Ich bestreite, dass diese Wechselwirkung besteht. Durch Messungen hat das nämlich bis jetzt keiner nachweisen können. Die besagten und viel zitierten Bücher (Klotz, Adelung etc.) kenne ich. Aber nicht alles, was in einem Buch steht ist Fakt.
Diese Wechselwirkung wird mehr oder weniger überall dort beschrieben, wo das unterschiedliche Konstruktionsprinzip der Ton- bzw. Registerkanzelle etwas tiefgründiger abgehandelt wird. Du bestreitest hier eine etablierte Erkenntnis, dass ein völlig unterschiedlicher Pfeifenverbund (alle Pfeifen einer Taste im Gegensatz zu allen Pfeifen eines Registers in einem Orgelwindverbund) Auswirkung auf den Klang hat.
Das ist so diametral gegenüber dem, was ich gelernt und gelesen habe, dass du da schon den Nachweis führen solltest, was dich von dieser Lehrmeinung abgebracht hat. Das sollte dann aber mehr als nur ein Link auf irgendeinen Intonateur sein, der von dieser Lehrmeinung (die in meinem Orgelkundeunterricht gelehrt wurde und auch in der Prüfung abgefragt wurde vom Orgelbaumeister Steinmeier!) abweicht.
Hier mal ein Zitat der
Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands:
http://www.orgelexperte.de/?page_id=22
"Die Schleiflade hat sich heute gegenüber allen übrigen Windladensystemen durchgesetzt. Als musikalischer Vorteil wird die durch das Luftpolster der Tonkanzelle begünstigte weiche Tonan- und -absprache angesehen. Bei Schleifladen mit großer Registerbesetzung tragen besondere Ventilkonstruktionen (Doppelventil, Vorventil, Balancier) oder Barkerhebel zu einer akzeptablen Spielart bei.
Registerkanzellenladen sind bei Orgeln der Romantik unverzichtbarer Bestandteil der gesamten Orgelanlage. Neo-Barocke Dispositionen klingen auf ihnen jedoch meist unbefriedigend, da die durch das Öffnen der Tonventile verursachten Winddruckschwankungen in der Registerkanzelle hochliegenden Registern einen “zitternden” Klang verleihen. Dagegen ermöglicht die “explosive” Tonansprache den passenden romantischen Registern erst ihre typische Klangaussage. "
Zum Thema romantische Orgeln:
http://aeoline.de/home.htm oder ausführlicher auch:
http://www.walckerorgel.de/gewalcker.de/PDF/AUFDER~1.pdf
"Noch weniger geeignet sind Schleifladen für orchestrale Klänge, welche geradezu homophones Verschmelzen identischer Instrumentengruppen erfordern, wie es im Orchester stattfindet; erst im weiteren Raum wird hier der gesamte Klang verwoben. Eine "symphonische Orgel" auf Schleifladen ist somit eine groteske Widersprüchlichkeit."
Man muss sich die Argumentationskette ansehen: Nur polyphone Musik ist sinnvoll. Orgeln des 19. Jahrhunderts fördern eine Klangverschmelzung, die polyphoner Musik abträglich ist. Schluß daraus: Orgeln der Romantik sind schlecht!
Mit Verlaub, das ist alles völlig falsch! Wer sagt denn, dass Orgeln der Romantik schlecht sind oder nur polyphone Musik sinnvoll ist?
Das wäre das gleiche, als wenn man z.B. sagen würde, "Bach ist besser als Chopin".
Richtig ist ja wohl statt dessen, dass Orgeln der Romantik für romantische Orgelmusik hervorragend geeignet sind, und Orgeln der Barockzeit für barocke Orgelmusik. Umgedreht gilt das beiderseits eben nur bedingt. Oder willst du das auch bestreiten?
Bzgl. Topic-Thema und Pedal beim C-Dur Präludium WTK1:
Ich spiele auch dieses Präludium gänzlich ohne rechtes Pedal.
Grund: wenn es so gespielt wird, wie es da steht (nämlich, dass die Basstöne den ganzen Takt gehalten werden), liefert dieser Bass das Fundament, um einen schönen Klangteppich für den Takt zu haben auch ohne Pedal.
Für mich ist das C-Dur Präludium eines der schwersten zu spielenden Stücke aus dem ganzen WTK, wenn es richtig gespielt werden soll. Grund: ohne Pedal hört man sofort, wenn man die Arpeggien nicht absolut gleichmäßig mit Fingerlegato und im schönen Ton durchzieht. Das erfordert sehr, sehr gute Technik. Es ist aber wert, dies zu erlernen.
@ Guendola: stimme dir zu, dass Pedallose Spielen zum sauberen Spiel der Notenlängen und Pausen, und vor allem auch der Artikulation erzieht. Was sich aber auszahlt!