Zwar weiß ich nicht, wie es bei deinem Flügel ist, aber mir scheint, du machst etwas falsch. Dem Hammer ist ziemlich wurscht, ob du ihn in der oberen Hälfte des Tastengangs beschleunigst oder erst in der unteren, und das ist ihm auch wurscht, wenn die Mechanik von Renner ist. Wichtig ist nur, daß du ihn ausreichend beschleunigst, damit er bis zur Saite getragen wird. Das geht sehr wohl bereits in der oberen Hälfte, was durch Rolfs Vorschlag leicht erkundbar sein sollte: Hindere die Taste irgendwie daran, vollständig hinabzugehen – z.B. kannst du irgendetwas so an die Taste halten, daß der Überstand des Elfenbein-Belags dagegen trifft, bevor die Taste ganz unten angelangt ist.
Das stimmt soweit, dass es möglich ist, den Hammer am Tastenweganfang so stark zu beschleunigen, dass die Energie ausreicht, dass er die Saite trifft, und dann die Taste durch irgendwelche Maßnahmen am weiteren Niedergang zu stoppen.
Bei mir stellen sich da in der Praxis des Klavierspiels jedoch zwei Probleme auf:
1) Die Dämpfung spricht erst richtig an, wenn die Taste ca. die Hälfte, vielleicht sogar mehr (habe ich nicht präzise nachgemessen) heruntergedrückt ist, so stellt es sich bei meinem Flügel dar. Das bedeutet, selbst wenn man es schaffen sollte, die Taste um weniger als die Hälfte des Tastenweges herunterzudrücken, und dann in dieser Position schlagartig zu belassen, ohne dass die Taste weiter heruntergedrückt wird (z.B. durch deinen Vorschlag mit der Bremse am Elfenbein-Überstand), würde der Ton gar nicht lang klingen können und von vorneherein sehr dumpf sein, weil er eben gedämpft ist, da die Taste nicht weit genug heruntergedrückt ist, um die Dämpfung abzuheben.
Von der Renner-Mechanik gibt es ein interaktives Bild, woran man diese Tatsache erkennt, wann überhaupt erstmal sich der Dämpfer abhebt:
Renner Action Parts: Virtual Piano Action Model
Ich finde, man erkennt daran schon optisch, dass ein Ton nicht gehalten werden kann, wenn man die Taste nur ein paar Millimeter bewegt. Es muß schon soweit gedrückt werden, bis sich die Dämpfung abhebt (ansonsten bleibt nur ein dumpfer Klang übrig wegen der Dämpfung). Das ist die Hälfte? oder sogar mehr? Vielleicht können die Klavierbauer das genauer sagen.
2) Ich kann mir nicht vorstellen, dass es machbar ist bzw. Praxisrelevanz hat, die Taste am Tastenweganfang so zu beschleunigen, dass der Hammer (kontrolliert und sehr leise) auf die Saiten schlägt und es
gleichzeitig dabei zu schaffen, dass man die Taste nicht tiefer als die Hälfte herunterdrückt
und in dieser Position belässt (um eben den Ton halten zu können, ohne dass die Dämpfung wieder einsetzt). Ganz von Problem 1) abgesehen, dass der Ton durch die Dämpfung gar nicht gehalten werden könnte und von selbst schnell verklingt.
Wenn man nur dumpfe Töne haben will, dann kann ich es verstehen, dass es reicht, die Taste nur ein paar Millimeter nach unten zu bewegen, z.B. auch durch die Bach'sche Methode des Fingerschnellens, bei der die Taste ja sofort wieder losgelassen wird. Aber ansonsten, wenn man zwar sehr leise und weich spielen möchte, aber nicht gerade dumpf, und die Töne auch gerne halten möchte?
das verstehe ich nicht - normalerweise kann man beim "anschlagen" die Taste bloß den halben Weg der gesamten Hubhöhe bewegen, und dennoch kommt ein Ton.
Das stimmt, aber obige beiden Probleme bleiben bestehen.