Welcher Akkord ist das?

Würde man diesen Akkord als verkürzten Dominantseptnonenakkord deuten, dann wäre es einer mit dem Grundton Cis. Der müsste sich dann zu Fis-Dur bzw. fis-Moll auflösen. Tut er aber nicht!

In diesem Falle ist es nämlich kein Dominantseptnonenakkord, sondern nur ein dreifacher Vorhalt zum folgenden Dominantseptakkord (D7):

Vorhalt.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Heute früh habe ich gedacht, dass es eigentlich weder E7/9 noch eis°7 sein kann, weil beides (meiner bescheidenen Kenntnis zufolge) nicht in den harmonischen Kontext passt. Dann drang die Aussage eines Bekannten in mein Bewusstsein: „Der gute Robert hat sich in den Rhein geworfen, bei so einem kannste also mit musikalischen Seltsamkeiten rechnen!“.


Nur! Ich bin ja schon froh, wenn ich einen Quartvorhalt erkenne.
:dizzy: :-D

Vorhin habe ich mich ans Instrument gesetzt und versucht nachzuvollziehen, was mit den Zahlen in der Grafik gemeint ist. Ich habe gebannt auf d-eis-gis-h geschaut und erstmal auf dem Schlauch gestanden. Vorhalte zum nachfolgenden D7? Den gegriffen und... aha!

Man sollte also bei Akkorden, die (für den Laien) „seltsam“ aussehen oder nicht in den harmonischen Kontext passen, auch einen oder mehrere Vorhalte in Erwägung ziehen, richtig? Gibt es einen Trick, wie man Vorhalte schneller erkennt oder ergibt sich das von alleine, wenn man mehr versteht von der Harmonielehre?
 
Gibt es einen Trick, wie man Vorhalte schneller erkennt oder ergibt sich das von alleine, wenn man mehr versteht von der Harmonielehre?

Ein Vorhalt steht auf einer schweren Zeit und wird normalerweise (es gibt Ausnahmen!) schrittweise aufgelöst.

Wie man das schneller erkennt? Durch Übung und Erfahrung!

Wenn du einen Satz in der Zeitung liest, musst du vermutlich nicht erst darüber nachdenken, wo Subjekt und Prädikat dieses Satzes sind, ob er einen Nebensatz hat etc. - du verstehst den Inhalt dieses Satzes auf Anhieb. Wenn du eine fremdsprachige Zeitung liest, erfordert das Verstehen schon mehr Mühe und Zeit. Und bei Partituren ist es momentan halt noch schwieriger, weil die Sprache noch sehr fremd für dich ist. Mit zunehmender Übung und Erfahrung ändert sich das - irgendwann kann man Partituren so lesen und verstehen wie Texte in der Muttersprache.
 
Ein Vorhalt steht auf einer schweren Zeit und wird normalerweise (es gibt Ausnahmen!) schrittweise aufgelöst ...

... und der Restakkord, bzw. der Akkordton (bei einfachem Vorhalt), in den sich der Vorhalt auflöst, steht normalerweise auf leichterer Taktzeit. Deshalb gefällt mir deine Vorhalttheorie für diese Stelle nicht!
Wenn du taktweise betonst, fällt der D7 ebenfalls auf die Takteins. Wenn du zweitaktig denkst - das finde ich hier naheliegend, schau mal in die nächste Zeile ab Takt 41! - dann wiegt der D7 schwerer als der Verminderte.

Grüße
Manfred
 
Sinnvollerweise denkt man diese Studie nicht zweitaktig, sondern viertaktig - das geht über das gesamte Stück auf und entspricht auch dem harmonischen Kadenzverlauf.

Viertaktig bedeutet in diesem Fall aber nicht, dass die Schwerpunkte analog zu einem 4/4-Takt gebildet werden (1. + 3. Takt schwer, 2. + 4. Takt leicht). Die Schwerpunkte variieren von Phrase zu Phrase. Schau dir den Beginn des Stückes an: Melodieverlauf und Harmonik erzwingen bereits in der ersten Phrase eine leichte "1", der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem 3. Takt. Im folgenden Abschnitt ist das schon anders - den an sich unbetonte chromatische Durchgang der Tonika im zweiten Takt wird durch das Crescendo zu einem Vorhalt der folgenden Subdominante und wirkt dadurch als Höhepunkt dieser Phrase. Würde man dagegen anspielen und stur "1" und "3" betonen, klänge das furchtbar banal und anfängerhaft.

Für die Phrase mit dem Dreifachvorhalt gilt Ähnliches: Der steht auf einem "2. Takt". Zunächst sind das erstmal Wechselnoten zur vorhergehenden Dominante. Aber was passiert dann? Würde man den dritten Takt betonen, müsste der vierte aus melodischen Gründen abphrasiert werden. Das klänge dann wie ein musikalischer Knittelvers, außerdem schreibt Schumann ja ein Crescendo in diesen modulierenden Überleitungstakt. Der dritte Takt muss deshalb leicht gespielt werden - er ist in erster Linie Phrasenende. Für mich müssen - analog zur 2. Phrase - die Wechselnoten des 2. Taktes mehr Gewicht bekommen als der folgende D7; dadurch werden sie automatisch zu Vorhaltnoten umgedeutet.
 
Moin!

Der gute Milhaud verwirrt mich - ab Takt 44 - noch immer mit seiner unterschiedlichen "Tastenbelegung". Mal ces und ges, mal h und fis, mal gis und g oder ais und a. Ich spiele gerne auswendig aber bei solchen Takten brauche ich die Noten. Also, habe ich gedacht: Schau mal was da harmonisch passiert, vielleicht erschließt es sich mir dann (und ich kann die letzten beiden Seiten auch auswendig spielen).

Heute eine Frage zum vierten Viertel: Ist das c'' ein Vorhalt?

Bildschirmfoto 2017-08-14 um 06.36.49.png
 
Zuletzt bearbeitet:

Eine Antwort? Keine Antwort! Also habe ich gedacht: "Die wollen mich dazu bringen, nochmal nachzuschauen und den Denkfehler zu finden".
;-)

Ich finde aber nichts.

Wegen der immer wieder auftauchenden enharmonischen Verwechslungen in diesem Stück wollte ich die Harmonien entziffern.

In diesem Takt

Bildschirmfoto 2017-08-16 um 07.11.17.png

sehe ich Ces7+, Ges7+, B7 und es. Weil das c’ harmonisch nichts in darin zu suchen hat - meinen (noch) geringen Kenntnissen zufolge - dachte ich, es sei ein Vorhalt zu es-moll.

Was ist es denn nun? In #51 sieht man, was danach kommt.
 
Weil das c’ harmonisch nichts in darin zu suchen hat
In einem es-moll-Dreiklang hat das c' nichts zu suchen, in einem es-moll-Quintsextakkord aber schon.
Genauso hat ein f'' in einem Ges-Dur-Dreiklang nichts zu suchen, in einem Ges7+ aber schon.
Warum soll das c'' ein "Vorhalt" sein, das f'' aber nicht?

Einen B7 sehe ich übrigens nicht, das ist ein B7+.
 
Vom Material ist der Akkord eine Subdominante mit hinzugefügter Sexte, der zur Tonika B dur/moll gehört. Es müßte danach die Dominante F-Dur kommen. Tut sie aber nicht, sondern die Paralleltonart , dummerweise mit fis...
 
Was ist es denn nun? In #51 sieht man, was danach kommt.

Die Akkorde werden hier nicht im Sinne der funktionalen Harmonik weitergeführt, sondern einfach "nebeneinander" gestellt. Diese vier Septakkorde streben deshalb nicht zu irgendeiner Auflösung. Man empfindet sie im Sinne Schönbergs nicht als Dissonanzen, sondern als "entferntere" Konsonanzen.
 

Zurück
Top Bottom