Auch einiger Schrott, aber im Schnitt deutlich näher an der Praxis und an der Musik.
@Alter Tastendrücker
woher hast du das implizierte Märchen, dass musikwissenschaftliche Publikationen der Praxis dienen müssten bzw auf diese hin orientiert sein sollten???
...es gibt zahlreiche Literaturwissenschaften (Germanistik, Romanistik, Slawistik usw.) und keine davon versteht sich als Schreib- oder Rezitierlehre für den jeweiligen Sprachraum, um dort Dichter oder Rezitatoren hervorzubringen.
Musikwissenschaft hat als Gegenstand
Musik, und das ist ne gehörige Menge... um es ganz bösartig sachlich zu benennen: die gesamte Klimperei macht nur einen sehr kleinen Teil dieses Gegenstands aus, und die Sorgen und Nöte der Klimperfritzen beim realisieren der Klimperei sind die allergeringste Sorge der Musikwissenschaft. Denn sie ist nicht dazu da, dem Sänger das singen, dem Dirigenten das dirigeren oder dem Pianisten das klavierspielen beizubringen.
Und bevor jetzt losgewettert wird: das ist eine große Chance für jeden Instrumentalisten, sowohl eine sachlich-nüchterne Perspektive als auch eine historisch-kritische, rezeptionsgeschichtliche und rein "theoretische" Perspektive auf seinen Lieblingsbestandteil der Musik werfen zu können, um so seinen Horizont zu erweitern. Hierbei gibt es sehr wohl fachlich exzellente und obendrein gut lesbare
musikwissenschaftliche Arbeiten - um nur ein Beispiel zu nennen: Prof. Werner Breigs Aufsatz über
Chopin und Wagner (wo Harmonik und Formverläufe von Lohengrin und Polonaise-Fantasie verglichen werden, um zu testen, ob Chopins Harmonik tatsächlich Einfluß auf den Komponisten der späteren Tristanharmonik hatte) Fürs singen der Elsa oder fürs spielen der Polonaise-Fantasie mag das nicht hilfreich sein, aber dafür wars auch nicht geschrieben
Als versöhnlicher Tipp: man kann ja statt Schrott auch vernünftige/gelungene musikwissenschaftliche Arbeiten lesen - es wird nicht schaden!
(kennst du die nene Tschaikowskiausgabe? ...puh...der Anmwerkungen- und Variantenapparat ist selbst mir zu viel... schon monströs, wie die neopositivistische Überkorrektheit da papierfressend jede Miniäbweichung breit auswalzt...….)