Technik des Anschlags

K

Klavis

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29. Sep. 2010
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Hallo, ich bin der Neue.
Spiele seit einigen Jahren Klavier ,aber von Anfang an als Autodidakt,sodaß meineFertigkeiten begrenzt sind . Bin z.Z. beim Einüben des Chorals aus der Kantate BWV 147 ( Transkription ).
Meine Schwierigkeiten liegen im sauberen herausfiltern der Choralstimme. Ich höre immer zu viel Akkord und zu wenig Stimme.
Habt ihr dafür bestimmte Übungstechniken ?

Gruß Klavis
 
Hallo Klavis,

also erstmal herzlich willkommen und viel Spaß&Freude hier!

Vom lesen hier fallen mir zwei Techniken zur Stimmunterscheidung ein:
- eine Stimme spielen, die andere singen (bezog sich auf Linke Hand, RH, ist bei vielstimmig wohl schwerer eine Stimme auszublenden aber singen könntest Du trotzdem)
- die Stimmen unterschiedlich artikulieren, z.B. Legato und Stakkato gleichzeitig (auch hier ging's glaub ich um LH, RH)

Ist das Akkordwahrnehmen denn überhaupt ein Fehler? Jemand schrieb gerade beim "Langsam Spielen" vom wünschenswerten Wahrnehmen von Klangereignissen, wenn ich mich recht entsinne. Oder ist der "Fehler" eher ein zusätzlich gewünschtes, aber mangelhaftes Erkennen von Melodieführungen?

Du könntest vielleicht dein Spiel aufnehmen und hören ob es in deinem Spiel nicht enthalten ist oder nur nicht während des Spielens von Dir wahrgenommen wird (wobei etwas, das nicht beabsichtigt und nicht wahrgenommen wird vielleicht schlecht enthalten sein kann...).

Ich würde Dir vorschlagen, jede Stimme einzeln zu spielen und zu singen und später im Zusammenspiel ebenfalls die einzelnen Stimmen zu singen. Aber hier gibt's viele Erfahrenere...

Hau rein!
Stuemperle
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Klavis,

also erstmal herzlich willkommen und viel Spaß&Freude hier!

Vom lesen hier fallen mir zwei Techniken zur Stimmunterscheidung ein:
- eine Stimme spielen, die andere singen (bezog sich auf Linke Hand, RH, ist bei vielstimmig wohl schwerer eine Stimme auszublenden aber singen könntest Du trotzdem)
- die Stimmen unterschiedlich artikulieren, z.B. Legato und Stakkato gleichzeitig (auch hier ging's glaub ich um LH, RH)

Ist das Akkordwahrnehmen denn überhaupt ein Fehler? Jemand schrieb gerade beim "Langsam Spielen" vom wünschenswerten Wahrnehmen von Klangereignissen, wenn ich mich recht entsinne. Oder ist der "Fehler" eher ein zusätzlich gewünschtes, aber mangelhaftes Erkennen von Melodieführungen?

Du könntest vielleicht dein Spiel aufnehmen und hören ob es in deinem Spiel nicht enthalten ist oder nur nicht während des Spielens von Dir wahrgenommen wird (wobei etwas, das nicht beabsichtigt und nicht wahrgenommen wird vielleicht schlecht enthalten sein kann...).

Ich würde Dir vorschlagen, jede Stimme einzeln zu spielen und zu singen und später im Zusammenspiel ebenfalls die einzelnen Stimmen zu singen. Aber hier gibt's viele Erfahrenere...

Hau rein!
Stuemperle



Entschuldige die Verzögerung,aber es fehlte die Zeit.
Den Vorschlag,dass eigene Spiel aufzunehmen,finde ich gut .Habe in der
Richtung noch nichts probiert ,weil mir auch die Technik dazu fehlt. Aber ich taste mich ran.

Übrigens habe ich mir mein bachsches Stück auf CD mit Dinu Lipatti besorgt .
Man hat den Eindruck,er spielt die Choralstimme mit einem Finger,obwohl die
Notation Akkordanschläge vorsieht. Ob ich das jemals annäherd hinbekomme?

Dran bleiben ist die Devise.

Klavis
 
Entschuldige die Verzögerung,aber es fehlte die Zeit.
Den Vorschlag,dass eigene Spiel aufzunehmen,finde ich gut .Habe in der
Richtung noch nichts probiert ,weil mir auch die Technik dazu fehlt. Aber ich taste mich ran.

Übrigens habe ich mir mein bachsches Stück auf CD mit Dinu Lipatti besorgt .
Man hat den Eindruck,er spielt die Choralstimme mit einem Finger,obwohl die
Notation Akkordanschläge vorsieht. Ob ich das jemals annäherd hinbekomme?

Dran bleiben ist die Devise.

Klavis


Lieber Klavis,

es scheint dir darum zu gehen, bei Akkorden die Oberstimme hervorzuheben, wenn ich das richtig verstanden habe.

Als Hilfe könntest du Folgendes machen:

du wählst einen Akkord aus dem Stück aus und spielst nur die Oberstimme mit sanglichem schönen forte. Anschließend spielst du die Resttöne pianissimo dazu und hältst diesen Akkord lange. Dabei müsstest du die sehr unterschiedliche Gewichtsverteilung der Hand auf der Oberstimme und den begleitenden Resttöne fühlen/spüren. Der Finger, der die Oberstimme spielt (oft sind es 4. oder 5. Finger) versinkt tief in den Tastenboden, während die Finger, die die Begleittöne spielen, nur leicht "auf dem Klavier" spielen. Wichtig ist, dass du zum einen wirklich erstmal in die Extreme gehst und die Oberstimme forte und die Begleittöne pp spielst. Zum anderen ist es wichtig, dann den Akkord lange zu halten und dem Gefühl der zwei verschiedenen Gewichtsverteilungen in der Hand nachzuspüren. Man kann sich sogar als Bild quasi zwei Hände oder eine geteilte Hand vorstellen.

Wenn das immer besser und selbstverständlicher klappt, kannst du versuchen, die beiden Stimmen schneller hintereinander und irgendwann gleichzeitig zu spielen. Dabei die Energie in den Finger der Oberstimme hineinleiten. Immer auch verschiedene Akkorde nehmen.

Im Stück würde ich auf jeden Fall auch nur die entsprechende Oberstimme einer Phrase mit dem entsprechenden Fingersatz in klangschönem forte spielen, dann auch wie oben mit nachschlagenden pp-Begleittönen, später dann gleichzeitig.

Viel Erfolg und viele Grüße

chiarina
 
Hallo Klavis

Du meinst Akkorde, wo aber gewünscht ist, dass der jeweils obere Ton als Melodie erkennbar ist (natürlich kann die Melodie im Akkord auch anderswo sein, als oben) ?
Dann wirst du dich wahrscheinlich etwas darin sensibilisieren müssen, wie das Gewicht der Hand unter Einfluss der Schwerkraft in die Taste fällt. Man kann es fühlen. Bzw. fühlen lernen, wenn man nie darauf geachtet hat. Denn wenn einmal deine Finger auf den Tasten ruhen (für den Akkord) ohne sie jedoch schon herunterzudrücken, geht dann der eigentliche Anschlag entspannt und ohne großen Kraftaufwand, sozusagen durch das Eigengewicht und mehr aus Armen und Schultern - aber fließend und entspannt.

Und im Endeffekt geht es dann darum, dass du den Schwerpunkt der Hand eben auf diese Oberstimmen umlagerst, als kippe sie so auf den jeweiligen Ton.
Einmal verstanden wirst du daran nicht extra üben müssen.

Viel Erfolg, lieben Gruß
Annette
 
Man kann sich sogar als Bild quasi zwei Hände oder eine geteilte Hand vorstellen.

man kann sich auch ganz drastisch und realistisch an der Vorstellung von Stand- und Spielbein orientieren: das Standbein, welches das Gewicht trägt, ist der Melodiefinger.

Ceslaw Marek empfiehlt folgende Vor-Übung:
a) die Akkordtasten berühren
b) beim berühren den Melodieton ein paar mm in die Tasten bringen (also die Nebennoten-Finger berühren nur die Tasten, der Melodienote-Finger drückt die Taste ein paar mm ein)
c) was man in b) fühlt hochheben und in die Tasten fallen lassen - jetzt müsste der Melodieton deutlich stärker als die Nebennoten sein

diese Gewichtsverteilung kann man sich angewöhnen - und es ist dann egal, welche Note in einem Akkord hervorgehoben werden soll
 
Hallo!
In der Rechten Hand ist die Melodie oft in der Oberstimme und wird dann mit dem kleinen Finger gespielt. Meine Klavierlehrerin hat mir damals bei solchen Situationen entschieden, den Akkord leise zu spielen und den Melodieton danach laut 3 mal zügig zu wiederholen (und dabei natürlich den Akkord zu halten). Damit trainierst du deinem kleinen Fingerm ehr Kraft an und du gewöhnst dich an die unterschiedliche Gewichtverteilung beim Anschlag.
 
Lieber Klavis,

es scheint dir darum zu gehen, bei Akkorden die Oberstimme hervorzuheben, wenn ich das richtig verstanden habe.

Als Hilfe könntest du Folgendes machen:

du wählst einen Akkord aus dem Stück aus und spielst nur die Oberstimme mit sanglichem schönen forte. Anschließend spielst du die Resttöne pianissimo dazu und hältst diesen Akkord lange. Dabei müsstest du die sehr unterschiedliche Gewichtsverteilung der Hand auf der Oberstimme und den begleitenden Resttöne fühlen/spüren. Der Finger, der die Oberstimme spielt (oft sind es 4. oder 5. Finger) versinkt tief in den Tastenboden, während die Finger, die die Begleittöne spielen, nur leicht "auf dem Klavier" spielen. Wichtig ist, dass du zum einen wirklich erstmal in die Extreme gehst und die Oberstimme forte und die Begleittöne pp spielst. Zum anderen ist es wichtig, dann den Akkord lange zu halten und dem Gefühl der zwei verschiedenen Gewichtsverteilungen in der Hand nachzuspüren. Man kann sich sogar als Bild quasi zwei Hände oder eine geteilte Hand vorstellen.

Wenn das immer besser und selbstverständlicher klappt, kannst du versuchen, die beiden Stimmen schneller hintereinander und irgendwann gleichzeitig zu spielen. Dabei die Energie in den Finger der Oberstimme hineinleiten. Immer auch verschiedene Akkorde nehmen.

Im Stück würde ich auf jeden Fall auch nur die entsprechende Oberstimme einer Phrase mit dem entsprechenden Fingersatz in klangschönem forte spielen, dann auch wie oben mit nachschlagenden pp-Begleittönen, später dann gleichzeitig.

Viel Erfolg und viele Grüße

chiarina




Hallo Chiarina ,

sehr taktvoll,wie du mir zu verstehen gibst was ich wirklich meine. Du hast es
auf den Punkt gebracht.Genau darum geht es mir.

Hört sich sehr einfach an mit dieser Kräfteverteilung .Von dieser Technik hatte
ich bisher nichts gehört .Was es so alles gibt!
Da ich das Stück unbedingt schnallen will,werde ich ab sofort an der Sensibilisierung meiner Finger arbeiten.

Danke !
 
Es geht ja um BWV 147 "Jesus bleibet meine Freude". Da dachte ich, es geht um ein anderes Problem, denn das Thema liegt gegen Schluss nicht in der Oberstimme der mir bekannten Bearbeitungen, hier die von W.Kempff:

bwv-147.jpg


Ich finde das schwieriger als die Oberstimme zu betonen.

Gruss
Manfred
 

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