Hi,
Auch der beste Freund sollte nicht versuchen, zu therapieren, das führt zu Co-Abhängigkeit. Der beste Freund sollte versuchen, ein informierter, empathischer bester Freund zu sein.
Das Forum ist zwar nicht der richtige Ort, um in die Tiefe zu gehen, aber groß erklärt und auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Ich sehe hier das Zitat nicht im Kontext zum Flüchtlingsfaden, sondern beziehe die Worte auf einheimische Schüler. Denn da kann das Zitat auch zutreffen. Schüler wie Du und ich können auch schlimme Sachen erlebt haben: Eheliche Gewalt, schlagende Eltern, Einbrecher, sexueller Missbrauch von Kindern und Erwachsenen, Todesfälle, schwere Unfälle mit Toten und Verletzten und was auch immer.
Viele wissen aber nicht, dass da was in ihnen frisst, sie haben es ins Unterbewusstsein gedrängt. Und es ist bekannt, dass Therapeuten ihre Patienten mit genau diesen „Gefahrensituationen“ konfrontieren damit die Patienten merken, dass ihnen nicht schon wieder passiert, was ihnen damals passiert ist. Jede solcher "Gefahrensituationen" ist doch eine Chance für Betroffene und Psychotherapeuten, da anzusetzen.
Bei Einheimischen hätte ich mich etwas anders ausdrückt, auch wenn es das Problem natürlich auch dort gibt.
Die Regel bei Traumatherapie lautet Stabilisierung vor Konfrontation. Bei der Konfrontation bestimmt der Klient, wie weit er gehen möchte und was er verkraften kann, und es gibt auch Methoden und Vorgehensweisen, um eine völlige Destabilisierung vorzubeugen.
Auch ein Traumatherapeut wird nicht wahllos konfrontieren, sondern sicherstellen, dass es keine Kontraindikation gibt. Wenn z.B. ein Kind noch Kontakt zu den schlagenden Eltern hat und mit ihnen klarkommen muss, wird der Therapeut nicht versuchen, an Erinnerungen zu kratzen.
Sie wusste nicht warum, die KL war total perplex. Das ist dann öfter passiert Ursula hatte richtig Angst vor den Ausbrüchen die sie ihrer KL nicht zumuten wollte. Dann hat Ursula eine Psychotherapie gemacht. Ihre KL @Schimmelchen hat es sich „angetan“ sie weiter zu unterrichten. Sei wollte Ursula nicht fallen lassen nur um ruhigeren Unterricht zu haben.
In dem Falle macht die Klavierlehrerin den Unterricht weiter. Was toll ist.
Falsch wäre es, wenn die Lehrerin in so einer Situation die Möchtegern-Therapeutin gespielt hätte und die Schülerin wegen des Traumas ausgefragt hätte, oder (Beispiel) wenn die Lehrerin bestimmt hätte, dass man jetzt im Unterricht vermehrt Stücke über Liebe spielen müsste, um den Missbrauch durch den Vater zu verarbeiten. (Anders wäre es, wenn die Schülerin das Stück selbst spielen will, und es kann natürlich auch vorkommen, dass irgendein Stück zufällig und unbeabsichtigt irgendwelche Erinnerung auslöst.)
Der grundsätzliche Unterschied zwischen Unterricht und Therapie ist, dass der Unterricht in erster Linie drauf zielt, dass man Klavierspielen lernt (auch wenn es auch weitere positive Nebeneffekte geben kann), die Therapie will heilen (die Musik ist hier Mittel zum Zweck).
Beispiel: Lehrer/Therapeut und Schüler/Klient spielen vierhändig am Klavier, der Schüler/Klient kann den Takt nicht halten. Der Lehrer wird versuchen, den Schüler so zu begleiten, dass er lernt, im Takt zu spielen (z.B. in dem er den Takt hält, auch wenn dann der Schüler dadurch rauskommt). Der Therapeut wird überlegen, was das für den Klient bedeutet, was der Klient momentan braucht und z.B. sich dafür entscheiden, sich beim Begleiten dem Klienten anzupassen, damit er körperlich spüren kann, dass er bedingungslos angenommen wird.
Dazu muss man auch sagen, dass auch der Lehrer den Unterricht einfühlsam oder unempatisch machen kann. In dem Beispiel oben hat er die Wahl zwischen "bist Du zu blöd, um den Takt zu halten?" und "das schaffen wir zusammen, das machst Du schon viel besser als letzte Woche!"