"Spiel mal was" - Spontanität und "Populärmusik" am Klavier

@Gefallener

Man findet Leute, mit denen man Musik macht. Eine Gruppe, mit denen ich ein paar Jahre spielte und auch 15x oder so mit denen auf der Bühne stand, habe im 'Neuland' (aka Internet) gefunden.

Auftrittsmäßig habe ich die letzten Jahre von solo (Sax, Piano) über Duo (Freundin spielt Kirchenorgel), kleinere Besetzungen (Holzbläser, bis ca. 8 Leute (Barissax, Kontraaltklarinette), und Triosoante, zwei Flöten, ich am Barisax, Klavier) bis Big Band gespielt.

Zwischenducrh bei zwei Kirchenbands (als Häretiker!) an den Tasten ausgeholfen. Und sogar im Trio mal Percussion gespielt.

Und ab und zu treffe ich mit Musikern zum Zusammenspielen, Jammen oder praktische Erarbeitung von Musiktheorie.

Wenn man will, findet man Leute. Ich habe das eher das Problem, dass ich nicht genügende Abende in der Woche habe ... eigentlich wollte ich auch wieder in einem Chor singen, kriege ich aber zeitlich nicht gut unter.

Die Musiker, mit denen ich zusammen spielte, waren ca. von 11 bis 71. Generationenübergreifend, sozusagen.

Also, soooo kulturpessimistisch sehe ich das nicht. Gibt ja heute mehr Möglichkeiten zusammen zu finden, z.B. Forentreffen kannte ich von früher gar nicht. Weil ohne Internet kein Internetforum. :-)


Warum spiele ich? Weil ich muss. Das war schon immer mein Bedürfnis. Ich hab die Musik in mir drin und sie muss irgendwie raus. Glücklicherweise tut es mir auch noch sehr gut. Programmieren, mein Beruf, ist übrigens ein hervorragender Ausgleich zur Musik. :-)


Grüße
Häretiker
 
@Häretiker

Nun, in diesem Fall funktioniert ist. Das was ich zu sagen versuchte war nicht ganz ohne autobiographischen Einschlag.

Ich habe soetwas nicht. Klar spiele ich in einem Orchester ( Trompete ), Salonorchester ( Klavier ), diversen kleineren Bläsergruppen, Blasmusik - Kapellen, ab und an Orgel im Gottesdienst, auch hier und da mal Solo - Trompete.

Aber in keiner dieser Formationen wird man vom Potential her ausgelastet (terminlich schon, jo).

Jeder Musiker könnte etwas spontan aus dem Hut zaubern:

Hier ist man nicht mal in der Lage ( im Falle der Blasmusiken ) ein Prosit auswendig zu spielen geschweigedenn Happy Birthday oder sonst irgendwas was man halt auch mal häufiger braucht.

Ich verstehe es nicht. Ohne Noten hört die Musik auf ( obwohl sie mit ihnen noch nicht einmal begonnen hat! Schlichtweg aus dem Grund weil das Gehör so rudimentär beteiligt ist und dem Auge unterstellt ist, dass, für einen "Hörsport" einfach zu wenig über die Lauscher passiert.)

Meine ""Jamsessions"" kann ich in den letzten 20 Jahren an einer Hand abzählen. Meistens weil man ausversehen auf irgend ner Feier übrig blieb mit noch einem und einem Klavier.
Ob das letztlich geil war, ka. Weiß ich nicht mehr. Aber man hatte nen mords Spaß.

Hier will das keiner. Hier juckt das keine Sau. Hier wird ein Tusch auf Notenpapier verteilt und rumtransponiert.

Hier nudelt man Titel runter die vor 50 Jahren schon "out" waren.... Hier kommt niemand ansatzweise auf die Idee "hey den aktuellen Titel finde ich geil .. lasst den mal spielen" ... Warum?! Warum ist das so?

Und die Alternative? Ich habe leider nie Musik studieren wollen. Dann hätte ich jetzt vielleicht ein Umfeld dass da mitziehen würde. Vielleicht denke ich zu romantisch und "Volksnah" und erwarte "dass der Klarinettist aus dem eignen Dorf alles was er hört sofort nachspielen kann."

Es ist absolut schrecklich gefangen in sich selbst zu sein. Und schlimmer noch, zu sehen, dass alle gefangenen sich nicht einmal untereinander helfen können/wollen.

Ein letztes, ein anderes Bild: Wieso verdammt knutschen 95% der Musiker nach "Dr. Sommer" Kuss - Anleitung? ( 3x hoch, 2x umkreisen etc. pp. ) , was "malen nach Zahlen gleich kommt" ...

Von mir aus gehen sie darin auf. Und für sie, die sie es nicht anders wissen können, ist es der das Höchste ... Wo aber trifft man die =()&!=§" 5% die noch "untheoretisch" ,"intuitiv" musizieren?
 
@Gefallener

Welche Möglichkeiten hast Du denn so? Ich bin zumindest in der Nähe einer Großstadt (Aachen, 10km). Da hat man mehr Möglichkeiten. Für die Big Band-Probe fahre ich 75 km in die nächste Metropole (Köln), da werde ich auch insgesamt am meisten musikalisch gefordert. (Die Krichenbands waren allerdings in der tiefen Provinz.)

Also >= Big Band suchen, so Du mit dieser Musik was anfangen kannst. :-)

Jaja, die Notenfixiertheit ... Kölner Karneval, Vater spielt mit Waldhorn abwechselnd zwei Karnevalslieder, kleiner Filius schlägt die Basstrommel. Für die zwei Lieder hatte er Noten ...

Oder Treffen organisieren, gibt doch sicher ein Trompetenforum. Oder fremdgehen und bei einem Saxophontreffen fragen, meine Freundin war auch mal bei einem Treffen dabei als Quotenblech (Posaune).


Auf der anderen Seite: Ich kenne jemanden, der würde gerne Richtung Jazz und Improvisation nicht nur beim Lehrer, aber bei ihr (Region Eifel) gibt's da nix. Also haben wir uns mal so getroffen, kennen tu ich sie vom Treffen aus dem Saxforum.


Grüße
Häretiker
 
Inhaltlich wurde eigentlich alles geschrieben, hier nur mal ein kleines Video zu dem Thema... mit vier Akkorden (1-5-6-4) lässt sich sich schon ne ganze Menge anstellen ;)



Ich kann auch nur empfehlen, erstmal genau diese Harmoniefolge in allen Tonarten und Lagen zu musizieren. Dann legt man noch Melodien drüber und fertig ist der Chart-Hit-Mix, komplizierter wird es da nämlich in der Regel nicht.
 
  • Like
Reaktionen: Leb
Auf der anderen Seite: Ich kenne jemanden, der würde gerne Richtung Jazz und Improvisation nicht nur beim Lehrer, aber bei ihr (Region Eifel) gibt's da nix. Also haben wir uns mal so getroffen, kennen tu ich sie vom Treffen aus dem Saxforum.
Trier, Mayen, Cochem, Koblenz?
Letztens saß ich in einem Bopparder Gasthaus wegen eines Jazz abends mit einer Freundin.

Aber stimmt, je nachdem wo man in der Eifel wohnt, muss man weit fahren
 
Trier, Mayen, Cochem, Koblenz?
Letztens saß ich in einem Bopparder Gasthaus wegen eines Jazz abends mit einer Freundin.

Aber stimmt, je nachdem wo man in der Eifel wohnt, muss man weit fahren

Von dieser Liste ist Cochem (92km) noch am nächsten. Außer Mayen (97km) alle anderen weiter weg als 100km.

Von ihr aus ist Köln ja noch näher (70km). :-)

Grüße
Roland
 
Zuletzt bearbeitet:
Sicherlich ist der Schritt von Gruppe 2 zu Gruppe 1 auch eine Sache der Erfahrung.
Nein,
es ist ausschließlich eine Sache der Erfahrung. Und zwar der richtigen.
Musiker/Musikanten die nur nach Noten spielen können und ohne diese aufgeschmissen sind, werden natürlich nie spontan sein können.

"Alleinunterhalter", wie Du sie nennst, haben bestimmte Muster verinnerlicht, von denen sie wissen, dass sie funktionieren und immer gut ankommen. Ein flott geschmettertes Arpeggio über die gesamte Klaviatur als Intro kommt immer gut. Dann ein ein markiger Polka in der linken Hand und die Leute können gar nicht anders als mit zu wippen. Was Du danach machst ist dann eigentlich schon völlig wurscht. Entweder Du hast das Publikum in den ersten 4 Takten oder es wird ein steiniger Weg...

Also lerne Arpeggios und Polka *ggg am besten nach Noten *gggggggg

Um zu "imponieren" muß man ein Stück nicht Ton für Ton präzise nachspielen können. Man muß den Charakter des Werks verstanden haben und das Ganze in aller Inbrunst und Überzeugung rüberbringen. Die Leute merken, ob Du hinter dem stehst was Du da spielst. Und weniger ist da oft mehr.

LG
Manfred

Nachtrag:
Und lerne Evergreens.
Walzer Nr 2 von Shostakovich ist immer ein Renner. Und wenn da einer kommt und meint: "Coole Mucke aber kannste auch was von Metallica?", dann donnerst ihm eben ein Nothing else matters.

Jarrod Radnich ist ein wunderbares Beispiel für Populismus kombiniert mit Angebertum, mit dem man aber jeden Saal rockt. Es geht natürlich auch ne Spur kleiner :-).
 
Zuletzt bearbeitet:

Zurück
Top Bottom