Faschingsschwank aus Wien
Hallo,
erst einmal vielen Dank für die Komplimente.
Ich wurde in einer P.M. gebeten, was über den Faschingsschwank abzulassen. – Nun, hier ist es: Generell halte ich das technische Niveau für vergleichbar mit Beethovenschen Sonaten, z.B. die Nr. 17, die Sturmsonate, s.u.
1. Satz Allegro: Ist der umfangreichste. Natürlich die einzelnen Abschnitte extra angehen und markieren, wo diese Abschnitte bei der Wiederholung verändert wurden (z. B. Takt 32 geht mit dem gleichen Ton B weiter, Takt 52 geht mit Quinte D weiter, sonst spielt man im Kreis). Die Abschnitte T 25 bis T. 62 und T. 151 bis T. 228 habe ich versucht in strengem Legato so einzustudieren, dass ich sie nur aus der Hand gebunden ohne Pedal hinkriege. – Die Staccato-Achtel wie z.B. im Takt 276 (geschrieben: links Oktaven, rechts einstimmig) habe ich alternierend gespielt: erster und dritter Schlag: rechts Oktave, links einzel, zweiter Schlag so wie geschrieben. So habe ich kein Springen der Hände und ein klitzekleines Stück mehr Sicherheit. Den lärmenden Mittelteil mit der (damals verbotenen) Marsellaise federnd mit wenig Pedal. Die Stellen „Höchst lebhaft“ und am Schluss nochmals: den individuell besten Fingersatz probieren. Das höchste B habe ich z.B. mit dem 3. nach übersetzen über den 5. Finger gegriffen. Blöde (reizvolle) Takte 389 bis 395: studieren, wie sich die Chromatik entwickelt, große Terz, kleine Terz, große Dezime, kleine Dezime.
2. Satz Romanze: ein für Schumann eher schwaches Stück. (Die Romanze mit einer hübschen Lady müsste nicht so melancholisch ausfallen! :confused: ) Habe in einer Referenzaufnahme von Larrocha eine kleine klangliche Variante herausgehört, die mir gefallen hat. Die habe ich übernommen – vielleicht steht sie sogar in einer anderen Ausgabe, das habe ich nicht überprüft.
3. Satz Scherzino: die punktierte Achtelgruppe kommt immer abwechselnd oben oder unten vor, wichtig ist sich zu merken, wie der Beginn in jedem Abschnitt ist.
4. Satz Intermezzo: herrliches Stück, eigentlich unkritisch. Basslinie ab T. 40 mit sauberer Betonung lernen.
5. Satz Finale: Braucht von den Sätzen am meisten Übersicht für die Steigerung gegen den Schluss hin. Für die 16tel der Anfangsfigur die stärksten Finger der linken Hand nehmen. Besonders in den Takten 7 und 8, die 16tel sollten richtig stark herausgeknallt werden können. T. 47 ff.: Melodie in der rechten Hand führt, links Achtung: mal staccato mal legato. T.67 ff: ständige Triolenbegleitung. Erinnert mich an die Sturmsonate von Beethoven, vielleicht ist die Stelle dort abgeguckt. Die chromatische Aufwärtsfigur wird mal durch einen Ganztonschritt unterbrochen. – Die 16tel nach dem Doppelstrich können auch als alternierende Oktaven links und rechts gespielt werden. (Spielt das Gawrilow in meiner anderen Referenzaufnahme so?) Das habe ich ein Weilchen so geübt, bin aber wieder auf die ausgedruckte Version zurück gekommen. – Auf der letzten Seite habe ich mit Genuss im Takt 301 und im letzten Takt das tiefe B dazugenommen. Es macht schon Spaß, wenn das ganze Möbel von unten bis oben auf einmal klingt. :D Vielleicht hatte Schumanns Flügel unser unterstes B nicht? :rolleyes: – Zumindest die letzten zwei Seiten verlangen eine Steigerung im Tempo, die letzte Seite ist ja mit Presto überschrieben. Man muss sich also die Luft genau einteilen um die letzte Steigerung ehrenvoll zu überleben.
Viel Erfolg allen, die sich auf das Werk stürzen wollen.
Walter