Stilblüte spielt die Pathétique von Beethoven

Stilblüte

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Am Wochenende habe ich bei einem Konzert die Pathétique gespielt und aufgenommen,
herunterladen ist hier möglich:

1. Satz
2. Satz
3. Satz

Gespielt habe ich auf einem Steinway B in einem relativ kleinen Raum (war ein Hauskonzert), der Flügel war ab der Mittellage recht dumpf und leise intoniert (ich vermute wegen der Raumgröße) hatte aber einen schönen Klang ("nussig", falls jemand damit was anfangen kann).
Das Mikro stand leider relativ weit vom Flügel weg, weshalb die Aufnahme nicht ganz so knackig und laut ist wie sonst.

Wie immer - konstruktive, ernst gemeinte, am besten konkrete Kritik ist gern gesehen.

besten Gruß
Stilblüte
 
Achja, ich könnte noch dazu sagen, dass die Pathétique ein ganz besonderes Stück für mich ist - Beethoven fällt mir bisher recht schwer und ich habe viele Anläufe gebraucht, um die Sonate endlich zu Ende zu üben. Sowohl technisch als auch musikalisch ist sie meiner Meinung nach eine echte Herausforderung, egal, wie viele Chopinballaden man schon gespielt hat, und ich war lange sowas von nicht zufrieden und unsicher, dass ich mir noch vor ein paar Monaten nie hätte vorstellen können, das jemals öffentlich vorzuspielen.
Ich hab die Sonate dann einfach für ein (anderes) Konzert angegeben und MUSSTE sie dort spielen. Inzwischen hab ich mich ein bisschen mehr mit der Sonate angefreundet und mich etwas besser hineingefunden...
Aber so ganz zufrieden bin ich mit dem Charakter immer noch nicht, bzw. ich weiß noch nicht ganz genau, welchen ich da haben will und welcher es sein soll(te)?!?!?!.
Egal, die Sonate ist somit erstmal einigermaßen fertig, wird noch ein paarmal im Konzert gespielt und dann erstmal bis auf weiteres begraben... :P
 
1. Satz: Einleitung vieeeel zu brav und lahm. Sorry, aber das ist eine dramatische Einleitung, Du aber machst Kaffeekränzchenmusik für das typische Seniorenpublikum bei Hochschulveranstaltungen daraus.
Auch der Rest ist viel zu "nett" dahingespielt, es fehlt Schwung und "Groove", bei manchen Passagen hat man zudem noch das Gefühl, Du spielst "auf Sicherheit", um nur ja keinen falschen Ton reinzuhauen.

LG,
Hasenbein
 
Hallo Hasenbein,

danke für deine Einschätzung. Ich würde gern genauer herausfinden, was du meinst, warum du es meinst, wo, mit welchem Hintergrund usw., deshalb erkläre ich, warum ich so spiele, wie ich spiele, und würde mich freuen, wenn du dann erklärst, was du daran verändern würdest. Wie gesagt überlege ich nach wie vor, wie die Charaktere der Sätze jeweils am ehesten gemeint sind.

1. Satz: Ich gehe davon aus, dass du mit "lahm" nicht unbedingt das absolute Tempo meinst, sonern eher den Charakter. Nundenn - das einzige, was wirklich notiert steht, ist "Grave". Trotzdem sehe ich es auch so, dass im Graveteil eine große Dramatik steckt, die allerdings nicht so eng und dicht ist wie später, sondern weiter und größer. Ich bedenke weiterhin, dass am Anfang "nur" fp, kein ffp oder ffpp oder sffz sp oder sonst was steht.
Ich habe den Graveteil mal so gespielt, dass meine Lehrerin ihn zu hart fand, deshalb habe ich ihn nun eher "mürrisch abgedämpft" - vielleicht zuviel des Guten?
Wie gesagt hatte das Instrument auch leider keine echte klangliche Spitze zu bieten, was die Sache für mich noch etwas erschwert hat.

---- Der Rest ist zu nett dahingespielt --- vielleicht kannst du das "nett" noch ein bisschen auf musikalische Parameter konkretisieren, wenn ich doch auch zu wissen glaube, welchen Eindruck du meinst. Dazu sei von meiner Seite gesagt: Ich überlege dauernd, welchen Charakter das Allegro di molto e con brio hat. Meine Momentane Idee, die sich nach Unterricht, Überlegung, Notenlesen und anderen zuhören gebildet hat, ist die eines dauernden unterschwelligen Brodelns, welches kurz vor dem totalen Ausbruch steht, was aber nie wirklich passiert, sondern immer nur kurz "schnappt". Das Brodeln wird heftiger und das Schnappen wird stärker gegen Ende des Stückes (z.B. nach dem Grave in der Durchführung, Schluss).
Was dabei zu bedenken ist und ich lange Zeit erfolgreich ignoriert habe, ist, dass fast das ganze Stück im piano steht, welches dafür aber oft durch rf, sf usw. unterbrochen wird. Aber: Hauptthema ist im p (mit Crescendo in der Weiterführung), Seitenthema ist im p (mit einigen sf), erst in der Schlussgruppe landet man (nur) beim f.
Also, wie dann den Charakter erzeugen - durch sehr scharfe (genaue) Artikulation (was mir nur zum Teil gelungen ist, ich weiß es selbst...), ein gutes Verhältnis der Tonlautstärken in den Doppelgriffen, gute Phrasenführung und --- natürlich --- Tempo.
Mit dem Tempo bin ich eigentlich immer noch nicht da, wo ich gerne wäre, obwohl ich mich schon sehr gesteigert habe. Es dürfte aber sicher nicht das einzige Kriterium sein.
Außerdem steht dort nicht Presto, sondern Allegro, was schnell aber nicht ultraschnell bedeutet und auch in einem sinnvollen Verhältnis zum Grave sein sollte.

Soviel mal in Kurzfassung eben von mir.

Was den 2. Satz angeht - ich hatte ihn ganz am Anfang recht schnell und dynamisch, diese Idee wurde über den Haufen geworfen und ich hab ihn erst mal einige Zeit lang völlig beiseite gelassen, weil ich mich erst mit dem komplett anderen Ansatz vertraut machen musste.
Inzwischen finde ich im 2. Satz einen sehr krassen Gegensatz zum 1., ein völliges zur Ruhe kommen, welches mich im Mittelteil in as-moll immer an Schubert erinnert.
Im 3. Satz bin ich mir nach wie vor über den Charakter unschlüssig, auch mit dem Hintergrund des 3. Satzes als 3. Satzes. Wenn ich nur das Rondo-Thema betrachte, würde ich gerne deutlich schneller spielen, aber das ist im Verlauf des Stückes nicht so sinnvoll (ich bringe es nicht über mich, T.44 ff m.A. so durchzupeitschen). Also ist die Frage - wie leicht, wie leise, wie dramatisch, wie alarmiert oder betrachtend? Ich finde da nicht so leicht gute Worte.

Eben weil diese Fragen alle so schwer zu beantworten sind, spiele ich ungern Beethoven, weil es mir nicht gefällt, keine Antworten zu finden, mit denen ich zufrieden bin.
Das erschließt sich mir bisher bei allen anderen Komponisten deutlicher.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Stilblüte,

gefällt mir sehr gut, leider kann ich es nicht spielen, aber dynamisch würde es mir persönlich in etwa so behagen:



Viele Grüße

Styx
 
Hallo Stilblüte,

ersteinmal Kompliment. Beethoven ist wirklich nicht einfach zu spielen, das hast du schon gut hinbekommen. Hinzu kommt, dass es die unterschiedlichsten Auffassungen von seinen Kompositionen gibt (vermutlich wirst du das in kommenden Diskussionen erkennen).
Ich persönlich finde allerdings dein Tempo nicht immer sehr "stabil" (damit meine ich nicht die Einleitung). Vielleicht kannst du darauf in Zukunft noch ein wenig achten (natürlich nicht übertreiben, es soll ja keine Maschinenmusik sein). Über die dynamische Gestaltung kann ich aufgrund meiner unzureichenden Lautsprecher nichts sagen...

Schöne Grüße,
pp
 
Stilblüte, klar, der Klang des Instruments macht's echt nicht einfach.

Man merkt einfach, daß Du (auch aufgrund des Glaubenssatzes: "Beethoven liegt mir nicht") Dich nicht in die Musik hineinbegibst, sondern stark Distanz wahrst.

Ich höre ein nettes, braves, fleißiges Mädchen, das versucht, alles, was "in den Noten steht" oder was ihm beigebracht wurde, schön zu beachten.
Vielleicht paßt so was wie Beethoven tatsächlich nicht zu Deiner Wesensart?
Aber vielleicht würde es sich auch lohnen, mal die etwas anderen Seiten in sich zu entdecken und auch zu- und rauszulassen.
Ich wette, auch in Dir steckt die Möglichkeit, mal voll abzugehen, über die Stränge zu schlagen, extrem zu sein etc.; aber bislang kannst Du das anscheinend nicht so richtig zulassen, vielleicht weil Du es als gefährlich erlebst (Stichwort "Kontrollverlust"...) oder Ablehnung befürchtest? Nur mal so als Denkanstoß, vielleicht liege ich auch total falsch...

LG,
Hasenbein
 
Liebe Blüte,


erstmal ist das für ein Konzert mit einem Stück, womit man Schwierigkeiten hat, doch eine super Leistung!!!

Ich erinnere mich, dass ich mal mit einem 2. Satz einer Mozart-Sonate ähnliche Schwierigkeiten hatte. :p Manchmal liegt einem einfach solch ein Charakter nicht. Jetzt (man wird ja älter, was nicht nur ein Nachteil ist :p ) hätte ich diese Probleme nicht mehr, glaube ich, und das liegt daran, dass ich mehr über meine Persönlichkeit weiß, mehr Erfahrungen gesammelt habe und bestimmte Anteile eher zulasse.

Ich konnte nur in die Sätze hineinschnuppern, werde sie mir aber noch ganz anhören. Mir persönlich gefällt der 3. Satz am Besten - da finde ich das Thema sehr schön getroffen und gespielt.

Der 2. Satz ist für meinen Geschmack etwas zu langsam, auch wenn er Adagio ist. Dadurch fließt er nicht richtig und die klanglich schönen Dinge, die du machst, wirken nicht, weil es zu zäh ist. Wenn ich das Thema singe (und evtl. dazu dirigiere), habe ich jedenfalls das Gefühl des Fließens und eines entsprechenden Pulses, über dem dieser wundervolle riesige Melodiebogen leuchtet.

Was den 1. Satz angeht, so bedeutet er für mich grob Auflehnung und Kampf, Wildheit, Tragik, Leidenschaft, Dramatik. Nach ihm strahlt der 2. Satz eine unglaubliche Ruhe und Wärme aus, während der 3. Satz leicht und verspielt mit einem Lächeln auf den Lippen und viel Witz daher schießt.

Es sind nach meinem Verständnis zwei Perspektiven, die die Grave- und Allegro-Teile des 1. Satzes charakterisieren. Der Allergro di molto e con brio-Teil ist der Kampf, dort bist du mitten drin. Der Grave-Teil ist anders: mir kommt es manchmal so vor, als sei dies ein Rückblick, in dem vor allem das Tragische, Resignation, Schmerz und Verzweiflung vorherrschen, die immer wieder von Auflehnung, dem verbindenen Element zum Allegro-Teil, durchbrochen werden, aber auch von lichtdurchfluteten Augenblicken der Hoffnung und Zuversicht.

Zusammenfassend geht daraus hervor, dass dieser 1. Satz alles andere als klanglich homogen ist, sondern teils ruppig, ganz sicher unglaublich spannungs- und kontrastreich gespielt werden sollte, da er so viele Facetten hat.



Mir gefällt deine Einleitung des Grave sehr gut! Die punktierten Rhythmen klingen resigniert nach dem ersten sehr dunklen fp (wie benutzt du dort das Pedal?) und sind klanglich in den Akkorden sehr schön ausbalanciert. Bloß in T.4 sehe ich die dort komponierte dynamisch und harmonisch sehr kontrastreiche Entwicklung viel zu wenig ausgekostet. Die Akkorde gab es anfangs ja schon in T. 3, nur jetzt entspannt sich die verminderte Doppeldominante auf der 1. Zählzeit im dim. zum piano, um im ersten längeren Bogen sich aufzubäumen gegen die Resignation. Das cresc. müsste also m.E. viel größer sein, das sf auf dem "as2" viel stärker. Vielleicht muss man sich bei dieser ganzen Einleitung fühlen wie beladen von aller Last der Welt (Grave=schwer *ich weiß, dass du das weißt!!!*)

Insgesamt würde das Stück durch größere, manchmal erheblich größere dynamische Kontraste gewinnen!!! So oft gibt es p -ff, ff-p, sfp, crescendi auf kleinstem Raum, jede Menge sforzati - da ist nichts lieb und nett. Eine Frage: übst du auch manchmal (z.B. ab T.5) nur die piano-Teile ohne die ff-Stellen, um die dortige Entwicklung (auch harmonisch) zu hören? Die dann vollkommen abgrundtief erbittert von den ff unterbrochen wird (kann man sich auch super orchestriert vorstellen).

Im Allegro-Teil wird die Leidenschaft, der Kampf, das innere Feuer u.a. auch von den Synkopen und den sforzati dargestellt. Die müssten nach meinem Empfinden viel stärker herausgearbeitet werden. Die Synkopen gehen ja ganz gegen das Metrum und m.E. kann man sich da einen Akzent drüber vorstellen. Da sie keinen stacc.-Punkt haben, kann man sie länger halten und das Pedal entsprechend verwenden. Vielleicht hilft es auch hier, das Thema mal sehr leise und akzentuiert zu sprechen.

Auch hier sind die dynamischen Kontraste viel zu wenig. Dort steht cresc., aber bis wo? Ich würde es durchaus lauter gestalten als du. Zudem ist dort das erste Legato notiert, was auch auf größere Lautstärke hindeutet. Dann bedeuten bei Beethoven mehrere sf hintereinander immer ein crescendo - also ist bis zum 2. Thema absolut eine auch dynamische Steigerung komponiert.

Das 2. Thema muss einem dann nämlich wie eine Erlösung vorkommen! :p Als völliger Kontrast zum 1. Thema, als freundlich, lächelnd, gesanglich, witzig. Bei dir wirkt das 2. Thema fast wie das erste. :)

Sturm und Drang ist also angesagt, vielleicht erinnerst du dich ja an deine Pubertät *lach*. An die kann ich mich noch gut erinnern und bei mir ist sie ja schon ewig her! *grins*.

Ich hoffe, du kannst ein bisschen was mit anfangen!

Liebe Grüße

chiarina
 
Nur ganz kurz @ Chiarina, da ich viel zu müde bin, jetzt noch ordentlich mein Hirn zu gebrauchen:

- ich empfinde das 2. Thema überhaupt gar nicht wie du, sowas von nicht freundlich, lächelnd oder witzig! Gesanglich ja, aber sehr verzweifelt und klagend, es ist nur eine andere Ausdrucksweise des 1. Themas. Bittender, flehender...

- wie ich das Pedal genau benutze, kann ich dir nicht sagen, das hängt von Instrument, Raum und Flügel ab. Ich denke, dass der Eindruck, den du hast, eher an der Klangbalance im Akkord und am Flügelklang selbst liegt.

- Dynamische Unterschiede: Ist sicher ein guter Punkt, ein Teil ging aber tatsächlich auch durch das Mikro verloren. Es war ein sehr schönes pp am Flügel möglich, aber das kam wohl nicht ganz so rüber.

Ansonsten antworte ich morgen oder so nochmal, wenn ich wacher bin... ;)
 

- ich empfinde das 2. Thema überhaupt gar nicht wie du, sowas von nicht freundlich, lächelnd oder witzig! Gesanglich ja, aber sehr verzweifelt und klagend, es ist nur eine andere Ausdrucksweise des 1. Themas. Bittender, flehender...
Sowohl als auch, würde ich sagen. Generell ist der zweite Satz sanft und von authentischer Schönheit. So spielst Du ihn auch!
Ich täte das Grave im ersten immer mesuré (also nicht zu frei) spielen; das Schicksal macht keine "Pausen", sondern schreitet unabänderlich voran. Auch sollte man überlegen, ob man es (das Grave) nicht wiederholt. Das Manuskript ist ja leider verschollen.
 
Verwechseln wir hier Seitenthema und 2. Satz?

Ich meinte mit meinem Beitrag das Seitenthema des 1. Satzes. Aber falls der 2. Satz gemeint war - Witz kann ich dem auch nicht abgewinnen...
 
- ich empfinde das 2. Thema überhaupt gar nicht wie du, sowas von nicht freundlich, lächelnd oder witzig! Gesanglich ja, aber sehr verzweifelt und klagend, es ist nur eine andere Ausdrucksweise des 1. Themas. Bittender, flehender...


Liebe Blüte,

ich sehe die sf (punktierte Halbe) des 2. Themas auch so, sie haben etwas Flehendes, Sehnsuchtsvolles, sehr Gesangliches. Der 2. Teil dieses Themas aber mit den Vorhalten/Prallern empfinde ich schon wie beschrieben nach dem Motto 'ist doch nicht so schlimm'. :p Aber solche Assoziationen sind ja sehr unterschiedlich und darum geht es mir nicht.

Mir ging es um das 1. Thema und dessen Fortführung. Spielt man dies 'con brio', beachtet man die Synkopen, sforzati, das cresc. in T.35 (bis wohin soll es gehen?), die chromatische Aufwärtsbewegung der Tremoli ebenfalls ab diesem Takt, die unterschiedlich komponierten Viertel nach den sforzati (beim 3. Mal ab T.43 z.B. durchgängig zweistimmig = Steigerung), so lässt das Rückschlüsse zu auf die dynamische Gestaltung, auf die (unterschiedliche) Stärke der sforzati und dann wirkt das zweite Thema, ob so oder so gespielt, nach dem ganzen Wirbel sehr kontrastreich.

Liebe Grüße - ich hoffe sehr, ich habe dich nicht durch irgendetwas verärgert!!!

chiarina
 
Habe mir alle 3 Sätze angehört und will eigentlich nur hiermit mit einer verbalen ganz tiefen Verbeugung meinen Respekt vor dieser Leistung zum Ausdruck bringen. Schön!

Mein allererster Eindruck (der sich bis zum Ende auch nicht geändert hat) ist, das ich dein Spiel als sehr klar beschreiben würde - viel Fingerlegato & wenig Pedal.

Auch finde ich insbesondere im leise-Bereich sehr, sehr schöne gefühlvolle Dynamik. Die Aufnahme (jetzt kommt eben der Ingenieur in mir durch) ist vom Pegel her sehr leise. Du solltest die Aufnahmen "normalisieren", das geht mit dem freeware-Programm Audacity sehr gut. Das verfremdet nix vom Inhalt, reduziert auch nicht die Dynamik, sondern hebt den Pegel insgesamt auf Normniveau. Ich mußte am Notebook den Regler auf volle Pulle drehen, und trotzdem kam aus meinem Kopfhörer kein sattes Signal heraus. Das lässt sich ändern. Wenn du es nicht selber hinbekommst, kannst du mir die Dateien schicken, ich schicke dir die normalisierten Dateien zurück, aber besser wäre es, wenn du das selber machst- wird ja wohl nicht die letzte Aufnahme von dir sein...

Nur aus meinem subjektiven Bauchgefühl heraus gefällt mir die Interpretation des 3. Satzes am allerbesten. Es ist ja alles Geschmacksache, aber in der Tat könnte ich mir den 2. Satz auch eine Idee bewegter vorstellen, damit die Themenphrasen besser zusammenhalten. Das Grave gefällt mir sehr gut, so wie es ist - du schaffst, die Phrasenenden dort soooo schön leise zu spielen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Es ist ja nicht so einfach, Klavierspiel auf diesem Niveau zu kommentieren. Ich hatte das Glück die ersten beiden Sätze der Sonate vor kurzem von Stilblüte life gespielt zu erleben. Ich war etwa 5 m vom Flügel entfernt. 2. Satz Adagio cantabile: Erster Eindruck, überraschend langsam, aber schon der erste Melodieton und die folgenden prägnant, tragend, sonor, rund über der Begleitung in schöner Qualität. Spontaner Wunsch, so möchte ich es auch können, Differenzierung, Thema und Begleitung in einer Hand....ein frommer Wunsch.
Aber jetzt die Aufnahme. Das unmittelbar Wahrgenommene ist dort nicht so deutlich. Aufnahmetechnik, Flügel, Akustik zeigt dann eine Einschränkung, wenn man das Lifespiel zumindest vom Eindruck her noch erinnert. Manchmal klingt es nun etwas zaghaft, das Thema kommt nicht so rund und sonor hervor. Das Publikum vor Ort hatte sicher eine andere Meinung. Stilblüte hat wohl nicht ihre Spielweise geändert. Sie sagt ja auch, daß die Mikrofonposition nicht optimal war.
Jedenfalls ist es interessant auch als Hörer solche Erfahrung zu machen.

Gruß
Manfred
 
Hallo Stilblüte

Zitat von Stilblüte:
Aber so ganz zufrieden bin ich mit dem Charakter immer noch nicht, bzw. ich weiß noch nicht ganz genau, welchen ich da haben will und welcher es sein soll(te)?!?!?!

Diese Entscheidung kann Dir sicher niemand abnehmen. Vielleicht bringen ein paar persönliche Eindrücke über die Wirkung etwas.

Ich habe Deine Aufnahmen vor etwa zwei Wochen im Bus angehört, bin dann nicht gleich dazugekommen, was zu schreiben und habe dann ganz drauf vergessen (ja, das Alter...). Bin heute wieder darauf gestoßen, habe mir Kommentare durchgesehen und hab's mir nochmal angehört. Unabhängig von dem was die Profis und z.T. Du selbst zu kritisieren haben: mich hast Du damit erreicht, ich fand ich die Einspielung wirklich spannend anzuhören. Für mich war es eine neue Hörerfahrung und das ist es, was ich bei Konzerten erwarte.

Ich finde Dein Konzept, soweit Du es beschrieben hast, gut nachvollziehbar und stimmig mit meinem Hörerlebnis. Der mühsam unterdrückte Groll kommt für mich sehr gut zum Ausdruck. Das Seitenthema tritt bei Dir nicht als Antithese zu Wutausbrüchen auf (im Sinne von "nicht so schlimm"), sondern als Widerpart, der sein Gegenüber ständig reizt, spottet, den Ärger der Gegenseite ignoriert, unbeirrt am eigenen Tun festhält und so zur Eskalation des Streits beiträgt. Die Grawe-Teile empfinde ich bei Dir wie die Nachwehen dieses Streits, nicht wie sein Ursprung. Ich stelle mir jemanden vor, der zornig und zugleich erschrocken und traurig ist über das, was passiert ist und vor dessen geistigem Auge (in den Allegro Teilen) Szenen aus diesem Konflikt ablaufen. Gut möglich, dass sich solche Szenen in der Vergangenheit schon öfters abgespielt haben ("und jetzt macht er das schon wieder...").

Der zweite Satz hatte für mich den thematischen Verlauf Trauer/Reue - Wiederannäherung - Versöhnung. Ich war sehr berührt, wie sich da auf einmal die Stimmung ändert. Am Anfang trottet jemand trostlos vor sich hin, dann tönt die Begeitung düster wie Totenglocken, man verfällt ganz ins Grübeln und dann gibt es plötzlich wieder Hoffnung.

Im dritten Teil ist die Welt wieder heil, man lacht, tollt herum, neckt sich, ein einziger Wirbel. Kurz vor dem Schluss kommt einem der alte Streit in den Sinn, bevor man aber ins Grübeln kommt, wischt man die Sache energisch vom Tisch.

Für mich hast Du eine spannende Geschichte erzählt. So etwas höre ich mir gerne an.

Alles Gute auf deinem weiteren Weg zu Beethoven.
Gernot
 
Für mich war es eine neue Hörerfahrung und das ist es, was ich bei Konzerten erwarte.
Je nun, eine neue Hörerfahrung ist immer spannend, aber muss das Konzerthören besser sein als das CDhören? Hat das Konzertereignis nicht noch viel mehr andere Facetten?

Auf jeden Fall Danke für die ausführliche Schilderung Deiner Assoziationen, Erleben zu teilen ist einfach spannend.

Und Danke Dir, Stilblüte, für's sharen, obwohl für den Zweck auch MP3 gereicht hätte (wav dauert bei Dorf-DSL Stunden, aber OK, Du hast Monate dafür gebraucht...)

LG
 

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