Hallo Dreiklang,
ja das ist wirklich schade, dass uns die Japaner in bezug auf das "V", wie Du es nennst, tatsächlich etwas vorzu- machen vermögen und dass das Instrument eben leider nicht in Deutschland gebaut wird.
In der Tat macht das "V" den traditionellen Klavierbauern es im Hinblick auf ihr wundervolles Handwerk tatsächlich nicht leichter, da es doch wirklich sehr nah am Original ist (aufgrund seiner Fähigkeiten, den Klang in einzelne Parameter zu sezieren und ihn annähernd vorbildgerecht wieder zusammensetzen zu können).
Das betrachte ich auch als durchaus nachteilig an diesem Instrument, um es einfach einmal ehrlich auszusprechen, aber für jemanden, der damit eine Alternative sucht, um so nahe wie möglich "am Original" zu sein, mag es schon gehen, denke ich.
Meine drei Lieblingsklänge des "V" sind übrigens "010 V2 Concert", "011 V2 Studio" und "012 V2 Clear". Manchmal spiele ich auch einige V1-Varianten, so z. B. Mellow, Concert oder Studio (ist glaube ich 005 / 007 und 003).
Mal was zum Anhören, damit man sich einen entsprechenden Eindruck davon machen kann:
Das Lied ohne Worte von Mendelssohn-Bartholdy Op. 85 Nr. 1 in F-Dur
entstand übrigens mit dem Klang "010 V2 Concert".
Wenn ich in der richtigen Stimmung bin und es mal kräftig klingen soll, z. B. das 23/5er von Rachmaninoff, dann darf es auch gerne mal 020 oder 028 sein. Den Hall-Regler verwende ich auch manchmal. Ich ziehe ihn z. B. auch gerne mal "voll" auf, wenn ich möchte, dass sich mehrere Orgelpunkte dröhnend miteinander "vermischen" und so ein interessanter Klang entsteht.
Zur Erklärung für alle Diejenigen, die mit dem "V" nichts anfangen können. V1 steht für Vintage-Piano und V2 für Vanguard-Piano, das sind "markenrechtliche Tarnbezeichnungen", die beim "V" verwendet werden. So heißt es auch etwas verschämt in der Bedienungsanleitung (Manual), dass V1 den Klang einer weltbekannten amerikanischen Marke "S" darstellen kann, während V2 eher der klanglichen Anmutung einer sehr bekannten Marke mit Weltruf, allerdings europäischer Provenienz, nämlich "B" entspricht. Ich denke, jeder kann sich denken, welche Klaviermarken hier gemeint sind.
Der wesentliche Unterschied zu anderen E-Pianos liegt beim "V" (nicht nur wegen des Preises von mehr als 7 T€ komplett mit externen Lautsprechern, Stahlrahmen usw.) darin, dass die Klänge eben nicht nur aufgenommen und damit einfach wiedergegeben werden, sondern jeder Klavierklang wird in mehrere Parameter aufgegliedert, "seziert" und bedarfsgerecht wieder zusammengesetzt. Also kennt man beim "V" Saiten-, Resonanz-, Hammer-, Dämpfungs- und Pedalgeräusch. Jeder Parameter lässt sich einzeln simulieren und stimmen (auch verstimmen), indem z. B. glatte oder aufgerauhte Hämmer simuliert werden. Dazu ist es möglich, das Pedalverhalten fein abgestimmt zu simulieren (z. B. UC, aber auch das Dämpderpedal). Wenn man das rechte Pedal voll durchtritt, ohne einen Ton zu spielen, hört man z. B. das typische metallische Sirren, wie es auch beim Flügel der Fall ist.
So ist es möglich, nicht nur existente Instrumente klanglich zu simulieren, z. B. einen D 282 von "B", der wirklich "eine bedrohliche Reichweite" bekommen kann, wenn man darauf wunderbar dynamisch das 23/5er von Rachmaninoff spielt, sondern man kann auch Instrumente darstellen, die es in der Realität nicht gibt, z. B. einen Flügel, der komplett mit Kupfersaiten bespannt ist. Ein solches Instrument müsste real einen riesigen Resonanzraum haben.
Mittlerweile gibt es, seit einem Update vom März dieses Jahres, insgesamt 28 verschiedene Instrumentvarianten (z. B. Glasflügel, Flügel mit Silbersaiten usw.), die auf den Speicherplätzen von 001 bis 028 im Gerät hinterlegt sind. Das Instrument hat übrigens auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt einen Preis bekommen.
Übrigens: Um es deutlich zun sagen. Man sollte jetzt nicht denken, dass ich hier lediglich "Lobeshymnen" über das "V" verbreite, aber ich war schon lange auf der Suche nach einem Instrument, das elektronisch funktioniert, weil es eben aus Platz- / Transportgründen bei mir nicht anders möglich ist, auf dem ich jedoch jedoch trotzdem so nahe wie möglich, dem Original entsprechend, spielen kann. Hellhörig gemacht hat mich stilblütes Bemerkung (und sie muss ja als Klavierstudentin nun wirklich "etwas"
Ahnung von der Sache haben), dass sie schon auf vielen E-Pianos gespielt hat, das "V" jedoch hier eine Besonderheit darstellt, die sie als Fachfrau in der Tat aufhorchen ließ (im wahrsten Sinne des Wortes).
Natürlich bleiben mit dem "V" noch Wünsche offen, z. B. gelingt ein stummer Anschlag der Tasten (mit eigenem Druckpunktsimulator) bei eingeschaltetem Gerät nur, wenn man sich sehr viel Mühe gibt, aber darauf kommt es für mich nicht an.
Ich möchte einfach meinen Spaß daran haben und es genießen, unser wunderschönes Hobby auszuüben und dies in den Grenzen betreiben, die für mich möglich sind. Jedoch bin ich nicht um jeden Preis bereit, Abstriche hinzunehmen. D. h. ich bin nicht wirklich bereit, meine romantischen Klavierstücke, die ich so sehr mag, auf einer "billigen Plastikgurke" (z. B. dem Casio, das ich vorher hatte) zu spielen, nur weil ich auf den "Preis schiele" und mir alles Andere (z. B. Tonnahme am Klavier mit echter Flügelmechanik, so dass ich das entsprechende Aufgewicht der Tasten spüren kann) egal ist. Insoweit kann ich nach einem knappen Jahr "V" sagen, für mich hat sich jeder € dafür echt gelohnt. Aber das muss eben jeder für sich selbst entscheiden, welche Prioritäten ihm wichtig sind.
Aber an dieser Stelle sollten wir wieder zum Thema, nämlich zu den Übungserfolgen, die die Fleißigen hier im Form so gerne posten möchten, zurückkehren.
Einen schönen Gruß wünscht Razo!