Üben ohne intensive körperliche und geistige Konzentration ist wie schlecht im Konzert spielen - alles was die Konzentration beeinträchtigt ist ein absolutes No-Go.
Ich habe zwar die 3. Möglichkeit angekreuzt, aber ich würde es eher nennen "ich übe möglichst nur wenn es keiner hört und wenn niemand in der Nähe ist." - es ist ja gar nicht gesagt ob Personen "zu-hören" wenn sie in der Nähe sind, aber das sich beobachtet fühlen genügt schon als Störung welche mein Üben beeinträchtigt.
Aber das ist nur
ein Aspekt, vielleicht der psychologische. Ein weiterer ist, das wir beim Üben am Instrument eins werden mit dem was wir hören. Hören wir etwas zusätzliches, dass jemand hinter uns sitzt und telefoniert, Kinder Nachlaufen spielen oder jemand in der Küche Zwiebeln hackt, braucht das Gehirn imense Kraft, das auseinander zu halten.
Sinnvolles erarbeiten oder festigen von erlerntem geht da wohl nicht mehr.
Etwas anderes ist es, was oben schon angesprochen wurde, ein paar Stücke zu spielen die man in petto hat mit offenem Fenster oder für die Freundin die im Nebenzimmer ihre Steuererklärung macht. Sicher eine gute Übung.
Aber mal ernsthaft: du spielst "Bilder einer Ausstellung" oder eine Beethovensonate, bist mittendrin und die Tür geht auf, es kommt jemand rein und sucht genervt den Hausschlüssel...
Mir ist es ein paarmal passiert dass ich mich dermaßen erschrocken habe, dass ich nach der Störung, weil so unverhofft, eine ganze Stunde nicht weiter arbeiten konnte/wollte. Das ist ein weiterer Aspekt, denn man ist (zumindest gehts mir so) in eine Welt eingedrungen in der man sehr dünnhäutig ist, wenn man so weit im Musizieren ist, dass Körper, Konzentration und musikalisches Empfinden eine Einheit bilden.
Früher habe ich meine eigene Empindlichkeit gemißbilligt, mittlerweile weiß ich von vielen anderen Musikern dass das tendenziell normal ist.
Habe gehört, dass ein Pianist (war es Eschenbach oder Zacharias, ich weiß es nicht mehr) sich zum einspielen auf der Bühne ein Sichtschutz-Zelt mitzubringen pflegt, klingt übertrieben, kann es aber nachvollziehen.
Wenn ich mit einem Ensemble eine Einspielprobe habe und es drängeln sich schonmal Zuhörer in den Konzertraum kann das richtig schlechte Laune machen.
Es gibt aber auch Gegen-Beispiele:
Der legendäre Gerald Moore (Begleitpianist von u.a. P.Casals und Fischer-Dieskau) schreibt in seinem Buch "Bin ich zu laut?" wie er zunehmend auf Tourneen an den unmöglichsten Orten üben und sich einspielen musste während Kellner um ihn herum ein Buffet aufbauten. Für ihn war das kein Problem.
oder Cziffra beim sich einspielen im Fernsehstudio:
http://www.youtube.com/watch?v=AoLmo_-hCLY
Eine echt coole Socke, der Mann!
Üben in Abgeschiedenheit empfinde ich als Luxus, fast noch wichtiger als ein gutes Instrument. Früher in der Musikhochschule habe ich mich beim Üben am wohlsten gefühlt, wenn man auch hinter jeder anderen Tür einen Flügel donnern hörte. Man brauchte sich nicht zu erklären, denn man kann es niemand erklären der es nicht aus eigener Erfahrung kennt.