Von Yann Tiersen bis zur Weltrevolution - zur neueren Problemgeschichte des Abendlan

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1. Sep. 2007
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Es hilft wohl nichts. Man muss es aussprechen. Die Menschheit ist am Verblöden.
Nun, ist das nicht ein Widerspruch zu meiner immer geäusserten Meinung, dass man dem Tiersen Hörer nicht unverblümt sagen dürfe, dass er geistigen Müll hört?

Ich meine, Nein, weil ich das in der Realität tatsächlich nicht machen würde, denn der Arme kann in der Regel nichts dafür, weil er bereits ausreichend manipuliert worden sein muss.

Aber hier in einem Forum, wo solche Fragen diskutiert werden müssen eben auch die Mainstream infizierten einen solchen diskurs aushalten.

Die Ursachen sind immer vielfältig, haben aber wesentlich ihren Grund darin, dass die Verblödung oder auch Dummhaltung der Massen politisch gewollt ist.

Eine Sendung wie Silbereisens Fest der Volksmusik oder Musikantenstadl haben ihre prime-time im TV.

Der ARD Wettbewerb wird aus München meist mit gerade mal 45 Minuten Zusammenfassung abgehandelt aber dann bitte nie nach 23 Uhr. Es könnte ja zu Bildungsanfällen grösserer Bevölkerungschichten kommen, was unbedingt vermieden werden muss.

Und dass der Parteien Proporz in die Gestaltung der TVProgramme kräftig hineinbestimmt ist nun kein Geheimnis. Hier hängen aber wiederum die Politmarionetten am Faden der Konzerne, denen der gebildete Bürger eine Schreckensvision ist, weil er sonst auf die Idee kommen könnte, etwas anderes zu machen, als unterbezahlten Tätigkeiten in ihren Betrieben nachzugehen.

Rolf hat mit seiner Feststellung, dass einem Hochschullehrer die Klavierstudenten nicht so schnell ausgehen natürlich recht. aber so ein paar Studenten, die pro Semester die Aufnahmeprfüfung bestehen und angenommen werden stellen für das System keine Gefahr da.

Anders sieht es da schon bei den Musikschulen aus. Da sieht die Politik schon Nivellierungsbedarf. Es fiel hier schon das Stichwort: JEKI- Jedem Kind sein Instrument !
Nun, dieser Versuch läuft noch und hat im Fach Blöckflöte dazu geführt, dass sich viele Schüler vom Einzelunterricht abgemeldet haben, weil ihnen das in der Schule ja gratis angeboten wird.

Die folge ist aber nun nicht eine zunehmende Menge an begeisterten Flötenspielern, sondern immer mehr Schüler, die von diesem Instrument grüdlich die Nase voll haben und es weder in der Schule noch in der Musikschule weiter lernen wollen. Ein schöner Erfolg:D

Bei den Musikinstrumenten, die etwas teurer sind wie auch das KLavier hat der Versuch das Anfangsstadium noch nicht überwunden - wer Anderes berichten kann, der tue das bitte, das sind nur meine neuesten Erfahrungen aus Konferenzen.

Ohnehin wird es den Kommunen an Geld fehlen, das nur annähernd umzuseetzen, denn jetzt muss erstmal der Euro gerettet werden und da sitzen wir ja - wie Mutti so schön sagt- alle in einem Boot. Nur dass die einen auf einer Hochseeyacht sitzen und die Massen in brüchigen Ruderbooten.

Wenn ich also weiterhin dafür plädiere, einem Tiersen Liebhaber nicht die Wahrheit über seinen Geschmack mitzuteilen so einzig aus dem Grund, weil ich ihm seine letzten Freuden nicht auch noch nehmen möchte. Er ist ohnehin gebeutelt genug.

Wer aber zu den Gesellschaftsschichten zählt, die - wie Gomez bemerkte, in ihren Berufen Erfolg haben und in ihren jeweiligen Bereichen anscheinend mit grossem Intellekt Aufgaben erledigt - und trotzdem Tiersen für das Grösste hält, der gehört entweder zu denen, die die Fäden spinnen und tut dies, damit es nicht auffällt oder er muss prinzipiell einfach gestrickt sein. Und dass Mangel an Bildung und Wissen keinesfalls einen Hinderungsgrund für das Bekleiden höchster Ämter darstellt sehen wir doch. Namen muss ich hier nicht nennen. Da kommt es eher drauf an, ob man im Rahmen des Gesamtplans genau das tut und sagt, was erwartet wird.
 
Die folge ist aber nun nicht eine zunehmende Menge an begeisterten Flötenspielern, sondern immer mehr Schüler, die von diesem Instrument grüdlich die Nase voll haben und es weder in der Schule noch in der Musikschule weiter lernen wollen. Ein schöner Erfolg:D

Bei den Musikinstrumenten, die etwas teurer sind wie auch das KLavier hat der Versuch das Anfangsstadium noch nicht überwunden - wer Anderes berichten kann, der tue das bitte, das sind nur meine neuesten Erfahrungen aus Konferenzen.
Das einzige an derartigen Projekten, was mir so spontan einfällt ist folgendes:
http://www.biberach-riss.de/output/La1/451.3/1516.161/_/tx|1516.916.1/_/_.html

Soweit ich weiß, befindet sich aber dieses Projekt auch noch recht stark im Anfangsstadium (und die Musikschullehrer sind nicht alle vollkommen begeistert von der zeitlichen Mehrbelastung die sie mit diesem Projekt haben).
An sich klingt dieses Projekt für mich aber doch wie ein Schritt in die richtige Richtung.

Zu dem Blockflötenzwang in der Schule: Ich musste - wie der komplette Rest der Klasse auch - von der 5. bis zur 7. Klasse im Gymnasium im Musikunterricht Blockflöte spielen. Das wurde auch benotet und klang bei allen sehr sehr grausig, was wir da mit den Instrumenten veranstaltet haben. Spaß ab Üben hatte ich nie. Die Ergebnisse klangen sehr dürftig. Dem Lehrer wars auch selten gut genug und das Zusammenspiel in der Klasse könnte bei diversen Ohrenärzten zu Patientenzuwachs geführt haben...

Seither habe ich eine Abneigung gegen Blockflöten. Weder habe ich die eingestaubte Flöte seither angerührt, noch höre ich gerne Flötenmusik. Und das, obwohl ich klassische Musik sehr mag... Wie ergeht es da wohl erst denen, die klassische Musik sowieso nicht mögen (wollen)?!
 
Es hilft wohl nichts. Man muss es aussprechen. Die Menschheit ist am Verblöden.

(...)

Wenn ich also weiterhin dafür plädiere, einem Tiersen Liebhaber nicht die Wahrheit über seinen Geschmack mitzuteilen so einzig aus dem Grund, weil ich ihm seine letzten Freuden nicht auch noch nehmen möchte. Er ist ohnehin gebeutelt genug.

Wer aber zu den Gesellschaftsschichten zählt, die - wie Gomez bemerkte, in ihren Berufen Erfolg haben und in ihren jeweiligen Bereichen anscheinend mit grossem Intellekt Aufgaben erledigt - und trotzdem Tiersen für das Grösste hält, der gehört entweder zu denen, die die Fäden spinnen und tut dies, damit es nicht auffällt oder er muss prinzipiell einfach gestrickt sein. Und dass Mangel an Bildung und Wissen keinesfalls einen Hinderungsgrund für das Bekleiden höchster Ämter darstellt sehen wir doch. Namen muss ich hier nicht nennen. Da kommt es eher drauf an, ob man im Rahmen des Gesamtplans genau das tut und sagt, was erwartet wird.

guten Morgen klavigen,

das ist aber ein herber Schock, wenn man am Pfingstmontag sogleich sehen muss, dass die eigene Spezies am Verblöden ist... ;) - - steht zu hoffen, dass sich dieser Vorgang stark genug ausprägen wird: dann merkt man es nicht so sehr...

irgendwie schade, wenn die "kulturelle Evolution" in kollektive Verblödung mündet: sie erweist sich damit als Fehlkonzept, als Sackgasse.

Ob das wirklich stimmt, was Du postulierst: die Verblödung der kompletten Gattung/Spezies? Da wären doch, logisch gedacht, die von Dir erwähnten Mädchen/Krankenschwestern schon arg angegriffen, will sagen weit fortgeschritten in der Verblödung --- willst Du so etwas wirklich mitteilen? :confused: Denn Dein nach Mitleid klingendes Pladoyer enthält ja schon das Urteil, dass es da um forgeschritten Verblödete geht...

... was ich ein wenig markiert habe... oh weh... ist das nicht ein Urteil jener Art, welches man nicht fällen sollte, wie es in diesem Faden schon umfangreich und vehement diskutiert wurde?

Ich glaube noch nicht so recht an ein kollektives Verblöden, weder ein künstlich gemachtes noch ein quasi natürlich-evolutionäres.

Gruß, Rolf
 
Beim Nachdenken über diesen Sachverhalt fällt mir auf, daß sich in meinem
Freundes- und Bekanntenkreis kein Liebhaber der oben genannten Herren findet -
ein Mißstand, den Chiarina hoffentlich angemessen würdigt.


Hallo Gomez,

oh je, was hast du denn nur für einen Freundes-und Bekanntenkreis? Wie soll denn da noch was aus dir werden? ....:D

Nein, im Ernst, es ist ja schon auffällig, dass Menschen, die komplexere Musik hören, sich an Tiersen nicht erfreuen können. Hasenbein hat hier ja schon mal eine entsprechende These aufgestellt. Trotzdem kenne ich doch einige, die diese Musik als Entspannungs-/Meditationsmusik nehmen. Vielleicht fragst du, wie in aller Welt man sich bei so einer Musik entspannen kann - keine Ahnung! Wahrscheinlich ist es gerade diese Gleichförmigkeit, das "Baden im Klang, dieses Nicht-denken-müssen... ?



Bitte, tausendmal bitte: ich möchte nicht, dass Du in den falschen Hals kriegst, was ich so überlege und mitteile (eigentlich glaube ich auch nicht, dass Du das falsch auffasst, ich sag´s nur sicherheitshalber)

In diesem Faden war ja oft und mehrmals (und meist falsch!) davon die Rede, dass etwa die Liebhaber von Musik a la Comptine "runtergemacht" würden - und jedesmal, wenn dieser (ungerechtfertigte) Verdacht mitgeteilt wurde, dann erhob sich moralisch entrüstet ein "ja genau, das soll man nicht, das verletzt Gefühle" usw usw (Du kennst ja auch den Verlauf dieses, wie ich finde sehr produktiven, Fadens)

Und nun der Satz oben, den ich natürlich bewusst zitiere - - halt, halt, lesen kann ich: ich habe natürlich das einleitende "ich finde" wahrgenommen. Aber was mir auffällt: geht es dem "gebildeten Snob, der es eigentlich besser wissen müsste" denn bzgl. der Wahrnehmung von außen nicht genauso wie dem "tränenseligen doch musikalisch unbedarften Mädchen"? ? ... ...

Leute, die auf allerlei Weise immensen Wert auf Sozialstatus legen (was mir persönlich ebenso wie Dir unangenehm ist), habe ich u.a. bei den Bayreuther Festspielen und in der Metropolitan Opera einige kennen gelernt: auf den ersten Blick hatte ich einen ähnlichen Eindruck (ja ich hatte es für mich sogar krasser gedacht: "warum nimmt so einer anderen, die das eher bräuchten, die Karten weg?"...) - doch siehe da: abseits von diesem vorschnellen Verurteilen erwiesen sich einige von denen - trotz hochnäsigem Sozialstatusgetue - als musikalisch und kulturell ziemlich gebildet. Ich habe beides beobachten können: den Snob ohne und den Snob mit Ahnung von Musik (warum der ohne in die Oper geht, verstehe ich zwar nicht, aber egal)


Hallo Rolf,

du brauchst überhaupt keine Sorge haben, dass ich das falsch auffasse!!!

Im Gegenteil, ich bin mir durchaus der möglichen Allgemeinplätze und Vorverurteilungen einer solchen Aussage bewußt! Meine Ansichten über Voruteile oder Urteile über andere Menschen gelten in alle Richtungen!!!

Dein Post erinnert mich ein bisschen an mein Studium, in dem ich (und nicht nur ich ;) ) oft über sog. Spießer wetterte. Bis ich dann mal tatsächlich auf den Gedanken kam, dass ich der größte Spießer von allen war: ein Spießer ist nämlich laut meiner eigenen unwissenschaftlichen Meinung jemand, der festgefahren ist. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass damals der Inbegriff des Spießertums ein Bankkaufmann war. Und was habe ich dann etwas später gemacht - einen geheiratet :D :D ! Ja, so ist das mit der inneren Läuterung....!

Deshalb kann ich dir in deinem Post nur zustimmen! Ich habe es auch nicht so gemeint, dass man auch diesen Ausspruch nicht unbedingt differenziert betrachten sollte! Differenziertheit finde ich einen sehr wichtigen Ausdruck im Umgang mit Hörgewohnheiten a la Tiersen. Nicht alles über einen Kamm scheren - das kann doch nur der Auftrag eines gebildeten Bürgers sein oder nicht?

Vielleicht bin ich bei finanziell unabhängigen Bürgern kritischer im Umgang mit klassischer Musik, weil die doch im Gegensatz zu ärmeren Leuten, die sich oft keinen Instrumentalunterricht leisten können (auch evtl. nicht wollen, weil sie so etwas gar nicht kennen), Zugang zu allem haben können. Wenn die dann im Konzert nicht zuhören können, weil sie das eigentlich gar nicht interessiert (klassische Musik muss ja auch nicht für jeden etwas sein) und sich dann so unberührt äußern, kriege ich dann einen allergischen Anfall .... . Innerlich!


Viele Grüße

chiarina

P.S.: Es wäre doch auch mal interessant zu klären, warum die Leute in Konzerten immer husten - meine These ist, dass entweder mehr oder weniger intensives Zuhören bei einer relativ reglosen Körperhaltung innere Spannungen auslöst, die durch Husten gelöst werden oder - schlimmer- dass das Zuhören selbst so ungewohnt ist, dass es solcher Reaktionen bedarf.
 
Zu dem Thema "JeKi" und ähnlichem aus Finanznot aus den Fingern gesaugtem Unfug lest Euch mal dieses ausführliche Memorandum hier durch, liebe Musikschullehrer unter den Forenteilnehmern!

http://www.verdi.de/musik/musikschulen/informationen/memorandum/data/Memorandum_2009_MS.pdf

Das Ding mit solchen Projekten ist ja auch, daß häufig von den Musikschulleitungen Lehrkräfte, die keine Lust auf derartige Projekte haben oder auch von der Gesamtpersönlichkeit ungeeignet dafür sind, dazu gezwungen werden, so etwas auch zu machen.

Bzw. wenn sie ablehnen, stehen sie doof da und erleiden Nachteile.

Erstens gibt es Musikschullehrkräfte, die diesen Beruf erlernt haben, weil sie qualifizierten Einzelunterricht erteilen wollen, so wie sie es selbst an sich erlebt haben. Genau dieses finden sie an dem Beruf gut, genau deswegen haben sie sich intensiv damit beschäftigt und sich intensiv weitergebildet. Aber irgendwelcher Kinderbetreuungs-Zinnober, der ja letztlich dazu dient, daß die Kinder auf keinen Fall zu Hause freie Zeit haben, in der sie ja auf dumme Gedanken kommen könnten oder ihren Eltern zur Last fallen könnten (oder gar vielleicht mal einfach freie Zeit zum Spielen, Träumen, Kreativwerden haben könnten, welch Horrorvorstellung!), sondern möglichst viel Zeit in staatlicher Betreuung verbringen - dafür hat man einfach nicht an einer renommierten Hochschule bei tollen Professoren studiert! Fertig, aus!

Ich finde es geradezu ekelhaft, wie von Politikern, sogenannten Musikpädagogikexperten, VdM-Funktionären und Musikschulleitungen versucht wird, den Lehrkräften einzureden, JeKi, Bläserklassen, Gruppen-Keyboardunterricht etc. seien schließlich auch hochanspruchsvolle pädagogische Aufgaben und man solle doch nicht so hochnäsig sein. Hier wird schlicht und einfach die Wahrheit verdreht, und zwar aus rein monetär-politischen Gründen!

Zweitens gibt es unter den Musikern und Musiklehrern einen sehr hohen Anteil hochsensibler Menschen, die keineswegs "sich zu sehr anstellen", wenn sie derartigen Gruppenunterricht nicht mögen, sondern für die der dauernde Krach und das Rumschreienmüssen und Durcheinander eine wirkliche Gefahr für die körperlich-seelische Ausgeglichenheit darstellt.

LG,
Hasenbein
 
Ich glaube noch nicht so recht an ein kollektives Verblöden, weder ein künstlich gemachtes noch ein quasi natürlich-evolutionäres.



Hallo klavigen und Rolf,

ich glaub' auch nicht dran! Das Fernsehprogramm (wenn man es mal als Beispiel nimmt) ist zwar in den sog. Hauptsendern eine gelinde Katastrophe, aber es gibt auch unglaublich viel Interessantes abseits des Mainstreams.

Die Jugendlichen schauen heute sowieso kaum noch Fernsehen, sondern beschäftigen sich eher mit Internet und Computer. Für mich ist eher das Auseinanderklaffen der Gesellschaftsschichten ein riesengroßes Problem - der Abstand von Einkommen, Lebensstandard und Bildung wird immer größer. Ich glaube, dass wir das auf keinen Fall zulassen sollten, denn es wird zu riesigen Problemen auch für uns führen. Wie man dieses Auseinanderklaffen verhindern kann, muss meiner Meinung nach die Aufgabe von Politik und Gesellschaft, also auch die Aufgabe jedes einzelnen von uns sein! Wie das genau gehen soll - ich weiß es leider nicht.

Viele Grüße

chiarina
 
Zu dem Thema "JeKi" und ähnlichem aus Finanznot aus den Fingern gesaugtem Unfug lest Euch mal dieses ausführliche Memorandum hier durch, liebe Musikschullehrer unter den Forenteilnehmern!

http://www.verdi.de/musik/musikschulen/informationen/memorandum/data/Memorandum_2009_MS.pdf

Das Ding mit solchen Projekten ist ja auch, daß häufig von den Musikschulleitungen Lehrkräfte, die keine Lust auf derartige Projekte haben oder auch von der Gesamtpersönlichkeit ungeeignet dafür sind, dazu gezwungen werden, so etwas auch zu machen.

Bzw. wenn sie ablehnen, stehen sie doof da und erleiden Nachteile.

Erstens gibt es Musikschullehrkräfte, die diesen Beruf erlernt haben, weil sie qualifizierten Einzelunterricht erteilen wollen, so wie sie es selbst an sich erlebt haben. Genau dieses finden sie an dem Beruf gut, genau deswegen haben sie sich intensiv damit beschäftigt und sich intensiv weitergebildet. Aber irgendwelcher Kinderbetreuungs-Zinnober, der ja letztlich dazu dient, daß die Kinder auf keinen Fall zu Hause freie Zeit haben, in der sie ja auf dumme Gedanken kommen könnten oder ihren Eltern zur Last fallen könnten (oder gar vielleicht mal einfach freie Zeit zum Spielen, Träumen, Kreativwerden haben könnten, welch Horrorvorstellung!), sondern möglichst viel Zeit in staatlicher Betreuung verbringen - dafür hat man einfach nicht an einer renommierten Hochschule bei tollen Professoren studiert! Fertig, aus!

Ich finde es geradezu ekelhaft, wie von Politikern, sogenannten Musikpädagogikexperten, VdM-Funktionären und Musikschulleitungen versucht wird, den Lehrkräften einzureden, JeKi, Bläserklassen, Gruppen-Keyboardunterricht etc. seien schließlich auch hochanspruchsvolle pädagogische Aufgaben und man solle doch nicht so hochnäsig sein. Hier wird schlicht und einfach die Wahrheit verdreht, und zwar aus rein monetär-politischen Gründen!

Zweitens gibt es unter den Musikern und Musiklehrern einen sehr hohen Anteil hochsensibler Menschen, die keineswegs "sich zu sehr anstellen", wenn sie derartigen Gruppenunterricht nicht mögen, sondern für die der dauernde Krach und das Rumschreienmüssen und Durcheinander eine wirkliche Gefahr für die körperlich-seelische Ausgeglichenheit darstellt.

LG,
Hasenbein

Genauso sehe ich das auch-

Eine Bitte: das memorandum lädt bei mir nicht richtig. Könntest du das nochmal überprüfen - Danke
 
Der Link zum Memorandum ist 100% o.k.

Klicke mal, wenn der Browser zickt, einfach mit rechter Maustaste drauf, wähle "Ziel speichern unter..." und speichere das PDF-Dokument vor dem Lesen auf Deinem Rechner. Es hat 138 Seiten, daher dauert das Laden ein Weilchen!

LG,
Hasenbein
 
Zu dem Thema "JeKi" und ähnlichem aus Finanznot aus den Fingern gesaugtem Unfug lest Euch mal dieses ausführliche Memorandum hier durch, liebe Musikschullehrer unter den Forenteilnehmern!

http://www.verdi.de/musik/musikschulen/informationen/memorandum/data/Memorandum_2009_MS.pdf

Das Ding mit solchen Projekten ist ja auch, daß häufig von den Musikschulleitungen Lehrkräfte, die keine Lust auf derartige Projekte haben oder auch von der Gesamtpersönlichkeit ungeeignet dafür sind, dazu gezwungen werden, so etwas auch zu machen.

Bzw. wenn sie ablehnen, stehen sie doof da und erleiden Nachteile.

Erstens gibt es Musikschullehrkräfte, die diesen Beruf erlernt haben, weil sie qualifizierten Einzelunterricht erteilen wollen, so wie sie es selbst an sich erlebt haben. Genau dieses finden sie an dem Beruf gut, genau deswegen haben sie sich intensiv damit beschäftigt und sich intensiv weitergebildet. Aber irgendwelcher Kinderbetreuungs-Zinnober, der ja letztlich dazu dient, daß die Kinder auf keinen Fall zu Hause freie Zeit haben, in der sie ja auf dumme Gedanken kommen könnten oder ihren Eltern zur Last fallen könnten (oder gar vielleicht mal einfach freie Zeit zum Spielen, Träumen, Kreativwerden haben könnten, welch Horrorvorstellung!), sondern möglichst viel Zeit in staatlicher Betreuung verbringen - dafür hat man einfach nicht an einer renommierten Hochschule bei tollen Professoren studiert! Fertig, aus!

Ich finde es geradezu ekelhaft, wie von Politikern, sogenannten Musikpädagogikexperten, VdM-Funktionären und Musikschulleitungen versucht wird, den Lehrkräften einzureden, JeKi, Bläserklassen, Gruppen-Keyboardunterricht etc. seien schließlich auch hochanspruchsvolle pädagogische Aufgaben und man solle doch nicht so hochnäsig sein. Hier wird schlicht und einfach die Wahrheit verdreht, und zwar aus rein monetär-politischen Gründen!

Zweitens gibt es unter den Musikern und Musiklehrern einen sehr hohen Anteil hochsensibler Menschen, die keineswegs "sich zu sehr anstellen", wenn sie derartigen Gruppenunterricht nicht mögen, sondern für die der dauernde Krach und das Rumschreienmüssen und Durcheinander eine wirkliche Gefahr für die körperlich-seelische Ausgeglichenheit darstellt.

LG,
Hasenbein


Hallo hasenbein,


ich habe auch sehr viel negatives über die Realisierung des Jeki-Projekts gehört. Leider! Denn ich glaube schon, dass der Urgedanke des Jeki-Projekts nicht ein kommerzieller war, sondern allen Kindern einen Zugang zum Instrumentalunterricht ermöglichen wollte. Eigentlich ist das doch ein super Ziel - musikalische Bildung für alle Schichten.

Leider kenne ich mich mit dem Projekt nicht aus eigener Erfahrung aus, sondern habe nur einiges darüber gelesen. Grundsätzlich meine ich schon, dass auch die Instrumentallehrer, wie alle Lehrer!, sich weiterentwickeln sollten. Immer nur zu sagen "dafür bin ich ausgebildet worden, ich will das jetzt auch bis zu meinem Lebensende so machen" ist vielleicht doch etwas festgefahren. In der freien Wirtschaft werden den Mitarbeitern ständig unter massivem Druck neue Vorgaben unter rigider Kontrolle gemacht - und manche Lehrer beschweren sich schon, wenn ihnen im Unterricht mal einer zuhört!

Aber natürlich kann ein Klavierlehrer nicht 8 Kindern gleichzeitig guten Klavierunterricht geben. Vieles, vieles läuft schief! Vielleicht hätte man einfach das Geld für 1 Musikstunde mehr in Grundschulen sowie eine erheblich bessere Ausbildung von Grundschullehrern ausgeben sollen. Vielleicht sollten sehr viele Grundschulen einen Schwerpunkt Musik haben. Und die Kinder, die dann Klavierunterricht nehmen wollen, könnte man finanziell unterstützen. Vielleicht wäre das ein besserer Weg, um das gleiche Ziel zu erreichen.

Übrigens - Gruppenunterricht zu zweit kann auch sehr, sehr fruchtbar sein, je nachdem wie die Gruppe ist.

Viele Grüße

chiarina
 
In der freien Wirtschaft werden den Mitarbeitern ständig unter massivem Druck neue Vorgaben unter rigider Kontrolle gemacht - und manche Lehrer beschweren sich schon, wenn ihnen im Unterricht mal einer zuhört!

Das ist ja gerade das Schlimme!

Du solltest Dich lieber empören, daß es überhaupt immer mehr "massiven Druck", "neue Vorgaben" und "rigide Kontrollen" gibt, statt hier in den häßlichen Gesang der Funktionäre einzustimmen, die Musikschullehrer seien zu unflexibel und wollten keine Qualitätskontrolle!

Und welche konkreten Fälle kennst Du, liebe Chiarina, wo sich ein Lehrer wegen Zuhörwunsches "beschwert" hat?

Waren das gute oder nicht so gute Lehrer? Und waren das Lehrer, die sich gut ins Musikschulkollegium einfügten, oder eher so Eigenbrötler?

Ich habe bereits deutlich gemacht, daß der Unwillen zu Jeki und Ähnlichem nicht aus mangelndem Weiterentwicklungswillen heraus entsteht, sondern weil man erstens die pädagogische Fragwürdigkeit solcher Projekte sieht und zweitens eventuell nicht der richtige Mensch dafür ist.

Die Musikschulen sollten wenigstens so vorgehen, daß nur diejenigen Lehrkräfte, die sich als dafür geeignet ansehen, solche Gruppenveranstaltungen machen müssen. (Z.B. sind Früherzieherinnen, Rhythmikerinnen, viele Schlagzeug- und Blechbläserlehrer von vornherein mehr in dieser Richtung unterwegs und haben ohnehin Spaß an Großgruppen und Action.)

LG,
Hasenbein
 
In der freien Wirtschaft werden den Mitarbeitern ständig unter massivem Druck neue Vorgaben unter rigider Kontrolle gemacht - und manche Lehrer beschweren sich schon, wenn ihnen im Unterricht mal einer zuhört!

Na ja, das beweist aber doch nun kaum was anderes, als dass die "freie Wirtschaft" andere als humanitäre oder soziale Ziele hat... :rolleyes: ...und sie verfügt noch über weitere bewundernswerte Verfahrensweisen, z.B. Löhne senken, Angestellte durch Zeitarbeiter ersetzen, Rationalisierung usw usw

Also bzgl. Bildungsauftrag und Bildungspolitik erscheint mir der krasse Merkantilismus als kein allzu guter Ratgeber :D

herzliche Grüße, Rolf

was das mit der Comptine zu tun hat? sie verkauft sich gut, warum auch immer, und das macht sie für "die Wirtschaft" interessant - da könnte man jetzt ableiten, welche Qualitätskriterien für Wirtschaftlichkeit gelten...
 

Na ja, das beweist aber doch nun kaum was anderes, als dass die "freie Wirtschaft" andere als humanitäre oder soziale Ziele hat... :rolleyes: ...und sie verfügt noch über weitere bewundernswerte Verfahrensweisen, z.B. Löhne senken, Angestellte durch Zeitarbeiter ersetzen, Rationalisierung usw usw
Also bzgl. Bildungsauftrag und Bildungspolitik erscheint mir der krasse Merkantilismus als kein allzu guter Ratgeber









Das ist ja gerade das Schlimme!

Du solltest Dich lieber empören, daß es überhaupt immer mehr "massiven Druck", "neue Vorgaben" und "rigide Kontrollen" gibt, statt hier in den häßlichen Gesang der Funktionäre einzustimmen, die Musikschullehrer seien zu unflexibel und wollten keine Qualitätskontrolle!

Und welche konkreten Fälle kennst Du, liebe Chiarina, wo sich ein Lehrer wegen Zuhörwunsches "beschwert" hat?

Waren das gute oder nicht so gute Lehrer? Und waren das Lehrer, die sich gut ins Musikschulkollegium einfügten, oder eher so Eigenbrötler?

Ich habe bereits deutlich gemacht, daß der Unwillen zu Jeki und Ähnlichem nicht aus mangelndem Weiterentwicklungswillen heraus entsteht, sondern weil man erstens die pädagogische Fragwürdigkeit solcher Projekte sieht und zweitens eventuell nicht der richtige Mensch dafür ist.

Die Musikschulen sollten wenigstens so vorgehen, daß nur diejenigen Lehrkräfte, die sich als dafür geeignet ansehen, solche Gruppenveranstaltungen machen müssen. (Z.B. sind Früherzieherinnen, Rhythmikerinnen, viele Schlagzeug- und Blechbläserlehrer von vornherein mehr in dieser Richtung unterwegs und haben ohnehin Spaß an Großgruppen und Action.)

LG,
Hasenbein


Hallo Rolf und hasenbein,

ich meinte auf keinen Fall, dass Lehrer ebenso wie Mitarbeiter der freien Wirtschaft deren rigiden Gestzen unterworfen werden sollten! Außerdem habe ich den Lehrerbegriff vor allem auf Lehrer in staatlichen Schulen ausgedehnt gemeint!

In meinem persönlichen Umfeld erlebe ich tagtäglich dieses Spannungsfeld - einerseits müssen Firmenangestellte sich in Assessmentcentern beweisen, werden kontrolliert, gemaßregelt ..... fürchterlich! Auf der anderen Seite dürfen sich Lehrer in öffentlichen Schulen alles erlauben, sie müssen sich für nichts und niemand rechtfertigen, es gibt keine Supervisionen ... . Da will niemand, dass Eltern oder andere Lehrer beim Unterricht zuhören.

Ich bin nicht an einer Musikschule, deshalb kann ich da nicht wirklich mitreden. Aber auch bei Instrumentallehrern habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie lieber allein vor sich hinunterrichten. Ist Kooperation wirklich erwünscht? Das wäre für mich, von Ausnahmen abgesehen, eine ganz neue Erfahrung. Dabei finde ich Qualitätskontrolle so wichtig. Man kann so viel voneinander lernen - niemand kann von ganz allein auf alle gute Ideen kommen! Hast du denn andere Erfahrungen gemacht, hasenbein? Das interessiert mich wirklich! Und du bist es doch, der hier schon so oft gegen mangelnde Qualität bei Klavierlehrern gewettert hat! Wobei ich so etwas nicht sagen würde. Nur: Zusammenarbeit findet man generell bei allen Gattungen von Lehrern selten.

Auch verstehe ich nicht, wieso so selten Fortbildungen gemacht werden. Von Klavierlehrern, meine ich jetzt. Wer andere Erfahrungen gemacht hat, bitte melden! Aber ich bin schon völlig frustriert, weil ich mich schon unzählige Male bei Kursen des VdM oder der Akademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel angemeldet habe, diese dann aber mangels Teilnehmerzahl ( unter 10 hatten sich angemeldet) nicht stattfinden konnten. Wenn man auch mal die Kursangebote der letzten Jahre des VdM verfolgt, stellt man fest, dass es pro Jahr oft nur einen, höchstens zwei Angebote speziell für Klavierunterricht gibt. Weil's nicht mehr gefragt ist.

Ich finde das sehr schade! Und da meine ich, dass Qualitätskontrolle doch nichts Schlechtes sein kann. Schon offene Türen bei der Zusammenarbeit mit anderen Lehrern würde dazu ausreichen.

Ein Beispiel noch dazu: ich habe nie verstanden, wieso die beiden Musiklehrer der hiesigen Grundschule, aber auch die Musiklehrer des Gymnasiums meiner Söhne niemals mit anderen Musikern zusammenarbeiten. Was könnte man doch für interessanten Unterricht machen, wenn man alle vorhandene Ressorcen nutzt, d.h. Eltern von Schülern, die Musiker sind, mal in den Unterricht einlädt etc. Und das würde sogar gar kein Geld kosten.

Im Angesicht der wahnsinnigen finanziellen Knappheit muss doch die Lösung "Vernetzung" heißen, meint ihr nicht?

Viele Grüße

chiarina
 
Also ich habe das in meinem Musikschulunterricht schon erlebt.

Der Lehrer hatte zum Thema Neue Musik, was nicht sein Spezialgebiet ist, einen befreundeten Komponisten eingeladen, der uns wunderbar und sehr kenntnisreich in dieses Thema eingeführt hat.

Gerade aus der Perspektive des Komponisten ergeben sich interessante Fragestellungen und es wäre schade gewesen, wenn wir das nicht gemacht hätten.

lg marcus
 
Und da meine ich, dass Qualitätskontrolle doch nichts Schlechtes sein kann.

hallo Chiarina,

gewiß ist Qualitätskontrolle nichts schlechtes - nur frage ich mich, was diese mit den Mechanismen einer einzig gewinnmaximierend orientierten Wirtschaft zu tun hat... Ich verstehe Deinen Vergleich in diesem Zusammenhang nach wie vor nicht.

Meinst Du womöglich "Qualitätskontrolle" in dem Sinn, dass in einer Produktionanlage am Fließband die Qualität der Produkte überprüft/kontrolliert wird? Das würde mich ziemlich wundern, da Unterricht je kein Fertigungsband ist :)

was die erwähnten VdM Fortbildungen anlangt: so weit ich weiss, sind diese kostenpflichtig - wenn eine Schule für eine Lehrkraft die Kosten nicht übernimmt, so kann ich angesichts der eher geringen Einkommen der Lehrkräfte an Musikschulen verstehen, wenn diese davon Abstand nehmen... vielleicht resultiert die geringe Teilnahme aus solchen Gründen?

herzliche Grüße

ganz allgemein: nur weil derzeit nicht nur das Gewinnmaximieren unter zunehmend beschämenderen Bedingungen (Abwanderung wegen Steuern, Schließungen etc.), sondern auch das eklatante Versagen der Wirtschaft (Boni etc. für Managment einer Bank, die es dahin gebracht hat, urplötzlich Buhuhu zu machen und von Mutti Staat ein Geld haben will :D - da ist mir das Einflechten von buhuhu mal wieder geglückt) mit Bewunderung und Anbetung bedacht wird, heisst das noch lange nicht, dass jeder Begriff allein aus der merkantilistischen Perspektive betrachtet werden sollte. Ich habe auch Zweifel daran, dass es eine rundum gute Idee ist, den "freien Markt" als sakrosankten Götzen oder einzig selig machenden Glauben kniefällig anzuhimmeln :)
 
Ich habe auch Zweifel daran, dass es eine rundum gute Idee ist, den "freien Markt" als sakrosankten Götzen oder einzig selig machenden Glauben kniefällig anzuhimmeln

Das ist sehr nett ausgedrückt.

Vielleicht meinst Du damit ja eigentlich mehr das, was ich zu dem Thema sagen würde, nämlich:

Der "freie Markt" ist eine von den Konzernen und ihren Handlangern in der Politik in die Welt gesetzte Idee, die aus Sicht der Mehrheit der Menschen absolut gescheitert ist und nur Leid und Konflikte bringt.

Aber weil "Freiheit" so als allgemein anerkannter und grundlegender Menschen-Wert angesehen wird, darf man natürlich einen Begriff wie "freier Markt" nicht kritisieren, weil man damit suggeriert, man sei für die Einschränkung von Freiheitsrechten und damit undemokratisch oder gar für Diktatur. Dies ist natürlich Quatsch, weil Einschränkung des freien Marktes nur bedeutet, daß den Reichen, Gierigen und Ausbeutern Schranken gesetzt werden. Die Freiheit der kleinen Leute hingegen wird erhöht, da sie ihr Leben freier von Ausbeutung leben können.

Eine Musikschule sollte meiner Meinung nach sogar überhaupt nichts mit "Markt" zu tun haben, sondern ist wie eine allgemeinbildende Schule und andere Kultureinrichtungen etwas, zu dem der Staat im Interesse der Bildung und damit der Lebensqualität und des sozialen Umgangs verpflichtet ist.

Allerdings kann er verlangen, daß, wenn er viel Geld in diese Einrichtungen steckt, auch exzellente Arbeit geleistet wird. Dies muß man konzedieren, und das ist nicht immer der Fall.

Ich bin sehr dafür, TVÖD-Bezahlung zu erhalten und den weiteren Anstieg des Honorarkräfte-Prekariats zu verhindern; allerdings müssen alle Musikschulkräfte auch zeigen, daß sie das wert sind.

Dies kann aber nicht über dumme Schulkooperationen und entsetzlich klingende Blockflötengruppen geschafft werden, sondern nur über deutlich nach außen sichtbare und nach außen kommunizierte Exzellenz.

Sonst kann, wie im verlinkten Memorandum richtig dargestellt, die staatliche Musikschule ihre Existenz nicht mehr begründen gegenüber irgendwelchen Franchise-Privatmusikschulen, die nur auf Gewinneffizienz, aber nicht auf Qualität hin arbeiten. Dann werden alle irgendwann privatisiert, und dann gute Nacht, Marie.

LG,
Hasenbein
 
Das ist sehr nett ausgedrückt.

Vielleicht meinst Du damit ja eigentlich mehr das, was ich zu dem Thema sagen würde, nämlich:

Der "freie Markt" ist eine von den Konzernen und ihren Handlangern in der Politik in die Welt gesetzte Idee, die aus Sicht der Mehrheit der Menschen absolut gescheitert ist und nur Leid und Konflikte bringt.

hallo Hasenbein,

eigentlich meinte ich so, wie ich es auch recht allgemein und hoffentlich ein wenig witzig formuliert hatte:
ganz allgemein: nur weil derzeit nicht nur das Gewinnmaximieren unter zunehmend beschämenderen Bedingungen (Abwanderung wegen Steuern, Schließungen etc.), sondern auch das eklatante Versagen der Wirtschaft (Boni etc. für Managment einer Bank, die es dahin gebracht hat, urplötzlich Buhuhu zu machen und von Mutti Staat ein Geld haben will :D - da ist mir das Einflechten von buhuhu mal wieder geglückt) mit Bewunderung und Anbetung bedacht wird, heisst das noch lange nicht, dass jeder Begriff allein aus der merkantilistischen Perspektive betrachtet werden sollte. Ich habe auch Zweifel daran, dass es eine rundum gute Idee ist, den "freien Markt" als sakrosankten Götzen oder einzig selig machenden Glauben kniefällig anzuhimmeln :)

der Merkantilismus ist übrigens älter als die Konzerne und Trusts (man denke u.a. an die Ökonomen des Sonnenkönigs, an England) - was wir heute beobachten können, ist ein merkwürdiger Rückfall in frühkapitalistische Brutalität (das Stichwort von der Heuschreckenmentalität grassierte ja in den Medien), und das wundert umso mehr, als zugleich die Chefetagen von Banken und Konzernen wie ein heiliger Adel bewundert werden... vielleicht ist klavigens These von einer womöglich gewollten und geförderterten Verblödung doch nicht ganz von der Hand zu weisen? :D

Mir wäre auch lieber, wenn Musikschulen und Konservatorien vom nutzlosen Zwang, wie Dientsleistungsbetriebe geführt und organisiert zu werden, befreit würden - also staatliche Bildungseinrichtungen wären. Und hier wäre ein Scheinargument wie "aber wozu denn, das machen und brauchen doch gar nicht alle Schüler" natürlich kraftlos, denn es gibt ja andere staatliche Bildungseinrichtungen, an die auch nicht alle Schüler gehen.

Freilich... da kommt dann der Chor der Marktgläubigen, und lamentiert largo e mesto
wer soll das bezahlen,
wer hat so viel Geld?
wer hat soviel Pinke-Pinke
... ein Teufelskreis? ... ich glaube ja nicht, dass die durch stetige Erhöhung doch anwachsenden Steuereinnahmen keinen Spielraum für Bildung (staatlicher Auftrag!) haben und einzig für die Fehler des angehimmelten neuen Adels (s.o.) verpulvert werden müssen...

herzliche Grüße, Rolf
 
"Wer soll das bezahlen" ist auch so ein "Argument", bei dem man beim Hinterleuchten merkwürdige, interessante und deprimierende Dinge erlebt...

Es ist ja mitnichten so, daß es heutzutage weniger Geld gäbe als früher oder daß sich weniger davon im Umlauf befände.

Im Gegenteil, es ist extrem viel mehr da als meinetwegen in den 80er Jahren. Und an sich könnte der Staat die Musikschulen locker bezahlen. Jedenfalls nicht weniger locker als andere Dinge.

Nur versickert immer mehr des Geldes in Kanälen, die nicht den Normalbürgern oder auch der Kultur zugute kommen.

Einmal nämlich in den gewaltigen Schuldenbergen und Zinslasten des Staates.

Und zum anderen in irgendwelchen Poser-Prestige-Projekten, die nach außen hin gut wirken, während die normale Breitenarbeit immer mehr darben muß.

(Man kann das z.B. auch analog bei der Deutschen Bahn beobachten, wo einerseits in ICE-Strecken und Schickimickischeiß an Bahnhöfen investiert wird, andererseits aber Regional- und Nebenstrecken abgebaut werden und kleine Bahnstationen absolut trostlos wirken, so daß immer mehr Leute - außer Geschäftsfuzzis, die Flugkosten sparen wollen - von der Bahn abwandern.)

Zudem bedeutet "Ich kann das nicht bezahlen" immer (!!!) "Ich will das nicht bezahlen"! Bitte habt das immer im Hinterkopf! (Und jeder Musiker, der mal mit Veranstaltern verhandelt hat, weiß das sehr genau.)

LG,
Hasenbein
 
Also ich habe das in meinem Musikschulunterricht schon erlebt.


Hallo marcus,


wie schön, genau so stelle ich mir das vor! Ich habe leider in meinem Umfeld und auch aus Erzählungen eher entgegengesetzte, natürlich subjektive Erfahrungen gemacht, was ich sehr schade finde. Ich will hier auf keinen Fall generell gegen Musiklehrer wettern, sondern gegen nach meinen Eindruck mangelnde Kooperation. Vielleicht käme Musikunterricht dann auch besser bei den Schülern an.



hallo Chiarina,

gewiß ist Qualitätskontrolle nichts schlechtes - nur frage ich mich, was diese mit den Mechanismen einer einzig gewinnmaximierend orientierten Wirtschaft zu tun hat... Ich verstehe Deinen Vergleich in diesem Zusammenhang nach wie vor nicht.

Meinst Du womöglich "Qualitätskontrolle" in dem Sinn, dass in einer Produktionanlage am Fließband die Qualität der Produkte überprüft/kontrolliert wird? Das würde mich ziemlich wundern, da Unterricht je kein Fertigungsband ist :)

was die erwähnten VdM Fortbildungen anlangt: so weit ich weiss, sind diese kostenpflichtig - wenn eine Schule für eine Lehrkraft die Kosten nicht übernimmt, so kann ich angesichts der eher geringen Einkommen der Lehrkräfte an Musikschulen verstehen, wenn diese davon Abstand nehmen... vielleicht resultiert die geringe Teilnahme aus solchen Gründen?



Hallo Rolf,


ich ziehe den Vergleich ausschließlich aus meinem persönlichen Erleben. Mein Mann ist nämlich bei einer solchen Firma angestellt. Wenn der nun nach Hause kommt und einen Druck ohne Ende aushalten muss, gleichzeitig bei Lehrern meiner Söhne und deren Freunden der Eindruck entsteht, sie bräuchten sich für nichts rechtfertigen und wären auch niemals zu kritisieren, dann prallen wirklich zwei Welten aufeinander. Du kannst mir glauben, dass ich ganz bestimmt nicht dem Heiligen freien Markt huldige, ganz im Gegenteil! Offensichtlich habe ich mich da widersprüchlich ausgedrückt. Was ich meine ist, dass es doch nicht sein kann, dass ganz normale Arbeitnehmer ständig kritisiert werden und in jedem ihrer Schritte Rechenschaft ablegen müssen, Lehrer aber sich gar keiner Kritik mehr stellen müssen, nachdem sie einmal ihr Staatsexamen gemacht haben.

Es geht mir darum, dass Lehrer in der Regel überhaupt kein Feedback über ihren Unterricht bekommen! Das meine ich unter Qualitätskontrolle! Wir Klavierlehrer bekommen wenigstens noch dahingehend Feedback, indem sich Schüler an- oder abmelden. Aber an staatlichen Schulen greift auch dieses Kriterium nicht! Doch auch hier geht es mir auf keinen Fall darum, pauschale Urteile (wie auch oft in den Medien geschehen) über Lehrer zu fällen, die sich oft sehr engagieren. Ich möchte da bitte nicht missverstanden werden! Aber diese mangelnde Feedback-Kultur finde ich äußerst schlecht!




Eine Musikschule sollte meiner Meinung nach sogar überhaupt nichts mit "Markt" zu tun haben, sondern ist wie eine allgemeinbildende Schule und andere Kultureinrichtungen etwas, zu dem der Staat im Interesse der Bildung und damit der Lebensqualität und des sozialen Umgangs verpflichtet ist.

Allerdings kann er verlangen, daß, wenn er viel Geld in diese Einrichtungen steckt, auch exzellente Arbeit geleistet wird. Dies muß man konzedieren, und das ist nicht immer der Fall.

Ich bin sehr dafür, TVÖD-Bezahlung zu erhalten und den weiteren Anstieg des Honorarkräfte-Prekariats zu verhindern; allerdings müssen alle Musikschulkräfte auch zeigen, daß sie das wert sind.

Dies kann aber nicht über dumme Schulkooperationen und entsetzlich klingende Blockflötengruppen geschafft werden, sondern nur über deutlich nach außen sichtbare und nach außen kommunizierte Exzellenz.

Sonst kann, wie im verlinkten Memorandum richtig dargestellt, die staatliche Musikschule ihre Existenz nicht mehr begründen gegenüber irgendwelchen Franchise-Privatmusikschulen, die nur auf Gewinneffizienz, aber nicht auf Qualität hin arbeiten. Dann werden alle irgendwann privatisiert, und dann gute Nacht, Marie.

LG,
Hasenbein


Hallo hasenbein,


ich kann dir da nur zustimmen! Die Frage ist natürlich, wie man Qualität erhalten soll, wenn Musikschulkräfte 11 Schüler täglich a 25 min. haben und nach Honorartarif bezahlt werden. Das ist ja auch dein Kritikpunkt. In solchen Fällen kann ich auch verstehen, wenn Honorarkräfte keine Lust mehr auf Fortbildungen haben. Eine sehr schwierige Lage für alle! Eine ganz schwierige Frage ist ja auch, ob und wie sich Unterrichtsqualität überhaupt messen lässt! Kriterien des freien Marktes lege ich da bestimmt nicht an, wie sollte das auch gehen?

Ansonsten, Rolf (das habe ich ganz vergessen) kostet eine Fortbildung etwa 160 €. Bei VdM-Mitgliedern übernimmt die Musikschule die Hälfte, die verbliebenen 80€ kann der Musikschullehrer von der Steuer absetzen. Die Kurse finden am Wochenende statt, bei Erziehern von Kindergärten und Lehrern von staatl. Schulen während der Arbeitszeit. Ich habe mich bei der letzten Fortbildung mit einem Musikschullehrer über dieses Thema unterhalten und er sagte, dass er überall herumgefragt habe in seiner Musikschule, aber niemand wollte diesen Kurs machen. Er könne sich auch nicht erklären, wieso die Nachfrage nach Fortbildungen so rapide gesunken sei in den letzten Jahren. Vielleicht haben ja wirklich alle so schlechte Verträge, dass sie keine Lust mehr dazu haben. Aber wo soll das dann noch hinführen?

Viele Grüße an alle

chiarina
 
Erstmal Dank an Hasenbein für den link zum Memorandum, der als Ziel gespeichert sofort funktionierte.

Ich hatte noch nicht die Zeit, es ganz durchzuarbeiten aber ich erkenne bereits jetzt die hervorragende Arbeit des Verfassers. Und möchte alle einladen, das gesamte Memorandum durchzulesen. Das wäre auch für diese Diskussion eine gute Grundlage. Ntürlich werde ich den Text ganz durcharbeiten und dann wieder berichten.

zu Kontrollen möchte ich bemerken:

Der Hochschullehrer unterrichtet im einzelunterricht Studenten, die im allgemeinen regelmässig an Vortragsabenden teilnehmen und ein Vordiplom und ein Examen ablegen. Insofern ist regelmässige Kontrolle gewährleistet, denn bei den vortragsabenden hören meist genug Leute zu und im Examen und je nach Fachrichtung in der Zwischenprüfung werden die Leistungen der Schüler ebenfalls sichtbar, wo ja keiner durch irgendwelche Maschen schlüpfen kann.

In der Musikschule ist es so- zumindest soweit ich diese kenne- dass dort ein umfangreicher Veranstaltungsplan absolviert wird, in den alle Schüler eingebunden werden. auch hier können die Leistungen der Schüler erkannt werden. Und dass ein Musikschullehrer etwas dagegen hat, wenn mal jemand hospitieren oder zuhören möchte habe ich noch nicht erlebt.

Zum thema: Wer soll das bezahlen bitte diesen Text lesen:

http://karlweiss.twoday.net/stories/4863110/

Und keine angst. Ich bin noch voll im Thema des Fadens.

Denn auch diese "Hörwerke" sind Bestandteil der "panem et circenses" für die Massen , und genau wie vor 2000 Jahren auch heute vin den gleichen Kreisen veranstaltet und hoch gekocht.
 
ich ziehe den Vergleich ausschließlich aus meinem persönlichen Erleben. Mein Mann ist nämlich bei einer solchen Firma angestellt. Wenn der nun nach Hause kommt und einen Druck ohne Ende aushalten muss, gleichzeitig bei Lehrern meiner Söhne und deren Freunden der Eindruck entsteht, sie bräuchten sich für nichts rechtfertigen und wären auch niemals zu kritisieren, dann prallen wirklich zwei Welten aufeinander. Du kannst mir glauben, dass ich ganz bestimmt nicht dem Heiligen freien Markt huldige, ganz im Gegenteil! Offensichtlich habe ich mich da widersprüchlich ausgedrückt. Was ich meine ist, dass es doch nicht sein kann, dass ganz normale Arbeitnehmer ständig kritisiert werden und in jedem ihrer Schritte Rechenschaft ablegen müssen, Lehrer aber sich gar keiner Kritik mehr stellen müssen, nachdem sie einmal ihr Staatsexamen gemacht haben.

Es geht mir darum, dass Lehrer in der Regel überhaupt kein Feedback über ihren Unterricht bekommen! Das meine ich unter Qualitätskontrolle! Wir Klavierlehrer bekommen wenigstens noch dahingehend Feedback, indem sich Schüler an- oder abmelden. Aber an staatlichen Schulen greift auch dieses Kriterium nicht! Doch auch hier geht es mir auf keinen Fall darum, pauschale Urteile (wie auch oft in den Medien geschehen) über Lehrer zu fällen, die sich oft sehr engagieren. Ich möchte da bitte nicht missverstanden werden! Aber diese mangelnde Feedback-Kultur finde ich äußerst schlecht!

hallo,

also das konnte ich beim besten Willen aus der vorangegangenen Formulierung:
In der freien Wirtschaft werden den Mitarbeitern ständig unter massivem Druck neue Vorgaben unter rigider Kontrolle gemacht - und manche Lehrer beschweren sich schon, wenn ihnen im Unterricht mal einer zuhört!
nicht herauslesen - - na egal, jetzt ist es ja geklärt :)

...und wieder mal sind wir weit abgeschweift, mäandert der Faden heftig :D und die hohe und niedere Politik, das goldene Kalb und die kollektive Verblödung sind aufgetaucht :D ...

...da kann man mal sehen, was für Wirkungen eine triviale Akkordfolge nebst abgedroschenen Melodiefloskeln entwickeln kann - - so gesehen müssten wir alle doch die Comptine für ein gigantisches Meisterwerk halten, weil sie so anregend ist :D

herzliche Grüße, Rolf
 
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