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Ich habe gestern Abend diesen Dokumentarfilm gesehen, der anhand verschiedener Beipiele (Koch, Papierbearbeitung, Schreiner, QA-Endabnahme bei Autos) das Konzept von handwerklicher Perfektion aus japanischer Sicht beschreibt:
https://lexusenthusiast.com/2019/03/20/60000-hour-takumi-documentary-now-available-for-watching/
und habe mir so meine Gedanken darüber gemacht, was das in Bezug auf Klavierbau, speziell auf die Fähigkeiten eines Konzerttechnikers, heißt. Die im Film genannten Beispiele sind schon extrem faszinierend und der Hang zu unfassbarer Perfektion kann einen schon begeistern.
Ich zweifle jedoch daran, dass man als Meisterschreiner (Das ist eines der Beispiele), von den vier Standardwerkzeugen Hammer, Säge, Hobel und Meißel nur eines in seiner Lebenszeit wirklich perfekt beherrschen kann.Es erscheint mir geradezu absurd, wenn ich das mal auf die perfekte Vorbereitung eines Konzertflügels übertrage. Da bräuchte man also jeweils einen Stimmer, einen Intonierer und einen Regulierer, weil nur diese Spezialisten im Ensemble (in diesem Fall also mit geballten 90 Jahren Berufserfahrung) ein wirklich akzeptables Ergebnis bringen können.
In dem Film wird auch sehr explizit der Punkt gemacht, dass es zur Perfektion keinen Shortcut, also keine Abkürzung gibt, sondern nur Üben, Probieren, Verwerfen und Üben, Üben, Üben.
Mich interessiert, wie das hier gesehen wird, speziell im Bereich Klavierbau und Konzerttechnik. In letzterem Bereich ist immer davon die Rede, dass es fast eine Art Geheimwissenschaft ist, die von Meister zu Schüler weitergegeben wird, der Meister den Großteil seiner Fertigkeiten mit "Trial and Error" erworben hat und dass man mindestens 10-12 Jahre braucht, um einigermaßen passabel einen Konzertflügel in überschaubarer Zeit wirklich schön vorzubereiten.
Wir haben heute Technologien zur Verfügung, mit denen es doch eigentlich möglich sein müßte, einen Großteil des "Trial and Errors" zu beseitigen, in dem man diese Technologien zielführend einsetzt.
Beispiel: Heute sind extrem hochauflösende Aufnahmegeräte und gescheite Mikrofone für wenige hundert Euro erhältlich. Gepaart mit Meßinstrumenten sollte es doch möglich ein, eine gute, schöne Stimmung als solche zu erfassen und zu analysieren, sie zu vergleichen mit anderen, weniger schönen Stimmungen und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Also in dem Sinne, dass man mal kodifizieren kann, welche 80% einer Stimmung für eine handvoll Spitzentechniker als "Genau so ist es richtig" sind und wie man dies nun als Standard definieren kann.
In der IT gibt es den Ausdruck "Common Body of Knowledge", der in verschiedenen Bereichen kodifiziert, was Stand der Technik ist und wo sich praktisch alle Experten vom Fach einig sind, dass das, was darin enthalten einfach mal richtig und allgemeingültig ist. Etwas Vergleichbares habe ich im Bereich Konzerttechnik nicht gefunden. Ganz im Gegenteil: Es ist unglaublich viel Voodoo und Secret Sauce im Spiel (Einfach mal das Buch 'Grand Obsession' lesen), weil jeder der Experten sich für den einzig Wahren hält und tatsächlich hartes Wissen für sich behält und nur unvollständig oder sogar falsch weitervermittelt. Als Beispiel kann man einen der absoluten Intonierexperten nehmen, der bei einem Spitzenhersteller Kurse anbietet, wo aber genau das nicht gelehrt wird, was in der Praxis vom Experten gemacht wird.
Mich würde interessieren, wer von Euch Ansätze sieht, tatsächlich in der Ausbildung Shortcuts zu finden und zu nutzen und ob und welche Technologien dabei helfen können, schneller gute und reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.
https://lexusenthusiast.com/2019/03/20/60000-hour-takumi-documentary-now-available-for-watching/
und habe mir so meine Gedanken darüber gemacht, was das in Bezug auf Klavierbau, speziell auf die Fähigkeiten eines Konzerttechnikers, heißt. Die im Film genannten Beispiele sind schon extrem faszinierend und der Hang zu unfassbarer Perfektion kann einen schon begeistern.
Ich zweifle jedoch daran, dass man als Meisterschreiner (Das ist eines der Beispiele), von den vier Standardwerkzeugen Hammer, Säge, Hobel und Meißel nur eines in seiner Lebenszeit wirklich perfekt beherrschen kann.Es erscheint mir geradezu absurd, wenn ich das mal auf die perfekte Vorbereitung eines Konzertflügels übertrage. Da bräuchte man also jeweils einen Stimmer, einen Intonierer und einen Regulierer, weil nur diese Spezialisten im Ensemble (in diesem Fall also mit geballten 90 Jahren Berufserfahrung) ein wirklich akzeptables Ergebnis bringen können.
In dem Film wird auch sehr explizit der Punkt gemacht, dass es zur Perfektion keinen Shortcut, also keine Abkürzung gibt, sondern nur Üben, Probieren, Verwerfen und Üben, Üben, Üben.
Mich interessiert, wie das hier gesehen wird, speziell im Bereich Klavierbau und Konzerttechnik. In letzterem Bereich ist immer davon die Rede, dass es fast eine Art Geheimwissenschaft ist, die von Meister zu Schüler weitergegeben wird, der Meister den Großteil seiner Fertigkeiten mit "Trial and Error" erworben hat und dass man mindestens 10-12 Jahre braucht, um einigermaßen passabel einen Konzertflügel in überschaubarer Zeit wirklich schön vorzubereiten.
Wir haben heute Technologien zur Verfügung, mit denen es doch eigentlich möglich sein müßte, einen Großteil des "Trial and Errors" zu beseitigen, in dem man diese Technologien zielführend einsetzt.
Beispiel: Heute sind extrem hochauflösende Aufnahmegeräte und gescheite Mikrofone für wenige hundert Euro erhältlich. Gepaart mit Meßinstrumenten sollte es doch möglich ein, eine gute, schöne Stimmung als solche zu erfassen und zu analysieren, sie zu vergleichen mit anderen, weniger schönen Stimmungen und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Also in dem Sinne, dass man mal kodifizieren kann, welche 80% einer Stimmung für eine handvoll Spitzentechniker als "Genau so ist es richtig" sind und wie man dies nun als Standard definieren kann.
In der IT gibt es den Ausdruck "Common Body of Knowledge", der in verschiedenen Bereichen kodifiziert, was Stand der Technik ist und wo sich praktisch alle Experten vom Fach einig sind, dass das, was darin enthalten einfach mal richtig und allgemeingültig ist. Etwas Vergleichbares habe ich im Bereich Konzerttechnik nicht gefunden. Ganz im Gegenteil: Es ist unglaublich viel Voodoo und Secret Sauce im Spiel (Einfach mal das Buch 'Grand Obsession' lesen), weil jeder der Experten sich für den einzig Wahren hält und tatsächlich hartes Wissen für sich behält und nur unvollständig oder sogar falsch weitervermittelt. Als Beispiel kann man einen der absoluten Intonierexperten nehmen, der bei einem Spitzenhersteller Kurse anbietet, wo aber genau das nicht gelehrt wird, was in der Praxis vom Experten gemacht wird.
Mich würde interessieren, wer von Euch Ansätze sieht, tatsächlich in der Ausbildung Shortcuts zu finden und zu nutzen und ob und welche Technologien dabei helfen können, schneller gute und reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.