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Dies soll noch ein "ordentlicher" Faden zu den Miroirs von Ravel sein. Antworten würden mich insbesondere von @kitium @mick @rolf @Rheinkultur @koelnklavier interessieren. Nachdem hier mal so ein besonderer Faden über op. 111 von Beethoven entstanden ist - vielleicht kriegen wir das auch für die Miroirs hin?
Hintergrund ist die neue Henle-Ausgabe, die ich in einem anderen Faden schon bemängelt habe. Jetzt soll es aber nicht um offensichtliche "Druckfehler" gehen, sondern um echte Entscheidungsfragen, für die musikalisches Verständnis, Ravel-Verständnis und ggf. Hintergrundwissen nötig ist.
Beginnen wir mit den Noctuelles: Die enthalten einige Stellen, die nicht ganz klar notiert sind oder im wahrsten Sinne des Wortes Interpretationsspielraum lassen. An solchen Stellen hat Henle meistens "glattgebügelt", was mir zum Glück jetzt aufgefallen ist. Diese Stellen sollen zur Diskussion stehen. Vergleichsausgaben sind "Editions Max Eschig", eine französische Ausgabe und Schott (letztere beiden ohne kritischen Bericht). Ich fang mal an:
T. 6: Das einzelne f1 in der rechten Hand, wann soll es gespielt werden?
Französische Ausgabe: notiert das f nah am folgenden des
Schott: notiert das f genau über des
Henle: Ergänzt eine Achtelpause auf Zählzeit 1 (dazu steht nichts im kritischen Bericht) und notiert das f genau zwischen g und des
T. 7: Wie schnell sind die Töne, wie lang die letzte Terz und die Pause danach?
Frz.A.: Alle Töne auf einem Balken als 32-tel, nur die letzte Terz als 16-tel, danach 16-tel Pause
Schott: Alle Töne auf einem Balken, letzte Terz als 8-tel, danach 8-tel-Pause
Henle: 32-tel auf einem Balken und mit einer 10 ("10-Tole") versehen. Terz als Einzelnote und 8-tel, danach 8-tel-Pause.
Kritischer Bericht Henle sagt, dass im Autograph diese 10 fehlt, die Terz als 32-tel notiert ist und eine 16-tel Pause folgt.
T. 14:
Frz. A: 5/8-Takt
Schott: 5/8-Takt
Henle: 6/8-Takt
Kritischer Bericht: In Autograph und Ravels Handexemplar der Erstausgabe versehentlich 5/8.
Frage: Für wie blöd sollte man Ravel halten?
Überlegung: Ravel musste seine Komposition irgendwie mit den damals üblichen, konventionellen Notationsmethoden aufschreiben.
Überlegung II: Wenn man sich die Mühe macht, einen Taktwechsel notiert, würde man dann versehentlich 5/8 statt 6/8 schreiben? Würde man aus versehen eine 16-tel und 16-tel-Pause schreiben, wenn man eine 8-tel meint?
Ich sehe schon, dass das nicht im konventionellen Sinne "aufgeht". Wenn man aber kurz nachdenkt, ergibt es dennoch Sinn - und Takt 14 geht mit einer simplen Triole in der zweiten Takthälfte sogar ganz wunderbar auf und passt noch hervorragend in die Musik hinein...
Hintergrund ist die neue Henle-Ausgabe, die ich in einem anderen Faden schon bemängelt habe. Jetzt soll es aber nicht um offensichtliche "Druckfehler" gehen, sondern um echte Entscheidungsfragen, für die musikalisches Verständnis, Ravel-Verständnis und ggf. Hintergrundwissen nötig ist.
Beginnen wir mit den Noctuelles: Die enthalten einige Stellen, die nicht ganz klar notiert sind oder im wahrsten Sinne des Wortes Interpretationsspielraum lassen. An solchen Stellen hat Henle meistens "glattgebügelt", was mir zum Glück jetzt aufgefallen ist. Diese Stellen sollen zur Diskussion stehen. Vergleichsausgaben sind "Editions Max Eschig", eine französische Ausgabe und Schott (letztere beiden ohne kritischen Bericht). Ich fang mal an:
T. 6: Das einzelne f1 in der rechten Hand, wann soll es gespielt werden?
Französische Ausgabe: notiert das f nah am folgenden des
Schott: notiert das f genau über des
Henle: Ergänzt eine Achtelpause auf Zählzeit 1 (dazu steht nichts im kritischen Bericht) und notiert das f genau zwischen g und des
T. 7: Wie schnell sind die Töne, wie lang die letzte Terz und die Pause danach?
Frz.A.: Alle Töne auf einem Balken als 32-tel, nur die letzte Terz als 16-tel, danach 16-tel Pause
Schott: Alle Töne auf einem Balken, letzte Terz als 8-tel, danach 8-tel-Pause
Henle: 32-tel auf einem Balken und mit einer 10 ("10-Tole") versehen. Terz als Einzelnote und 8-tel, danach 8-tel-Pause.
Kritischer Bericht Henle sagt, dass im Autograph diese 10 fehlt, die Terz als 32-tel notiert ist und eine 16-tel Pause folgt.
T. 14:
Frz. A: 5/8-Takt
Schott: 5/8-Takt
Henle: 6/8-Takt
Kritischer Bericht: In Autograph und Ravels Handexemplar der Erstausgabe versehentlich 5/8.
Frage: Für wie blöd sollte man Ravel halten?

Überlegung: Ravel musste seine Komposition irgendwie mit den damals üblichen, konventionellen Notationsmethoden aufschreiben.
Überlegung II: Wenn man sich die Mühe macht, einen Taktwechsel notiert, würde man dann versehentlich 5/8 statt 6/8 schreiben? Würde man aus versehen eine 16-tel und 16-tel-Pause schreiben, wenn man eine 8-tel meint?
Ich sehe schon, dass das nicht im konventionellen Sinne "aufgeht". Wenn man aber kurz nachdenkt, ergibt es dennoch Sinn - und Takt 14 geht mit einer simplen Triole in der zweiten Takthälfte sogar ganz wunderbar auf und passt noch hervorragend in die Musik hinein...