Sex sells - legitim bei Pianistinnen?

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Ich habe mir das pdf auch angesehen. Ich habe eine ganz andere Idee, woran das Ergebnis liegen könnte. Die Clips, nach denen die Leute sich entscheiden mussten, waren ja nur 6 Sekunden lang. Ich würde sagen, dass Musik (und das Gehör allgemein) viel stärker von Zeit abhängen als der Sehsinn. Beim Sehen gibt es ja so Spiele, bei denen man die Augen nur ganz kurz aufmachen darf, dann gleich wieder zumachen muss und dann sagen, was alles auf dem Tisch lag und wo. Das funktioniert ja ziemlich gut. Aber beim Hören braucht man Zeit. 6 Sekunden ist wirklich wenig Zeit, um zu beurteilen, wie gut jemand eine klassische Komposition spielt. Das reicht doch nichtmal für eine ganze Phrase, oder? Im Gegensatz dazu reicht ja oft schon ein Foto, um Emotionen, Ausdruck, Motivation etc. einer anderen Person zu erfassen. In der Studie haben sie ja in einem Experiment die Videos auf Strichzeichungen reduziert, wo man nur noch die groben Bewegungen gesehen hat. Und sogar das hat den Leuten ja gereicht.

Ich würde also schätzen, wenn sie statt 6 Sekunden die Clips für 5 Minuten gezeigt hätten, hätte sich das Ergebnis vielleicht genau umgekehrt, zumindest bei getesteten Experten.
 
[...]Ich würde also schätzen, wenn sie statt 6 Sekunden die Clips für 5 Minuten gezeigt hätten, hätte sich das Ergebnis vielleicht genau umgekehrt, zumindest bei getesteten Experten.[...]

Tjoah - müsste man ausprobieren, und den dann ermittelten Wert mit dem ermittelten Wert bei 6 Sekunden vergleichen.
( Mit "Wie erwartet" und "Hypothese" wurde ja bereits in Ex.1 gearbeitet ( Chiquadrat-Test ), wie ich entnahm.

Momentan bleibts leider ne Hypothese ;)

Und - wir sollten ja auch nicht vergessen, dass die GEFÄÄÄÄHRLICHEN VISUELLEN SPEZIALISTEN ... wenn man denen was visuelles NOCH LÄNGER zeigt, sie EBENFALLS länger Zeit haben. Übrigens:

Bei ex. 6 und 7 waren es gemäß Anhang, ( da, wo die Ex-Nummern beschrieben werden ) keine als EXPERTEN bezeichneten Leute, sondern "Freiwillige". Die ausschließlich "professional musicians" waren nur in Ex. 4 und 5 beteiligt.
 
was er schreibt, ist einfach stets köstlich und auf den Punkt!

Er hat die Studie ja nicht mal gelesen, von dem, was er schreibt, ist zumindest in diesem Zusammenhang nichts auf den Punkt. Er hat anscheinend irgendeine Pressemeldung als Anlass genommen, um alte Vorurteile herauszukramen.

In der Studie steht ganz klar:
The importance of dynamic visual information to professional
judgment was further established through two supplementary
experiments (SI Text). Although demographic cues such as race
and sex have been associated with various capabilities (51, 52),
such as the quality of musicianship (8 )—and although the many
advantages of physical attractiveness have been documented (53),
from hiring (54) to income (55)—these static visual cues did not
significantly impact professional judgment in these competitions
.


Zusätzlich haben sie ja aus den Videos Strichzeichnungen erstellt, in denen nur noch die sich bewegenden Umrisse der Spieler sichtbar waren, und selbst das war ausreichend.

Und auf die Tatsache, dass dort aufgrund von nur 6 Sekunden entschieden werden musste, geht hier keiner der Profis ein. Meint ihr, dass ihr aufgrund von einer 6-Sekunden-MP3 den Gewinner des Wettbewerbs erkennen könntet?
 
Ich würde mir wünschen, dass mehrere Themenkreise, die hier vermischt mal mit der einen, mal mit der anderen Schwerpunktsetzung diskutiert werden, getrennt betrachtet würden.

1. Worauf man sich sicher leicht einigen kann: Das Auge urteilt deutlich schneller als das Ohr. Dies evolutionär herzuleiten ist müßig. Das Auge sieht auch lieber etwas Angenehmes als etwas Unangenehmes. Also lieber etwas Schönes als etwas Hässliches. Schönheit oder Hässlichkeit sind schlicht und objektiv zu unterscheiden. Das ist wissenschaftlich x-mal untersucht worden. - So weit, so einfach.

2. Für den REINEN Hörgenuss sollte man sich lieber eine perfekte Einspielung auf einem Tonträger anhören. Wenn man ins Konzert geht, spielen - behaupte ich mal - IMMER noch andere Motivationen eine Rolle. Zum Beispiel, dass man nicht nur hören will (und auf eine gute Akustik und unhörbare Nachbarn hofft), sondern auch sehen. Der Rest ist unter 1. dargestellt.

3. Was man nun erotisch, sexy, anzüglich, affig, angemessen, unterkühlt etc. empfindet, liegt - quod erat demonstrandum - beim Betrachter. Ebenso, ob es einem überhaupt wichtig ist, oder ob es einem grundsätzlich egal ist und dann tatsächlich die Musik im Vordergrund steht. Dazu kommt, dass man in der Regel nicht vollkommen zufällig im Konzert eines bestimmten Interpreten landet. ;) In der REgel deshalb, weil einem der GEsamteindruck des Künstlers zusagt.

So weit, so harmlos!

Viel bedenklicher finde ich, wenn unterschwellige Ressentiments hinzutreten:

4. Nicht nur im Bühnengewerbe / Kunstbetrieb findet man dieses Phänomen, sondern wirklich ÜBERALL. Sobald die weibliche Mitbewerberin den Zuschlag erhält, setzt der gleiche operationalisierte Mechanismus ein. Sie hat den Job / den Vertrag / den Erfolg garantiert - und sei es noch so unterschwellig - über den Einsatz von "Reizen" erhalten (?was ist eigentlich ein "Reiz"? Vor allem - was ist er ohne einen dafür empfänglichen Rezipienten?). Und falls von Reizen weit und breit nichts zu sehen ist, dann wenigstens über eine unterstellte oder tatsächliche Quotierung.

Diejenigen, die sich über das angebliche Zurschaustellen "weiblicher Reize" mokieren, sind in der Regel Männer. Ein Blick auf die gängige Kleiderordnung in der klassischen Musikkultur und ein Gedanke an kulturell tiefverwurzelte Reflexe erklärt den Rest.


Mir tun Künstlerinnen eher leid, wenn sie sich in einer unbequemen Robe bewegen "müssen", und in Gedanken halte ich unwillkürlich die Luft an, dass sie nicht stolpern, irgendwo hängenbleiben o.ä. Mein Ding wäre das nicht. Wenn ich mir einen berauschenden Moment lang vorstelle, gut genug für ein Konzert vor großem Publikum zu sein, würde ich einen dunklen Hosenanzug tragen. In nichts anderem würde ich mich wohlfühlen - und man würde es mir ansehen. Und das Schlimmste: Das Missverhältnis zwischen Outfit und Person würde jedermensch ins Auge fallen.

Ich weiß aber, dass es anderen Menschen/Frauen gerade umgekehrt ergeht. Für sie ist die Robe (sei sie kurz, sei sie lang, hochgeschlossen oder frei geschnitten) Teil des feierlichen Anlasses, vielleicht sogar Teil der Inspiration.

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich finde es absolut legitim, wenn jemand sagt "Die Klamottage gefällt mir nicht". Unverschämt finde ich es aber, wenn direkt oder indirekt (gern von männlichen Mitbewerbern) die Leistung von Pianistinnen auf ihre Mimik, ihren Ausschnitt oder ihre Rocklänge reduziert wird.
 
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image.jpeg Kennt jemand von Euch Lola Astanova?
 
MG9888retouched.jpg


:super::-)
 

DAS wäre ne Klavierstimmerin! Da würde ich glatt monatlich stimmen lassen. @GSTLP wie wärs mit ner Assistentin ;-)?
 
Nennt mich prüde, aber ich finde das zumindest in Zusammenhang mit klassischem Klavierspiel mehr als unangebracht. Und nein, das hat nichts mit Neid zu tun.
Man kann sich auch hübsch kleiden und dennoch die Grenze zum Vulgären nicht überschreiten. Bsp. Olga Scheps

csm_20131204_40_Jahre_Universitaet-0125_bf1288ff96.jpg
 
was soll eigentlich das ganze Gedöns um Sex? Nur wir Menschen sind wieder mal diejenigen, die Sex in irgendeine negative Ecke drängen. Für alle anderen Lebewesen ist Sex das Natürlichste auf der Welt. Der Meinung ist auch unser Herrgott. Denn wenn er gewollt hätte, dass Sex schlecht ist, dann hätte er ihn nicht so schön gemacht. :-D
 
Für alle anderen Lebewesen ist Sex das Natürlichste auf der Welt. Der Meinung ist auch unser Herrgott. Denn wenn er gewollt hätte, dass Sex schlecht ist, dann hätte er ihn nicht so schön gemacht. :-D
und hierbei ist der Herrgott enorm tricky, um die Sache interessant zu gestalten: für Entenweibchen ist es sehr spannend, da sie dabei stets in der Gefahr schweben, inmitten all der Amore ersäuft zu werden, wohingegen der Gatte einer schwarzen Witwe wenn nicht schon während, so gleich danach gefressen wird - und letzteres beweist, dass der Herrgott Nichtraucher ist (das Männchen der schwarzen Witwe hat nie die Zeit für die Zigarette danach) ;-) - zum ästhetischen Aspekt sei auf die Schönheit kopulierender Panzernashörner verwiesen, ein philosophisches Thema, das unschwer zu Platons Höhlengleichnis führen kann :lol:
 
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