Wie schon richtig erwähnt wurde, haben sich manche Stücke absolut
von den Bildern losgelöst und dennoch einen musikalischen Wert.
Womit Du völlig Recht hast. Trotzdem besteht ein Unterschied zwischen autonomer Orchestermusik
und einer aus geglückten Abschnitten zusammengesetzten Filmmusik-Orchestersuite.
Es gehört zum kompositionstechnischen Standard nach Beethoven, das Material motivisch-thematisch
zu verarbeiten, in der Programm-Musik seit Berlioz und Liszt, selbst größte Kontraste aus einem
gemeinsamen Motivkern zu entwickeln. Diese Entwicklungslogik fehlt den meisten Filmmusik-Suiten;
sie neigen zur potpurriartigen Reihung von Episoden. Dagegen ist nichts zu sagen. Viele schöne
Suiten aus Ballett- und Schauspielmusiken des 19.Jahrhunderts sind genau solche Potpurris
(Coppelia, Peer Gynt).
In der Filmmusik ist die Kurzatmigkeit geradezu vorprogrammiert: durch den Zwang,
für kurze Einblendungen (z.B. in einer Liebesszene) kurze Musikschnipsel schreiben zu müssen
(und wurde die Szene bei der Endmontage gekürzt, mußte auch die Musik gekürzt werden) -
für einen Komponisten, der sein Metier ernstnimmt, unwürdige Arbeitsverhältnisse!
Die Hollywood-Komponisten haben dieser Zersplitterung ihrer Musik durch Übernahme
der oben genannten Techniken zu begegnen versucht: durch motivisch-thematische Arbeit,
durch Übernahme der wagnerschen Leitmotiv- und der lisztschen Motivtransformationstechnik.
All das kann sich aber nicht in einer Suite entfalten, die aus isolierten Musiknummern besteht.
Um als autonome Musik zu wirken, müßte das Material re-komponiert werden (und in den besseren
Filmmusik-Suiten geschieht das auch).
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