So etwas in der Art war es bei mir auch.
Ich war eine blutige Anfängerin, ein Grünschnabel, pianistisch und flügeltechnisch. Aber wie ich zu diesem Flügel gelangt bin erzähle ich immer wieder gerne, denn geplant war das alles nicht.
„Warte nur ab!“, hat eine Bekannte wenige Monate zuvor gesagt, „irgendwann hast Du einen Flügel bei Dir stehen“. Sie wusste es damals besser als ich, zwei Dinge sprachen eigentlich dagegen. Wenige Monate später habe ich eine Probestunde bei einem KL genommen der mir gesagt hat, dass man für 20.000,00 schon einen passablen Flügel erstehen könne. Also habe ich am Donnerstag, den 2. Februar 2012
im Forum danach gefragt.
Am nächsten Morgen habe ich eine PN gelesen, mir wurde mein Bechstein angeboten. Auf der verlinkten Seite offenbarte sich ein sehr altes Instrument mit schönem Notenpult. Aber diese pummeligen Beine….
Etwas später hat ein ehemaliges geschätztes Mitglied (Klavierbauer) mir auch eine PN geschickt und eine dritte kam von einem Klavierbauer in Freiburg. Preislich interessant war das erste Angebot aber ich mag diese pummeligen Beine des Flügels nicht (und das hat sich bis heute nicht geändert obwohl ich den Flügel liebe). Also habe ich dem Klavierbauer gesagt, dass ich nicht an diesem Instrument interessiert sei. Nachmittags, ich saß am Rechner und habe mich geräkelt und die Augen geschlossen, schoss mir wie ein Blitz ein Bild vor dieselben. Vor meinem inneren Auge flammte kurz eine schwarz glänzende Tastenklappe auf und der Teil eines Schriftzuges in Messing war sichtbar: „Hoflieferant“. Mir wurde augenblicklich klar, dass ich in der Nacht von dem Flügel geträumt habe. Da ich nicht an Zufälle glaube und der Meinung bin, dass vieles eine Fügung des Schicksals ist, habe ich den Anbieter des erstes Flügels kontaktiert, es war Tag 1 nach dem Angebot. Spontan habe ich mich entschieden nach München zu fliegen um den Flügel kennenzulernen. Dies geschah an Tag vier nach der PN mit dem Angebot des Flügels. Übrigens war dies der erste und einzige Flügel, den ich damals angespielt habe. Denn eigentlich wollte ich (noch) keinen kaufen.
Und nun zurück zur blutigen Anfängerin. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst etwa 180 Stunden Klavier „gespielt“. Zuvor hatte ich Unterricht bei einem KKL und drei Wochen vor dem Anspielen des Flügels hatte ich bei meinem neuen KL angefangen. Ihn habe ich auf den Flügel angesprochen und er hat gesagt, dass das Instrument im ersten Schwung der Begeisterung schnell gekauft sei, er aber zu Bedenken gebe, ob ich in diesem Augenblick über genügend Hör- und Spielroutine verfüge, um den Klang und die Spielweise angemessen zu beurteilen.
Das war sehr diplomatisch ausgedrückt anlässlich meiner nicht vorhandenen Kenntnisse unf Fähigkeiten. Vor meinem Flug hat der zweite Klavierbauer mir versichert, dass er sowohl das Instrument kenne (es sei klasse) also auch den anbietenden Klavierbauer. Entschlussfreudig wie ich bin saß ich also im Flugzeug und habe den alten Herrn am 7. Februar 2012 kennengelernt. Als ich ihn angespielt habe, konnte ich plötzlich nichts mehr von dem wenigen spielen. Zum Glück hatte ich einen Freund mitgenommen, der über weitaus mehr pianistische Erfahrung verfügt. Was er gespielt hat weiß ich nicht mehr – ich glaube Chopin – aber meine Gänsehaut war deutlich spür- und sichtbar. Ein sehr kleiner Raum, der Deckel stand offen und trotzdem war das Zimmer erfüllt von wundervollen Klängen.
Als ich es dann erneut versucht habe hat es besser geklappt und ich denke, dass mich zuvor – in Anbetracht des Alters und Klangs - eine Mischung aus Demut und Ehrfurcht blockiert hat.
Einige Erfahrungen in meinem Leben haben mich misstrausich gemacht, ich vertraue nicht schnell einem Menschen. Aber ich höre gerne auf mein Bauchgefühl und das war gut – sowohl in Bezug auf den Flügel als auch auf den Klavierbauer. Die Zusage zum Kauf war dann nur noch eine reine Formsache. Ein Monat später wurde er angeliefert und schwebte, am Haken eines Autokrans, der Flügelwohnung entgegen.