Lieber Ralph_hh,
die Auslösung bzw. doppelte Auslösung wird z.B.
hier beschrieben. Ich zitiere daraus:
"
Auslösung – Kurz bevor der Hammer die Saite berührt, muß er von seinem Antriebsmechanismus freigegeben werden, damit er nicht nur gegen die Saite
gedrückt wird, sondern wieder zurückprallen kann: Der Hammer muß »auslösen«.
Um zuverlässige und ausreichende Kraftübertragung zu gewährleisten, erfolgt die Auslösung möglichst spät, nämlich 1–2 mm vor der Saite. Reguliert wird dies durch eine Stellschraube, die der Klavierbauer Auslösepuppe nennt. Sie sorgt dafür, daß der
Stößer, der den Hammer antreibt, den Kontakt zum Hammer verliert und beiseite dreht, so daß er dem Rückprall des Hammers nicht im Weg ist. Dies bedeutet aber auch, daß die Taste erst vollständig in ihre Ruhelage zurückkehren muß, bevor man einen zweiten Ton anschlagen kann, weil der Stößer erst dann wieder unter den Hammer gleitet.
Spielwerk 8
Dies gilt jedoch nur für das Klavier, denn für den Flügel erfand Sebastian Erard 1821 einen Mechanismus, der den Anschlag aus fast jeder Tastenstellung heraus ermöglicht, die doppelte Auslösung:
Ein Hebel, der sog. Repetierschenkel, der ebenfalls auslösen muß, hebt den Hammer durch Federkraft bereits wieder in seine Ruhestellung, wenn man die Taste nur wenige Millimeter wieder hochkommen läßt, so daß der Stößer sofort wieder untergleiten kann und zu neuem Anschlag bereit ist. Man erreicht dadurch eine deutlich bessere Tonrepetition nicht nur bei schnellem Spiel, sondern auch bei langsamerem ein flüssigeres Ablösen der Töne und spricht deswegen auch von der Repetitionsmechanik. Für die Auslösung des Repetierschenkels sorgt die sog.
Abnickschraube, durch die der Zeitpunkt der Schenkelauslösung reguliert werden kann.
Spielwerk 14"
Wenn du an einem akustischen Instrument sitzt und eine Taste langsam hinunterdrückst, wirst du einen Widerstand, einen Druckpunkt spüren. In dem Moment, in dem du diesen Druckpunkt spürst, wird der Hammer "ausgelöst", also gegen die Saite(n) geschleudert.
Den Auslösepunkt zu spüren bzw. mit ihm beim Klavierspielen fein umzugehen, ist wichtig für die Qualität des eigenen Spiels. Man muss keineswegs (wie z.B. beim Clavichord) die Taste bis nach ganz unten bewegen, um einen Ton zu erzeugen, sondern nur bis zur Auslösung.
Außerdem den Auftrieb der Taste sensibel zu empfinden, erweitert die klanglichen Möglichkeiten beträchtlich. Bei sehr leisen Tremoli beispielsweise spielt man sehr tief in den Tasten (Tastengrund bis hoch zur Auslösung und um sie herum), so dass die Hämmer sehr nahe den Saiten sind (sehr leises Spiel ist möglich). Bei manchen schnellen leisen Passagen spielt man beispielsweise von der Normalstellung der Taste bis nur zur Auslösung. Die Taste fungiert als eine Art Matratze oder Trampolin, in das/die man unterschiedlich tief einsinken kann und deren ganze Bandbreite man nutzt, was eine ebensolche klangliche Bandbreite zur Folge hat.
Und hier beim Prelude spielt man wie bei den eben erwähnten Tremoli um die Auslösung herum, um einen möglichst dichten Klang zu erzeugen. Man bringt also die Hämmer durch den ersten Akkord sehr nahe an die Saiten und lässt mit feinem Spiel um die Auslösung die Hämmer möglichst nahe dort. Würdest du die Taste jedes Mal wieder ganz hoch kommen lassen, würden auch die Hämmer weit weg von den Tasten in ihre Ausgangsstellung fallen und die Dichte und das pp des Klangteppichs wären dahin.
Ich meine, dass gehobene Digitalpianos auch diesen Druckpunkt haben. Inwieweit das feine Spiel um eine simulierte Auslösung möglich ist, weiß ich leider nicht.
Liebe Grüße
chiarna