Meinen kleinen MD-Recorder musste ich im vergangenen Jahr erstmals nach einem guten Dutzend Jahren wieder reaktivieren. Ich unterhielt mich mit unserer Theaterchefin über mögliche Folgeprojekte für den Fall, dass es nach Corona tatsächlich noch mal so etwas wie einen Spielbetrieb geben sollte. Sie suche für entsprechende Anlässe tatsächlich ein Stück für ein kleineres Solistenensemble und ohne Chor, das man mit einem kleinen Salonorchester aufführen könne. Da erinnerte ich mich an eine Lehár-Operette, die ich für zwei NRW-Opernhäuser einst im vorgegebenen Besetzungsrahmen arrangiert hatte. Statt der Dialogszenen führte der Chefdramaturg durch das Programm und plauderte sehr charmant über das Werk, über den Komponisten und über Zeitgeschichtliches - das Konzept sollte eine Art Operettencafé wie im Wien der 1920erjahre illustrieren und machte den Gästen einen Riesenspaß. Die Theaterchefin erkundigte sich sofort, ob es davon eine Aufnahme gäbe, das könnte für unseren Zweck genau das Richtige sein. Zum Glück war es mir möglich, wenigstens aus dem Zuschauerraum heraus zwei dieser Veranstaltungen diskret mitzuschneiden. Eine gute Tonqualität war nicht zu erwarten, für einen brauchbaren akustischen Ersteindruck reichte es. Ich erinnerte mich, dass mir der Moderator einen Sonderapplaus für mein Arrangement zukommen ließ mit der Anmerkung, falls mal eine Bearbeitung des "Rings der Nibelungen" für Ukulele und Akkordeon benötigt werde, gäbe er gerne nach der Vorstellung meine Adresse weiter. Als ich über den 3,5-mm-Klinkenausgang die Disks auf den Rechner spielte, sah ich mal den Bestand an Proben- und Aufführungsmitschnitten von damals durch: Erstaunlich, wie viele der hier zu hörenden Interpret(inn)en nicht mehr aktiv oder nicht mehr am Leben sind...!
LG von Rheinkultur