Ja, ich bekenne mich schuldig!
Rachmaninoff ist einer meiner Lieblingskomponisten - seit Schülerzeiten, als ich 350 km mit dem Schnellzug nach Wien gefahren bin, um einige "seltene" Schallplatten - das heißt im Klartext - überhaupt mit irgendwelchen Werken von ihm - zu ergattern.
Die Toteninsel, Der Felsen, Die Glocken (die ein Kritiker als "gefährlich berückend' bezeichnet hat), die fünf Klavierkonzerte, die Kammermusik, die Klavierwerke, einfach alles.
(Heute ist alles Mainstream.)
Ich liebe seine Fähigkeit, Musik wie ein Gebirge zu komponieren, man strebt auf einen Gipfel zu, nur um hinter dem Gipfel noch weitere, gewaltigere, sich auftürmende Kulissen zu entdecken. Hört euch Die Glocken op.35 an, die Toteninsel, das Etude-Tableau op.35 Nr 5 es-Moll, das Prélude op.32 Nr.13 - hört hin, dann wißt ihr, was ich meine. Und natürlich die 2. Sinfonie...
Zu viel Zucker? Zu viel Gefühl? Meinetwegen - das ist eben so mit der Musik, mit der Kunst - dem einen gefällt dies und dem anderen das. Nitschewo!
Wer Rachmaninoff als kitschig bezeichnet, der hat eben mit seinen Kompositionen nichts am Hut (siehe oben) oder aber nur die falsche CD eingelegt. Bestes Beispiel: Prélude op.23 Nr.4 D-Dur. (Das wird am besten 5° unter Zimmertemperatur gespielt.)
Darüber hinaus muss man bei der Interpretation die enormen Schwierigkeiten nicht 'irgendwie' bewältigen, sondern sie im Interesse der wirklichen Interpretation nonchalant so beherrschen, als wären sie überhaupt nicht da, sonst wird es hier (wie überall, nicht wahr?) schnell peinlich.
Das ist übrigens der Hauptgrund, warum ich mich bei aller Liebe nicht an Einspielrunden etwa seiner Preludes beteilige; persönliche Rachmaninoff-Projekte 2023 bleiben bei mir deshalb lieber im "allerengsten Kreis der Familie" unter Verschluss.
Sergej Wassiljewitsch wird´s mir danken.