Übestrategien für "einfache" Stellen

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Viva la musica

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Ich plage mich gerade mit einem etwas seltsamen Problem: Ich übe Stücke, die von ihrem Schwierigkeitsgrad so liegen, dass ich viele Teile (fast) vom Blatt spielen kann. "Fast" deswegen, weil aufgrund von Vorzeichenwechseln etc. sich auch nach längerem Üben doch immer wieder falsche Töne einschleichen.

Ich komme da einfach nicht über ein gewisses Übeniveau hinaus und mein Verdacht ist, dass es daran liegt, dass ich diese Stücke falsch übe. Weil die Stellen für sich genommen zu wenig "große" Schwierigkeiten bieten, habe ich beim Üben einzelner Stellen irgendwie zu wenig Substanz, um hier so tief einzusteigen, dass diese Stelle dann zukünftig für immer klappt.

Ich glaube, ich trickse mich da ständig selbst aus und spiele im Grunde doch zu 80 % vom Blatt, übe also nicht richtig, was sich dann immer wieder rächt. Ich finde da irgendwie den Weg nicht raus. Normalerweise übe ich kleine Abschnitte, aber wenn der kleine Abschnitt nun eigentlich für sich genommen fast trivial ist? Ich habe das Üben der einzelnen Abschnitte schon versucht, aber irgendwie scheint es mein Gehirn nicht für nötig zu halten, sich das wirklich zu merken.

Kennt jemand das Problem und hat da einen guten Weg gefunden?

Konkrete Beispiele sind mein Bachpräludium 934 (das ich eigentlich vorspielreif machen wollte, aber jetzt kurz davor bin, es frustriert wegzulegen, weil ich nicht mehr besser werde) und in die gleiche Richtung scheint es nun auch bei Händels Passacaglia zu gehen, wo ich mich am liebsten bei einfachen Passagen dauerhaft vergreife.
 
Kennt jemand das Problem und hat da einen guten Weg gefunden?
Das wird vielen so gehen und es gibt sicherlich zahlreiche Methoden 'richtig' zu üben. Ich mache das u.a. so: Ich präge mir den Notenverlauf eines Übeabschnitts ein und spiele dann die Stelle mit abgedeckten Noten sieben mal in Folge in einem sehr langsamen Tempo 100% fehlerfrei durch. Und das mehrmals zu unterschiedlichen Zeiten/Tagen und zu Beginn im sehr langsamen Schneckentempo. Und wenn ich es nicht fehlerfrei schaffe, dann versuche ich den/die Fehler einzugrenzen und verkürze den Übeabschnitt entsprechend rund um die Fehlerstelle.
 
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Das wird vielen so gehen und es gibt sicherlich zahlreiche Methoden 'richtig' zu üben. Ich mache das u.a. so: Ich präge mir den Notenverlauf eines Übeabschnitts ein und spiele dann die Stelle mit abgedeckten Noten sieben mal in Folge in einem sehr langsamen Tempo 100% fehlerfrei durch. Und das mehrmals zu unterschiedlichen Zeiten/Tagen und zu Beginn im sehr langsamen Schneckentempo. Und wenn ich es nicht fehlerfrei schaffe, dann versuche ich den/die Fehler einzugrenzen und verkürze den Übeabschnitt entsprechend rund um die Fehlerstelle.
Ja, so mache ich das auch und das funktioniert sehr gut, wenn eine Stelle etwas tricky ist. Wenn die Stelle aber, für sich als Einzelstelle genommen, eigentlich mit Konzentration gut fehlerfrei zu spielen ist, aber sich in größeren Kontexten dann doch immer wieder Fehler einschleichen? Diese Art von Fehler kriege ich nicht raus.
 
Kannst du die entsprechenden Stücke denn auswendig spielen? Wenn nicht: auswendig lernen!
Ja, das ist mein ganz wunder Punkt... leicht auswendig lerne ich nur Thiersen und Einaudi.

Bei allem anderen fällt mir auswendig lernen furchtbar schwer. Gerade das Präludium habe ich schon versucht, auswendig zu lernen, weil ich auch dachte, das könnte helfen. Ich mache da leider auch nur sehr zähe Fortschritte... :016:
 
Schwierige stellen rauskopieren und isoliert üben. Später dann den vorherigen und nachfolgenden Takt dazu und erst nach einigen Tagen wieder probieren das gesamte Stück zu spielen.
Mache ich immer als erstes bei einem neuen Stück . Erst die schwierigsten Stellen und wenn die klappen das gesamte Stück.
Hilft auch als Bild auf dem Handy und oft mental üben.
Viel Glück.
 
Beim Präludium sich die Akkorde in der Reihenfolge aufschreiben und auswendig lernen.
 

Ja, das ist mein ganz wunder Punkt... leicht auswendig lerne ich nur Thiersen und Einaudi.

Bei allem anderen fällt mir auswendig lernen furchtbar schwer. Gerade das Präludium habe ich schon versucht, auswendig zu lernen, weil ich auch dachte, das könnte helfen. Ich mache da leider auch nur sehr zähe Fortschritte... :016:
Das kommt halt davon, wenn man "Auswendiglernen" begreift als "die Tastenfolgen pauken".
Also wenn man visuell-motorisch vorgeht.

Das bleibt immer schwierig, und man vergisst es immer wieder.

Man muss aber audiomotorisch vorgehen, das heißt, zuvörderst muss man das Stück im OHR abgespeichert haben. Der Rest ergibt sich daraus schon.
(Stimmt nicht zu 100%, da man schon auch gut daran tut, Muster zu erkennen und Formabläufe zu analysieren etc., aber das ist alles sekundär gegenüber der KLANGLICHEN Speicherung.)

Ich als Jazzmusiker vergesse auch immer mal wieder Standards, die ich lange nicht gespielt habe, teilweise. Was mache ich dann? Nicht Noten aufschlagen, sondern ich singe (oft nur im Kopf) das Stück vor mich hin und erinnere mich dadurch zunächst an die Melodie, und die Changes folgen dann. Natürlich bin ich Profi und weiß, wenn ich etwas singe, im selben Sekundenbruchteil auch, welche Taste das auf dem Klavier ist (auch ohne absolutes Gehör). Das habt Ihr als Amateure in der Regel nicht; würdet Ihr aber audiomotorisch spielen und lernen, wäre auch bei Euch diese Fähigkeit besser.
 
Die Musik vorraus hören und sich das alles klanglich vorstellen muss man ja immer.

Bei Klassik fällt es mir relativ leicht.
Aber zur Zeit probiere ich "kiss the Rain" und bin maßlos überfordert mit dem Stück.
Das geht mir nicht in den Kopf und die Finger.
 
Normalerweise übe ich kleine Abschnitte, aber wenn der kleine Abschnitt nun eigentlich für sich genommen fast trivial ist? Ich habe das Üben der einzelnen Abschnitte schon versucht, aber irgendwie scheint es mein Gehirn nicht für nötig zu halten, sich das wirklich zu merken.

Kennt jemand das Problem und hat da einen guten Weg gefunden?
Hallo,

Ich kenne das Problem sehr gut. Ich übe die schwierigen Stellen und das, was mir trivial erscheint nicht (richtig). Ich befürchte, das hat was mit Überheblichkeit gespaart mit mangelndem Verständnis (oftmals ist es nämlich gar nicht so simpel wie ich denke!!) zu tun. Dann mogle ich mich auch permanent durch solche Stellen durch und beschwere mich auch noch, dass sie nicht klappen :001:...
Versuche demütiger zu sein, übe die Stellen wirklich und versuche, sie musikalisch darzustellen und nicht nur technisch zu betrachten. Mich nervt das immer ungemein, aber ich sage nur: Überheblichkeit :030:
 
Ich übe die schwierigen Stellen und das, was mir trivial erscheint nicht (richtig).
Die verschärfe Variante ist der 'Von-vorne-Über': man spielt so lange bis man final rausfliegt. Am Anfang meist dchon nach wenigen Takten, dann beginnt man von vorne usw. senza fine.
Das Ergebnis: erste Seite 1000 Mal gespielt Schluss noch nie erreicht!
 
Manchen Menschen kann man im Unterricht 10000x klarmachen (und sie verstehen es auch und stimmen eifrig zu!), dass bestimmte Übeweisen Schwachsinn sind - sie machen es trotzdem immer und immer wieder.

Ausrede dann immer gerne "naja, ich habe halt immer so viel zu tun" oder auch "naja, ich bin ja auch schon so alt". Ist natürlich kompletter Blödsinn, aber wer gibt schon gerne zu, dass er sich immer und immer wieder schwachsinnig verhält?

Ich glaube ja ehrlich gesagt: Wäre Klavierunterricht etwas Rares, bei dem man froh ist, dass man ihn bekommen darf, und schwebte über den Schülern stets das Damoklesschwert, dass der KL ihnen kündigt, weil er mit ihren Leistungen nicht zufrieden ist - die Schüler würden alle wesentlich zweckmäßiger üben. Und wären happy dabei.
 
Hasenbein ist immer als Mäuschen bei vielen Klavierspielern dabei. :blöd:
Wenn er mir doch immer im richtigen Moment ein Zeichen geben würde wäre es ja gut
Aber er versteckt sich immer.:blöd::trinken321:
 
Eigentlich gibt‘s hier im Forum jede Menge gute Tipps und Ratschläge zum 'richtigen' üben, z.B. von @Stilblüte oder @chiarina oder oder oder. Einfach mal ein wenig suchen und schon findet man meist das richtige Vorgehen für das ureigene Problem.
 
Normalerweise übe ich kleine Abschnitte, aber wenn der kleine Abschnitt nun eigentlich für sich genommen fast trivial ist? Ich habe das Üben der einzelnen Abschnitte schon versucht, aber irgendwie scheint es mein Gehirn nicht für nötig zu halten, sich das wirklich zu merken.

Kennt jemand das Problem und hat da einen guten Weg gefunden?

Ich kenne das auch. Diese Stellen neigt man einfach runterzuspielen und automatisiert nichts. Ich lerne diese Stellen auswendig. Ich zwinge mich, sie mit rotierender Aufmerksamkeit öfter zu wiederholen. Und das auch einzelhändig. Und an mehreren Tagen in Folge. Das Ganze soll ja nicht zu einer reinen Blattspielübung verkommen. 😉
 
Ich glaube ja ehrlich gesagt: Wäre Klavierunterricht etwas Rares, bei dem man froh ist, dass man ihn bekommen darf, und schwebte über den Schülern stets das Damoklesschwert, dass der KL ihnen kündigt, weil er mit ihren Leistungen nicht zufrieden ist - die Schüler würden alle wesentlich zweckmäßiger üben. Und wären happy dabei.
OT
Genau das kann man nicht verallgemeinern. Es kann umgekehrt auch unendlich hemmen, sich dauernd zu fragen, ob das Ergebnis (bei aller Anstrengung) nun gut genug ist oder ob man bei der nächsten Gelegenheit und einem besseren Schüler, der um die Ecke schaut, rausfliegt. "happy"? Nein, eher komplett unentspannt am Instrument.
 
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