Ich benutze auch seit sehr vielen Capella und habe schon wirklich richtig viele Noten produziert. Die Darstellung, dass das mit Capella "nur umständlich und langsam" und vielleicht mit Finale "leicht und schnell" geht, finde ich nicht richtig.
Das Problem besteht nie darin, WIE es geht, sondern dass man WEISS, wie es geht. Das macht den entscheidenden Unterschied aus. Die Vorgehensweise von "Rheinkultur" ist für mich völlig normal und nachvollziehbar und wenn ich dieses Problem mal hätte (es ist wirklich relativ selten), dann wäre ich ziemlich flott in der Umsetzung. Das ist nämlich das aus meiner Sicht viel wichtiger: wie gut man mit den einzelnen Programmen umgehen kann. Man kann mit Capella sehr gute Noten produzieren und im Gegenzug mit Finale sehr schlechte Noten - das hängt nicht vom Programm ab, sondern von dem, der es bedient.
Wo sich endgültig die Spreu vom Weizen trennt, sind die Fälle, wo ein Notensatzprogramm GAR KEINE Lösung anbietet, nicht einmal eine (egal wie komplizierte) Umgehung. Ich habe mir beispielsweise von Elaine Gould das Buch "Beyond Bars" gekauft, das ist so ziemlich die aktuelle "Notensatzbibel". Weil ich meine eigenen Noten dahingehend verbessern will, wie es dort vorgeschlagen wird.
Auf diesem Weg habe ich leider die Erfahrung gemacht (und das kriege ich wirklich nicht mit Capella hin), dass die Balkensetzung in Capella nicht die Möglichkeiten bietet, die von Elaine Gould gefordert werden. Bei der Umsetzung der Theorie in die Praxis benötigen verbalkte Noten bestimmte Steigungen und bestimmte Halslängen (da sind die verschiedensten Konstrukte erforderlich, je nach Lage und Verlauf der Noten). Capella bietet die grundsätzliche Möglichkeit, Notenhälse (und damit auch den Abstand der Balken von den Notenköpfen) zu verlängern - aber das geht leider nicht stufenlos, sondern es basiert auf einem Raster und die kleinste Änderungseinheit ist ein halber Notenlinienabstand. Und genau das ist die Crux, denn für den optimalen Notensatz benötigt man ein "Viertelraster", sonst sind die Hälse in bestimmten Situationen einen Ticken zu kurz oder zu lang. Das könnte ich jetzt mit einer Grafik verdeutlichen, aber das sprengt dann doch diesen Beitrag. An diesem Punkt muss ich eingestehen, dass Capella bestimmte Dinge einfach nicht kann und ich muss die zweitbeste Lösung wählen, nämlich die falsche Halslänge, die optisch am nächsten liegt. Ob Finale das kann oder auch nicht, das weiß ich nicht einmal.
Eine andere Forderung besteht darin, bei 32-tel Verbalkung den Abstand der drei Balken zueinander ggf. anpassen zu können (auch völlig unmöglich mit Capella), um bei bestimmten Notenverläufen exakt mit drei Notenlinien zu korrelieren. Solche Dinge dienen alle der besseren Lesbarkeit.
Aber es ist eine extrem schwere Entscheidung, sich von einem einmal erlernten Notensatzprogramm auf ein anderes umzuschulen. Notensatzprogramme (auch Capella) sind komplizierte Programme, deren perfekte Bedienung man lange lernen muss. Deswegen bin ich auch der Meinung (s.o.), dass nicht ein Programm etwas "leichter" kann als das andere, man muss eben nur wissen, wie es das Programm kann. Insbesondere muss man blindlings das Konzept eines Notensatzprogramms beherrschen, hier unterscheiden sich die Programme erheblich. Erst wenn etwas gar nicht geht (auch s.o.), dann wird es wirklich haarig. Schweren Herzens nehme ich diese Macke hin (es gibt leider noch mehr davon), aber insgesamt produziert ein erfahrener Capella Anwender sicherlich auch sehr gute Noten, wenn er weiß, wohin er will und wie er dahin kommt.