Weite Sprünge in hohem Tempo "blind" spielen...

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Rodrigo

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28. Dez. 2007
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Hallo,

mir fällt in letzter Zeit immer mehr auf das ich große Sprünge, die über eine Oktave hinausgehen, nur dann treffsicher erreiche wenn ich dabei auf die Tasten sehe. Das ist natürlich beim Blattspielen ein Problem, aber auch wenn man links einen Sprung abwärts hat und rechts nach oben springen muss. Man (bzw. ich:p) kann nicht in beide Richtungen zugleich sehen und entweder die linke oder die rechte Hand springt daneben.

Ich suche also nach einer Übemethode auch große Sprünge ohne hinsehen bewältigen zu können.

PS.: Dieses Problem scheint offensichtlich vielen Pianisten anzuhaften, den am Freitag habe ich erlebet, wie ein erfahrener Klavierspieler ständig bei den Sprüngen auf die Tasten sah, und dann im Notentext lesen stecken blieb :floet:.

MFG
Rodrigo
 
Solche Sprünge muß man "programmieren". Das heißt, die Bewegung muß klar sein und dann muß man diese Sprünge ganz einfach üben, also so oft richtig spielen, bis sie automatisiert sind. Das Zusammenspiel mit der anderen Hand muß natürlich auch geübt werden, denn die Körperbewegung und -haltung ist eine ganz andere, wenn beide Hände aktiv sind.

Im Laufe der Zeit kennen sich die Hände besser auf der Klaviatur aus und dann muß man immer weniger hinsehen. Das ist genau so, wie man beim Autofahren nicht zum Schaltknüppel sehen muß, wenn man schaltet, denn der ist immer da, wo man ihn erwartet, wenn man das Auto kennt.

Wenn ein routinierter Pianist beim Notenlesen stecken bleibt, weil er auf die Sprünge achtet, ist er wohl nicht konzentriert genug.
 
Ich denke, Treffsicherheit (bei Sprüngen) hat auch etwas mit dem Ortsgefühl zu tun, als damit, daß man ein Gefühl dafür hat, an welcher Stelle (absolut betrachtet, nicht relativ) sich die jeweilige Taste befindet. Man kann dann den jeweiligen Ton treffen, egal mit welchem Finger oder mit welcher Hand man ihn spielt. Sprünge zu üben, indem man sich die Bewegung einstudiert, ist eine Methode, die ich aus eigener Erfahrung garnicht kenne. Es wird viel darüber geredet und geschrieben, auch hier im Forum. Ich kann nur sagen, es geht auch ohne diese Art des Übens. Gerade wenn man Stücke Prima Vista spielt, hat man ja keine Gelegenheit, den jeweiligen Sprung erst zu "üben". Und man sollte ihn trotzdem treffen.
 
Nein, nicht die Bewegung studieren, sondern einstudieren. Also festlegen, in welcher Art man springt (was sich eigentlich von selbst ergibt, aber man könnte auch anders springen und dann kommt man zu leicht durcheinander). Es geht eigentlich auch darum, die Bewegung harmonisch mit der anderen Hand zusammen auszuführen. Solange das nicht der Fall ist, sollte man es nicht einstudieren.

Das Treffen beim spielen vom Blatt ist natürlich "einfach" Erfahrungssache.

Haydnspaß, was schlägst du denn stattdessen vor?
 
Haydnspaß, was schlägst du denn stattdessen vor?

Viel Vomblattspielen :)

Dabei bekommt man wirklich ein Ortsgefühl (man kann ja nicht immer nachschauen, wo die Noten liegen).

Und die Geschwindigkeit selbst ist eigentlich für Sprünge nicht das Problem. Sondern die mangelnde Erfahrung mit ihnen. (Langsame Sprünnge sind genauso schwierig/unschwierig wie schnelle Sprünge)
 
hallo,

was sind "langsame Sprünge"?

das verstehe ich nicht (kann mir auch nicht vorstellen, dass man langsames Springen in sportlichem Umfeld - Weitsprung - etwa praktizieren kann...)

ich rege an, die Vokabel "Sprung/Sprünge" ähnlich wie das "An-Schlagen" nicht ganz wörtlich zu nehmen: die Arme werden versetzt (was substantiviert jetzt nichts mit der Versetzung von Klasse zu Klasse zu tun hat) :)

und "blind"? gegen Ende des "großen Tor von Kiew" kommt es vor, dass man nicht gleichzeitig links und rechts hinschauen kann - aber das ist machbar.

"prima vista" ist auch ein legendenumwobener Begriff: je mehr Erfahrungen man gesammelt hat, umso weniger mirakulös wird es - aber es hat seine Grenzen: sehr virtuose Sachen kann kaum jemand beim ersten mal ablesen gleich im Tempo spielen (ich bezweifle auch, dass Gott Liszt persönlich die Fuge aus op.106 beim ersten mal im Tempo gespielt hat) :) - - prima vista ist auch dann gerne ein arges Gemurkse, wenn sich der Blattspieler einer ihm neuen und ungewohnten Musiksprache gegenüber sieht (etwa Schönbergs Suite dürfte da kritisch sein - ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dieses komplexe Geflecht beim ersten lesen nebst abspielen gleich erschließen läßt)

"vom Blatt spielen" kann allerlei bedeuten, und da es tatsächlich oft nötig ist (begleiten), werden die meisten schon zuvor ein wenig genauer lesen und das eine oder andere probiert haben. natürlich kann man wirklich einfache Sachen direkt vom Blatt spielen, bei Liedern von Schumann aber empfiehlt es sich, sie vorher genau durchzugehen (was nicht heisst, dass man auswendig begleiten soll) - - - "vom Blatt" meint alles zwischen "erstmals" und "gut geübt aber mit Noten".

Gruß, Rolf
 
hallo,

was sind "langsame Sprünge"?

das verstehe ich nicht (kann mir auch nicht vorstellen, dass man langsames Springen in sportlichem Umfeld - Weitsprung - etwa praktizieren kann...)

(Hervorhebung durch mich)

Ich dachte, das ist hier ein Klavierforum und es geht um Musik... :rolleyes:

Es gibt Sprünge in der Musik. Unabhängig davon, ob der Musiker nun tatsächlich körperlich "springt" oder nicht.
 
Zitat von Haydnspaß;100617Es gibt Sprünge in der Musik. Unabhängig davon:
Hallo,

ein paar physikalische Gegebenheiten gibt es auch... :) und die lassen gemeinhin ein "langsames springen" nicht zu: man versuche mal, langsam über eine breite Pfütze zu springen...

nach wie vor ist mir unwohl mit der irreführenden Vakabel "Sprung/Sprünge", d. h. ich halte es für ungeschickt, diese wörtlich zu nehmen.

es kommt vor, dass zwischen ein paar Tönen viel Platz ist, mehr etwa, als man greifen oder spannen kann: exotisch z.B. sind die Abstände von Themanoten während eines 16tel-Tremolos im Kopfsatz der Sonate op.111, welche im Diskant und Bass notiert sind (aber von der r.H. gespielt werden)

es kommt auch vor, dass in hohem Tempo beide Hände gleichzeitig versetzt werden müssen (und dabei treffen sollten) - "Baba Yaga" und "Heldentor" liefern bekannte Beispiele, der Mephistowalzer auch (und damit niemand glaubt, das sei eine Erfindung des virtuosen 19. Jahrhunderts: bei Scarlatti kommt das auch vor, und sogar in sehr hohem Tempo) ---- je nach Situation muss man dann eine der beiden Hände spielen können, ohne genau hinschauen zu können: wo das sehr schnell ist, wird es auch erfahrenen vom Blatt Spielern nicht leicht fallen (da aber erfahrene Spieler allerlei im Lauf der Jahre schon gemacht haben, werden sie sich eher zurechtfinden)

"versetzen", "schwingen" halte ich für geschicktere Begriffe als "springen", und üben sollte dergleichen mit sehr schnellen Bewegungen bei sehr langsamem Tempo; bestimmte Intervalle (eine Oktaven, zwei Oktaven, Oktave plus Quinte u.a.) und bestimmte Zielnoten (aus harmonischen Gründen) sind für erfahrene Spieler kein Problem: der "Wechsel" zwischen Oktavlagen (unten ein Griff in c1-c2 - oben ein Griff in c3-c4 z.B.) etwa wird ohne viel denken und schauen ausgeführt, weil man sich auf der Klaviatur genügend zu Hause fühlt.

ein aleatorisches hin und her von Einzeltönen ohne tonalen Bezug in großen Intervallen dürfte aber der "Erfahrenen" auch Mühe machen, etwa wenn man gewisse Sachen von Boulez zum ersten mal spielt :)

liebe Grüße,
Rolf
 
Offensichtlich erlernt sich diese Fertigkeit, blind zu springen (ich möchte mich jetzt nicht an Wortdefinitionen festbeißen), in jungen Jahren wesentlich leichter. Meine Kleinen springen mit einer beneidenswerten Selbstverständlichkeit blind - und das z.T. souveräner, als ich dazu in der Lage bin :(.

Ich lasse es im "Pfotenspringen" üben: Alle fünf Finger drücken in der Normalöstellung die Tasten herunter. Dann muß die Hand mit dem Daumen dorthin springen, wo der fünfte Finger lag (bzw. vice versa). Das sollte man erst mit beiden Händen getrennt üben, dann in Parallel- und Gegenbewegung. Wenn das klappt, peilt der Daumen (5. Finger) die Taste daneben an. Das kann man, wenn die Hände groß genug sind, auch mit Sext-, Sept- und diversen Oktavgriffen trainieren.

Das Arbeiten in "Pfotengriffen" (alle Finger drücken die Taste herunter) trainiert auch in anderen Fällen das Fühlen von Griffen und vermindert (ganz nebenbei) unerwünschte Spannungen in der Handmuskulatur.
 
Hallo,

ein paar physikalische Gegebenheiten gibt es auch... :) und die lassen gemeinhin ein "langsames springen" nicht zu: man versuche mal, langsam über eine breite Pfütze zu springen...

Rolf, offensichtlich hast du meinen "Einwand" nicht verstanden. :rolleyes:

"Sprünge" ist ein musikalischer Fachbegriff, der mit dem Klavierspielen erstmal garnichts zu tun hat. Auch ein Tubaspieler kann Sprünge spielen.

Dein Beispiel mit der Pfütze zeigt, daß man physikalische Gegegebenheiten nicht 1 zu 1 aufs Klavierspielen übertragen kann. Man kann vom tiefsten zum höchsten Ton des Klaviers so langsam springen wie man will. Im wirklichen Leben gibts dafür kein Äquivalent. Zumindest fällt mir spontan keines ein.
Man erkennt daran aber auch, daß das Springen auf der Tastatur nicht der Schwerkraft unterliegt. Es unterliegt allerdings der Trägheitskraft.
 

"Sprünge" ist ein musikalischer Fachbegriff, der mit dem Klavierspielen erstmal garnichts zu tun hat. Auch ein Tubaspieler kann Sprünge spielen.

hallo Haydnspaß,

ich bin so naiv und verblendet, dass mich nur die praktischen Angelegenheiten des Klavierspielens interessieren... und für das ganz banal praktische ausführen von ein paar Tönen, die weit voneinander entfernt sind, habe ich mir ein paar Tipps erlaubt und Beispiele genannt.

nur und allein für das ausführen am Klavier halte ich es für weniger zweckdienlich, sich vom Verb "springen" und seiner Substantivierung als Spezialbegriff (da hast du natürlich recht, keine Frage) irreführen zu lassen, da die motorischen und muskulären Vorgänge eben doch etwas anders ablaufen als auf dem Turnplatz :) -- nur um das spaßig zu verdeutlichen, habe ich nach dem "langsamen springen" gefragt.

aber das Beantworten von Fragen zum Klavierspielen und das Diskutieren darüber muss ja nicht zu philologischen und linguistischen Spitzfindigkeiten führen - die helfen der praktischen Bewältigung ebenso wenig wie musiktheoretisches Fachvokabular...

in Beethovens c-Moll Konzert findet sich im langsamen Satz ein Dezimentremolo: ist das für kleine Hände ein fiese Folge flinkester "Sprünge" (weil eine Dezime doch weit ist), oder ist das eine Schaukelbewegung - wie gesagt, nicht notenbildmäßig und theoretisch, sondern banal praktisch. Ich tendiere hier zur "Schaukelbewegung", und würde man dieses schaukeln/schwingen nun auf gewisse schwarze Tasten transponieren und die Intervalle variieren, wäre man in La Campanella - - - - wo die Hand eben hin und her schwingt, auch wenns in den Noten von Ton zu Ton theoretisch springend ausschaut. das sich gewöhnen erfolgt meiner Ansicht nach am sinnvollsten mittels des berührens, ehe man was "an-schlägt" :)

liebe Grüße,
Rolf
 
hallo Haydnspaß,

schade, dass Du als Kenner der Materie weniger Interesse an Überlegungen zur hier gestellten Frage, als an geistreichen Wortwitzen hast (jedenfalls wirkt es gerade so)

ich bin mir über den Sinn Deines Witzes noch nicht ganz im klaren, und ich meine das rein sprachlich: beim Kinderturnen turnen Kinder, beim Seniorenturnen turnen Senioren, beim Tastenturnen... ??

aber gräme Dich nicht ob des Unverständnisses, denn wie extra betont, interessiert mich nur die praktische Ausführung - vermutlich habe ich den Sinn der hier gestellten Frage(n) fälschlich auf diese bezogen... sorry

liebe Grüße,
Rolf
 
Ich hoffe, das die weitere Diskussion nicht zu sehr ins Semantische abdriftet, und würde mich über noch ein paar praktische Tipps freuen. Was mich interessieren würde:

gegen Ende des "großen Tor von Kiew" kommt es vor, dass man nicht gleichzeitig links und rechts hinschauen kann - aber das ist machbar.

Wie machst Du/macht Ihr es? :cool:
 
aber gräme Dich nicht ob des Unverständnisses, denn wie extra betont, interessiert mich nur die praktische Ausführung - vermutlich habe ich den Sinn der hier gestellten Frage(n) fälschlich auf diese bezogen... sorry

Rolf, du verstehst mich sehr gut, aber du weigerst dich einzusehen, daß das "Treffen" weit auseinanderliegender Töne (hurra, jetzt ganz ohne das Wort Sprünge) sehr wenig mit der praktischen Ausführung zu tun hat - aber sehr viel mit dem, was sich im Bewußtsein des Spielers abspielt. Wenn er weiß, wo er hinmuß, dann kommt er auch dorthin, egal auf welchem Weg und mit welchem Verkehrsmittel. Ob mit rechter Hand, linker Hand, 1., 3. oder 5. Finger - das spielt dann alles keine Rolle mehr.

Jedenfalls seh ich das so.


Nicht mit Hinsehen, weil das nämlich überhaupt nicht hilft (es hilft auch bei einhändigen Sprüngen nicht) - sondern mit dem Ortsgefühl. Das muß man natürlich vorher entwickelt haben. Und das entwickelt man am besten, indem man grundsätzlich bei "Sprüngen" nicht hinschaut. Als alter Vomblattspieler hatte ich die Wahl eh nie 8) Gute Übung dafür: Brahms g-moll Rhapsodie.

Und noch ein Tip:

Die Tasten laufen nicht weg! Egal wo sich die Hände befinden - die Tasten sind immer an derselben Stelle. Deshalb nicht relativ zur Handposition denken, sondern absolut!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Rolf, du verstehst mich sehr gut, aber du weigerst dich einzusehen, daß das "Treffen" weit auseinanderliegender Töne (hurra, jetzt ganz ohne das Wort Sprünge) sehr wenig mit der praktischen Ausführung zu tun hat

lieber Haydnspaß,

sei beruhigt, ich verweigere eigentlich selten sinnvolle Einsichten.

Was Deinen Finalsatz über das "Treffen" betrifft (deshalb zitiere ich diesen ja), so wären jetzt Witzeleien darüber, dass der Nachweis des getroffen habens wohl doch wieder die praktische Realisierung ins Boot holt, ziemlich unproduktiv - dergleichen lasse ich bleiben.

Natürlich setzt es einige "Kopfarbeit" voraus, etwa das Heldentor realisieren zu können, und natürlich reduziert sich manche Übungszeit erheblich mit dem Grad an Erfahrung (ich würde das von Dir erwähnte "Ortsgefühl" der Einfachheit halber unter "Erfahrung" subsumieren) - - aber der Kopf ist nicht immer frei, ist auch nicht immer frei von Ängsten und Fehlurteilen (a la Islamey ist sausuperschwierig, was falsch ist, oder man muss vor Sprüngen (da ist das vorn mir verdächtigte Wort) Angst haben), und die Motorik ist nicht bei jedem derart umfassend perfekt trainiert, dass jeder sogleich übungs- bzw trainingslos problematische Stellen perfekt spielen kann.

Klavierspielen beginnt im Kopf - aber die "Kopfarbeit" ersetzt mindestens bei speziellen manuellen Anforderungen das Training nicht. Überspitzt formuliert: allein durch raisonnieren konzertreif spielen zu können, wäre ja wunderbar, man bräuchte keine Musikschulen und keine Musikhochschulen, sondern nur noch Konzentrationslehrgänge... verzeih mir, einem banalem Praktiker: Voodoo, Beten, Denken, Wollen - alles prima, aber allein nicht ausreichend :)

(da sind wir uns doch sicher einig)

Misteriös ist folgendes: beim zitieren (oben) tauchte hier eine Fortsetzung auf, die nicht in Deinem Beitrag sichtbar ist (oder da funktioniert was nicht wie es soll, egal): da geht es um Brahms g-Moll Rhapsodie. Die halte ich für eine unproblematische "vom Blatt Aufgabe", allerdings nicht ad hoc im Tempo, sondern paar Takte durchlesen und überdenken (sich vorstellen) - übrigens allein schon deshalb, weil ihre Achtel nicht so rasant sind wie klein gestochene Lisztpassagen.

aber wie sieht es für diejenigen aus, die über noch kein ausgeprägtes Ortsgefühl bzw reichliche praktische Erfahrungen verfügen? so doof es auch klingt: die müssen "Sprungstellen" üben (und ich wage die Behauptung, dass das zumindest für sehr schnelle "Sprungstellen" auch für alle Profis gilt! Niemand schüttelt die netten Mephistohüpfer bei Liszt im Tempo ohne üben aus dem Arm) - und hier beruhigt es die automatischen Ängste und es trainiert das Ortsgefühl, wenn man vorausgreift, und das mit dem Gefühl der Sicherheit, wenn man eben lange den zu treffenden Griff berührt, nachdem man ihn blitzschnell erreicht hat!

blitzschnelle Bewegung, beruhigtes berührendes Anfassen vor dem an"schlagen" - das ist eine Übung, die auch und gerade das Bewusstsein, den Kopf für die praktische Ausführung trainiert.

liebe Grüße, Rolf
 
Für mich ist "Sprung" im musikalischen Zusammenhang auch nicht zu vergleichen mit einem physikalischen Sprung. Es geht einfach darum, die Entfernung zwischen zwei Tönen, Akkorden oder ähnlichem zu überbrücken. Die Bewegung an sich ist ja auch kein Sprung sondern eine Drehung des Arms, um die Hand neu zu plazieren. Das nur am Rande, es war ja nicht gefragt, wie man solche Sprünge spielt sondern wie man sie lernt. Aber vielleicht hilft diese Erklärung, zu verstehen, warum es in der Musik auch langsame Sprünge gibt.

Zum Erlernen selbst habe ich nichts Neues zu sagen, man muß halt solange üben, bis man sich auf der Klaviatur gut orientieren kann. Vielleicht hilft es, wenn man blind Tonfolgen mit einem Finger spielt, wobei man auf die Dauer immer größere Intervalle einbauen sollte, aber vielleicht ist das auch Blödsinn.

Ok, doch noch was: Ich glaube nicht, das Vorausfühlen die ideale Weise ist, Sprünge zu spielen. Wenn ich Klavier spiele, spiele ich mit dem ganzen Körper als eine Einheit, es gibt Stellen, die ich einhändig viel schlechter spielen kann als zweihändig, denn beide Hände orientieren sich auch aneinander. Vorausfühlen bringt mich aus dem Fluß, es ist wie Bremsen in einer Kurve oder als ob man beim Weitsprung direkt vor dem Absprung kurz anhalten würde. Vielleicht hilft die Vorstellung, daß man die Hand nicht zur nächsten Position zieht sondern daß die dort hin gezogen wird, man muß sie nur lassen. Aber zum Lernen der Sprünge ist Vorausfühlen sicherlich eine mögliche Methode. Vermutlich muß jeder seine eigenen Eselsbrücken finden, mit denen er früher oder später bei sicheren Sprüngen ankommt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
allein durch raisonnieren konzertreif spielen zu können, wäre ja wunderbar, man bräuchte keine Musikschulen und keine Musikhochschulen, sondern nur noch Konzentrationslehrgänge... verzeih mir, einem banalem Praktiker: Voodoo, Beten, Denken, Wollen - alles prima, aber allein nicht ausreichend :)

(da sind wir uns doch sicher einig)

Wir sind uns zumindest einig, daß man allein durch Raisonnieren nicht zum Konzertpianisten wird. Es geht um das allmähliche Vertrautwerden mit der Musik, mit dem Instrument und mit der Notation. Diese Erfahrung erlangt man am direktesten mittels Vomblattspiel vieler (einfacher) Stücke. Das ist durchaus etwas Konkretes und Praktisches, aber eben keine Turnübung - eher eine körperlich-geistig-seelische Betätigung. Mit Voodoo hat das so gut wie garnichts zu tun, aber sehr viel mit autonomem Lernen. Wenn beim Vomblattspielen der Lehrer danebensitzt, ist das eher störend als hilfreich.

Im Eingansposting dieses Threads schrieb Rodrigo

mir fällt in letzter Zeit immer mehr auf das ich große Sprünge, die über eine Oktave hinausgehen, nur dann treffsicher erreiche wenn ich dabei auf die Tasten sehe. Das ist natürlich beim Blattspielen ein Problem,

und ich schließe daraus: wenn das Nicht-Hinschauen ein Problem darstellt, dann ist noch nicht genügend Vertrautheit mit der Lage der Töne/Tasten vorhanden. Also: mehr Vomblattspielen, und zwar einfache Stücke! Und nicht auf die Tasten schauen!

Durch das ständige Üben von Stücken, die einem 10 Nummern zu groß sind, ist auch noch niemand zum Konzertpianisten geworden.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wir sind uns zumindest einig, daß man allein durch Raisonnieren nicht zum Konzertpianisten wird.
(...)
wenn das Nicht-Hinschauen ein Problem darstellt, dann ist noch nicht genügend Vertrautheit mit der Lage der Töne/Tasten vorhanden. Also: mehr Vomblattspielen, und zwar einfache Stücke! Und nicht auf die Tasten schauen!
(...)
Durch das ständige Üben von Stücken, die einem 10 Nummern zu groß sind, ist auch noch niemand zum Konzertpianisten geworden.

hallo lieber Haydnspaß,

mit Bedauern nehme ich zur Kenntnis, dass es Dir leider nicht möglich ist, andere als Deine eigenen Ansichten zur Kenntnis zu nehmen. Das mag jetzt zunächst harsch erscheinen, aber Du "reagierst" mit apodiktisch hingeknallten Sätzen und versuchst auf diese Weise zu unterstellen, diese seien die notwendige und belehrende Folge fälschlicher Meinungen anderer (etwa meiner) - für Diskussionen und Austausch eine etwas wenig kooperative Methodik...

was Deinen letzten wuchtigen Satz betrifft: ebensowenig wird man durch das beständige vom Blatt spielen leichter Stücke zum Pianisten (übrigens frage ich mich, wie viele hier das werden wollen...). Solche Sätzchen schreiben sich flink, aber sie sagen letzlich gar nichts.

sicher lernt man beim vom Blatt spielen leichter Stücke leichte Stücke zu spielen - wie man aus dieser Befähigung dann zu schwierigeren bis schwierigen gerät, verrät uns Deine Erklärung leider nicht (ich will hoffen, das Geheimnis wird einmal gelüftet), ebensowenig hilfreich sind diese Bemerkungen bzgl des hier gefragten Problems, wie man mit schnellen weiten "Sprüngen" umgehen soll (ich rate niemandem, das Album für die Jugend zu spielen, um damit etwa irgendwelche "Sprungsequenzen" zu bewältigen).

obendrein ist zweifelhaft, ob "leichte vom Blatt spielbare Stücke" allerlei Lagen und Griffe des Klavierspielens überhaupt einsetzen... falls das nicht einleuchten sollte: weder Tschaikowskis noch Schumanns Jugendalben - beide herrliche vom Blatt Aufgaben - enthalten irgendwelche als "Vorübungen" zum hier gefragten Problem taugliche Stellen. Prinzipiell ist kritisch zu hinterfragen, ob all die von Dir empfohlenen leichten vom Blatt spielbaren Stücke überhaupt einen Orts- oder Orientierungssinn schulen oder mindestens anlegen, der dann für schwierigeres hilft - - - ich befürchte, dass man damit viel Zeit schlichtweg verlieren bzw vergeuden kann. Und Zeit lässt sich gemeinhin nicht aufholen...

sich auf der Klaviatur auskennen, Lagen- und Oktavenwechsel nicht als "Sprungprobleme" wahrzunehmen (z.B. nette Lagenwechsel im 1. Satz der Waldsteinsonate oder im Finale der Sturmsonate), sondern einfach ganz natürlich zu spielen - das bedarf einiger praktischer Erfahrung. Vieles, was wie "Sprünge" aussieht, braucht man ja gar nicht als "sprunghaft" wahrzunehmen!! Aber die Erfahrung, Auto zu fahren, macht man nicht unbedingt in ganzer Fülle auf dem Dreirad - analog KANN das von Dir gelobte vom Blatt Spiel einfacher Stücke den Effekt des "Ortssinns" leider nicht vollumfänglich herstellen.

man wird wohl doch progressiv vorgehen, also steigern müssen - gewiss nicht zu früh mit "10 Nummern zu großen Stücken", aber peu a peu kann man doch Nummer für Nummer in diese "Kleidergrößen" hineinwachsen. Hierbei sollte freilich das bloße "vom Blatt spielen" nicht die einzige Tugend sein, denn die Klaviermusik ist eben doch voll von Stücken, die noch gar nicht schwierig sind, aber die Probleme machen, wenn man "blind spielend" einzig in die Noten schauen würde (ich habe jetzt ein wenig übertrieben)

abschließend stellt sich natürlich die Frage, warum allerlei Pianisten bei allerlei schnellen "Sprungsequenzen" irgendwo konzentriert auf die Klaviatur schauen... machen die es etwa falsch?

und abschließend, da ich "Unterstellungen" nicht schätze: nirgendwo hier empfehle wenigstens ich, einzig "10 Nummern zu große Stücke" zu trommeln - aber ich empfehle gerne, die eigenen Grenzen auszutesten und zu verschieben; ein ganz normaler Vorgang übrigens.

liebe Grüße (in der Hoffnung, bald hilfreiches über den Umgang mit "Sprüngen" hier austauschen zu können), Rolf
 

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