umstimmen lassen, die Argumente sind sehr gewichtig. Der Spieler hat wirklich sehr viel in der Hand.

Und wenn man wirklich originalgerecht spielen möchte, sollte man dem Flügel dann nicht auch eine romantische Temperatur verpassen? (z.B. Mitteltonig etc.) Warum haben das die meisten Pianisten nicht gemacht?
 

tornado hat's auch schon angeführt, ich mag zwar ausgesprochen den warmen Ton, finde aber auch Brillanz unerlässlich. Ein zu weicher Diskant zum Beispiel, fnde ich, nimmt einem viele Möglichkeiten, wie ein zu weich intoniertes Instrument überhaupt.

Vieles kann man ja auch durch die Art des Anschlags beeinflussen, und je größer das Spektrum an Klangfarben ist, desto besser gefällt es mir.
 
ich kann nur aus eigenen erfahrungen sprechen aber ich würde sagen,da so ein steinway ja einen relativ leichten anschlag hat,wird der spieler auch schnell dazu verleitet ''zu'' brilliant,bzw. zu..ich weiß auch nicht knallig oder so zu spielen - das hab ich auch schon an mir selbst gesehn.
aber wenn man sich dann mit dem instrument ein wenig auseinandergesetzt und ''angefreundet'' hat sind steinways denke ich tolle instrumente - auch (und eigentlich sogar besonders) für romantische stücke (:
 
Mir fällt gerade ein Komponist ein, den ich lieber auf einem nicht so brillant klingenden Instrument spielen würde - und das ist Brahms! :)
 
Ich wollte euch fragen, wie ihr zu Steinway im Bezug zu romantischen Liedern steht?

hallo,

unten angehängt findest Du ein Foto von einem der ersten New Yorker Steinway Konzertflügel mit mittlerem Pedal: der Flügel ist von 1876, das Patent für das mittlere Pedal ist von 1875.

dieser Steinway-Flügel hat heute noch eine absolut präzise Mechanik & Klaviatur), dazu einen wohltönenden warmen, vollen und dennoch typischen Steinway-Klang - ein ganz wunderbares Instrument.

und das ist schon das Stichwort: das Instrument muss möglichst gut, ja besser, am besten bestens sein. Und das gilt in großen Sälen für viele große Konzertflügel (Steinway, Bechstein, Bösendorfer, Steingraeber, Fazioli, Yamaha, Blüthner u.a.).

ich habe kein Problem damit, romantische Lieder (Schubert, Schumann, Brahms, Wagner) auf einem großen Steinway zu begleiten, ebensowenig romantische Klaviermusik auf so einem Flügel zu spielen - im Gegenteil: mir ist es sogar ganz recht, wenn im Saal ein Steinway steht, denn die haben sehr sehr gute Klaviaturen; Unnannehmlichkeiten mit dem Klang kenne ich bei diesem Hersteller eigentlich nur dann, wenn das Instrument nicht anständig gewartet wurde - aber das kommt in großen Sälen eigentlich nicht alle Nase lang vor.

Brillanz oder Nichtbrillanz - diese Gegenüberstellung leuchtet mir nicht ein. man kann auf einem großen Steinway samtweich und metallisch brillant spielen, und beides gehört zur romantischen Musik dazu.

Gruß, Rolf
 

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  • Steinway 1876.jpg
    Steinway 1876.jpg
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Nach meiner Erfahrung ist die Spanne zwischen pp und ff also der Dynamikumfang bei keinem Flügel so groß, wie beim Steinway. Mir ist kein Flügel bekannt, der so nuanciert gespielt werden kann.
Als Konzertpianist würde ich ggf. immer lieber einen vielleicht nicht ganz so geeigneten Klang in Kauf nehmen, wenn ich dafür im Gegenzug diese Präzision und die damit verbundenen Ausdrucksmöglichkeiten bekomme.
 
@rolf:
ich meinte mit dem Punkt Brillanz Folgendes:
Es gibt Flügel, die sehr schön weich und warm klingen, deren Ton jedoch ganz und gar nicht brillant ist. Das Spektrum der möglichen Klangfarben ist entsprechend klein, wie auch bei einem sehr weich gestochenen (intonierten) Flügel.
Mir gefällt das nicht, denn auch ich bin der Meinung, dass Brillanz auch bei romantischer musik unabdingbar ist.

Mein Wunschinstrument: ein Steinway B.:p Wunderschöner Flügel, auf Deinem Bild!
 

z.B. darin, dass nicht "büschelweise Noten in schnellen Repetitionen ausbleiben" (Franz Brendel, Nachdenken über Musik); das passiert zwar auch bei fabrikneuen Instrumenten 8laut Brendel), kommt aber bei Steinway nicht so oft vor.
nicht zu schwer, nicht zu leicht, präzise und vor allem schnell (für Repetitionen a la Mephistowalzer, Scarbo, Rigoletto usw.) und sehr fein reagierend (was wiederum für die große dynamische Bandbreite bei Steinway gut ist)

im Vergleich mit Steinway bzgl. dieser Eigenschaft ist es auf manchen anderen Instrumenten manchmal Schwerarbeit, manchmal unmöglich, bestimmte manuell aufwändige Sachen wirklich differenziert und im Tempo zu spielen.

Gruß, Rolf
 

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