Maestro Gergiev hat Abhilfe geschaffen, indem er mehr auftretende Künstler in die Jury geholt hat und daher nicht mehr so viele Professoren ihre Bewertungen abgeben können. Andere Wettbewerbe könnten sich daran ein Beispiel nehmen.
Das ist je nach Situation eine Geldfrage, denn die Jury will bezahlt werden. Da fallen Flug, Hotel, Verpflegung und Gage an. Ob Konzertpianisten, die nur vom Konzertieren leben, dazu Lust (und Zeit) haben, ist dann die Frage - ggf. könnte man mit entsprechender Bezahlung nachhelfen, aber große Wettbewerbe sind sowieso schon unendlich teuer. Das geht bei den großen sicher in den sechsstelligen Bereich.
... an einer Aufnahmeprüfung...tauchen Kandidaten auf, die bei einem Kommissionsmitglied bereits Privatunterricht genommen und damit in der Regel auch einen Vorteil hinsichtlich der Prüfungssituation haben. Wenn Professoren bereits vor Prüfungsbeginn wissen, dass sie bestimmte Kandidaten voraussichtlich in ihre Klasse aufnehmen wollen, reduziert sich die Zahl der verfügbaren Studienplätze entsprechend.
Das stimmt, aber ich habe inzwischen verstanden, dass das etwas anderes ist.
Erstens: Eine ist AP so kurz, dass man sein Können nicht richtig zeigen kann. Da gewinnen die, die am sichersten spielen und den Geschmack der meisten Leute treffen, und die Interessanteren, die vielleicht weniger Erfahrung (und Unterricht!) erfahren haben, fallen durch. Im vorherigen Unterricht kann man so etwas leicht feststellen und dann mit entsprechenden Ohren zuhören.
Zweitens: Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist ein längerfristiges, was von beiden (!) Seiten passen muss. Auch das kann man nur im Unterricht feststellen.
Drittens: Unter umständen findet man außerhalb der Hochschule überhaupt kein Unterrichtsverhältnis, in dem der Unterricht qualifiziert genug ist, um einen auf eine AP vorzubereiten.
Trotzdem gilt ja weiterhin, dass man die Prüfung bestehen muss, auch wenn entsprechende Tendenzen vorhanden sind. Und: es ist nicht schwierig mit einem Professor Kontakt aufzunehmen, selbst wenn es nur per E-Mail ist. Wer lieber auf Hochschul-Hopping setzt, aus welchen Gründen auch immer, erhöht ja dafür auf diesem Weg die Chance auf einen Studienplatz.
Unter anderem erzählt Pogorelich davon, wie er 1980 beim Chopin-Wettbewerb wegen eines "Schreibfehlers" beinahe nicht auf der Liste mit den Teilnehmern der zweiten Runde gestanden hätte.
Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass ähnliches auch bei der AP in München vorkommt. Wenn man dann aus Unwissenheit über den "Fehler" nicht zur Musiktheorieprüfung kommt und sie ergo nicht besteht, hat man leider auch keinen Studienplatz.