Völlig unmusikalische Menschen bekehren?

H

HotBird93

Guest
Hallo liebe Gemeinde,

wir haben uns heute hier versammelt, weil es ein... fast schon schmerzhaftes Problem ist, jemand nah am Herzen zu haben, der so Musiktallentiert ist, dass die Person es schafft "Alle meine Entchen" mit drei Tönnen zu spielen. :-|

Auch wenn mein Chorleiter vor wenigen Wochen meinte... "Es gibt KEINEN Menschen auf der Welt, dem man das Singen nicht beibringen könnte.." (oder so ähnlich..), glaube ich, dass ich keine chance habe die Person etwas zu schulen... was mir als angehender Organist förmlich das Herz zerreist... :D

Habt ihr auch solche Fälle in euren Kreisen? Kann man einem Menschen der keinen Ton trifft und sich als völlig unmusikalisch bezeichnet das relative gehör beibrignen? Wenn ja wie? Habt ihr das schonmal geschafft? Ich bin schier am verzweifeln...

Liebe Grüße
 
Hallo Hotbird,

ich kann dir jetzt keine Patentlösung anbieten aber ich kann dir meine eigene Erfahrung aus der Sicht einer vollkommen "unmusikalischen" Person anbieten.

Kurz zu meiner Geschichte: Ich bin jetzt 41 und wurde schon als Kind als unmusikalisch abgestempelt. In meiner Familie spielte Musik (außer aus dem Radio) keine Rolle, Instrument durfte ich (obwohl ich es wollte) nie lernen und in der Schule bekam ich schlechte Noten in Musik weil ich es nicht schaffte, die am Klavier angespielten Noten richtig nachzusingen.

Irgendwann hat man es dann geschafft. Ich hielt mich selbst für absolut unmusikalisch und das für lange Zeit. Vor ein paar Jahren, ich war Mitte 30 bekam ich plötzlich vom Leben die Chance Harfe zu spielen. Eine gute Freundin mit der ich damals einen Laden hatte, stellte sie einfach vor mich hin und meinte: "Probier" Ich: "Nein, das kann ich sowieso nicht"...Naja, was soll ich sagen, heimlich probierte ich es dann doch..denn irgendwie kribbelte es mich in den Fingern...ich war als Kind ja schon fasziniert von zwei Instrumenten, Harfe und Klavier....
Mein Mann ermutigte mich (er ist selbst sehr musikalisch und hat ein gutes Gehör, ebenso mein Sohn) Stunden zu nehmen...
Meine Lehrerin meinte nur lapidar: Es gibt keine unmusikalischen Menschen, jeder kann ein Instrument lernen wenn er das will.
Sie sollte recht behalten.
Mittlerweile spiele ich schon ein paar Jahre und bin sogar weiter als besagte Freundin ;-) ...
Vor ein paar Monaten begann ich dann auch mit dem Klavier ... mit großer Freude...und stellte vorige Woche erstaunt fest, daß sich mein Gehör irgendwann irgendwie verbessert haben muß, denn...oh Wunder...ich konnte eine einfache Melodie die ich in meinem Kopf hatte nachspielen.

Singen ist ein anderes Kapitel.
Ich singe für mein Leben gerne (zum Leidwesen anderer), kann aber bis heute nur schwer die Töne halten. Es funktioniert so leidlich wenn ich eine Vorgabe habe, also Noten damit ich weiß wann ich rauf oder runter gehen soll. Mein Problem dabei ist, daß ich meine eigene Stimme nicht richtig höre..also ich höre zwar bei Instrumenten sofort wenn ein Ton falsch ist (wenn ich die Melodie kenne)...aber bei meiner Stimme versagt dieses Gehör...in meinen Ohren ist es richtig..ich sehe aber an den Gesichtern der anderen daß dem nicht so ist!

Meine KL, die auch ausgebildete Gesangspädagogin ist, hat sich nun diesem Problem angenommen und wir machen nebenbei so kleine Übungen wie Quinten nachsingen etc....und ich kann schrittweise Verbesserungen erkennen...
Für jemanden der Singen kann, ist dies wahrscheinlich eine Lappalie, für mich grenzt es an ein Wunder ...

Ich denke, du kannst mit viel Geduld einiges erreichen, wenn die Person um die es geht, das auch wirklich will..vielleicht ist sie ja auch nur von der Umgebung ein Leben lang darauf konditioniert worden (wie ich) daß sie es sowieso nicht kann...

Ich denke heute, daß es natürlich so wie bei allem Unterschiede im Talent gibt, aber solange man keine wirklichen körperlichen Hördefizite hat, kann man schon viel erreichen...es geht halt nur sehr langsam.

Ich weiß jetzt leider nicht mehr die Quelle, kann mich aber erinnern, gelesen zu haben, daß jeder Mensch angeblich mit einem relativen Gehör zur Welt kommt, wenn aber dann in frühester Kindheit dieses Gehör nicht weiter stimuliert wird, verlernt es der Mensch...ergo was man verlernt, kann man auch wieder erlernen....
Bei mir scheint diese Theorie zu stimmen...

So, ich hoffe, ich hab' jetzt mit meiner Litanei niemanden gelangweilt!

LG, Angela



Hallo liebe Gemeinde,

wir haben uns heute hier versammelt, weil es ein... fast schon schmerzhaftes Problem ist, jemand nah am Herzen zu haben, der so Musiktallentiert ist, dass die Person es schafft "Alle meine Entchen" mit drei Tönnen zu spielen. :-|

Auch wenn mein Chorleiter vor wenigen Wochen meinte... "Es gibt KEINEN Menschen auf der Welt, dem man das Singen nicht beibringen könnte.." (oder so ähnlich..), glaube ich, dass ich keine chance habe die Person etwas zu schulen... was mir als angehender Organist förmlich das Herz zerreist... :D

Habt ihr auch solche Fälle in euren Kreisen? Kann man einem Menschen der keinen Ton trifft und sich als völlig unmusikalisch bezeichnet das relative gehör beibrignen? Wenn ja wie? Habt ihr das schonmal geschafft? Ich bin schier am verzweifeln...

Liebe Grüße
 
Habt ihr auch solche Fälle in euren Kreisen? Kann man einem Menschen der keinen Ton trifft und sich als völlig unmusikalisch bezeichnet das relative gehör beibrignen? Wenn ja wie? Habt ihr das schonmal geschafft? Ich bin schier am verzweifeln...

Hallo HotBird,

Qualifizierte Antwort kann ich dir nicht geben, da ich selbst nie in einem Chor gesungen habe und auch sonst keine entsprechende Ausbildung habe.

Aber hier eine kleine Geschichte aus meinem persönlichen Umfeld. Vor ein paar Monaten hat mir eine Freundin erzählt, dass sie sich nicht traut ihrem kleinen 18monatigen Sohn etwas vorzusingen, weil sie unmusikalisch sei und so falsch singe. Tatsächlich konnte sie weder "Alle meine Entlein", noch die Dur Tonleiter korrekt singen. Da es für mich unvorstellbar ist, dass ein "normaler" Mensch komplett unmusikalisch sei, habe ich dann ein bisschen mit ihr herumexperimentiert und habe dabei folgendes herausgefunden:

1) Sie traf die Töne besser, wenn sie begleitet wurde, bzw. zu einer Aufnahme mitsang und erkannte dabei auch, wenn sie einen falschen Ton sang.

2) Sie erkannte sehr wohl Fehler, wenn man ihr eine ihr bekannte Melodie vorspielte

3) Sie versagte komplett wenn sie alleine auch nur die einfachste Melodie singen sollte

Nun, da sie mit Punkt 2 keine Probleme hatte, dachte ich, da kann nicht Hopfen und Malz verloren sein, und ich übte in den letzten Monaten ein bisschen mit ihr und wir erzielten, wenn überhaupt, nur kleine Fortschritte. Dann fiel mir ein alter "Trick" ein, den ich mal einem Opernsänger abgeschaut habe, und den wahrscheinlich jeder kennt, der in einem Chor singt, nämlich Hand ans Ohr legen, damit man die eigene Stimme besser hört. Tatsächlich schien es so, dass sie die eigene Stimme nicht richtig wahrnahm und dass sie deswegen keine Kontrolle über sie hatte. Ich habe dann noch vorgeschlagen, einmal zu versuchen in der Badewanne, Ohren unter Wasser, eine Melodie zu summen, das habe ich selbst als Kind sehr gern gemacht :p, bzw. im Bad schön laut zu singen. Seitdem hat sie sehr gute Fortschritte gemacht und sie kann nun auch schon ohne diese Hilfsmittel die Tonleiter korrekt singen. Beim Nachsingen von Tönen hat sie allerdings immer noch Probleme, da hilft dann wieder die Hand am Ohr.

Da es hier einige Leute gibt, die im Chor singen, wird es sicher noch bessere, professionellere Tips geben, freue mich schon darauf.

LG, PP
 
(...)Mein Problem dabei ist, daß ich meine eigene Stimme nicht richtig höre.. (...)

Hallo Adora,

Das ist ja wie bei dieser Freundin von mir!

Übrigens, unter der Dusche singen, ist auch toll ;).

Als Kind habe ich es geliebt, in die grossen, leeren Weinfässer meiner Eltern zu kraxeln - das gibt eine tolle Akustik für die menschliche Stimme! Allerdings dürfte der Zugang zu solchen Ressourcen, den meisten verwehrt sein. :D:D:D

LG, PP
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Na ich weiß nicht, ob es bei mir so gut wäre ins Weinfass zu kraxeln...ich glaub nicht, daß eine bessere Akkustik an meiner Stimme was ändern würde ;-)

lg, Angela

Hallo Adora,


Als Kind habe ich es geliebt, in die grossen, leeren Weinfässer meiner Eltern zu kraxeln - das gibt eine tolle Akustik für die menschliche Stimme! Allerdings dürfte der Zugang zu solchen Ressourcen, den meisten verwehrt sein. :D:D:D

LG, PP
 
Na ich weiß nicht, ob es bei mir so gut wäre ins Weinfass zu kraxeln...ich glaub nicht, daß eine bessere Akkustik an meiner Stimme was ändern würde ;-)

lg, Angela

Liebe Angela,

In einem schönen, guten Weinfass ist selbst eine Piepsstimme hochpräsent - zumindest fällt also das Problem weg, dass man sich selbst nicht hört. Ob das dann Unangenehmes oder Angenehmes zu Tage bringt, ist eine ganz andere Geschichte. :D:D:D

LG, PP
 
Auch wenn mein Chorleiter vor wenigen Wochen meinte... "Es gibt KEINEN Menschen auf der Welt, dem man das Singen nicht beibringen könnte.." (oder so ähnlich..), glaube ich, dass ich keine chance habe die Person etwas zu schulen... was mir als angehender Organist förmlich das Herz zerreist...

Habt ihr auch solche Fälle in euren Kreisen? Kann man einem Menschen der keinen Ton trifft und sich als völlig unmusikalisch bezeichnet das relative gehör beibrignen? Wenn ja wie? Habt ihr das schonmal geschafft? Ich bin schier am verzweifeln...

Liebe Grüße

Lieber HotBird93,

dein Chorleiter hat absolut recht. Und: es gibt keine unmusikalischen Menschen. :D

Es gibt aber durchaus eine ganze Menge Leute, die Schwierigkeiten haben, beim Singen die richtigen Töne zu treffen. Das ist bloße Übung. In meinem Unterricht habe ich es bisher immer geschafft, zumindest zeitweilig Schüler die richtigen Töne singen zu lassen ( die natürlich vorher felsenfest behauptet haben, sie könnten überhaupt nicht singen, was für den Moment auch stimmte :p ).

Die Voraussetzung ist erstmal, dass die Person, um die es geht, überhaupt singen lernen will. Wenn das der Fall ist, ist das allerwirksamste Mittel, sich nah am "Brummer" ( so nennt man wirklich die Leute, die nur unten irgendwo herumbrummen - das ist keine Beleidigung! :D ) aufzuhalten und selber sehr gut zu singen, also mit dem richtigen Sitz der Stimme etc.. Die schauen sich das dann ab.

Außerdem ist es hilfreich, erstmal ein paar Atemübungen zu machen, dafür richtig zu stehen oder zu sitzen und in den Bauch zu atmen (keine Brustatmung). Wenn du dieser Person sehr nahe stehst :D, könntest du liebevoll deine Hand auf ihren Bauch legen und sie kann dann "in die Hand atmen", der Bauch geht also wie bei einem Luftballon nach außen. Beim Ausatmen wieder nach innen. Alles ganz locker und entspannt. Wenn Kinder damit Schwierigkeiten haben, was gar nicht so selten vorkommt, kann man das super auch im Liegen machen, klappt noch besser.

Wenn man sich dadurch also schön entspannt hat und gleichzeitig gute Voraussetzungen geschaffen hat, gibt's ein paar Einsingübungen der lustigen Art. Ihr könnt gemeinsam eine Art Sirene starten, d.h. die Stimme fängt unten an und geht so hoch wie möglich. Immer rauf und runter, Marke Heulboje. Der Sinn des Ganzen ist es, dass die Stimme mal aus ihrem selbstgewählten Kerker kommt und die Höhen erklimmt, die völlig brach vor ihr liegen.
Dann sucht ihr euch einen Ton aus, nicht zu tief, und du singst ihn klar und deutlich. Am besten nehmt ihr den Konsonant "n" vor dem Ton, der bringt die Stimme nach vorne. Also "nnnnnaaaaaa".

Wenn dein Gegenüber jetzt also diesen Ton nachsingen bzw. kurz nachher mitsingen will ( vorher schön in den Bauch einatmen), versuche, ihm das Bild zu übermitteln, er stehe vor einem hohen Regal und im allerobersten liege etwas ganz Kostbares, was er unbedingt brauche und haben wolle. Den Ton zu singen, ist, als ob man oben in das höchste Regal greift. Man singt also nach oben in die Stirn, ein möglicher Fachausdruck ist "in die Maske singen". Als Hilfe kann man beim Singen den Arm und die Hand ausstrecken und nach oben richten. Man darf beim Singen nicht zu vorsichtig sein. Kräftig ist erst mal die Devise. Man kann sich auch vorstellen, "gegen die Wand" zu singen. Wenn man dann den Ton trotzdem nicht gleich trifft, was normal ist, versucht man sich a la Heulboje reinzuschleichen. Das geht aber nur, wenn du wirklich ganz richtig singst ( Luft holen erlaubt ).

Dann braucht es natürlich Übung und das Vertrauen, dass es schon irgendwann klappen wird. Und das wird es, vielleicht nicht gerade beim ersten Mal.

Viel Erfolg, das kann auch wirklich lustig sein!!!

chiarina
 
Hallo Adora,

ich finde es bewundernswert, dass und wie du gegen das dir eingeredete Unmusikalischsein angehst!

Was soll das überhaupt sein - unmusikalisch?

Manche Leute können aus verschiedensten Günden nicht selbst Musik machen, diese aber sehr wohl aufnehmen, genießen, reflektieren und - vor allem - fühlen!

Ich bin der Überzeugung, dass jeder, der imstande ist, Musik zu fühlen, auch musikalisch ist. Ob er dann die Feinmotorik seiner Finger, Stimmlippen etc. zum Musizieren beherrschen lernt, hat mir Musikalität für mich erstmal nichts zu tun.

Ein gutes Gehör hilft natürlich, aber es gibt auch taube Musiker, Tänzer usw.
Ich hatte immer schon ein gutes Gehör und habe als Kindergartenkind auf der Mundharmonika alles gespielt, was ich aufschnappte. Später hat mir mein gutes Gehör das Notenlesen "erspart", weil ich die Melodien immer schneller auswendig konnte als es dauerte, die Noten zu begreifen. Und ich war immer der Überzeugung, dass man nur alle Töne zur richtigen Zeit spielen oder singen können müsse und dann wäre es Musik.

Dies halte ich inzwischen für die unmusikalischste Einstellung überhaupt. Wenn man gleichzeitig Töne produziert und gleichzeitig fertig wird, ist es eben noch lange keine Musik. Weil dann einfach die Emotionen fehlen. Und genau das war (und ist) für mich die wichtigste Etappe hin zur Musikalität: meine Gefühle in die Musik zu transportieren.

Als ich mit Singen anfing, war ich zwar innerlich erfüllt von intensiven Gefühlen, aber es drang so gut wie nichts davon nach draußen. Diese "Durchlässigkeit" musste ich mir wirklich erarbeiten. Zu viele Hemmungen und Blockaden (die einem das Leben über die Jahre zu beipult) mussten erstmal abgebaut werden.

Inzwischen weiß ich, wie das geht und versuche es auf mein erst vor wenigen Wochen angefangenes Klavierspielen zu übertragen. Aber die Gefühle wirklich fließen zu lassen, setzt lockere Handgelenke, freie Schultern, angemessene Körperspannung und noch vieles mehr voraus. Da ich mein ganzes Leben aber nie darauf geachtet habe, ob ich lockere Handgelenke habe, muss ich diese Wahrnehmung erstmal schulen. Ich spüre da nix, während mein Sohn aus der Küche ruft "Mama, du spielst schon wieder mit festen Handgelenken!". Ich fühle es nicht und ich höre es nicht, spüre aber sehr wohl, dass von meinem Gefühlen in den Fingern noch fast nichts ankommt.

Mir scheint, Musikalität hat auch immer mit dem eigenen Anspruch zu tun. Und ich bin der Überzeugung, dass jeder für irgendeine Art von Musik empfänglich und damit musikalisch ist. Um aber den Weg zum eigenen Musizieren zu finden, ist oft mehr als nur eine kognitive Schulung nötig. Vielfach müssen erst alte Überzeugungen verabschiedet und Hemmungen abgebaut werden. Nicht umsonst sagt man, "Stimmbildung ist Persönlichkeitsbildung" oder "Singenlernen ist wie Therapie". Das lässt sich sicher auch auf Instrumentalspiel übertragen.

Herzliche Grüße
philomela
 
In meinem Unterricht habe ich es bisher immer geschafft, zumindest zeitweilig Schüler die richtigen Töne singen zu lassen ( die natürlich vorher felsenfest behauptet haben, sie könnten überhaupt nicht singen, was für den Moment auch stimmte ).
Kann ich bei dir Unterricht nehmen? :o

Ich gehöre auch zu den Menschen, denen das Singen wie ein Buch mit sieben Siegeln ist. Kommt vlt auch daher, dass ich nur Klavier spiele. Am Klavier hat man alle Töne wunderbar vor sich ausgebreitet, alle erreicht man auf demselben Wege.

Ich würde gern rudimentär singen können, d.h. Töne nachsingen, einfache Melodien singen etc. Das wär schon was ganz großes :D

lg marcus
 
Das Nicht-Singen-können ist eine Pianistenkrankheit. Daher müssen alle an der MuHo in den Chor! Jawohl! Viele brummen da herum...

Man kann tatsächlich Klavier spielen lernen wie Schreibmaschine... einfach die richtigen Töne in der richtigen Zeit. Im Prinzip völlig unmusikalisch. Das ist natürlich kontraproduktiv. Aber wems Spaß macht why not...

Mein Mann kann überhaupt keinen Ton halten, beim Singen nicht und finden auf dem Klavier ist auch nicht. Wozu sollte er das auch können?!?! Er hört gerne Musik, wie die meisten Menschen. Aktiv wollte er in dem Bereich nie werden. Dabei bin ich sicher, er könnte darin sehr gut werden, weil er durchaus eine große Hörerfahrung hat und gut hört - aber ihn drängt so rein gar nichts dahin, selbst Musik zu machen. Und sein "Singen" ist einfach schlicht und ergreifend daneben. Völlig. Trotzdem grölen wir bei manchen Popsongs im Auto einfach die Melodie mit... ist doch egal. Macht Spaß. Ich höre es dann eben Polyphon. Es hat mir schon früher Spaß gemacht zu Songs aus dem Radio die Melodien einen Ton tiefer dazu zu singen (und das dann durchhalten). Auf die Idee kam ich durch Bartok und einige andere, die da zwei Tonarten übereinander schichten. Sehr effektvoll. Ives hat das auch gemacht. Polyharmonik nennt man das dann. Sehr modern. So komme ich dann zu einem durchaus bereichernden Hörgenuss.
 
Lieber Und: es gibt keine unmusikalischen Menschen. :D

...ein gelegentlicher Blick in dsds wird Dir diesen somnambulen Idealismus gehörig austreiben :D ...tststs... der deutlichen Mehrheit der Weltbevölkerung die Existenz absprechen... ... ... :D:D

aber bzgl. der Anfangsfrage:
das bekehren, der Missionsgedanke und sein heiliges Sendungsbewußtsein... als bewaffnete Wallfahrt (Kreuzzug) ??? Das könnte spaßig sein: die neuen Templer haben alle einen Notenschlüssel auf der Fahne und auf dem Waffenhemd, ihre Truppen sind mit Gesangspartituren gerüstet, die Großmeisterriege des Ordens vermag sogar das eine oder andere Instrument zu betätigen.
 

...der so Musiktallentiert ist, dass die Person es schafft "Alle meine Entchen" mit drei Tönnen zu spielen...dass ich keine chance habe die Person etwas zu schulen... was mir als angehender Organist förmlich das Herz zerreist...

Vermutlich gibts neben unmusikalischen Menschen auch welche, die gegen jede Art von Rechtschreibungsregeln resistent sind...
 
Viola: Und sein "Singen" ist einfach schlicht und ergreifend daneben. Völlig. Trotzdem grölen wir bei manchen Popsongs im Auto einfach die Melodie mit... ist doch egal. Macht Spaß.
Ich hab auch so einen Mann. Da ich gerne oft und viel singe jeden Tag, wies mir gerade so aus der Seele fließt, fing er irgendwann an, mal miteinzustimmen, einfach so frei. Ich genieße das und freue mich mit so einem Brummbär zu singen. Das macht wirklich Spaß. Leider steigt er viel zu selten ein, aber wenn, bin ich ganz gerührt.

Ich singe in einem Impro-Chor. Ab und zu gibt es Neuzugänge, die erstaunt sind, wie gut sie singen können, aber es nie gewußt haben, weil sie immer in der Erwartung lebten, richtig singen zu müssen bzw. man ihnen in der Kindheit vermittelt hat, daß sie nicht singen können. Im Impro-Chor ist alles möglich. Jeder singt seinen Ton. Der Chorklang ist erhaben, fast meditativ. Er erinnert mich an gregorianische Gesänge. Hier kann jede Stimme ihre Stimme finden und hören ohne gehört zu werden und sich anlehnen an eine andere Stimme. Dieses indirekte Ausprobieren ohne Bewertung im Nachhinein, die Stimme einfließen lassen können mit anderen zusammen, macht gerade diese Menschen sehr glücklich und entspannt sie total. Sie sind wie verzaubert in diesem Genuß von Freiheit sein zu dürfen, von der sie vorher gar keine Ahnung hatten. An diese Menschen denke ich oft in meinem Alltag.
 
Amusie

...ein gelegentlicher Blick in dsds wird Dir diesen somnambulen Idealismus gehörig austreiben :D ...tststs... der deutlichen Mehrheit der Weltbevölkerung die Existenz absprechen...
Hallo lieber Rolf,

man muss sich nicht unbedingt die Castings von DSDS antun:
http://de.wikipedia.org/wiki/Amusie

Mein erster Musiklehrer im Musik-LK hat damals auch behauptet "Es gibt keine unmusikalischen Menschen!" (solch eine Aussage war mir damals schon nicht recht geheuer...)

Der Begriff "Amusie" ist mir übrigens zum ersten Mal im Buch 'Der einarmige Pianist: Über Musik und das Gehirn' von Oliver Sacks begegnet:
http://www.perlentaucher.de/buch/29624.html
http://www.amazon.de/gp/product/349...m=A3JWKAKR8XB7XF&pf_rd_r=1NTD26S7JZ424SWH03BN

LG
sol
 
Auf die Idee kam ich durch Bartok und einige andere, die da zwei Tonarten
übereinander schichten. Sehr effektvoll. Ives hat das auch gemacht.

Ives Vater hat es gemacht - und seinem Sohn die Liebe dazu vermittelt.
Er hat Lieder am Klavier in der einen Tonart begleitet,
während der kleine Charles dazu in einer anderen Tonart singen mußte.

Einmal hat er sich zwei Militärorchester gemietet und die beiden
aus entgegengesetzten Richtungen aufeinander zumarschieren lassen,
während sie in unterschiedlichen Tempi und Tonarten jeweils einen Marsch spielten.
Vater und Sohn Ives hörten sich das Ergebnis von einem Kirchturm herab an.

Charles Ives hat solche Erfahrungen später auskomponiert, in der "Holidays Symphony",
den "Three Places in New England" und vorallem in der Vierten Symphonie.

Einen solchen Musikunterricht hätte ich auch gerne gehabt!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Einmal hat er sich zwei Militärorchester gemietet und die beiden
aus entgegengesetzten Richtungen aufeinander zumarschieren lassen,
während sie in unterschiedlichen Tempi und Tonarten jeweils einen Marsch spielten.
Vater und Sohn Ives hörten sich das Ergebnis von einem Kirchturm herab an.

Was für eine abgefahrene Idee! 8)

Komisch, wieso hab ich plötzlich Haydnspaß-Assoziationen...?
 
..das alles kann man ja gar nicht lesen, ohne...

... ohne so richtig Lust darauf zu bekommen, selbst mal wieder zu singen (!!!). Morgen wird die Gitarre gestimmt, und es wird Cat Stevens nebst anderen erklingen - mein Gott, hat der Kerl schöne Musik gemacht...
übrigens einen kleinen Dank an meine Mutter (die nicht weiß, was ihr Sohn so treibt hier ;)). Da gab es doch diese Stereoanlage, und es liefen diese Schallplatten (Cat Stevens), und von daher kannte ich die Songs seit der frühen Jugend. Sie wurden dann irgendwann "wiederentdeckt". Die Pfadfinder taten ihren Teil dazu. Auf einem großen Lager, wurde es mir doch irgendwann mal langweilig. Ich fragte den Gruppenführer, und spielte alsbald selbst E-Dur, A-Dur, D-Dur Akkorde auf dessen Gitarre. Das erste Lied das ich lernte war (ja oder nein, schreiben oder nicht?) äh war "Skandal im Sperrbezirk" von der guten alten Spider Murphy Gang. (Aber es kamen dann später noch Beatles und diverse Folk Songs hinzu und der Schwerpunkt verlagerte sich doch noch signifikant). Aber back to the roots...

Ich scheine zwischen beiden Extremen (Großteil der Weltbevölkerung = unmusikalisch vs. es gibt gar keine nicht musikalischen Menschen) so eine Art Mittelstellung einzunehmen. Für mich sind diejenigen unmusikalisch, die sich niemals die Frage stellen, ob sie überhaupt musikalisch sind - denen also Musik piepegal ist. Alle anderen sind bereits musikalisch, und man kann diese Musikalität aufbauen, ausbauen und fördern (ist aber nur eine Theorie von mir). Mittel dazu wurden ja viele genannt...

Aber die ganze Diskussion hat in mir auch die Frage aufgeworfen, warum, wann und wie ich eigentlich selbst (zum Teufel?!) singen mir selbst er-lernt habe. Oder auch das Pfeifen von Melodien - gar nicht so schrecklich einfach, Töne exakt zu treffen dabei, finde ich.... gut, das mit dem Pfeifen ist mir klarer. Melodien von Liedern laut mit-pfeifen, wenn sie liefen in meinem Cassettenrecorder....

Ebenfalls noch ein kleines Erlebnis. Fahre ich mit einer guten Bekannten und ihrer sehr kleinen Tochter (ca. 1 Jahr) eine längere Autofahrt, und das Autoradio lief. Irgendwann dringen von hinten Töne nach vorne - hat sie also gesummt, gesungen, im Halbschlaf... chromatische Töne zwar, aber richtig feine und reine Töne, so ging das etliche Minuten, ich hab richtig gestaunt...

Ansonsten: Grundzüge der Musikalität müssen glaube ich genetisch im menschlichen Gehirn verankert sein.

Stop, ich glaube es ist wirklich so:
"Grundsätzlich ist Musikalität bei jedem Menschen universell vorhanden."
http://de.wikipedia.org/wiki/Musik

Schönen Gruß, Dreiklang

P.S.
...ein gelegentlicher Blick in dsds wird Dir diesen somnambulen Idealismus gehörig austreiben
sorry ich kann nicht anders :D - das ist einfach die Art von schwarzem Humor, die meinen Nerv trifft :D:D
 
(...)
(1) Ansonsten: Grundzüge der Musikalität müssen glaube ich genetisch im menschlichen Gehirn verankert sein.
(...)
(2) sorry ich kann nicht anders :D - das ist einfach die Art von schwarzem Humor, die meinen Nerv trifft :D:D

(1) ...was aber erfahrungsgemäß nicht zwingend dazu führt, dass das zum tragen kommen muss...

(2) worüber manche Tränen lachen
und manche zürnend Buhu machen
 
(1) ...was aber erfahrungsgemäß nicht zwingend dazu führt, dass das zum tragen kommen muss...

(2) worüber manche Tränen lachen
und manche zürnend Buhu machen

Ist Musikalität nun die Fähigkeit musikalische Zusammenhänge zu erkennen und zu verarbeiten, oder ist sie das Potential, diese Fähigkeit zu entwickeln?

Wenn man sich auf die Definition einigt, wird es wohl kaum Buhuhu geben. Gibt es eine eindeutige Definition der Musikalität in der Musikwissenschaft?

LG, PP
 

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