Schimmel (Pilz, nicht Marke) und Schellack

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17. Okt. 2021
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Ich habe letztens bei einem alten Flügel (1912) Schimmel entdeckt, siehe Fotos. Was kann man am besten dagegen tun?

Der Flügel steht in einem großen Raum, der kühl ist (sehr dicke Mauern). Durch die plötzliche große Hitze und dem folgenden Temperaturunterschied zwischen drin und draußen (> 10°C) sowie undichte Türen und Fenster wurde es in dem Raum sehr feucht (bis 80% rel. LF, derzeit ~ 65%).
Der Raum lässt sich nicht gut beheizen und wieviel ein Luftentfeuchter bringt - bzw. wie groß er sein müsste, damit er etwas bringt - ist noch nicht klar. Aber das gehört ohnehin zum Thema Prophylaxe. Meine Frage bezieht sich vor allem darauf, wie man mit dem jetzt vorhandenen Befall am besten umgeht und ihn wegbekommt.
Die Oberfläche des Gehäuses ist Schellack. Beim Resonanzboden weiß ich es nicht. Soweit ich das beurteilen kann, ist bis auf den kleinen Bereich am Resonanzboden nur das Gehäuse betroffen - und die Mechanik der Pedale. Innen sieht alles noch gut aus.
Gibt es ein Fungizid, das sich mit Schellack verträgt? Oder umgekehrt eine Politur, die gegen den Pilz wirkt?

Besten Dank für Hinweise schon im voraus!
 

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Hm, da hat wohl ein Klick gefehlt. Jetzt sind die Fotos da.
 
Gibt es ein Fungizid, das sich mit Schellack verträgt? Oder umgekehrt eine Politur, die gegen den Pilz wirkt?

Schwierig - was den Pilz angreift, greift auch die Politur an.

Grünspan (Kupferacetat) macht Schimmelpilze kaputt - nur es ist ein Pulver.

Es ist zwar löslich in Wasser so wie in Alkohol, jedoch war es das dann auch mit der Politur.

Die weitere Schwierigkeit besteht darin, sich Grünspan zu beschaffen.

Freilich kann man Kupferplatten mit Essig bestäuben, trocknen lassen und abkratzen.

Die Ausbeute ist da allerdings zu gering und dauert arg lange.

Wenn man sich Kupfer(II)oxyd beschaffen kann, geht es schon einfacher, diesem gibt man einfach Essik hinzu, und läßt es trocknen.
 
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Wenn es um Chemikalien geht bestelle ich immer hier: Shop oder bei Ama…. Hat bisher immer gut geklappt, nur die Versandkosten sind egal wo recht hoch…
 
Schellackoberflächen werden wie oben erwähnt von Ethanol und bei längerer Anwendung auch von wässerigen Lösemitteln angegriffen. Eine trockene Entfernung scheidet aus.
Zum Binden dieser Schimmelspuren eignet sich auch Siedegrenzbenzin, für Schellack völlig ungefährlich, da es Öle und Wachse löst. Es dient hier nur zum Binden, ist kein Fungizid.
Für die Anwendung kleinteilig arbeiten mit Wattebausch und ohne viel Druck.
Viel Erfolg
 
Schwierig - was den Pilz angreift, greift auch die Politur an.

Grünspan (Kupferacetat) macht Schimmelpilze kaputt - nur es ist ein Pulver.

Es ist zwar löslich in Wasser so wie in Alkohol, jedoch war es das dann auch mit der Politur.
Danke,
in Pulverform würde es also wenig bis nichts bringen - auch, weil es nicht an der Oberfläche haftet, richtig?

Grundsätzlich ist es besser, die Politur zu verlieren, als das ganze Instrument. Der Befall ist derzeit an optisch weniger bis gar nicht relevanten Stellen.

An der Unterseite ist vermutlich gar kein Schellack, sondern eine andere schwarze Farbe.
 
würde ich mit einem mit Essigwasser getränktem, nebelfeuchtem Lappen arbeiten.
Die schellackpolierten Stellen mit einem feuchten (Wasser) Tuch abreiben.
Wenn die Luftfeuchte weiterhin so hoch ist, einen Bautrockner hinstellen und bei Bedarf laufen lassen. (Hygrostat verwenden)
Oder den Flügel an einen anderen, klimatisch unproblematischen Ort bringen.
 
Ich schrieb oben Wattebausch, ich meinte Wattestäbchen oder Schaschlickspieß mit Watte. SGB verdunstet schnell, so dass keine Reste übrig bleiben. Bei Unsicherheit, wenns um die Anwendung von Lösemitteln geht an einer verborgenen Stelle testen.
 
Du brauchst doch bei dem Befall kein Fungizid! Nimm doch einfach feuchte Babytücher von z.B. dm...
Wenn die Pilze erst ein paar Tage alt sind, werden die nicht wirklich in die Oberfläche eingedrungen sein.
Wichtig ist nur, dass sich nicht erneut die Luftfeuchtigkeit niederschlägt!
 
Babytücher sind super auch um frische Farbe von den Fingern abzuwischen. Aber sie enthalten Öle und diese sind dann auf der Oberfläche drauf.
 

Soweit ich das beurteilen kann, ist bis auf den kleinen Bereich am Resonanzboden nur das Gehäuse betroffen - und die Mechanik der Pedale. Innen sieht alles noch gut aus.
Kann ich mir nicht vorstellen. Ich fürchte, die Mechanik dürfte auch nicht so gut aussehen. Und wenn kein Schimmel, dann steife Achsen oder losgeleimte Filze.
 
Kann ich mir nicht vorstellen. Ich fürchte, die Mechanik dürfte auch nicht so gut aussehen. Und wenn kein Schimmel, dann steife Achsen oder losgeleimte Filze.
Kann ich nicht bestätigen. Ich habe die Mechanik herausgenommen und nichts gesehen. Spielt auch problemlos von oben bis unten.

Es kann sein, dass das daran liegt, dass er fast die ganze Zeit ungespielt und geschlossen war und daher innen etwas trockener geblieben ist, bzw. sich nur außen eine ganz feine Kondenswasserschicht gebildet hatte, über die sich dann der Pilz gefreut hat.
 
Ob sich darin Grünspan löst, weiß ich allerdings nicht.

Die Löslichkeit in Wasser und Alkohol ist jedenfalls sicher.

Ich selbst verwende bei Schimmelbefall, alkoholische Grünspanlösung - auf Wunsch, bei umwelttechnischer Bedenkenheit, auch Eisessig.

Nur letzteres kann auch für die Atemwege arg gefährlich werden, abgesehen von dem Geruch, den man länger nicht loswird.

Auch mit Formalin (Formaldehyd/Methanal) lassen sich Schimmelpilze wirkungsvoll bekämpfen - aber auch hier ist der schleimhautreizende und gesundheitsgefährdende Aspekt zu beachten.

Grünspan hingegen wirkt nur lokal und hat ohne orale Aufnahme keinerlei gesundheitlichen Auswirkungen.
 
Hi Henry,
Ethanol reicht aus zur Schimmelbeseitigung, Wasserstoffperoxid geht auch und Chlorverbindungen, aber letztere beiden sind mit Vorsicht zu genießen.
Ich habe mit Grünspan als chem. Wirkungsmittel keine Erfahrung und weiß auch nicht, ob es zwingend nötig ist.

Bei Essiganwendung besteht folgendes Problem: dessen ph -Wert ist als Antischimmel Mittel unpassend, dadurch kann Essig die befallende Oberfläche mit weiteren Nähstoffen versorgen und so das Schimmelwachstum fördern.
 
Ich habe mit Grünspan als chem. Wirkungsmittel keine Erfahrung und weiß auch nicht, ob es zwingend nötig ist.

Noch besser wären wasserlösliche Arsenverbindungen - aber da kommst selbst als Gewerbetreibender schlecht ran.

In der DDR wurden Grenzanlagen mit Grünspan oder Schweinfurter Grün "gedüngt" - da ist überhaupt nix mehr gewachsen.

Das brachte mich auf die Idee, dies auch mal an Schimmelbefallenen Holzstücken auszuprobieren - mit Erfolg, der Schimmel war weg und kam nicht wieder.

In wie weit es jetzt nötig ist, weiß ich nicht - und ja, da stimme ich Dir absolut zu, auch mit hochprozentigen H²O² kriegst den Schimmel kaputtgemacht - das Holz allerdings auch.

Ich habe früher gerne Resonanzböden mit H²O² gebleicht, die sahen auch sehr schön aus - nur wie ich die dann abgezogen hab, merkte ich, die ganze obere Holzstruktur ward vernichtet.

Chlorverbindungen wie Natriumhypochlorid, haben auch Schimmelvernichtende Wirkung, dieses ist unter den Handelsnamen "Dan Clorix" auch frei verkäuflich.

Aber in wie weit eine wässrige Chlorlösung dem Holze zuträglich ist, sei auch mal dahingestellt.

Organische Chlorverbindungen wie zum Beispiel Dichlormethan, Chloroform , Tetrachlormethan usw. halte ich auf Grund ihrer schnellen Verdunstung für ungeeignet.

Mit dem Essig....ja, des leuchtet mir ein.

Ich hab allerdings nur wasserfreien Eisessig verwendet, welcher dafür bekannt ist, sich überall die Feuchtigkeit zu ziehen - so eben auch aus dem Holze was dem Schimmel erst einmal den Nährboden entzieht.

Aber stimmt - irgendwann ist die Äthansäure mit Wasser gesättigt und dient als weiterer Nährboden.
 
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Vielen Dank für die Hinweise! Der erste Test wird mit Ethanol gemacht, großteils ist ja auch kein Schellack beteiligt.
 
Wasserstoffperoxid geht auch und Chlorverbindungen, aber letztere beiden sind mit Vorsicht zu genießen.
Ich habe mit Grünspan als chem. Wirkungsmittel keine Erfahrung und weiß auch nicht, ob es zwingend nötig ist.
Wasserstoffperoxid ist ein Bleichmittel und zersetzt sich rückstandslos in Wasser und Sauerstoff, während Hypochlorid einen stark basischen Rückstand hinterlässt, der ev. auch Schellack oder Holz angreifen kann.
Ich hatte eine schöne Schnitzerei in einer Holzfrucht gekauft und die fing auch an zu schimmelm. Die Schnitzerin riet mir Wasser mit Spülmittel und Sonnenlicht. Nach ein paarmal abwischen war der Schimmel weg.
Grünspan und andere Schwermetallbasierte Mittel hinterlassen einen giftigen Rückstand.

Edit: editiere immer wegen irgendwelchen Ausdrucksfehlern oder Autokorrektur
 
Ich habe wohl nicht ausführlich genug geschrieben, das Zitierte war allgemein und nicht für die Verwendung auf Schelllackoberflächen gemeint.
Und wie immer:
viele Wege fahren nach Rom.

Aber mal eine Frage in die Klavierbauerrunde:
Aus welchem Grund bleicht Ihr Resonanzböden? Ich arbeite nebenher beim Klavierbauer und bisher sind die Böden nur abgezogen und geschliffen worden.
 
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