Sex sells - legitim bei Pianistinnen?

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@fisherman Ich kann irgendwie den Zusammenhang nicht sehen den du anscheinen herstellst - zwischen einer Pianistin, die mal schlecht gelaunt ist und einer Pianistin, der du die Attribute unterstellst, welche Mick an ihr nicht kennengelernt hat.
Sicherlich ist ihr bewusst, welche Wirkung ihre Kleiderwahl auf ihre Karriere hat. Deshalb muss man ihr aber ja nicht den künstlerischen Anspruch absprechen. Diese Folgerungen kann man eher bei Pop-Sternchen finden. Manche machen sich ja nicht mal mehr die Mühe, überhaupt zu singen, sondern sehen nur noch [ichspareesmir] aus.

Hallo Anne, mein Ärger hatte gar nichts mit YW's Spiel und schon gar nichts mit Ihrer Kleidung zu tun! In der ersten Hälfte des Konzerts (ich ging ja zur Halbzeit;-)) hat sie technisch wunderbar gespielt, wenngleich mir das Herzblut fehlte (auch vom Kritiker angedeutet). Aber das sei Ihr gerne nachgesehen, zumal das ohnehin höchst subjektiv ist. Worum ging es mir?

YW betritt die Bühne. Frenetischer Applaus. Kein Lächeln, keine angedeutete Verbeugung. Nix. Gut, das war vll. die Konzentration (aber keine gute Kinderstube!).
Während des Spiels: Stoische Miene - ein Roboter. Keine Gefühlsregung sichtbar. Auch ok.
Beim Applaus: Nichts - nur eine arrogante Miene. Keine Freude, keine Erleichterung - nix. Roboter!
Beim "großen Applaus" vor der Pause springt sie vom Hocker auf und verlässt die Bühne ohne ein sichtbares "Dankeschön" (für ein sehr gutes Publikum!!!). Als der Applaus nicht abebbt, betritt sie sichtlich genervt und verärgert die Bühne nochmals, dreht sich um und verschwindet.

Nun, vielleicht hatte sie Darmprobleme?

Ein Konzert ist ein Wechselspiel zwischen Interpret und Publikum. Der Interpret gibt im besten Fall alles (und zeigt vll. auch mal, dass es ihm Spaß macht?). Dafür ist das ideale Publikum artig, hustet nicht, fotografiert nicht und klatscht an den richtigen Stellen möglichst enthusiastisch. Das ist eine Art Kommunikation, ein Wechselspiel. YW hat diese Kommunkation an diesem Punkt bewusst abgebrochen und signalisiert, dass Ihr das Publikum ziemlich am A... vorbei geht. Von mir aus kann sie da Zugaben geben, so viel sie will (ich finde ein "Zugabenfeuerwerk" ohnehin Blödsinn!), wenn vorher nichts zwischen den Akteuren passiert.

Du erinnerst Dich an den alten Faden: "Wie verhalte ich mich NACHHER? Wie nehme ich Applaus entgegen?". DAS meinte ich.
 
@fisherman Danke für die Erklärung! Dieses Verhalten finde ich in der Tat auch sehr ärgerlich - zumal ohne erkennbaren Grund (wie zb Störenfriede im Publikum). Man muss seinen Frust nicht am Publikum ablassen - vielleicht hat sie sich mit jemandem gestritten, oder der Veranstalter war blöd oder sie hatte Zahnschmerzen oder oder oder. Trotzdem ist es halt passiert... sie ist eben auch nur ein Menschlein... Man kann nur hoffen, dass sie nicht irgendwelche besonderen Star-Allüren entwickelt. Wobei... mir persönlich ist's völlig egal :-D
 
Beim "großen Applaus" vor der Pause springt sie vom Hocker auf und verlässt die Bühne ohne ein sichtbares "Dankeschön" (für ein sehr gutes Publikum!!!). Als der Applaus nicht abebbt, betritt sie sichtlich genervt und verärgert die Bühne nochmals, dreht sich um und verschwindet.
So jetzt gebe ich mal meinen Senf dazu, ich dürfte mal einen weiblichen Geigensuperstar im Konzert erleben. Sie bestritt nur den ersten Teil des Konzerts. Im Programm hieß es , sie spiele jenes Stück mit Orchester und ein 2. Solostück. Nun mit Bravour wurde das Orchesterstück erledigt, dann erfolgte aber ein mehrmaliges Heraus- und Hereingerenne zusammen mit dem Dirigenten, so dass man dachte nach dem ersten Stück wäre Schluss! Es nervte nur noch! Dann als Zugabe gab es schließlich das angekündigte Solostück, eine echte Zugabe gab es trotz mehrmaligem Heraus und Hereingerenne nicht!

Ganz anders bei oben erwähntem Konzert von Wang, die Pause sollte anscheinend dem Publikum schon gereichen, um die Sololistin hin und her zu scheuchen, dabei war das Konzert doch noch gar nicht zu Ende! Und Zugabe gibet dann natürlich auch nicht! Die Zuschauer haben falsch gehandelt, und noch nicht mal gemerkt! Eine solistin hat während des Solovortrages keinen Moment Pause - im Unterschied zu einem Orchesterstück mit Soloinstrument. (Außerdem war laut Kritik der Vortrag nicht so perfekt, wie ihn sich Wang selber wohl vorgestellt hätte, und empfand den jetzt unpassenden übertriebenen Applaus als Marter und nicht als Belohnung)

Wärest du geblieben, hättest du 8 Zugaben nach dem 2. Teil des Vortrags erleben dürfen und eine entspannte Yuja Wang!

Also war deine Verärgerung rein auf deinen Erwartungen erwachsen, dass die Solistin schon Männchen machen muss, obwohl noch nicht mal die Hälfte ihrer "Arbeit" erledigt war.
 
@elli
Ach, Quatsch! Zugaben sind eine Zumutung/Vergewaltigung. Teilweise für beide Seiten! Das ist m.E. stillos. Der Künstler hat seine Arbeit gemacht. Es braucht KEINE Zugabe! Und wenn alles rund läuft und alle happy sind und man sich "glückstaumelnd in den Armen liegt", dürfens von mir auch mal zwei sein. Aber 8? das ist ballaballa. Vielleicht wars das schlechte Gewissen? Vielleicht war alles nur ein Unverständnis meinerseits, was die asiatische Seele angeht? M.W. ist man in China ja recht materialistisch (Zugabe=Ware) und hält sich mit Mienenspiel und Gefühl zurück? Das würds natürlich erklären, aber bei einem internationalen Star nicht entschuldigen.

Was habe ich erwartet? Ein Lebenszeichen! Wollte nur mal spüren, dass da vorne kein asiatischer Roboter saß. Und - zur Pause: Ein (notfalls gequältes - falls unzufrieden mit sich) Lächeln, die Andeutung eines Kopfnickens. Aber auch das war bei YW zuviel verlangt.

Ich will keine Musiker hin uns her scheuchen, will keine Zugaben! Ich will den minimalen Dialog. Künstler spricht (mit Musik). Publikum antwortet (mit Apllaus). Künstler nimmt Applaus entgegen. Ist das ZUVIEL verlangt? Die Verweigerung dieser Entgegennahme empfand ich als Beleidigung und habe mich entsprechend entfernt.

Bei dem Konzert mit Igor Levit kürzlich wars das Gegenteil: Ein sichtlich glücklicher, mit Leib und Seele spielender Künstler, der sich sichtlich über den Applaus freute und nach seiner "tour de force" demonstrativ den Flügel schloss. So wars genau richtig.
 
Also das zarte Gretchen kommt bei Wang mehr heraus, die anschwellenden und zurücknehmenden Phrasen sind ebenfalls bei Wang feiner überhaupt ist das feine Spinngewebe mit der sich auftuenden Melodie wesentlich besser herausgearbeitet - tut mir leid für mich ist Kissin dagegen Holzhacker im Vergleich. (:girl:, dass musste jetzt sein, da es ein die Hand nicht reichen können in dieser Klasse nicht gibt!)
 
Ich habe dieses häufiger über Grigory Sokolovic gelesen :

"Tritt Grigory Sokolov auf eine solche Bühne, hat er etwas Gnomenhaftes an sich. Ein wunderlicher älterer Herr, der gleich einer Marionette zum Flügel stakst, die Gesichtszüge maskenhaft verschlossen, die Füße tapsig voreinander gesetzt, kein Blick ins Publikum, kein Auftrittsgebahren, keine Show. „Ich mag all die Dinge nicht, die nichts mit Musik zu tun haben. Alles, was die Musik stört, entzieht ihr die Kraft und hat keinen Platz neben ihr. Es ist ganz normal, dass man diese anderen Dinge nicht mag, wenn man die Musik mag”, sagt Sokolov dazu. All das störende Beiwerk des Konzertlebens ist ihm zuwider: Der Zwischenapplaus, der Smalltalk mit dem Publikum, der Rausch des Beifalls, die Star-Interviews und die überall kultivierten Signierstunden. Stattdessen inszeniert Sokolov das Unscheinbare: Verhuscht und geduckt erklimmt er mit dem unnahbaren Charme des Aus-der-Zeit-Gefallenen die Bühne, er setzt sich, spielt und taucht ab. Wenn die Zuschauer am Ende des Konzerts toben, stampfen und klatschen, schenkt er ihnen mit viel Glück ein kurzes Nicken nach der letzten Zugabe, dann huscht er zurück in die Garderobe."

Quelle: Crescendo.de

Leider habe ich weder ihn, noch Yuja Wang live konzertierend erlebt.

Zugewandtheit würde ich nach einem wunderbaren Konzert nicht erwarten. Der Künstler hat seine Gabe, wundervolle Musik darzubieten, mit dem Publikum geteilt. Seine Persönlichkeit muss er nicht mit dem Publikum teilen.
 
Dieses Vorurteil ist wohl nicht wegzukriegen....:blöd:
Kein Vorurteil. Habs doch erlebt!
Zugewandtheit würde ich nach einem wunderbaren Konzert nicht erwarten. Der Künstler hat seine Gabe, wundervolle Musik darzubieten, mit dem Publikum geteilt. Seine Persönlichkeit muss er nicht mit dem Publikum teilen.
Nun, ich würde fast sagen: Ohne sein Publikum ist ein Musiker: Nichts.
Aber vielleicht versteht man es so besser: Du wirst für irgendeine Aufgabe Deiner Profession engagiert und bezahlt. Du erledigst den Job. Dein Auftragggeeber ist begeistert und bietet Dir eine Prämie an. Die nimmst Du entgegen, mit bösem Gesicht, drehst Dich um und gehst.

Verstanden, womit ich mein persönlichs Problem hab?
 
Zugewandtheit würde ich nach einem wunderbaren Konzert nicht erwarten. Der Künstler hat seine Gabe, wundervolle Musik darzubieten, mit dem Publikum geteilt. Seine Persönlichkeit muss er nicht mit dem Publikum teilen.

Das klingt wie aus einem Poesiealbum, sorry. Sich kurz zu verneigen und ein Lächeln anzudeuten, bedeutet ja wohl nicht, seine Seele zu verkaufen.

.
Verstanden, womit ich mein persönlichs Problem hab?

Ich schon.;-)
 

@fisherman @ al.: Zu dem Thema wurde schon alles gesagt, aber noch nicht von allen. Jetzt bin ich dran (der sich mit seriösen Kommentaren bisher zurückgehalten hat) und gebe zu Protokoll:

- Wenn eine Pianistin begabt ist und passabel aussieht, wäre sie blöd, ihr äußeres Erscheinungsbild nicht als Distinktionsmerkmal einzusetzen. Wenn's mich als Konzertbesucher nervt, kann ich immer noch die Augen schließen.

- Von mir aus kann ein Pianist nach Absolvierung seines Pensums dem Publikum eine Nase drehen oder den Stinkefinger zeigen oder die Bühne wortlos verlassen - wenn er vorher gut gespielt hat.
 
- Wenn eine Pianistin begabt ist und passabel aussieht, wäre sie blöd, ihr äußeres Erscheinungsbild nicht als Distinktionsmerkmal einzusetzen. Wenn's mich als Konzertbesucher nervt, kann ich immer noch die Augen schließen.

- Von mir aus kann ein Pianist nach Absolvierung seines Pensums dem Publikum eine Nase drehen oder den Stinkefinger zeigen oder die Bühne wortlos verlassen - wenn er vorher gut gespielt hat.
ad 1: Recht hast Du
ad 2: Auch, sofern der Pianist auch akzeptiert, dass ich ohne eine Regung aufstehe und gehe ;-) Vielleicht zeige ich auch den Stinkie - hab ja sehr gut zugehört UND gezahlt.
 
[...] Zugewandtheit würde ich nach einem wunderbaren Konzert nicht erwarten. Der Künstler hat seine Gabe, wundervolle Musik darzubieten, mit dem Publikum geteilt. Seine Persönlichkeit muss er nicht mit dem Publikum teilen.
Sehr richtig! Es soll aber aber immer noch Menschen geben, die glauben, sie könnten sich persönliche Zuwendung erkaufen - und sei es mit dem Erwerb einer Konzertkarte.
 
Mir ist ein ehrlicher Künstler 10x lieber als ein sich verstellender Künstler, der nur zu Gefallen dümmlich ins Publikum grinst. Überhaupt ist Arroganz nichts anderes als Niveau von unten betrachtet. Wenn man hohes Niveau erwartet, muss man damit rechnen. :-D
 
Kein Vorurteil. Habs doch erlebt!
Nun, ich würde fast sagen: Ohne sein Publikum ist ein Musiker: Nichts.
Aber vielleicht versteht man es so besser: Du wirst für irgendeine Aufgabe Deiner Profession engagiert und bezahlt. Du erledigst den Job. Dein Auftragggeeber ist begeistert und bietet Dir eine Prämie an. Die nimmst Du entgegen, mit bösem Gesicht, drehst Dich um und gehst.

Verstanden, womit ich mein persönlichs Problem hab?
Du hast ein Problem, dass Du die chinesischen Sitten nicht kennst!!!! Für ein Applaus bedankt sich üblicherweise ein Chinese/in nicht, er mag es, aber er zeigt es nicht.
Lang Lang und andere gehen darüber hinweg und passen sich den Sitten der Länder wo sie spielen an.
 
Sehr richtig! Es soll aber aber immer noch Menschen geben, die glauben, sie könnten sich persönliche Zuwendung erkaufen - und sei es mit dem Erwerb einer Konzertkarte.

Wenn die Leute sonst keine persönliche Zuwendung erhalten.... gibt ja noch andere Orte, wo sie es käuflich erwerben können. Da stellen sich dann überwiegend junge Mädchen zur Schau und dienen zur Unterhaltung anderer :schweigen::schweigen:

Was Sokolov angeht: So ganz ohne seine Anhänger geht es nicht, da gehört dann auch das drum herum dazu. Letztendlich muss man auch sagen, dass er von seinen Fans lebt (und das sicherlich nicht schlecht...)
 
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@Destenay , Du hast doch sicher Beziehungen... wollen wir Frau Wang nicht mal zu einem Clavio Event einladen?
 
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