Dreiklang
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Hallo liebe Clavio-Leser und Schreiber,
der Begriff "Musik" wird, wie sich in vergangenen Diskussionen schon mehrfach gezeigt hat, manchmal mißbräuchlich beziehungsweise unterschiedlich gebraucht – was dann natürlich beim Diskutieren Schwierigkeiten mit sich bringt.
Weil in vergangenen Diskussionen schon öfters Probleme mit dem Begriff "Musik" aufgetaucht sind, hier einmal die Definition dessen, was Musik – im ursprünglichsten Sinne – ist.
Musik ist - und auch das hatten wir schon einmal hier bei clavio klargestellt - das, was die Wikipedia-Definition besagt:
Wikipedia definiert hier vollkommen korrekt - so entstand einst Musik, daraus lebt sie, und das ist ihr wesentlichstes Merkmal. Musik ist Schall – natürlich schöner Schall, kunstvoll organisierter Schall, von Instrumenten, bzw. der menschlichen Stimme, erzeugt, der die Menschen bewegen kann. Schall, den man mit dem Ohr (und auch nur mit dem Ohr) aufnehmen muß und kann.
Eine Partitur dagegen ist keine Musik im engeren Sinne (oder hat schon mal jemand eine Partitur gehört? Die gibt keinen Laut von sich - außer man zerreißt sie, oder raschelt mit mir).
Eine Partitur ist erstmal nichts weiter als eine Partitur.
Und natürlich ist es auch keine "Musik", wenn jemand in der Lage ist, eine Partitur "innerlich hörend" zu studieren. Ich jedenfalls konnte noch nie die Gedanken eines anderen mit meinen Ohren hören. Hier liegt ganz einfach Klangvorstellung, bzw. Klangvorstellungsvermögen, vor.
Das sich, es sei erwähnt, übrigens erst dadurch bilden kann, daß man Musik auf einem Instrument erst mal intensiv angehört hat (mit den Ohren).
Noch ein paar Worte an die allzu heftigen "Partituranbeter":
In einer Partitur bewerkstelligt ein Künstler, respektive Komponist, nichts anderes, als seine musikalischen Ideen (im Rahmen der unvermeidlichen Ungenauigkeiten schriftlicher Aufzeichnungen) niederzuschreiben. Es handelt sich also um Beschreibung von (natürlich wieder: klingender, mit den Ohren wahrnehmbarer) Musik, die der Künstler im Rahmen seines Fachwissens, vor allem aber, unter Nutzung seines musikalischen Genius, festhält.
Eine Partitur hat per se so gestaltet zu sein, daß sie schöne Musik beschreibt. Das ist der Job des Komponisten: daß die Teile einer Komposition zusammenpassen, daß die Komposition ein einheitliches, harmonisches Ganzes bildet, daß Überleitungen, Wiederholungen usw. passen. Mit Hörerfahrung in Musik und Kunstmusik kann man Musik (natürlich: klingende Musik) vom Fleck weg genießen und auskosten - ohne die Partitur zu kennen, oder kennen zu müssen.
Die Interpreten haben dafür zu sorgen, daß dieser Genuß auch ohne Einschränkungen stattfinden kann (ohne Interpreten gäbe es übrigens gar keine Musik - weil man, ohne sie, Musik gar nicht mit den Ohren hören bzw. wahrnehmen könnte).
So einfach ist das. Und dann gibt es noch die Begriffseinschränkungen, wie etwa "Musik der Romantik" und so fort. Darunter darf man sich, wenn man möchte, gern eine Bibliothek von Partituren vorstellen. Den meisten Leuten werden aber sicher erinnerte Klänge von Sinfonien, Klaviermusik u.ä. in den Sinn kommen.
Partituren wurden schon immer nicht sklavisch genau umgesetzt von Interpreten. Bevor man aber allzu tiefe Eingriffe in einer Partitur vornimmt, sollte man (und das ist meine Empfehlung) schon sehr genau wissen, was man da tut. Ein Beethoven oder Liszt beispielsweise wußte eben - in aller Regel - schon sehr genau, was er da tat, und zu Papier brachte. Und die Gefahr, etwas zu verschlechtbessern, ist durchaus gegeben. Man legt sich eben grundsätzlich mit musikalischen Genies an. Und man muß auch davon ausgehen, daß jeder Tintenstrich in einer Partitur mit Absicht gesetzt wurde.
Die Probleme mit dem Begriff "Musik" zeigen sich schon in einfachen Sätzen. Wenn jemand sagt: "Ich verstehe etwas von Musik", dann meint er wohl: er kennt theoretische Hintergründe, Namen von Komponisten, Musikwerke, Abhandlungen.
Sagt jemand: "Ich liebe Musik", dann meint das bereits eher: ich höre gern Musik, ich habe Tonträger, wähle bewußt aus, und so fort. Die wenigsten meinen damit: "Ich vergrabe mich gern in Musikbüchern und Musikbibliotheken" et cetera.
Es ist also nicht so einfach mit dem Begriff "Musik". Man kann sie lieben, man kann sie achten, man kann gern in deren Geheimnisse eindringen wollen.
Nimmt man aber den Begriff "Musik" in den Mund, dann darf man nicht vergessen, was Musik vordringlich meint: das, was uns allen hier im Forum so oft die Ohren streichelt. Was wir hören, - und wovon sich Menschen eben gerne über die Ohren verwöhnen lassen.
Viele Grüße, und eine angeregte Diskussion, wünscht:
Dreiklang
der Begriff "Musik" wird, wie sich in vergangenen Diskussionen schon mehrfach gezeigt hat, manchmal mißbräuchlich beziehungsweise unterschiedlich gebraucht – was dann natürlich beim Diskutieren Schwierigkeiten mit sich bringt.
Weil in vergangenen Diskussionen schon öfters Probleme mit dem Begriff "Musik" aufgetaucht sind, hier einmal die Definition dessen, was Musik – im ursprünglichsten Sinne – ist.
Musik ist - und auch das hatten wir schon einmal hier bei clavio klargestellt - das, was die Wikipedia-Definition besagt:
Zitat von WP:Musik oder Tonkunst ist eine Kunstgattung, deren Werke aus organisierten Schallereignissen bestehen.
Wikipedia definiert hier vollkommen korrekt - so entstand einst Musik, daraus lebt sie, und das ist ihr wesentlichstes Merkmal. Musik ist Schall – natürlich schöner Schall, kunstvoll organisierter Schall, von Instrumenten, bzw. der menschlichen Stimme, erzeugt, der die Menschen bewegen kann. Schall, den man mit dem Ohr (und auch nur mit dem Ohr) aufnehmen muß und kann.
Eine Partitur dagegen ist keine Musik im engeren Sinne (oder hat schon mal jemand eine Partitur gehört? Die gibt keinen Laut von sich - außer man zerreißt sie, oder raschelt mit mir).
Eine Partitur ist erstmal nichts weiter als eine Partitur.
Und natürlich ist es auch keine "Musik", wenn jemand in der Lage ist, eine Partitur "innerlich hörend" zu studieren. Ich jedenfalls konnte noch nie die Gedanken eines anderen mit meinen Ohren hören. Hier liegt ganz einfach Klangvorstellung, bzw. Klangvorstellungsvermögen, vor.
Das sich, es sei erwähnt, übrigens erst dadurch bilden kann, daß man Musik auf einem Instrument erst mal intensiv angehört hat (mit den Ohren).
Noch ein paar Worte an die allzu heftigen "Partituranbeter":
In einer Partitur bewerkstelligt ein Künstler, respektive Komponist, nichts anderes, als seine musikalischen Ideen (im Rahmen der unvermeidlichen Ungenauigkeiten schriftlicher Aufzeichnungen) niederzuschreiben. Es handelt sich also um Beschreibung von (natürlich wieder: klingender, mit den Ohren wahrnehmbarer) Musik, die der Künstler im Rahmen seines Fachwissens, vor allem aber, unter Nutzung seines musikalischen Genius, festhält.
Eine Partitur hat per se so gestaltet zu sein, daß sie schöne Musik beschreibt. Das ist der Job des Komponisten: daß die Teile einer Komposition zusammenpassen, daß die Komposition ein einheitliches, harmonisches Ganzes bildet, daß Überleitungen, Wiederholungen usw. passen. Mit Hörerfahrung in Musik und Kunstmusik kann man Musik (natürlich: klingende Musik) vom Fleck weg genießen und auskosten - ohne die Partitur zu kennen, oder kennen zu müssen.
Die Interpreten haben dafür zu sorgen, daß dieser Genuß auch ohne Einschränkungen stattfinden kann (ohne Interpreten gäbe es übrigens gar keine Musik - weil man, ohne sie, Musik gar nicht mit den Ohren hören bzw. wahrnehmen könnte).
So einfach ist das. Und dann gibt es noch die Begriffseinschränkungen, wie etwa "Musik der Romantik" und so fort. Darunter darf man sich, wenn man möchte, gern eine Bibliothek von Partituren vorstellen. Den meisten Leuten werden aber sicher erinnerte Klänge von Sinfonien, Klaviermusik u.ä. in den Sinn kommen.
Partituren wurden schon immer nicht sklavisch genau umgesetzt von Interpreten. Bevor man aber allzu tiefe Eingriffe in einer Partitur vornimmt, sollte man (und das ist meine Empfehlung) schon sehr genau wissen, was man da tut. Ein Beethoven oder Liszt beispielsweise wußte eben - in aller Regel - schon sehr genau, was er da tat, und zu Papier brachte. Und die Gefahr, etwas zu verschlechtbessern, ist durchaus gegeben. Man legt sich eben grundsätzlich mit musikalischen Genies an. Und man muß auch davon ausgehen, daß jeder Tintenstrich in einer Partitur mit Absicht gesetzt wurde.
Die Probleme mit dem Begriff "Musik" zeigen sich schon in einfachen Sätzen. Wenn jemand sagt: "Ich verstehe etwas von Musik", dann meint er wohl: er kennt theoretische Hintergründe, Namen von Komponisten, Musikwerke, Abhandlungen.
Sagt jemand: "Ich liebe Musik", dann meint das bereits eher: ich höre gern Musik, ich habe Tonträger, wähle bewußt aus, und so fort. Die wenigsten meinen damit: "Ich vergrabe mich gern in Musikbüchern und Musikbibliotheken" et cetera.
Es ist also nicht so einfach mit dem Begriff "Musik". Man kann sie lieben, man kann sie achten, man kann gern in deren Geheimnisse eindringen wollen.
Nimmt man aber den Begriff "Musik" in den Mund, dann darf man nicht vergessen, was Musik vordringlich meint: das, was uns allen hier im Forum so oft die Ohren streichelt. Was wir hören, - und wovon sich Menschen eben gerne über die Ohren verwöhnen lassen.
Viele Grüße, und eine angeregte Diskussion, wünscht:
Dreiklang
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