Steinway-Preisliste 1985

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Mahagoni wird in den Köpfen der Menschen gerne mit Exotischer Pracht gleichgesetzt.
Tatsächlich verbergen sich dahinter etwa 50 Gattungen mit 1400 Arten (nicht alles sind Bäume!) - hinzu kommen noch diverse andere Holzarten wie z.B. Sapeli, die ebenfalls unter dem Namen Mahagoni an den Endverbraucher gebracht werden.

Bei Steinway verbirgt sich m.W. hinter „Mahagoni“ das relativ preiswerte Sapeli, das die meisten im Rohzustand als Zigarrenkistenholz bezeichnen würden. Bei normaler Maserung (nicht zu verwechseln mit sog. Pyramiden, Maser, Riegel oder Pommele) ist der Furnierpreis DEUTLICH niedriger als für gut gemaserten Europäischen Nussbaum. Und weil das glatte Sapeli keine ausgeprägte Maserung hat, muss man bei Auswahl und Zusammensetzen der Furniere viel weniger Zeit investieren als bei einem Nussbaum mit betont streifigem oder gar blumigem Aufbau.
Viele (die meisten?) Flügel haben übrigens auf der Innenseite des Rims Sapeli/Mahagoni-Furnier, als Abweichler fällt mir gerade nur Steingräber mit seinem schönen Vogelaugen-Ahorn ein.

Die Furnierkosten sind übrigens nahezu vernachlässigbar - der drastische Preisunterschied zu lackierten Instrumenten (die übrigens meist auch furniert sind) resultiert aus dem hohen Arbeitsaufwand, angefangen schon beim zeitintensiven Einkauf mit selektiver Auswahl, über das fachgerechte Zusammensetzen der Furniere bis hin zur mehrfachen Lackier- und Polierdurchgängen.
Sehe ich wie Du.
Pyramiden-Mahagoni wurde in der Preisliste von Steinway ja auch angeboten. Links unten in der Preisliste steht es als Furniervariante, deren Preis auf Anfrage mitgeteilt wird.
Anscheinend waren aber viele Käufer damals gewillt, den Aufpreis für Pyramidenmahagonifurnier zu zahlen. Gebraucht tauchen gefühlt mehr Pyramidenmahagonifurniersteinways ;-) auf, als solche in "normalem" Mahagoni. Ich finde beide schön.

Fazioli hat neben Steingraeber noch spezielles Furnier auf der Riminnenseite. Ich denke auch Vogelaugenahorn.
 
Sehr interessant finde ich, daß "Nußbaum poliert" tatsächlich teurer war, als "Mahagoni poliert".

Diesbezüglich habe ich neulich gelesen, dass Nussbaumholz in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts für den Bau von Gewehrschäften genutzt wurde.

Dazu habe ich folgende Seite gefunden

http://www.peterlock.de/gewehrschfte


Auszug

„Walnussbestände im 20. Jahrhundert in Deutschland: Bei dem Studium der verfügbaren Literatur zu Walnüssen bin ich überraschend wieder meinen sozialwissenschaftlichen Themen begegnet. Übereinstimmend in unterschiedlichsten Quellen wird berichtet, dass die beiden Weltkriege zu erheblichen Bestandsrückgängen bei Nussbäumen geführt hätten, da Nussbaumholz zur Fertigung von Gewehrschäften in großen Mengen benötigt wurde(1). In keiner dieser Schriften zu Walnüssen fand sich ein konkreter Quellenverweis für diesen offensichtlichen Konsens, der angesichts der Massenheere und deren große Bedarfe in diesen beiden Weltkriegen zunächst sehr plausibel erscheint.“
 
Die M. scheinen keine so ganz detaillierte und richtige Ahnung zu haben von den alten Konzerflügeln. Wenn die die verfügbaren Infos ("Official Book to Steinway Pianos", Roy Kehl, David Kirkland) sorgfältig gelesen hätten, dann wäre denen klar geworden, dass der Wechsel von 17 auf 20 Basstöne im Frühjahr 1884 erfolgte, und nicht irgendwann 1886 oder 1888.

Das korreliert mit einer "Beratung", die sich sein Bruder leistete, von mir einst um Rat gefragt, was von der Anschaffung eines 1877er Konzerters zu halten sei, und der auf deren weißen Flügel von 1872 .... verwies, mit einer Bemerkung, dass man beim Stimmen gleich mal die Werkzeugkiste daneben stehen lassen könne..., also instabil, schönes Möbelstück mit Schnitzverzierungen, statt brauchbarem Musikinstrument. Aber einen Preis von knapp 40.000 EU dranschreiben. Und: Nicht achtend der Tatsache, dass der Centennial stimmstabil ist mit abgedecktem Stimmstock, hingegen die Konzerter vor Dezember 1875 alle einen offenen Stimmstock haben. Teils auch noch die erst parallel zum Centennial bis 1878 gebauten Konzertflügel älteren Typs. ... Sollte man wissen, wenn man sowas redet, statt einen auf Auskenner zu mimen und die Leute ins Bockshorn zu jagen.

Den riesigen Technologie-Fortschritt des Centennials i.V. zu älteren Konzertern haben die also irgendwie nicht auf dem Pin gehabt. (Und ich hatte dennoch, trotz Abgeraten-Bekommen - den Mut, den 1877er Centennial zu kaufen - na, woanders, welch eine Zumutung....)

D.h. der "moderne" D-Flügel mit 20 Basstasten existiert seit 1884. Man sollte auch nicht darzustellern versuchen, dass es irgendwie ein "Vorteil" sein könnte, 20 statt 17 Basstöne zu haben, oder dieses zu denken nahelegen ("insinuieren"). Der Centennial hat hinter den 17 Basstönen auch noch sechs weitere Töne im Tenor mit Kupferumspinnung. Zudem hat der Centennial echte fünf volle Saitenfelder, und beim Betrachten des modernen D finden sich keine ... vollen durchgehenden Verstrebungen der Gussplatte..., es sind nur so ca. "viereinhalb" Saitenfelder. Irgendwoher müssen ja die Gewichts-Unterschiede ziwschen dem Centennial (>>650 Kilo) und dem modernen D (480-500 Kilo) herkommen.

Das ist nicht der einzige Hammerweitwurf bei der Saniererei des Centennials dorten. Mir ... persönlich ... geht schon auf den Zeiger, wenn die in westfälischer Bräsigkeit den Namen des Herstellers "Schteinweh" sprechen, statt "S-tein-weei". Der alte M. Fr. war ein Könner, fachlich, und einen guten Meister (min.) haben sie auch, der angestellt ist. Dafür bin ich vom Friedbert M mal übel behandelt worden, als ich das Gestell für eine Zweit-Klaviatur kaufen wollte - er behandelte mich, als wäre ich wohl ein "Fälscher" ..., als wolle ich wohl vermittels des originalen Steinway-Gestells einen anderen billigeren Flügel auf "Fake-Steinway" umfuddeln... Seit diesem Ereignis habe ich deren Laden niemals wieder betreten.

Schade. Da wohnt man nichtmal 800 Meter von deren Meisterbude, will sich seither aber für gutes Arbeiten an dem Flügel die Kompetenz von weiter weg herholen.
 
Und die Nußbaum-Gewehrschäfte gibt es ja nicht erst in der ersten Hälfte des 20. Jh., sondern schon sozusagen seit jeher - also seit es Gewehre gibt. Eine Konkurrenz zwischen Furnierholz und Holz für Gewehrschäfte dürfte dabei die längste Zeit nicht bestanden haben, weil man für die Furniere im Biedermeier und später gerade das krumme (lustiges Wortspiel, wa?), astreiche, wimmerig gewachsene, wie man so sagt, und oft auch Wurzelholz ausgesucht hat und für die Gewehre das Gegen-IMG_20230204_001045494.jpgteil, also gerade, nicht drehwüchsige, astfreie Stücke usw. Erst als man ab Mitte des 20. Jh. im Möbelbau auf das langweilig-sterile, astfrei-gradlinig-nichtssagende Schälfurnier gesetzt hat (aufgrund dessen einem die hässlichen 50-plus-er-Jahre-Klaviere ja auch hinterhergeschmissen werden), hätte da eine Konkurrenzsituation zwischen Möbel und Waffen-Nussbaum eintreten können - aber da haben die (zumindest massemäßig ausschlaggebenden) Militärgewehre bereits auf ausschließlich Metall und bald schon zusätzlich Plastik umgestellt ...
Zur Illustration hier noch Schaft- und Möbelnussbaum aus dem 19. Jh. friedlich vereint ...
 

eine Konkurrenzsituation zwischen Möbel und Waffen-Nussbaum
Abgesehen von der Massenfabrikation, die ja inzwischen von Kunststoff dominiert ist, haben die Schafthersteller beim Einkauf die Nase vorn. Da werden nämlich Preise gezahlt, die WEIT über denen für Furnier- oder gar Möbelfabrikation liegen. Faktor 100 ist bei optimalem Holz durchaus möglich, aber natürlich nur bei Waffen die klar im fünfstelligen Bereich liegen.
 
Der Maiwald weist ja explizit darauf hin, dass das alte Elfenbein nicht mehr zu retten war.
Man manche es wie der Klaviermacher selig einst. Der hatte eine ansehnliche Sammlung abgeknibbelter Elfies greifbar, und wäre damit in der Lage gewesen, jedwede Flügelklaviatur zu sanieren. (OK, scheidet mittlerweile für Profis aus, weil Elfenbein in die Nähe von Kokain oder Heroin gerückt scheint.)

Die Maiwalds machten es sich einfach: Klaviatur ab zur Steinway-Tochter Kluge nach Remscheid - der Kunde wird's ja wohl zahlen, oder zu zahlen haben.

Interessant wird dann, ob der Centennial schon verkauft ist, oder zu welchem Kurs er angeboten werden wird. (Nicht für mich, hab schon einen - feinen ...)

Betreffs Musik, ganz bestimmt nichts selbst Improvisiertes, m.W. kann keiner von denen Klavier spielen.
 
Abgesehen von der Massenfabrikation, die ja inzwischen von Kunststoff dominiert ist, haben die Schafthersteller beim Einkauf die Nase vorn. Da werden nämlich Preise gezahlt, die WEIT über denen für Furnier- oder gar Möbelfabrikation liegen. Faktor 100 ist bei optimalem Holz durchaus möglich, aber natürlich nur bei Waffen die klar im fünfstelligen Bereich liegen.
Na ja, bei Gewehren im fündstelligen Bereich ist das dann aber auch Minimum kaukasischer Wurzelnussbaum oder so ... Der Kaukasier himself lacht sich wohl schlapp über Leute, die ihm sowas abkaufen, und benützt selber lieber einen vom Lastwagen gefallenen Автомат Калашникова ... Und ich würde auch von einer fündstelligen Büchse abraten: :010:: Stell dir nur mal vor, aus Versehen lässt du die an der Bushaltestelle liegen oder vergisst sie im Schirmständer von nem Café ... :016:: Da kannst du dann lang auf ne neue sparen ...
 
Abgesehen von der Massenfabrikation, die ja inzwischen von Kunststoff dominiert ist, haben die Schafthersteller beim Einkauf die Nase vorn. Da werden nämlich Preise gezahlt, die WEIT über denen für Furnier- oder gar Möbelfabrikation liegen. Faktor 100 ist bei optimalem Holz durchaus möglich, aber natürlich nur bei Waffen die klar im fünfstelligen Bereich liegen.
Für die vernarrischsten Holzkenner und -liebhaber hätte ich einen Tip. Es gibt auf ebay gelegentlich in der Bordeaux-Weinrubrik den "Holzgolf". Dahinter verbirgt sich mein Weinfreund Johannes Behnisch aus Telgte bei Münster, der als Edelholz-Importeur sein Geld verdient, indem er in den Flieger klettert, sich mit den Waldbesitzern, den Maharadschas, Sultanen, Königen und Fürsten der malaiischen Inselwelten zum Golfspielen verabredet, und dort dann beim Whisky oder Bordeaux Geschäfte betreffs Tropenhölzern einfädelt. (Provisio: Er ist ein paar Jährchen älter als ich, ob er noch aktiv ist, müsste erfragt werden.)
 
Na ja, bei Gewehren im fündstelligen Bereich ist das dann aber auch Minimum kaukasischer Wurzelnussbaum oder so ... Der Kaukasier himself lacht sich wohl schlapp über Leute, die ihm sowas abkaufen, und benützt selber lieber einen vom Lastwagen gefallenen Автомат Калашникова ... Und ich würde auch von einer fündstelligen Büchse abraten: :010:: Stell dir nur mal vor, aus Versehen lässt du die an der Bushaltestelle liegen oder vergisst sie im Schirmständer von nem Café ... :016:: Da kannst du dann lang auf ne neue sparen ...
Tscha, wer hatte nochmal seine Amati oder Stradivari in der Straßen- oder U-Bahn liegengelassen... Und es war nichtmal seine, sondern ein vom Geldanleger an einen begnadeten Violinisten ausgeliehenes Edelhölzchen... Damit das Klangholz immer gut beschäftigt sei.

Ich habe einmal im Leben eine Guarneri gehört, das werde ich niemals vergessen, diese Kraft und Anmut... Da ist die Anna Kalashnikova bei scharfer Aussprache doch erheblich unkultivierter, nur falls man sowas vergleichen darf.
Eine Anna K sollte mal in Kabul für unter 800 EU zu haben sein ...
 
Ich habe einmal im Leben eine Guarneri gehört, das werde ich niemals vergessen, diese Kraft und Anmut... Da ist die Anna Kalashnikova bei scharfer Aussprache doch erheblich unkultivierter, nur falls man sowas vergleichen darf.
Darf man vielleicht insofern vergleichen, als Paganini himself seine Lieblings-Guarneri ja "il cannone" genannt haben soll, Kanone also, die hat wohl nen ordentlichen Impact gemacht.
Aber eigentlich gehören Geigen nicht in diesen Nussbaum-Thread: :010: ! Mannomann ...
 
Hier noch der originale Beitrag mit der Preisliste die wir eingescannt und veröffentlicht haben.
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