Zu Tipp Nr. 1 (ich übernehme Deine Zählung): Du könntest eine der Stimmen in der Tat nicht mitlaufen lassen, um einen stabilen Bordun (Quinte g-d) unterlegen zu können. Was der Komponist allerdings als maßgeblich ansieht, ist allein seine Entscheidung. In Tipp Nr. 3 würde ich nicht nur aus optischen Gründen bei der halben Note bleiben - um nämlich dem Abschluss des Horn-Einwurfs ein gewisses Gewicht mitzugeben. In der Praxis läuft manches anders ab als auf einem MIDI-File - da kommen psychologische Spannungsmomente, raumakustische Besonderheiten etc. hinzu, die der PC natürlich nicht liefert. Der Idealfall, um aus solchen Projekten etwas für die Praxis zu lernen, ist die Zusammenarbeit mit Instrumentalisten und Ensembles, wo sehr schnell klar wird, was praxisgerecht und gut umsetzbar ist und was eher nicht. Deshalb wünsche ich Dir die Möglichkeit, Dein Werk mit einem kleinen Orchester praktisch zu realisieren - wobei ich gleich vorausschicke, dass Du gar nicht besonders viele Veränderungen vornehmen musst. Wer das Wesentliche zur Funktionsweise des frühklassischen Orchesters so gekonnt mit gerade mal fünfzehn Jahren erfasst hat, wird im theoretischen und praktischem Metier schnell weiterkommen und sich das spätklassische, romantische und "moderne" Orchester als schöpferisches Terrain schnell erschließen können. Ach ja, die Triangelschläge zu den Streicher-Pizzicati lassen sich auch kurz ausführen - ein Zusatz wie "sofort/schnell dämpfen" signalisiert dem Spieler, dass er einen klanglichen Akzent und keine Klangfläche durch langes Nachklingen ("lasciare vibrare") hervorbringen soll. Übrigens würde ich mich nicht nur auf organisatorisch aufwendige Projekte mit Orchester konzentrieren, sondern auch kammermusikalische Aktivitäten ins schöpferische Arbeiten einbeziehen - da ist es eher möglich, Interpreten zu rekrutieren, von deren praktischer Erfahrung man unwahrscheinlich viel profitieren kann.
Das sind alles Äußerungen eines Berufsmusikers, der zunächst eine pianistische Ausbildung (nach Anfängen auf der Orgel) erhalten und anschließend Komposition und Musiktheorie studiert und unterrichtet hat - und heute als Berufschorleiter, Arrangeur, Pianist, Komponist, Organist, Korrepetitor etc. ein recht vielfältiges Aufgabenspektrum national und international abdecken darf. Dies sei als Antwort auf die Frage nach der beruflichen Tätigkeit nachgereicht, die aus früheren Beiträgen herauszulesen war. Auf jeden Fall bist Du mit diesem Projekt auf einem viel versprechenden Weg angekommen - und ich kann Dir versichern: Es bleibt hochinteressant und spannend. Es lohnt sich, in diesem Sinne am Ball zu bleiben - alles Gute dabei wünscht Dir
Rheinkultur