Überforderung/Blockade überwinden

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Ich bin seit Samstag ziemlich fertig. Mein KL hat dermaßen viel kritisiert (so gefühlt alles), dass ich seitdem keinen einzigen Takt mehr spielen kann. Ich bin völlig blockiert oder verkopft und habe einfach nur das (berechtigte) Gefühl, dass ich seine Anforderungen nicht erfüllen kann. Daraus erwächst die totale Überforderung und ich hab das Gefühl, ich bin in einem Teufelskreis gefangen.

Da das bestimmt kein Einzelfall ist meine Frage: wie komm ich da raus???

Vielleicht noch ein praktisches Beispiel: op. 53, 1. Satz, T23 ff: kritisiert wird "es klingt wie Ameisen". Also leggiero statt legato, außerdem hätte ich da zuviel Fingerbewegung rechts und ein zu steifes Handgelenk links (steif ist es allerdings nicht! In dem einen Punkt widerspreche ich meinem KL, was aber am Problem nichts ändert). Am legato rechts kann ich arbeiten, links krieg ich gerade so (im Tempo) den H7 gespielt, meine Hand/Finger sind nunmal eher winzig. Eigentlich bin ich mit der Stelle gut klar gekommen (vor allem entspannt gespielt), nun brech ich jedesmal nach ein paar Tönen ab. NICHTS geht mehr... Ich bin 40. Ich glaube nicht, dass ich meine Technik komplett ändern kann.
 
Daraus erwächst die totale Überforderung und ich hab das Gefühl, ich bin in einem Teufelskreis gefangen.
Muss es mich beruhigen oder beunruhigen, dass es Fortgeschrittenen auch manchmal so geht?

Mir helfen in solchen Situationen nur zwei Strategien:

a) das Problem in so kleine Teilprobleme zerlegen, bis sie doch lösbar sind.

Oder b) liegen lassen. Je nach Problem ein paar Tage, Wochen oder auch Monate. Wenn das Problem v.a. im Kopf war und durch so vernichtende Selbst- oder Fremdkritik verstärkt oder auch erst aufgebaut wurde, kann sich der (selbst gemachte) Druck nach ein paar Tagen oder auch Wochen liegen lassen von allein wieder lösen. Am besten zwischendurch was anderes spielen, damit man wirklich aus der Schleife rauskommt und nicht die Lust am Spielen an sich verliert. Wenn die Fähigkeiten noch nicht ausreichten, löst es sich bei mir dann manchmal, wenn ich es ein paar Monate später nochmal angehe.

Beim Schritt a) kann dir vielleicht dein KL nochmal helfen in der nächsten Stunde. Oder ein hilfreicher Clavio-Experte.
Wenn nicht, könntest du dem KL immer noch b) vorschlagen.

Ich drücke dir die Daumen! :025:
 
Da das bestimmt kein Einzelfall ist meine Frage: wie komm ich da raus???
Am besten natürlich durch eine kleinschrittige - und für Dich machbare - Vorgehensweise. (Und vor allem durch: sich nicht durch vernichtende Kritik entmutigen lassen und weitermachen, auch wenn etwas nicht hundertprozentig klappt!) Unterstützt Dich Dein KL dabei denn, etwa indem er Dir auch Möglichkeiten aufzeigt, da "rauszukommen", oder kritisiert er nur?
 
Unterstützt Dich Dein KL dabei denn, etwa indem er Dir auch Möglichkeiten aufzeigt, da "rauszukommen", oder kritisiert er nur?
Meistens ist der Unterricht sehr inspirierend. Mein KL zeigt mir natürlich auch Übestrategien, erwartet aber einfach auch von mir, dass ich aus dem Dilemma herausfinde. Bsp. das o.g. legato. Problem erkannt, wie ich es hinbekomme ist dann aber erstmal mein Problem. Da wird schon erwartet, dass ich das hinkriege. Deswegen möchte ich nicht dass es so rüber kommt, als würde mein KL "nur" oder zu Unrecht kritisieren, er hat schon recht mit dem was er sagt. Nur diese Woche eben war es für mich irgendwie "zu viel ". Also irgendwie ist halt das Gefühl entstanden, dass ich seine Erwartungen nicht erfüllen kann und das lähmt mich irgendwie.
 
Probleme erkennen, kann ich meistens selbst.
Ein Problem kann zB sein, dass ich das in einem Takt geforderte crescendo zwar spiele, aber auftaktisch begreife (ich leider unterbewusst, da eben nicht so gut..), was dann vielleicht keinen Sinn ergibt. Also ich spiele "richtig", denke aber falsch (was mir nicht auffällt), was meine Interpretation unverständlich macht. Auf solche Sachen weist er mich hin mit dem Auftrag, über den Takt nachzudenken und mir etwas zu überlegen. Dies finde ich absolut in Ordnung und bringt mir sehr viel. Leider erkenne ich diese Probleme eben nicht allein.
 
Ok, soweit bin ich wahrscheinlich einfach nicht. Für mich klang das wie mein erster Unterricht. Wo ich mich dann immer beeilt habe den Anmerkungen zuvor zu kommen, weil es mich genervt hatte, wenn mir erzählt wurde was mir selbst klar war.
 
Deswegen möchte ich nicht dass es so rüber kommt, als würde mein KL "nur" oder zu Unrecht kritisieren, er hat schon recht mit dem was er sagt. Nur diese Woche eben war es für mich irgendwie "zu viel ". Also irgendwie ist halt das Gefühl entstanden, dass ich seine Erwartungen nicht erfüllen kann und das lähmt mich irgendwie.
Mimimi Thränlein schmolli... hör doch auf zu jammern! Dass die Waldstein keine FeldWald&Wiesen-Elise ist, ist dir doch bekannt - offenbar gelingt dir in der Exposition einiges (noch) nicht, bon, dann befass dich mit den Baustellen. Und damit, dass das derzeit so ist, hast du nunmal klarzukommen. Denn da kommen noch ziemlich ärgere Anforderungen im 1.Satz, vom Rondo-Finale zu schweigen... merke: je weiter man kommt, umso mehr Frustrationstoleranz muss man haben.
 
Mein KL zeigt mir natürlich auch Übestrategien, erwartet aber einfach auch von mir, dass ich aus dem Dilemma herausfinde. Bsp. das o.g. legato. Problem erkannt, wie ich es hinbekomme ist dann aber erstmal mein Problem. Da wird schon erwartet, dass ich das hinkriege. Deswegen möchte ich nicht dass es so rüber kommt, als würde mein KL "nur" oder zu Unrecht kritisieren, er hat schon recht mit dem was er sagt. Nur diese Woche eben war es für mich irgendwie "zu viel ". Also irgendwie ist halt das Gefühl entstanden, dass ich seine Erwartungen nicht erfüllen kann und das lähmt mich irgendwie.
Rechthaben mag er ja; nur das alleine bringt Dich offenbar nicht weiter. Wenn Du etwas trotz vielem Bemühen partout (noch) nicht von selbst hinkriegst, dann ist das eben so und muss im Unterricht auch angemessen berücksichtigt werden, finde ich; schon gar nicht hilft es, auf das Pferd einzuprügeln, wenn der Karren zu schwer ist. Ich würde auch das Problem mit dem (allzugroßen?) lähmenden Erwartungsdruck auf jeden Fall noch mal ansprechen. Ein freundlicher Tonfall wäre für mich sowieso das A und O für ein gutes, vertrauensvolles und konstruktives Lehrer-Schüler-Verhältnis.

Hast Du Dir das Stück eigentlich ausgesucht, oder war das eine Anregung von Deinem KL?
 
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Hast Du Dir das Stück eigentlich ausgesucht, oder war das eine Anregung von Deinem KL?
Der Vorschlag kam von mir. Das ist jetzt aber nichts ungewöhnliches. Mein KL sagt mir ohne Umschweife, ob er das Stück für sinnvoll erachtet (op 53) oder nicht (Schumann op 7). Normalerweise hat er recht
Mimimi Thränlein schmolli... hör doch auf zu jammern! Dass die Waldstein keine FeldWald&Wiesen-Elise ist, ist dir doch bekannt - offenbar gelingt dir in der Exposition einiges (noch) nicht, bon, dann befass dich mit den Baustellen. Und damit, dass das derzeit so ist, hast du nunmal klarzukommen. Denn da kommen noch ziemlich ärgere Anforderungen im 1.Satz, vom Rondo-Finale zu schweigen... merke: je weiter man kommt, umso mehr Frustrationstoleranz muss man haben.
Du versetzt meiner armen, gequält Seele also einen Arschtritt? Naja, vielleicht hilft's... ;-)
 

akzeptiere Unzufriedenheit als treibende Kraft ;) einfach weitermachen. Was wäre die Alternative?
 
Ich sehe es auch so. Das Kartenhaus ist zusammengebrochen, hat offenbar den Sturm nicht überstanden. Jetzt muss neu und besser aufgebaut werden. Und das wird auch passieren, da bin ich mir sicher. Krisen dienen der Neuorientierung. Ein ganz normaler Prozess.
 

Höchstens sofern die Seele im Arsch ist, würde ich sagen... :003:

Wenn Dein KL, der für gewöhnlich ja recht hat, im übrigen das Stück als für Dich sinnvoll erachtet hat, heißt das wohl so viel wie dass er Dir bei Deinem derzeitigen Lernstand das nötige Potenzial dafür durchaus zutraut. Die entscheidende Frage ist nun: traust Du es Dir auch zu? Was hilft Dir dabei und was nicht?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das Leben ist kein Ponyhof - und die Waldsteonsonate erst recht nicht! Das dicke Ende, darauf hat @rolf schon hingewiesen, kommt ja erst noch. Da ist es gut, wenn man sich jetzt schon mal eine gehörige Portion Leidensfähigkeit zulegt. Im übrigen: Je besser der Schüler das Stück beherrscht, desto mehr Anregungen und Anmerkungen kann der Lehrer geben. Und es ist halt so, daß das, was ausbaufähig und verbesserungswürdig ist, mehr Zeit für Erörterungen in Anspruch nimmt, als das, was problemlos klappt. Und dann hat der Schüler am Ende der Stunde durchaus das Gefühl, es war alles für den A… Tatsächlich ist aber eher das Gegenteil der Fall: Der Schüler hat soviel Substantielles geliefert, an dem sich dann auch mal der Lehrer abarbeiten kann. Im übrigen gibt es nichts Langweiligeres für einen Lehrer, als wenn der Schüler perfekte Resultate abliefert … Unterricht wird dort spannend, wo es Reibungspunkte gibt. - In dem Sinne: halt die Ohren steif, auch bei pianistischem Gegenwind.
 

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