Es würde mich allerdings in der Tat interessieren, ob es Klavierpädagogen gibt, die nie die Standardfingersätze unterrichten (wie sie in Unterrichts- und Technikliteratur aufgelistet werden, wie russischer Klavierschule, Liszt usw.) sondern ausschließlich Reformfingersätze oder die so genannten natürlichen Fingersätze unterrichten?
Alle Fingersätze haben ja Vor- und Nachteile, aus musikalischer Sicht gibt es keine Non-plus-ultra-Tonleiterfingersätze, die immer in allen Situationen optimal funktionieren und an denen man zwanghaft halten muss. Letztendlich muss man deshalb im Idealfall irgendwann alle Varianten können, insbesondere wenn man fortgeschrittenere Stücke spielen will.
Nur werden in Prüfungen die Standardfingersätze verlangt (z.B. bei Hochschulklavieraufnahmeprüfungen für Nebenfächler oder Schulmusiker) und schon deshalb muss ich diese vermitteln.
Ist es allerdings gerade bei Hobbyspielern vertretbar zu sagen, das ist alles egal?
Wenn man C-Dur aufwärts so machen würde:
r.H. 12312341231234
l.H. 43214321321432
wäre es ja - wenn es nur darum geht, Tonleiter parallel mit beiden Händen zu spielen, viel einfacher, das würden auch Schüler hinbekommen, die bei Standardfingersätzen streiken. Nur danach die linke Hand nochmal "umlernen" für Alternativfälle (mit 5 anfangen) stelle ich mir dann bei machen ziemlich mühsam bis nicht mehr möglich vor.
diesen Beitrag zitiere ich komplett, erstens weil er klasse ist (!!) und zweitens um zum Thema zurück zu kommen
aus meiner Perspektive:
es ist völlig ok, Standard- / Lehrbuchfingersätze einhändig eine Oktave weit zu spielen, also z.B. links C-Dur aufwärts mit dem 5. Finger beginnen oder rechts aufwärts mit dem 5. Finger zu enden.
da es ohnehin dauernd so ist, dass permanent verschiedene Finger rechts und links gleichzeitig spielen, kann es auch nicht schaden, z.B. C- oder E-Dur nach den Schemafingersätzen (sogar Liszt [!] gibt die an) mit beiden Händen zu können,
sich aber das dabei klarmachen:
123
12345
543
21321
überhaupt sollte man sich klarmachen, dass auf jede der beiden sinnvollen Gruppen (123 und 1234 und umgekehrt) irgendwas folgen kann und irgendwas vorausgehen kann (so kommt man problemlos zu den Tonleitern von b, es, as)
zur beliebten Übungsanweisung zählt allerdings auch, Tonleitern parallel zu spielen - und hier stellt man schnell fest, dass in H-, Des- und Fis-Dur die beiden Daumen gleichzeitig dran sind
und dass das recht einfach zu merken und bequem schnell zu spielen ist ->
daran kann sich die Überlegung anschließen, dieses Fingersatzmuster auf alle schnellen parallelen Skalen zu übertragen (dieses Kind hatte den Namen "natürlicher Fingersatz" erhalten)
und es geht allerdings noch weiter:
- diese Übung hilft bei rasanten Skalen, manche werden auch so ausgeführt (
kursiv = links unterstrichen = rechts
43212344321234 usw.
z.B. H-Dur
43212344321234
und auch (Liszt!) jede [!] Tonleiter
54321123455432112345
- zudem gibt es weitere einhändige Möglichkeiten in sehr hohem Tempo, z.B. rechts:
12345123451234512345
1234523123452312345