Thomas Quasthoff aus dem Konzertleben zurueck

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Thomas Quasthoff zieht sich aus dem Konzertleben zurueck

" Ausserdem ist mir die Klassik-Branche zu oberflaechlich geworden. Man hat den Eindruck ausser David Garett, gaebe es niemanden mehr ".

Alle geplanten Konzerte werden abgesagt. Quasthoff erklärte zu seiner Entscheidung: «Ich habe mich entschlossen, mich nach fast 40 Jahren aus dem Konzertleben zurückzuziehen, weil es mir meine Gesundheit nicht mehr erlaubt, dem Anspruch, den ich immer an mich selber und an die Kunst gestellt habe, gerecht werden zu können.» Die Musikbranche reagierte bestürzt auf die Entscheidung des Ausnahmesängers mit der Ausnahmebiografie.

Quasthoff wurde mit einer Contergan-Schädigung geboren und gilt vielen Menschen als Vorbild für eine durch außergewöhnliches Können, Mut und Beharrlichkeit beflügelte Karriere vom Radiosprecher zum Klassikstar. Im vergangenen Jahr musste er allerdings viele Auftritte wegen einer Kehlkopfentzündung absagen. Ob die Kehlkopferkrankung auch der Grund für seinen endgültigen Bühnenabschied sei, wollte sein Management nicht bestätigen.


die Uerberschrift : Thomas Quasthof aus dem Konzertleben zurueck, wurde von mir nicht so eingegeben.
Dem österreichischen Magazin «News» (Onlineausgabe) sagte Quasthoff: «Ich bin nicht mehr so gesund wie vor zehn Jahren, und ich bin des Reisens müde.» Mit einem Satz deutet der Star an, dass ihn auch andere Gründe bei seiner Entscheidung bewegt hätten: «Außerdem ist mir die Klassik-Branche zu oberflächlich geworden. Man hat den Eindruck, außer David Garrett gäbe es niemanden mehr», sagte er «News».

Er werde sich weiter intensiv um die Nachwuchsarbeit kümmern und als Sprecher und bei Lesungen vor sein Publikum treten. Alle geplanten Konzerte würden zwar abgesagt, aber seine anderen Verpflichtungen wolle er weiter ausfüllen, sagte Quasthoff: «Meisterkurse, meinen Liederwettbewerb in Berlin und einen Film, den ich mit Katharina Thalbach drehe.»

Quasthoff, der wegen seiner Contergan-geschädigten kurzen Arme und Beine nicht gut Klavier spielen kann und deshalb zunächst vom Musikstudium ausgeschlossen wurde, hat sich seit Ende der 1980er Jahre konsequent als Sänger durchgesetzt. Mit seinem warmen Bassbariton und seinen klugen Interpretationen wurde er dann sehr schnell vor allem als Liedinterpret weltberühmt. In den vergangenen Jahren feierte er auch als umjubelter Opernsänger in New York, Salzburg oder Berlin Erfolge. Auf einem Jazz-Album mit Till Brönner ließ er es richtig swingen, 2010 veröffentlichte er Soul-Aufnahmen.

Zu seinen vielen internationalen Auszeichnungen zählen der Karajan-Musikpreis, mehrere Klassik-Echos und etliche Grammys. «Thomas Quasthoff besitzt eine der intelligentesten und fesselndsten Stimmen klassischer Musik», lobte der Brite Graham Sheffield im vergangenen Jahr zur Vergabe eines Musikpreises in Großbritannien.

Dass Quasthoff nicht mehr singen wird, hat in der Konzertbranche und unter seinen Fans Betroffenheit ausgelöst. Der Direktor der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer, sagte der Nachrichtenagentur dpa in Wien: «Natürlich ist es traurig, wenn man einen so großartigen Künstler für die Bühne und die Konzertsäle verliert.» Er habe aber großen Respekt vor diesem Schritt. Der Intendant der Philharmonie Essen, Johannes Bultmann, erklärte: «Ich muss ehrlich sagen, dass diese Nachricht mich schockiert hat.»

Auch der Münchner Staatsopernintendant Nikolaus Bachler bedauerte den Rückzug. «Dass ein so berührend wie klangschön gestaltender Sänger wie Thomas Quasthoff beschlossen hat, nicht mehr aufzutreten, ist ein großer Verlust für die Musikwelt», sagte Bachler am Mittwoch. «Es ist zu hoffen, dass er sich in der Lage sieht, auf andere Art und Weise das weiterzugeben, was ihn als Künstler und Mensch auszeichnet.»
 
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Oh, davon hatte ich noch gar nicht gehört. Das finde ich wirklich traurig :sad:



Mit einem Satz deutet der Star an, dass ihn auch andere Gründe bei seiner Entscheidung bewegt hätten: «Außerdem ist mir die Klassik-Branche zu oberflächlich geworden. Man hat den Eindruck, außer David Garrett gäbe es niemanden mehr», sagte er «News».

Man hört ja leider immer wieder von solchen Frustrationen, die vielleicht auch ein bisschen übers Ziel hinausschießen. Hier [Adieu, schnöde Tastenwelt] ist ein Spiegel-Artikel von 2003 anlässlich der Flügelversenkung von François-René Duchâble, der aber auch ein paar andere prominente Rückzüge anspricht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
" Ausserdem ist mir die Klassik-Branche zu oberflaechlich geworden. Man hat den Eindruck ausser David Garett, gaebe es niemanden mehr ".

Ich finde, diese Aussage tanzt auf Messers Schneide - mit der einen Hälfte suggeriert sie Seriosität, sowohl für das eigene Auftreten als Person, den Anspruch an sich selbst und an die Musik, die große Ernsthaftigkeit fordert.
Mit der anderen Hälfte, und irgendwie ist die für mich doch nicht nur eine Hälfte, sondern eher zwei Drittel, lässt sie den Aussagenden arrogant, konservativ, engstirnig und irgendwie auch fies wirken.
Arrogant, weil sein Ausstieg dadurch wie ein Protest gegen David Garrett und Vergleichbare wirkt, was ja bedeutet, dass er seine Art zu Musizieren für besser und echter hält. Aber wer entscheidet denn, was besser ist, und warum muss etwas besser sein? Musikstile haben schon immer nebeneinander her existiert.
Konservativ, weil er offenbar mit den Veränderungen in der Klassikwelt nicht klar kommt. Alles verändert sich und passt sich an, warum sollte die Klassik das nicht versuchen dürfen? Aber dann beschweren, wenn keiner in die Konzerte geht...
Fies, weil er den "Kollegen" den großen Erfolg wohl nicht gönnt oder ihn nicht gerechtfertigt sieht? ...

Möglicherweise ist das etwas sehr interpretiert, aber wenn er seinen Ausstieg wirklich auch damit begründet, finde ich das äußerst bedauerlich.
Zudem ist es einfach unwahr, es gibt genauso noch zahlreiche "nur" ernste Musiker. Die paar Crossover-Pop-Klassiker schaden doch nicht im Gerinsten...
 

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